Veränderung, welcbe
sie der tierischen
Haut
[* 2] ähnlich macht
(vegetabilisches Pergament). Bei der Einwirkung kalter konzentrierter
Salpetersäure oder eines Gemenges von Salpetersäure und Schwefelsäure
[* 3] entstehen Salpetersäureester, sog.
Nitrocellulosen, die je nach der Einwirkungsart stärker oder schwächer nitriert sind. Die schwächer nitrierten
Nitrocellulosen,
z. B. Tetranitrat, C12H14O6(ONO2)4, lösen sich in einem Gemisch von
Äther mit wenig
Alkohol auf (s. Kollodium), die stärker nitrierte
Hexanitrocellulose, C12H14O4(ONO2)6, ist
unlöslich und wird Schießbaumwolle (s. d.) genannt.
Bei der
Destillation
[* 4] unter Luftabschluß zersetzt sich die Cellulose unter Hinterlassung von
Kohle und Verflüchtigung von
Methylalkohol
(Holzgeist),
Ameisensäure,
Essigsäure (Holzessig),
Kohlenwasserstoffen,
Kreosot u. s. w., welch letztere
Bestandteile des
Holzteers
sind. (Vgl. Holzstoff.)
[* 5]
Technische Verwendung findet die Cellulose in den verschiedensten Formen; die Gespinstfasern,
[* 6] Baumwolle,
[* 7]
Lein, Hanf sind fast reine Cellulose, ebenso das daraus bereitete Papier. Die aus Holz
[* 8] dargestellte Cellulose ist
seit etwa 1865 ein wichtiges Rohmaterial für die Fabrikation besserer Papiere geworden, nachdem das auf mechan.
Wege zerteilte
Holz, der Holzschliff, sich
nur für grobe Papierarten tauglich erwiesen hat.
Zur
Darstellung der Holzcellulose sind vielfache Vorschriften gegeben worden, von denen sich besonders zwei als praktisch
nutzbar erwiesen haben, das Natronverfahren und das
Sulfitverfahren. Bei dem Natronverfahren wird das zu kleinen
Stücken zerschlagene
Holz, vorzugsweise Nadelholz, mit
Ätznatronlauge in geschlossenen eisernen
Kesseln erhitzt, bis eine Dampfspannung
von 6 bis 10
Atmosphären erreicht ist. Dabei wird alles im Holz enthaltene Harz und die inkrustierende
Substanz gelöst, während
die Cellulose nicht oder nur wenig angegriffen wird.
Zweckmäßig verbindet man dabei eine Anzahl von Kochapparaten so untereinander, daß die gebrauchte Lauge mit frischem Holz,
dagegen die schon nahezu fertige Cellulose mit frischer Lauge zusammengebracht werden kann. Die mir den löslichen
Stoffen beladene Lauge wird endlich eingedampft und der
Rückstand im Flammofen geglüht, um das Natron wiederzugewinnen. Das
Holz braucht, nachdem es durch Waschen von der aufgesogenen Lauge befreit ist, nur noch im Kollergang,
[* 9]Stampfwerk
oder
Holländer gemahlen zu werden, um dann als
Halbzeug an Papierfabriken abgegeben zu werden. Bei dem
Sulfitverfahren
(Mitscherlich)
erfolgt die Zerstörung der Lignite und Harze durch
Kochen in wässriger schwefliger Säure oder in einer Lösung von unterschwefligsaurem
Kalk in einer solchen Säure. Das
Sulfitverfahren hat sich in den meisten Fällen als vorteilhafter erwiesen
als das Natronverfahren, sodaß jetzt meist mit
Sulfitlauge gekocht wird. Das Wiedereindampfen der Kochlauge unterbleibt hier.
- Die Fabrikation von Cellulose hat sich rasch entwickelt und ist anscheinend noch im Zunehmen; 1890 wurde in
Deutschland
[* 10] an chemisch
bereitetem Holzstoff und
Strohstoff, Esparto und anderm
Faserstoff 75 757 Doppelcentner (im Werte von 1 856000
M.) eingeführt, dagegen 381 665 Doppelcentner (im Werte von 10 114000 M.) ausgeführt; 1891 betrug die Ausfuhr 467030
Doppelcentner. -
Vgl.
Schubert, Die Cellulosefabrikation (Berl. 1892).
Dem
Kieselgurdynamit (s. d.)
sehr ähnlich, übertrifft es dieses darin, daß
es auch in gefrorenem Zustande leicht explodiert und daß Nässe ihm weniger leicht schadet.
Das Cellulosedynamit wird hauptsächlich zu
Zündpatronen verwandt, die gefrorenes
Kieselgurdynamit zur Explosion bringen sollen.
Mitunter wird unter Cellulosedynamit Lignose (s. d.)
verstanden.
MiguelJuarez, Präsident der
Argentinischen Republik, geb. zu Cordoba
[* 11] in
Argentinien,
studierte in seiner Heimatsstadt Rechtswissenschaft, wurde Provinzialdeputierter, Minister und Gouverneur von Cordoba und auf 6 Jahre
zum Präsidenten von
Argentinien gewählt. Er überkam von seinem Vorgänger Roca finanzielle Schwierigkeiten, und während
seiner
Verwaltung wurde die
Spekulation in Eisenbahnen und Grundbesitz durch die öffentlichen
Banken und
die
Ausgabe von Pfandbriefen derart gefördert, daß eine revolutionäre
Bewegung in
Buenos-Aires ausbrach, die 5. Aug. seinen
Rücktritt erzwang. (S.
Argentinische Republik.)
[* 12]
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Amarantaceen (s. d.).
Ihre in den Tropengegenden, namentlich in
Ostindien,
[* 13] wachsenden
Arten sind meist Kräuter, selten
Sträucher, mit abwechselnden, ganzen, kahlen
Blättern und
verschieden gruppierten kleinen
Blüten, welche ein glänzendes, trockenhäutiges, meist schön gefärbtes Perigon besitzen,
und deren jede von drei gefärbten, trockenhäutigen Deckblättchen umgeben ist. Zu dieser Gattung gehört die als
Hahnenkamm
bekannte und oft zur Zierde in vielen Spielarten kultivierte
Topfpflanze, die in
China
[* 14] einheimische Celosia cristataL., bei welcher die bald rot, bald anders gefärbten
Blüten durch Fasciation (s. d.) in hahnenkammartige, oft monströse
Gruppen zusammengedrängt sind.
Eine andere, einjährige Art, die in
Ostindien einheimische Celosia argenteaL., mit in
Ähren gestellten silberweißen
Blüten,
wird auch häufig kultiviert. Beide sind ostind. Ursprungs und können auch im freien
Lande als
Sommergewächse
gezogen werden. Man sät sie im April ins Mistbeet und versetzt die erhaltenen
Pflanzen auf vorjährig gedüngten
Boden oder
in Töpfe. Von der in
Abessinien und
Nubien vorkommenden Celosia trigynaL. werden die
Blätter und
Blüten als
Mittel gegen
den Bandwurm
[* 15] benutzt.
Anders, schwed. Astronom, geb. wurde 1730 Professor
der
Astronomie
[* 17] in
Upsala.
[* 18] Da es aber daselbst an einer
Sternwarte
[* 19] und an
Instrumenten fehlte, ging er 1732 auf
Reisen. Er hielt
sich in
Nürnberg
[* 20] bei Doppelmayerauf und schrieb dort 1733 die «Observationes de lumine boreali» gegen
die Herleitung des Nordlichts von dem Zodiakallicht.
[* 21] Hierauf besuchte er
Italien,
[* 22] wo er in
Rom
[* 23] die von Bianchini und Maraldi
gezogene Mittagslinie in der Kartäuserkirche verbesserte.
Hier beschäftigte er sich auch mit der Messung der Intensität des Lichts und bestimmte die wahre
Größe
des altröm. Fußes.
Als er 1734 nach
Paris
[* 24] kam, war
Bouguer im
Begriff, behufs einer
Gradmessung
[* 25] in der Nähe des
Äquators nach
Peru
[* 26] abzureisen. Celsius schlug eine zweite ähnliche
Gradmessung im hohen Norden
[* 27] vor, die bald darauf Maupertuis mit Celsius u. a. in
Lappland ausführte. Nach
Upsala zurückgekehrt, schrieb er über Maupertuis' Meridiangrad die
Schrift«De observationibus pro figura telluris determinande in
Gallia habitis» (1738). Celsius beobachtete zuerst die
Polhöhe nach Horrebows
¶
mehr
Methode und beschäftigte sich mit der Theorie der Jupitersatelliten. Auf seine Veranlassung ward 1740 die Sternwarte in Upsala,
die erste in Schweden,
[* 29] errichtet. Celsius starb daselbst In denDenkschriften der SchwedischenAkademie sind viele seiner
Abhandlungen über Astronomie und Physik enthalten. Unter andern war er für die Einführung des Gregorianischen
Kalenders thätig und lenkte als einer der ersten die Aufmerksamkeit auf die Senkung des Meeresniveau an den nördlichen schwed.
Küsten. Die von ihm (1742) vorgeschlagene und heute für wissenschaftliche Messungen allgemein gebräuchliche Thermometerskala
wird nach ihm die Celsiussche, auch die hundertteilige oder Centesimalskala genannt und mit Celsius bezeichnet.
(S. Thermometer.)
[* 30]
Olof von, schwed. Geschichtschreiber und Dichter, geb. zu
Upsala, war seit 1747 Professor der Geschichte zu Upsala, wurde 1756 in den Adelstand erhoben, 1777 Bischof zu Lund und 1786 Mitglied
der SchwedischenAkademie. Er starb zu Lund. Celsius war ein Polyhistor und besonders ausgezeichnet
in der vaterländischen Geschichte. Er begründete 1742 die erste Litteraturzeitung in Schweden («Tidningar om de Lärdes arbeten»)
und begann eine «Svea rikes kyrkohistoria» (Bd. 1, 1767), die Geschichte
Gustavs I. (2 Bde., Stockh. 1746-53; 3. Aufl.
1792; deutsch, Kopenh. 1753) und Eriks XIV. (Stockh. 1774; deutsch von Möller, Flensb. 1777). Seine Dichtungen
zeigen durchweg Mangel an Phantasie; am meisten sind die lat. Gedichte geschätzt.