Castellane (Graf von) - Castello Branco (Distrikt und Stadt)
mehr
Entrevaux (186,67 qkm, 2747 E.), St. André-de-Méouilles (208,15 qkm, 2501 E.), Senez (142,55 qkm, 1431 E.). – 2) Hauptstadt
des Arrondissements Castellane, an dem zur Durance gehenden Verdon, in 903 m Höhe, von alten Festungswerken umgeben,
ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz und hat (1891) 1060, als Gemeinde 1780 E., Post, Telegraph,
ein Collège, Salzquellen, Gipslager, Tuchfabrikation und Wollspinnerei.
(spr. -lahn), Esprit Victor Elisabeth Boniface, Graf von, franz. Marschall, geb. zu Lyon, trat 1804 in
franz. Kriegsdienst, nahm an den Feldzügen in Italien 1806 und Spanien 1808 teil und zeichnete sich 1809 bei Wagram aus. Den
russ. Feldzug 1812 machte er im Generalstabe Napoleons mit und blieb in dieser Verwendung bis
zum Sturze des Kaisers. Castellane schloß sich den Bourbons unverzüglich an und stieg schnell zu höhern Stellungen auf; er war bereits 1822 Oberst
und Commandeur des Garde-Husarenregiments, nahm im folgenden Jahre an dem span. Feldzuge
teil und befehligte 1830 eine Reiterbrigade. 1832 wohnte Castellane der Belagerung von Antwerpen bei, stieg dann zum Generallieutenant
auf und wurde mit dem Oberbefehl über das Pyrenäenheer betraut. 1837 wurde er zum Pair erhoben.
Die Februarrevolution 1848 entzog Castellane das Kommando, doch schloß er sich sogleich der Partei Napoleons an
und erwies sich als dessen eifriger Anhänger. Napoleon vertraute ihm deshalb kurz vor dem Staatsstreiche das wichtige Militärgouvernement
von Lyon an, berief ihn 1852 in den franz. Senat und erhob ihn am 2. Dez. zum Marschall. Als
Frankreich in fünf militär. Territorialbezirke eingeteilt wurde, übernahm Castellane den
Oberbefehl der Truppen im südöstl. Teile des Reichs (Armee von Lyon). Er starb zu Lyon.
Stadt im Kreis Tarent der ital. Provinz Lecce, am Late unter einer steilen Felswand und an der Linie Bari-Taranto
des Adriatischen Netzes gelegen, ist Bischofssitz und hat (1881) 8918 E.;
Post, Telegraph;
Gewinnung von
Wolle und Baumwolle. Im 8. Jahrh. hieß die Stadt Castanea, zur Normannenzeit aber Castellaneta, auf mittelalterlichen Karten Castello
unito.
ein Sprengmittel, das zu den Dynamiten (s. d.), speciell zu den Nobeliten (s. d.) zu rechnen ist.
Es besteht aus Nitroglycerin, Salpeter, pikrinsaurem Kalium und Schwefel;
außerdem ist noch irgend ein unlösliches
und unverbrennbares Salz hinzugefügt, um die Empfindlichkeit des Dynamits zu mildern.
Stadt im Kreis Simmern des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, 28 km von Boppard, in 405 m Höhe im Hunsrück, hat
(1890) 1402 E., darunter 467 Katholiken und 45 Israeliten, Post, Telegraph, Bürgermeisterei (25 Landgemeinden), Amtsgericht
(Landgericht Koblenz), Katasteramt, Oberförsterei; eine got. Simultankirche, Ruinen einer 1689 zerstörten
Burg, ein Rathaus (1841), eine simultane Schule (bis Quarta), je eine evang. und kath. Volksschule, Darlehnskasse; eine Kunstdüngerfabrik, 4 Brauereien, 4 Gerbereien
und jährlich 13 Viehmärkte. – aus einer röm. Kolonie hervorgegangen, gehörte früher zur Grafschaft Sponheim (s. d.) und
wurde 1309 durch Kaiser Heinrich Ⅶ. zur Stadt erhoben. Die Burg war eine der ältesten im Hunsrück; ihre
letzten Herren, die Brüder Gerard und Hildeger, werden 1226 urkundlich erwähnt. 1689 wurde Castellaun durch franz.
Truppen niedergebrannt. ^[]
Ignaz
Franz, österr. Dichter, geb. zu Wien, studierte die Rechte, wurde 1801 Praktikant,
dann Sekretär bei der niederösterr. landständischen Buchhaltung und ging 1805 nach dem Einrücken der Franzosen in Wien als
ständischer Lieferungskommissar nach Purkersdorf. Wegen mehrerer Kriegs- und Wehrmannslieder, besonders des weitverbreiteten
«Kriegslieds für die österr. Armee», 1809 von Napoleon geächtet, floh er nach Ungarn. Seine Oper «Die Schweizerfamilie» (1811),
von Weigl komponiert, veranlaßte den Fürsten Lobkowitz, Castelli als Hoftheaterdichter am Kärntnerthor anzustellen.
Nach den Befreiungskriegen wurde er wieder Landschaftssekretär, trat 1842 in den Ruhestand, lebte meist auf seinem Landsitz
bei Lilienfeld und starb zu Wien. Castelli, ein Hauptvertreter des jovialen Wiener Humors, war vielseitig und ungemein fruchtbar.
Er hat über 200 Theaterstücke, seltener selbst verfaßt, meist aus dem Französischen bearbeitet und übersetzt. Glücklicher
kommt sein gemütlicher Witz zur Geltung in den «Gedichten in niederösterr. Mundart»
(Wien 1828). Eine Travestie der Schicksalstragödien Müllners und Houwalds versuchte er in dem «Schicksalsstrumpf»
(Lpz. 1818). In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er die «Memoiren
meines Lebens» (4 Bde., Wien 1861–62). Eine Auswahl seiner Schriften hatte er schon vorher (3. Aufl., 22 Bde.,
ebd. 1848–59) veranstaltet. Auch ein «Wörterbuch der Mundart in Österreich unter der Enns» (ebd. 1847) sowie mehrere Journale,
darunter den «Allgemeinen musikalischen Anzeiger» (1829–40),
die Taschenbücher «Selam» (7 Bde.,
Wien 1812–18) und «Huldigung den Frauen» (Lpz.
u. Wien 1823–48) gab er heraus. Castelli war eifriger Sammler; unter anderm hinterließ er eine Bibliothek von 12000 Theaterstücken
sowie eine Sammlung von Porträten bekannter Schauspieler und Theaterdichter und aller Wiener Theaterzettel seit 1600 (jetzt
auf der Hofbibliothek).
Sebastian, oder, wie er selbst sich nannte, Castalio (latinisiert aus Chateillon),
humanistischer Theolog, geb. 1515 zu St. Martin du Fresne in Savoyen, studierte die alten Sprachen zu Lyon, ward in Straßburg
mit Calvin bekannt und von diesem als Rektor einer Schule nach Genf
gezogen. Bald zeigten sich jedoch Meinungsverschiedenheiten.
Castellio faßte z. B. das Hohe Lied als Liebeslied auf und erklärte sich gegen die im Genfer Katechismus vorgetragene
Deutung der Höllenfahrt Christi.
Deshalb wurde ihm ein Predigtamt verweigert, und Castellio begab sich 1544 nach Basel,
wo er 1553 Professor der griech.
Litteratur ward. Er starb Sein Hauptwerk ist die lat. und franz.
Übersetzung der Bibel. Die lateinische von 1551, Eduard Ⅵ. von England gewidmet, zeichnet sich durch
reinen, klassischen Ausdruck aus, die französische von 1553 nähert sich mehr der Volkssprache und trifft meist die biblischen
Gedanken richtiger. –
1) Distrikt in der portug. Provinz Beira, hat 6621,03 qkm und (1881) 178164 E., d. i. 27 auf 1 qkm. – 2) Hauptstadt des Distrikts
Castello Branco, auf einem Plateau in 477 m Höhe, Sitz eines Bischofs, hat (1878) 7464 E., Post, Telegraph, betürmte
Mauern, auf der höchstgelegenen Stelle ein verfallenes Schloß, zahlreiche Reste
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
aus der Römerzeit;
Fabrikation von Wollstoffen,Wein- und Branntweinhandel.
Camillo, seit 1885 Visconde de Correia Botelho, portug. Schriftsteller,
geb. zu Lissabon, lebte seit 1862 zurückgezogen auf einem Landgute San Miguel-de-Seïde in der Provinz Minho, mit
Dichtwerken und litterarhistor. Studien beschäftigt und starb Was der überaus fruchtbare Dichter
an Poesien, Schauspielen und besonders an Romanen herausgegeben hat, ist Gemeingut aller Gebildeten in Portugal. Den Sittenroman
sowie den historischen hat er für sein Land eigentlich erst geschaffen.
Die Menschen, die Natur, die Lebensgewohnheiten, Feste, Spiele und Intriguen, welche er schildert, alles ist durch und durch
portugiesisch, und das macht den Wert seiner Werke aus, die, vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet,
oft viel zu wünschen übrig lassen. Die bedeutendsten seiner Romane sind: «Amor de perdição» (1862 u. ö.),
«Amor de salvação»
(1864 u. ö.) und «O retrato de Ricardina».
Viel gelesen wurden auch: «Onde está a felicidade ?» (Porto 1857),
«O marquez de Torres Novas», «No bom Jesus do monte», «A bruxa do monte Cordova»,
«O judeu», «Brilhantes do Brasileiro»,
«O Brazileiro de Prazins». Seine Dramen haben keinen großen Erfolg gehabt. Die besten sind: «Espinhos
e Flores» (1857),
«Abençoadas lagrimas» und «O
morgado de Fafe». Von seinen Gedichten haben den größten Wert die «Um
Livro» betitelten (1858 u. ö.). Eine Gesamtausgabe seiner Werke ist im Erscheinen (Lissabon,
seit 1887). –
Vgl. Serpa Pimentel, O Romance de um Romancista. (Lissab. 1890–92);
J. P. de Lima Calheiros,
Catalogo das Obras de Castello-Branco Castello-B. (Porto 1889);
Romero Ortiz, La literatura portuguesa en el siglo ⅩⅨ (Madr. 1870).