72
Register, 2916
Pfeifen), die Chorstühle von dem Palermitaner Niccolano Bagnasco geschnitzt. Das
Kloster wurde 1518 von Nicolosi
hierher verlegt, 1693 durch
Erdbeben
[* 2] zerstört, 1735 wieder erbaut und von adligen Mönchen bewohnt, 1866 aufgehoben. Die
Räume dienen teils als
Kaserne, teils sind sie zu Schul- und Unterrichtszwecken eingerichtet. Einige Säle
enthalten Sammlungen von
Naturalien, Gemälden, Waffen,
[* 3] Altertümern und
Inschriften, die
Bibliothek hat 20000
Bände und 300 Handschriften.
Erwähnenswert sind ferner die
PiazzaSan Filippo, von einer
Halle
[* 4] mit 32 antiken Marmorsäulen umgeben;
das Kastell Ursino,
von
Friedrich Ⅱ. angelegt und 1669 von der Lava umflossen;
die Überreste des auf griech. Fundamenten
erbauten röm.
Theaters, größtenteils unter der Erde und daneben das röm. Odeum (40 m im Durchmesser);
unter der Karmeliterkirche all' Indirizzo bedeutende Überreste eines röm.
Bades;
Ferner hat Catania eine 1444 gestiftete
Universität mit etwa 600 (ehemals über 2000) Studierenden, einer pharmaceutischen Schule, 1755 gegründeten
Bibliothek (70000
Bände) und schöner Konchyliensammlung, eine
Akademie der Wissenschaften und andere Anstalten.
Die Industrie
erstreckt sich auf Fabrikation von Leinen-,
Baum- und Seidenzeugen, Waren aus
Bernstein,
[* 5] Lava, Holz
[* 6] und Marmor,
gebleichtem
Wachs,
Olivenöl und span. Saft aus Süßholz,der
Handel auf Getreide,
[* 7]
Südfrüchte,
Wein, Öl,
Seide,
[* 8] Holz,
Soda, Schnee
[* 9] vom
Ätna
[* 10] und die einheimischen Fabrikate; die Fischerei
[* 11] beschäftigt 2000
Personen. Sehenswert die naturhistor. Sammlungen
der von Gioeni 1823 gestifteten Accademia Gioënia.
Catania ward unter dem
Namen Katana 729
v. Chr. vonNaxos, einer ionisch-chalkidischen
Kolonie auf
Sicilien, aus
gegründet und gehörte schon im Anfange des 5. Jahrh.
v. Chr. zu den blühendsten
Städten der
Insel. Hieron Ⅰ. von
Syrakus
[* 12] verpflanzte 476
v. Chr. die Bewohner von Catania nach Leontini, kolonisierte die Stadt durch 5000 Syrakusaner und ebensoviele
Peloponnesier und nannte sie
Ätna; doch schon 461 kehrten die frühern Einwohner zurück und gaben der
Stadt den alten
Namen wieder.
Von den Athenern genommen (415), von Dionys Ⅰ. verwüstet (401), fiel sie bald einheimischen
Tyrannen in die
Hände; eine
Zeit lang war sie auch in der Gewalt des
Agathokles von
Syrakus. Erst unter der röm. Herrschaft erhob
sie sich wieder zu großem Wohlstande, litt aber 123
v. Chr. so sehr durch einen Lavastrom, daß der Senat von
Rom
[* 13] die Abgabenfreiheit
ihres Gebietes auf 10 Jahre verordnete.
Augustus sandte eine röm.
Kolonie hierher. Im Mittelalter sank sie sehr herab, teils
durch die wiederholten Einfälle erst der Goten, dann der
Vandalen, endlich der Saracenen, die sie bis 1071 besaßen,
mehr noch durch das furchtbare
Erdbeben vom bei dem 15000
Personen umkamen, die große
Eruption des
Ätna von 1669 und
das
Erdbeben vom das nur fünf Häuser der Stadt sieben ließ. –
1)
Provinz im Königreich
Italien,
[* 16] bis 1871 Calabria ulteriore Ⅱ genannt, in der Landschaft
Calabrien, grenzt
im N. an die
Provinz Cosenza, im
S. an die Reggio di Calabria, im O. an das
Ionische und im
W. an das
Tyrrhenische Meer,
hat 5975 (nach Strelbitskij 5174) qkm mit (1881) 433975, nach einer Berechnung 460029
E. und zerfällt in die 4
Kreise
[* 17] Catanzaro, Cotrone, Monteleone di Calabria und Nicastro. Das Land ist gebirgig und
wird von N. nach S. vom
CalabrischenGebirge (s. d.) durchzogen.
Die meist unbedeutenden
Flüsse
[* 18] der
Provinz sind Maida, Angitola und Mesima, die ins Tyrrhenische, und Neto und Corace, die
ins
Ionische Meer fließen. Die Bewohner treiben Viehzucht,
[* 19] weniger
Ackerbau und bauen
Wein,
Seide, Obst,
Feigen und Ölfrüchte.
Der
Bergbau
[* 20] liefert
Braunkohlen,
Eisen,
[* 21] Graphit und Marmor. Die
Provinz wird von einer an der Ostküste entlang
führenden Eisenbahn durchzogen; eine Linie an der Westküste und eine beide
Küsten verbindende zwischen Marina de Catanzaro und
Nicastro ist geplant. – 2) Hauptstadt der
Provinz Catanzaro, in schöner
Lage auf einem
Berge festungsartig erbaut, ist
durch eine Zweigbahn (9 km) nach Catanzaro-Marina mit der Linie
Taranto-Reggio des Mittelmeernetzes verbunden, Sitz des
Präfekten,
eines Appellationshofes, eines
Bischofs, der Kommandos der 22. Division sowie der Infanteriebrigade
Cuneo, und hat (1881) 22206,
als Gemeinde 28594, nach einer Berechnung 33500 E., in Garnison zwei
Bataillone des 7. Infanterieregiments,
Ruinen eines von Robert
Guiscard erbauten Schlosses, 10
Kirchen, darunter eine
Kathedrale mit venet.
Bild (16. Jahrh.), ein Lyceum,
altadliges Kollegium Provinzialmuseum mit Bildern, einigen Münzen,
[* 22]
Vasen
[* 23] und Altertümern, sowie
Seiden- und Sammetwebereien.
Die Leute der niedern
Stände, namentlich das Landvolk am
Sonntag, gehen noch zum
Teil in der prächtigen
Calabresertracht. – Catanzaro ist 963 von
Nikephoros Photas zum Schutze gegen die Saracenen erbaut und litt 1783 sehr durch
Erdbeben.
^[]
(grch. katáphraktoi, woneben
Livius auch den lat.
Ausdruck Loricati gebraucht), im
Altertum die schwere
Reiterei in Schuppenpanzern, welche Roß und Reiter am ganzen Körper bedeckten.
Sie werden zuerst im
Heere des Königs
Antiochus Ⅲ. d. Gr. von
Syrien erwähnt und waren namentlich bei den Parthern gebräuchlich.
arteficiāle, künstlicher
Breiumschlag, findet als Ersatz des Leinmehlumschlags Verwendung.
Der trockne
Breiumschlag ist ein dicker Papierstoff, der den schleimigen
Auszug des Leinsamens oder ähnliche aufquellende
Stoffe eingetrocknet enthält.
Wird das Papier in lauwarmes Wasser gelegt, so quillt es
auf und ist dann als
Umschlag verwendbar.
(spr. -dschu),Lascar, rumän. Staatsmann, geb.
Nov. 1823 in der Moldau, war unter dem Fürsten
MichaelSturdza in verschiedenen Distrikten, auch in Jassy
und Galatz,
Präfekt. Bei Cusas Fürstenwahl 1859 war er mit unter den aufgestellten Thronkandidaten. An der Verschwörung
gegen diesen beteiligt, wurde er nach dessen
Sturze Mitglied der provisorischen Triumviratsregierung bis zur
Thronbesteigung des Fürsten
Karl von Hohenzollern
[* 24] 1871 bildete Catargiu das erste eigentlich
konservative Ministerium, das
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
5 Jahre das Land mit Umsicht und Energie verwaltete. Nach den Senatswahlen im März 1876 gab Catargiu seine Entlassung, namentlich
wegen des drohenden russ.-türk. Krieges, an dem er das Land nicht teilnehmen lassen wollte. Von der bald darauf gewählten
radikalen Kammer wurde Catargiu samt seinen frühern Kollegen in Anklagezustand versetzt, die Anklage aber Anfang 1878 zurückgezogen.
Seitdem ist Catargiu wiederholt in den Senat gewählt worden und wirkte dort als Leiter der konservativen Opposition.
Im April 1889 bildete er abermals ein Ministerium aus Mitgliedern der alten Bojarenpartei, behauptete sich aber nur bis Nov. 1889. Im
März 1891 übernahm er in dem Ministerium Florescu das Innere und behielt dies auch in dem neuen Ministerium,
das er selbst im Dezember desselben Jahres bildete. Da ihm 21. Dez. von der Deputiertenkammer ein Mißtrauensvotum erteilt wurde,
bot er seine Entlassung an, die der König jedoch ablehnte.
Die Kammern wurden aufgelöst und das Kabinett durch Aufnahme einiger junimistischer Mitglieder, darunter
Carp als Handels- und Domänenminister, ergänzt. Durch diesen Schritt brach er mit den Überlieferungen der altkonservativen
Bojarenpartei und nahm die Reformprojekte der Junimisten auf agrarpolitischem und administrativem Gebiet sowie den Anschluß
an den Dreibund in der auswärtigen Politik in sein Programm auf. Der Erfolg zeigte sich in der überwältigenden
Mehrheit, die die konservativ-junimistische Regierungspartei bei den Wahlen Febr. 1892 erlangte. Das KabinettCatargiu umfaßt folgende
Männer: Catargiu, Carp, Al. Lahovary, Menelas Germani, Al. Marghiloman, Jaques Lahovary, Const. Olanescu, Tache Ionescu.