des wurde durch die Maß- und Gewichtsordnung vom das metrische Gewicht zu dessen allgemeinem, und nach Errichtung
des Deutschen Reichs zum allgemeinen deutschen Gewicht (seit 1872), der Cementierbüchsen von 100 Pfd.
(50 kg) zum deutschen Cementierbüchsen. Infolge der durch Gesetz vom bewirkten Abänderung der
Maß- und Gewichtsordnung haben Cementierbüchsen und Pfund aufgehört, im Deutschen Reiche gesetzliche Größen zu sein. Der schweizerische
und dänische Cementierbüchsen stimmen mit dem deutschen Cementierbüchsen überein.
Der polnische Cementierbüchsen war = 40,55 kg. In Österreich-Ungarn ist das metrische Gewicht seit für die gesamte Monarchie
eingeführt (100 kg heißen dort ein metrischer Cementierbüchsen oder Metercentner). In der Schweiz hat dasselbe seit 1877 ausschließlich
gesetzliche Geltung. Auch in Schweden und Norwegen trat 1883, bez. 1882, das metrische Gewicht in ausschließliche Geltung.
In Finland darf seit kein anderes Gewicht mehr angewendet werden. Früher war in Schweden und
Finland der Cementierbüchsen von 100 Pfd. (Skålpund, Schalpfund) = 42½ kg oder 85 deutschen Pfund, in Norwegen der Cementierbüchsen von 100 Pfd. = 49,8
kg oder 99,6 deutschen Pfund (also fast dem deutschen Cementierbüchsen gleich). (S. Cantaro und Centinaio.)
(lat.), eigentlich ein aus verschiedenartigen Stücken zusammengeflicktes Zeug, dann Bezeichnung für solche
Gedichte, die aus einzelnen Versen anderer Dichtungen zusammengestellt waren. Diese Spielerei fand nach dem Verfall der echten
Poesie bei den Griechen Eingang, wie die von Teucher (Lpz. 1793) herausgegebenen «Homerocentones»,
d. h. aus Homerischen Versen zusammengestoppelten Gedichte beweisen. Noch mehr nahm sie überHand
in der spätern röm. Zeit, wo vorzugsweise Virgil für diesen Zweck gemißbraucht wurde, wie dies in dem berüchtigten «Cento
nuptialis» des Ausonius, besonders aber in dem Cento Virgilianus" der Proba Faltonia der Fall ist, der
am Schluß des 4. Jahrh. verfertigt wurde und die biblische Geschichte zum Gegenstande hat. Letzterer wurde herausgegeben von
Meibom (Helmst. 1597) und Kromayer (Halle 1719). Auch aus dem Mittelalter und der neuern Zeit sind zahlreiche Centonen vorhanden.
So setzte ein Mönch in Tegernsee, Namens Metellus, im 12. Jahrh. aus Virgil und Horaz geistliche Lieder
zusammen, und auch später blieb Virgil die Hauptfundgrube für die Verfasser von Centonen. Eine Sammlung von Centonen nach
Versen von Petrarca enthält das Werk des Hier. Maripetro: «Il Petrarca spirituale»
(Vened. 1536). -
Vgl. Borgen, De centonibus homericis et virgilianis (Kopenh. 1828);
Hasenbalg, De centonibus
virgilianis (Putbus 1846).
(spr. tschento), Hauptstadt des Kreises Cento (37986 E.) in der ital.
Provinz Ferrara, in fruchtbarer Umgebung, am linken Ufer des Reno, hat Post und Telegraph, (1881) 4975, als Gemeinde 16982 E.,
sehr lebhaften Handel mit Hanf, einen ehemaligen Palast des Grafen Chiavelli-Pannini und in den Kirchen Gemälde
des 1590 hier geborenen Barbieri, genannt Guercino, dessen Marmorstatue den Hauptplatz schmückt. Im SO. von Cento rechts des
Reno liegt Pieve di Cento mit 3026, als Gemeinde 4837 E. und der Wallfahrtskirche Sta.
Maria Assunta mit einer Himmelfahrt Mariä von Guido Reni. Der
Centokanal beginnt 18 km im NW. von Bologna,
wird bei San Giovanni fahrbar, durchfließt Cento und begleitet den Reno, um sich bei Ferrara mit dem Po di Volano zu vereinigen;
er hat eine Länge von 55,5 km.
novelleantiche (spr. tschen- antihke), auch Il Novellino betitelt,
ital. Novellensammlung, die gegen Ende des 13. Jahrh. entstanden
zu sein scheint, enthält 100 Geschichten sehr verschiedener Art, Rittersagen, klassische und biblische Erzählungen, solche
von Persönlichkeiten der nahen Vergangenheit, Schwänke und Possen, die die Sitten der Zeit malen. Meist sind es ganz kurze
Darstellungen in wenigen, trocknen Zügen. Doch ist das kleine Buch wichtig als Anfang der ital. Novellenlitteratur
und galt als Muster des Stils. Ausgabe von Gualteruzzi: «Le Cento novelle antiche» (Bologna 1525; abgedruckt Mail. 1825 und Flor. 1867). Die
zahlreichen andern Ausgaben bieten alle einen veränderten Text. -
Vgl. D’Ancona, Del Novellino e delle sue fonti (in seinen
«Studii di critica e storia letteraria», Bologna 1880);
Biagi, Le Cento novelle antiche dei codici panciatichiano-palatino 138 e
laurenziano-goddiano (Flor. 1880).
Centro- oder Mittelamerika (hierzu eine Karte: Centralamerika, die Staaten Guatemala, Honduras, Salvador,
Nicaragua, Costa-Rica), ist der Teil des amerik. Festlandes, der zwischen 7 und 18° nördl. Br. oder, mit
Einschluß der Halbinsel Yucatan, zwischen 7 und 21° 35' nördl. Br. und 77-94° westl. L. von Greenwich in Form einer großen, 2250 km
südöstlich ausgestreckten Landenge zwischen Nord- und Südamerika eine ebenso wichtige und selbständig charakterisierte
kontinentale Brücke bildet, wie im östlichern Halbkreise die Antillen eine insulare. Centralamerika scheidet den
Großen und den Atlantischen Ocean voneinander, nur durch verhältnismäßig schmale Isthmen mit den Nachbarfestlanden
verknüpft, im SO. durch den bis auf 45 km verengten Isthmus von Panama mit Südamerika, im NW. durch den 200-220 km breiten
Isthmus von Tehuantepec mit Nordamerika. Im polit. Sinne versteht man unter Centralamerika nur den Teil dieses Länderraums,
der zwischen Mexiko im N. und NW. und dem zu Columbia gehörigen Staat Panama im SO. liegt und das Gebiet des ehemaligen span.
Generalkapitanats Guatemala oder die jetzigen fünf Republiken umfaßt, nämlich Guatemala, Honduras, Salvador, Nicaragua
und Costa-Rica, mit Einschluß von Britisch-Honduras und der Mosquitoreservation, das ist insgesamt ein
Gebiet von 465485, mit Panama von 547308 qkm.
Küsten. Die horizontale Gliederung C.s ist keine günstige. Auf der atlantischen Seite bildet die Halbinsel Yucatan ein weit
vorspringendes und mit dem Kap Catoche auf 190 km der Insel Cuba genähertes Glied, und die Mosquitoküste tritt mit dem
Kap Gracias á Dios als eine größere Ausbiegung hervor, dadurch entstehen der Campeche-, Honduras- und Mosquitogolf; gleichwohl
ist aber dies Gestade im allgemeinen sehr einförmig. Gute Häfen bilden nur die Laguna de Terminos in der Südostecke des
Campechegolfs, die Bai von Amatique im Golf von Honduras, die kleine Bucht von Greytown oder San Juan del
Norte an der Mündung des San Juan, Puerto Limon in Costa-Rica und der Chiriquigolf in Panama. Die felsige Südseeküste ist mannig-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
facher gegliedert. Die Küste von Guatemala besitzt zwar keine für Seeverkehr geeignete Bucht, weiter östlich aber umschließen
die Golfe von Fonseca, Papagayo, Nicoya, Dulce, David und Panama eine große Anzahl brauchbarer Häfen und Ankerplätze.
Oberflächengestaltung. Centralamerika besitzt ein eigenes Gebirgssystem, welches von dem Nordamerikas sowie den
Cordilleren Südamerikas namentlich in der Streichrichtung abweicht und auf die Antillen hinweist, sodaß
Centralamerika und die Antillen zusammen als ein geschlossenes Ganzes dem nördl. und dem südl.
Kontinent entgegengestellt werden können. Auch die Zusammensetzung der Gebirge deutet darauf hin. Krystallinischer Schiefer
und Massengesteine bilden die Hauptketten, und an diese schließt sich gegen den Atlantischen Ocean ein
Kreidegebiet, gegen den Pacific ein Kranz von thätigen und erloschenen Vulkanen an. Auch ist das Streichen der Schichten kein
nordwestliches, sondern östliches bis ostnordöstliches.
Die Richtung der Gebirgszüge folgt diesem Verhalten. Eine altkrystallinische Hauptkette zieht aus Guatemala nach Honduras
hinüber, durch das Längsthal des Rio Motagua in zwei Teile geteilt. Ausläufer dieses Gebirges durchziehen
den ganzen Norden von Nicaragua und brechen an der Mosquitoküste ab. Die Höhe dieser wenig bekannten Gebirge (in Guatemala
Sierra de las Minas, in Honduras Sierra de Sulaco genannt) ist nicht genau bestimmt. Die höchsten Gipfel scheinen 2500 m nicht
zu übersteigen.
Die mittlere Breite des Gebirgslandes ist 120 km, erreicht in Guatemala im höchsten Falle 380 km; die
Länge der Ketten beträgt etwa 1000 km. Eine lange Bruchspalte trennt das Gebirgsland von der pacifischen
Küste. Südlich dieser Spalte liegt die lange Reihe der Vulkane, von dem Vulkan von Sta. Maria an der Grenze
von Guatemala gegen Mexiko bis nach dem Volcan de Chiriqui nahe der gleichnamigen Lagune an der Grenze von Costa-Rica und Columbia.
Man zählt 30 Vulkane, darunter 16-18 thätige; alle diese Vulkane stehen auf gegen den Pacific vorgeschobenen Spalten und erreichen
die größten Höhen in ganz Centralamerika. Der Vulkan Agua bei der Stadt Guatemala ist 4120 m hoch, der Vulkan Fuego 4260 m;
letzterer ist noch thätig, ebenso der Cerro Quemado 3109 m, der Atitlan 3573 m, der Pacaya 2550 m, und der merkwürdige Izalco.
Dann folgt die Gruppe von Salvador, noch 1880 durch den im Ilopangosee entstandenen Feuerberg bereichert. Als
Wächter des Eingangs der Fonsecabai erheben sich der Conchagua und der Coseguina (s. d.).
Im Hintergrunde der Bucht trägt auch die Insel Tigre einen erloschenen Vulkan. Jenseit der Fonsecabai folgt nun die lange Reihe
der Vulkane von Nicaragua, welche zum Teil auf der Küstenebene selbst stehen, wie der Vulkan Viejo, der 1867 entstandene
bei Leon und andere; weiter im Innern stehen in der Spalte des Nicaraguasees der Momotombo, Nindiri, Masaya, Mombacho, im See
selbst der Zapatera.
Costa-Rica wird von Vulkanen durchzogen, welche teils das aus Granit und Syenit bestehende Hochland von San José durchsetzen,
teils am Fuße desselben hinziehen, wie der Orosi, Rincon de la Vieja, Tenorio, Poas, der Irazu (3414
m) und der Turrialba (3358 m). Nicht mehr jungvulkanisch ist der Porphyrkegel Pico Blanco (2914 m), wohl aber der Rovalo und
der Chiriqui in Panama. Bemerkenswert ist die lange Spalte, welche von dem Puerto Limon in Costa-Rica bis nach Salvador
Centralamerika
durchzieht und in welcher der Rio San Juan, die Seen von Nicaragua und Managua, das Tiefland in der nordwestl.
Fortsetzung desselben und die Bucht von Fonseca liegen. Diese von NW. nach SO. streichende Spalte wird durch die Unternehmung
des Nicaraguakanals (s. d.) von größter Bedeutung für die Menschheit werden.
Das Gebirgsland von Centralamerika fällt stufen- oder terrassenförmig gegen SW. zum Pacific hinab, im Innern zeigen
sich häufig Doppelketten mit Querjochen, welche den Verkehr erschweren. Nur wenige Flußthäler schließen das Land in der
Richtung von Ocean zu Ocean auf, so der südlich von Comayagua in Honduras entspringende Rio Ulua, aus dessen
Quellgebiet ein 853 m hoher Paß nach der Fonsecabai führt. Im allgemeinen aber folgen die Flüsse der Streichrichtung der
Ketten und entspringen nahe dem Pacific, sodaß sie im O.- bis ONO.-Laufe Centralamerika durchziehen, wie der Rio Motagua in Guatemala,
der Patuca in Honduras, der Coco, Rio Grande und Bluefields in Nicaragua, endlich noch der Rio San Juan.
In den Pacific münden nur Küstenflüsse von geringer Bedeutung. Das nordwestl. Guatemala wird nach dem Golf von Campeche entwässert
durch den Rio Usumacinta, der in den centralen Teilen Guatemalas in mehrern Armen entspringt. Die lagunenreichen Teile im N.
entsenden den San Pedro von der Peten-Lagune zum Usumacinta, und den Rio Dulce, der die Laguna Dulce durchfließt,
zum Golf von Amatique.
Klima. Die klimatischen Verhältnisse C.s werden durch die tropische und dabei oceanische Lage des Landes bedingt. Der Gesundheitszustand
zufolge der gebirgigen Beschaffenheit ist im allgemeinen ein günstiger, jedoch tritt an der Ostküste gelegentlich
das Gelbe Fieber auf, auch herrschen daselbst Wechselfieber. Das Land ist an der westl. Küste reichlicher bevölkert als an der
östlichen, hat aber bei zwei Regenperioden eine längere Trockenperiode (von Januar bis April).
Die eine Regenzeit beginnt in Costa-Rica im April, in Nicaragua im Mai und in Guatemala im Juni. Die Hauptregen
fallen im September und Oktober; während der zweiten Hälfte des Juni, im Juli und in der ersten Hälfte des August herrscht
die Veranada de San Juan, die kleine Trockenperiode. Die häufigen, auch als dritte Regenperiode bezeichnete, im Dezember und
Januar mit Unterbrechungen besonders an der atlantischen Küste auftretenden Regengüsse bedingen hier
ein feuchtes und mehr kühles Klima.
Pflanzenwelt. In Bezug auf vertikale Verteilung der Vegetation unterscheidet man in Centralamerika die drei Regionen der Tierra caliente,
templada und fria, des heißen, gemäßigten und kühlen Landstrichs. In der Tierra caliente, zu welcher die niedrigen Küstenstriche
und die höchstens bis zu 800 m erhobenen Landstriche des Innern, insbesondere ganz Salvador und das
Becken des Nicaraguasees gehören, entwickelt sich die Tropenwelt in üppiger Fülle und Pracht. Der Tierra templada, der Region
zwischen 800 und 1600 m Höhe, gehören der größte Teil der ebenen Tafelländer (Mesas) von Guatemala, Honduras, dem Norden
Nicaraguas und von Costa-Rica an, welche zusammen fast die Hälfte von ganz Centralamerika ausmachen. Hier herrscht
ein gesundes Klima von ewiger Frühlingsmilde, in welchem neben den mehr nordischen Kulturgewächsen (Mais, der Hauptnahrungspflanze)
in günstigen Lagen auch die Früchte der Tropen noch gedeihen.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
Die ausgedehntere Kultur der europ. Cerealien wird jedoch erst an der obern Grenze dieser
Region betrieben und zwar vorzugsweise in den Tierras frias oder den über 2000 m gelegenen Strichen, zu denen aber nur ein
Teil von Guatemala sowie kleinere Gebiete in Honduras und Costa-Rica gerechnet werden können. Die kühlste
Temperatur haben die Hochebenen (Los Altos) im nördl. Guatemala, wo zuweilen Schnee fällt. Die Vegetation in den feuchtern
atlantischen Küstenebenen ist ungleich großartiger als an der trocknern Südseeseite.
An der pacifischen Seite herrschen Savannen mit Waldstreifen, an der atlantischen gewaltige Wälder vor. Die kostbarsten Schmuck-,
Nutz- und Farbehölzer, der Mahagonibaum und verschiedene Cedrelen, der Brasilholzbaum und die Sassaparille
gedeihen im O. reicher und schöner als im W. Für den Handel sind wichtig Indigo, Vanille, Kakao, Kaffee, Baumwolle, Cochenille,
Zucker, Tabak, Droguen und Arzneigewächse; Kokospalmen, Bananen, Orangen und viele andere Gewächse liefern Früchte in Fülle;
Mais, Bergreis, Weizen, Bohnen, Linsen spenden volle Ernten, Manihot, Kartoffel, Batate, Goldapfel und Ananas
sind wichtige Nahrungspflanzen.
Tierwelt. Die Fauna C.s ist im Verhältnis zur Größe des Gebietes die reichste der Erde und enthält neben eigenen nur hier
vorkommenden Formen einige nord- und viele tropisch südamerikanische. Von Säugetieren ist nur eine eigentümliche Gattung
Tapir (Elasmognathus) hervorzuheben, sonst finden sich von südamerik. Gattungen, welche hier ihre
Nordgrenze erreichen: 5 Gattungen von Affen, Nasenbär, Peccaris, Aguti, Paca, Faultiere, Ameisenfresser und Gürteltiere.
Nördliche, nicht weiter nach S. vordringende Formen sind: Füchse, Spitzmäuse und fliegende Eichhörnchen. An Vögeln ist
dieses Gebiet besonders reich und sie sind durch 37 Gattungen vertreten, von denen allein 14 zu den Kolibris
gehören. Neben so echt tropischen Tieren, wie es die Surukus oder Trogons und die Hokkohühner sind, trifft man Seidenschwänze,
Meisen, Baumläufer und Truthühner. Reptilien, sind, abgesehen von weiter verbreiteten Gattungen, durch 9 eigene Gattungen
von Schlangen und 13 von Eidechsen vertreten. Weniger zahlreich sind Amphibien; Süßwasserfische sind
ausgezeichnet entwickelt und setzen sich aus 20 tropisch-südamerik., 4 nordamerik., 3 westind. und 11 eigenen Gattungen
zusammen. Groß ist der Reichtum der Insekten.
Mineralreich. Die Produkte des Mineralreichs sind mannigfaltig und kostbar, ihre Ausbeutung jedoch bis jetzt noch sehr vernachlässigt.
Gold findet sich sehr verbreitet, am meisten in Honduras und Nicaragua, Silber am reichlichsten in Honduras.
Steinkohlen finden sich in verschiedenen Teilen des Landes, besonders im Thal des Rio Lempa in Salvador, werden aber noch nirgends
ausgebeutet.
Landwirtschaft. Der Ackerbau steht auf einer sehr niedrigen Stufe. Der Indianer baut besonders Bohnen, Mais und Bananen mit leichter
Mühe; Kreolen und Europäer erzeugen nicht bloß den Landes-, sondern auch den Handelsbedarf. Die Viehzucht bildet in einzelnen
Teilen, wie in Honduras und Nicaragua, noch die Hauptbeschäftigung.
Bevölkerung. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 3010000, d. i. 6 auf 1 qkm, mit Panama 3231400, und setzt sich etwa zu einem
Drittel aus Ladinos oder Mestizen, aus etwa 5-6 Proz. Weihen, meist span. Kreolen, aus Negern, Mulatten,
Zambos (etwa 300000) und
uncivilisierten Indianern zusammen. Letztere sind, bis auf 20000 Kariben an der Nordküste von Honduras,
Nachkommen der von den span. Eroberern vorgefundenen Bevölkerung. Wie noch gegenwärtig, bestanden die Indianer damals aus
zwei ganz verschiedenen Völkergruppen.
Auf den Hochebenen des Innern und auf der Südseeabdachung fand man volkreiche und hochcivilisierte Gemeinwesen. Auf der
breitern und weniger gesunden atlantischen Seite lebten nur rohe Stämme ohne feste Wohnsitze, ohne religiöse Entwicklung,
ohne Spur socialer und polit. Einrichtungen. Ihre Reste sind die sog. Indios bravos der Ostküste. Die
verbreitetsten Indianersprachen sind das Maya, das Quiche und das Cackchiquel nebst dem Nahuatl, einer Mundart des Aztekischen.
Die großartigen Denkmäler altamerik. Civilisation, die sich bei Peten, Copan, Quirigua, Quezaltenango, Tikal und Dolores finden,
stimmen in ihrem allgemeinen Charakter mit denen von Yucatan und Chiapas völlig überein. Die Weißen sind
die herrschende Rasse, obgleich sich einzelne Mischlinge zu polit. Führern und selbst zur Oberherrschaft aufgeschwungen
haben; auch ist der große Grundbesitz und der Großhandel fast ganz in ihren Händen. Die Indianer sind durchgängig indolent,
im ganzen sanft, ruheliebende Ackerbauer und ländliche Arbeiter, ohne Interesse für polit. Angelegenheiten. Die Ladinos oder
Mestizen dagegen, fast ausschließlich Handwerker und Gewerbtreibende, zeigen sich auf ihre polit. Rechte sehr eifersüchtig
und nehmen an den polit. Angelegenheiten und der Verwaltung des Landes mindestens ebensoviel Anteil wie die Weißen. Die Zambos
sind weniger civilisiert, besitzen dagegen mehr Energie.
Industrie, Handel und Verkehrswesen. Die Grundlage der wirtschaftlichen Verhältnisse der Staaten C.s bildet
die Landwirtschaft; die Industrie beschränkt sich auf Zuckersiederei, Brennerei (aus Zucker), Chichabereitung und Cigarrenindustrie;
fabrikmäßiger Betrieb fehlt fast gänzlich. Dem Handelsverkehr sind in Centralamerika die Naturverhältnisse nicht
günstig. Es fehlt an großen Strömen, und der Anlage von Kunststraßen setzt die Oberflächengestaltung große Schwierigkeiten
entgegen. Da die eigentliche Kulturregion der Südsee näher liegt und hier die bessern Häfen sich finden,
war Centralamerika vorwiegend auf den Verkehr mit dem Großen Ocean und den Ostküsten Asiens hingewiesen.
Seit Eröffnung der Panamabahn und der regelmäßigen Dampfschiffahrt zwischen Panama und den Südseehäfen, zwischen Colon
und Europa ist eine bemerkenswerte Umwandlung eingetreten, sodaß die Hauptprodukte, Kaffee und Indigo,
unmittelbar über den Isthmus nach Europa gehen und auf demselben Wege auch die meisten europ.
Waren bezogen werden. In den ersten 25 Jahren nach den Unabhängigkeitskämpfen war die Einfuhr nach Centralamerika ein fast
ausschließliches und sehr gewinnreiches Monopol Englands; in neuerer Zeit sind jedoch Nordamerikaner,
Deutsche, Franzosen und Italiener mächtige Rivalen geworden. Aus Deutschland werden feine Tuche, Kasimire und Leinwand fast
ausschließlich, Waffen, Messer-, Zünd- und Spielwaren großenteils, aber gewöhnlich unter fremden Etiketten eingeführt.
Die Bedeutung C.s für den Welthandel beruht auf seiner Lage als Durchfuhrgebiet zwischen zwei Oceanen. Von den zahlreich projektierten
interoceanischen Kanalverbindungen ist überhaupt nur der Nicaraguakanal (s. d.)
und seit 1884 der Pa-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
namakanal (s. d.) in Angriff genommen worden, jedoch ohne Aussicht auf Vollendung. Von den bestehenden wenig umfangreichen
Eisenbahnen stellt die Panamabahn, jetzt Eigentum der Panamagesellschaft, von Panama nach Aspinwall (76 km) führend, eine
Verbindung zwischen beiden Meeren her. Der Plan des amerik. Ingenieurs Eads, eine Schiffseisenbahn über die Landenge von Tehuantepec
zu bauen, auf der die auf geeignet gebaute Wagen zu ladenden Schiffe mit voller Ausrüstung und Ladung von einem Meere zum
andern übergeführt werden sollen, ist nach dem Tode desselben nicht ernstlich weiter verfolgt worden. (S. Schiffseisenbahnen.)
In Costa-Rica, Guatemala, Salvador, Nicaragua und Honduras waren (Ende 1889) 858 km Eisenbahnen im Betriebe.
Näheres s. unter den einzelnen Staaten und Columbia.
Entdeckungsgeschichte. Über die Geschichte der Erforschung C.s von der Zeit des Columbus bis Anfang des 19. Jahrh. s. Amerika.
Von Reisen der neuern Zeit sind bemerkenswert die von Mor. Wagner und Scherzer (1854), Frantzius (1860), Marr (1863),
Seebach (1864-65), Centralamerika H. Berendt (1865-67), Schufeldt und Selfredge (1871),
E. Rockstroh (1878). Hauptsächlich zu archäol. Zwecken bereiste der Engländer Maudslay Guatemala,
zuerst 1882, dann 1883 und 1884. Dasselbe Land bereiste mehrfach der Arzt Stoll, der besonders die ethnogr. Verhältnisse erforschte.
Die Expedition des Ingenieurs Menocal (1885) brachte viel Neues über die Gebiete längs des geplanten
Nicaraguakanals. In Costa-Rica waren namentlich der dortige Bischof, Dr. Thiel (1881-84), sowie der Zoologe Bovallius (1882)
thätig. W. Miller bereiste (1888) Yucatan und Britisch-Honduras. Hier war (1888) das Coxcombgebirge das Ziel einer Forschungsreise
des Gouverneurs Goldsworthy.
Geschichte. Nach der Eroberung Mexikos sandte Cortez den Pedro Alvarado mit 400 Spaniern und 4000 Mann
mexik. Hilfstruppen zur Besitznahme C.s aus. Letzterer bewerkstelligte diese 1524-35, gründete Guatemala-Vieja und wurde
erster Generalkapitän des neugebildeten Generalkapitanats Guatemala (s. d.).
Drei Jahrhunderte lang blieb dieses dem Mutterlande treu, obwohl es in der drückendsten Abhängigkeit gehalten wurde. Doch 1808 zeigte
sich auch Centralamerika von der freiheitlichen Bewegung ergriffen, die die übrigen amerik.
Kolonien Spaniens in Bewegung setzte (s. Südamerika); aber bei der Uneinigkeit der Stimmführer wurde die Insurrektion nach schwachem
Kampfe unterdrückt. Doch das Feuer glimmte im Innern fort und brach immer von neuem aus. Die Unabhängigkeit C.s wurde proklamiert
und auf den ein Kongreß berufen. Jedoch noch vor dessen Zusammentritt faßte man den Beschluß, sich der mexik.
Monarchie Iturbides (s. d.) anzuschließen. Der Widerspruch von Salvador und einigen Teilen von Honduras und Nicaragua führte
indes einen Bürgerkrieg herbei, in dem Guatemala unterlag, bis der mexik. General Filisola im Juni 1822 diesem
zu Hilfe kam und durch eine Konvention vom 10. Sept. die Vereinigung mit Mexiko herbeiführte.
Der im März 1823 erfolgende Sturz Iturbides änderte das Geschick C.s aufs neue, indem Filisola selbst die Unmöglichkeit einer
Union mit Mexiko einsah und einen Kongreß zur selbständigen Konstituierung C.s berief, der ein
Dekret veröffentlichte, das die fünf Staaten Guatemala, Salvador,
Honduras, Nicaragua und Costa-Rica als eine Republik der
Vereinigten Staaten C.s proklamierte. Von 1823 bis 1825 führten provisorische Gouverneure die Regierung.
Der erste Präsident war Manuel José Arce (1825-28). Bald stießen die zwei Hauptelemente der Bevölkerung
hart zusammen: das aristokratische, geführt von den reichern Familien, unterstützt vom Klerus und den Altspaniern, mit
dem Hauptsitze zu Guatemala und dem Präsidenten Arce an der Spitze, und das demokratische Element, mit dem Hauptsitze zu Salvador,
unter Leitung des Generals Morazan. Zwischen beiden Staaten kam es zu einem Kriege, in dem Guatemala im
April 1829 unterlag.
Francisco Morazan wurde zum provisorischen Präsidenten der Bundesrepublik erwählt und suchte durch freiheitliche Gesetze
und Beförderung des Handels die unglücklichen Verhältnisse zu bessern; es gelang ihm jedoch nicht, die innern Zerwürfnisse
zu beschwichtigen, die mehr und mehr in einen Krieg der Stämme und Rassen ausarteten. Zur höchsten Steigerung
der Verwirrung trug 1838 das Auftreten Carreras bei, eines Halbblut-Indianers, der an der Spitze von Ladinos und Indianerhorden
bald Guatemala, bald Salvador mit Krieg überzog.
Die Union löste sich 1839 förmlich auf, und die fünf Staaten erklärten sich für selbständig. Der bedeutendste Vertreter
der Unionsbestrebungen, der General Morazan, suchte indes seit 1842 von Costa-Rica aus sein System des Centralismus
mit bewaffneter Hand durchzusetzen. Er wurde jedoch durch eine Volkserhebung gestürzt, gefangen genommen und in San José erschossen.
Zwar kam es zu einem neuen Unionsvertrag zwischen den vier Staaten Guatemala, Honduras, Nicaragua
und Salvador, allein infolge abermaliger Unruhen, welche Anfang Febr. 1845 in Guatemala und Salvador ausbrachen, wurde das
lockere Band wieder gelöst.
Auf Anregung des Staates Honduras suchte man später einen Kongreß aller fünf Staaten zusammenzubringen, um über die Wiedervereinigung
zu verhandeln. Er sollte sich versammeln, wurde aber von Guatemala und Costa-Rica nicht beschickt,
und es kam daher nur eine Art Föderation zwischen Honduras, Salvador und Nicaragua zu stande, welche Guatemala mit Waffengewalt
zum Beitritt zwingen wollte. Aber dieser Versuch endigte schmählich durch die Niederlage, die Carrera, der 1844 zum Präsidenten
von Guatemala gewählt war, dem Heere der Verbündeten bei Arada beibrachte.
Ein neuer vergeblicher Föderationsversuch wurde in Salvador gemacht, und 1885 strebte der Präsident von Guatemala,
General Barrios, eine gewaltsame Union der fünf centralamerik. Republiken an. Seinem Unionsdekret vom 9. März stellten Costa-Rica,
Nicaragua und Salvador ihrerseits 28. März einen Bündnisvertrag entgegen, um alle Angriffe auf ihre Selbständigkeit
mit den Waffen zurückzuweisen. Bei Chelchuapa kam es 2. April zu einem Zusammenstoß, wobei Barrios besiegt und getötet wurde,
worauf 16. April der Friede zwischen den mittelamerik. Staaten wiederhergestellt wurde. Endlich kam ein auf 10 Jahre
geschlossener Föderativvertrag der fünf Staaten zu stande, der im Laufe des J. 1890 näher ausgearbeitet
wurde, doch gab die Revolution in Salvador, durch die Juni 1890 der Präsident Menendez gestürzt wurde, Costa-Rica Veranlassung,
sich
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
von der Union loszusagen, wodurch das Einigungswerk abermals zu nichte wurde.
Litteratur. Außer den Reisewerken von Squier (s. d.) und den histor.
Arbeiten von Brasseur de Bourbourg vgl. die Reiseberichte
von Stephens, Incidents of travel. Central America. (2 Bde., Lond. 1842 u. ö.);
Dunlop, Travels in Central America. (ebd. 1847);
Baily, Description of Central America (ebd. 1850; deutsch
von Grimm, Berl. 1851);