nicht erhalten, nur ein Auszug daraus von Jordanes (s. d.). Kümmerlich, aber immerhin von Wert, ist seine Weltchronik
bis 519 n. Chr., neu herausgegeben und bearbeitet von Mommsen in den «Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften»,
Bd. 8 (Lpz. 1861). An sich ohne höhern wissenschaftlichen Wert, aber von großer Wichtigkeit für die
Kulturgeschichte des Mittelalters sind seine «Institutiones divinarum et saecularium
litterarum», in denen Cassiodorius mit einer Einleitung in das theol.
Studium eine freilich nur sehr summarische Encyklopädie der profanen Wissenschaften verbindet. Ähnliches gilt von den meisten
seiner übrigen theol., philos. und grammatischen Schriften, welche eine wenn auch geringe Grundlage klassischer Bildung
dem Mittelalter überlieferten. Eine Ausgabe seiner Werke besorgte der Benediktiner Garet (2 Bde., Rouen 1679); neue Fragmente
veröffentlichte Baudi de Vesme in den «Memorie» der Turiner Akademie der Wissenschaften (Serie 2, Bd. 8), eine Ausgabe der Briefe
mit engl. Übersetzung Hodgkin (Lond. 1886). –
Vgl. Thorbecke, Cassiodorius Senator (Heidelb. 1867);
Franz, Cassiodorius Senator,
ein Beitrag zur Geschichte der theol.
Litteratur (Bresl 1872); Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters,
Bd. 1 (2. Aufl., Lpz.
1889).
(frz., spr. -ßih), ein aus den Beeren der schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrumL.) hergestellter Liqueur.
Die zerstoßenen Beeren werden mit Alkohol übergossen, längere Zeit stehen gelassen und der hiervon durch
Filtration gewonnene alkoholische Auszug wird als Grundlage für die durch ihren Zuckergehalt und sonstigen Zuthaten (Himbeeren,
Kirschen u. s. w.) unterschiedenen Arten des Cassisliqueurs verwandt.
(spr. -ßih), Stadt im Kanton La Ciotat, Arrondissement Marseille des franz. Depart.
Bouches-du-Rhône, an der Küste des Golfe du Lion und an der Linie Marseille-Nizza der Franz.
Mittelmeerbahn, hat (1891) 1527,
als Gemeinde 1974 E., Post und Telegraph, einen Hafen mit Leuchtturm, Bergbau auf Eisenerz, Marmorbruch, Korallenfischerei und
Handel mit Muskatweinen und Südfrüchten. Cassis ist Geburtsort von Jean Jacques Barthélemy.
insŭlae (lat.), die Zinninseln der Alten, woher die Phönizier
Zinn und Blei holten, sind wahrscheinlich die kleinen, der bretagnischen Küste westlich vorlagernden Inseln und Wight. Da sie
schon seit dem 5. Jahrh. v. Chr. nicht mehr besucht wurden, so ist ihre genaue Lage früh vergessen worden. Als die Römer bei
der Unterwerfung Galliens zum erstenmal an den nordwestl. Ocean kamen, nahm sich P. Crassus vor, die sagenhaften
Cassiterides insulae zu entdecken. Er fuhr mit einigen Schiffen nach Westen, fand unerwartet die Scilly-Inseln und glaubte nun, obwohl er
bei den in den primitivsten Zuständen lebenden Einwohnern nur wenig Zinn antraf, die wahren Cassiteriden
erreicht zu haben.
Gajus (bei Dio Cassius mit dem Beinamen Longinus), der Haupturheber der Verschwörung gegen Cäsar, zeichnete
sich als Quästor des Crassus 54–53 v. Chr. durch Klugheit und Kriegskunst aus. Er rettete, nachdem Crassus gefallen, den
kleinen Überrest des von den Parthern bei Carrhä geschlagenen röm. Heers und behauptete Syrien gegen
die Parther bis zur Ankunft des Prokonsuls Marcus Bibulus
im J. 51. In dem Kriege zwischen Pompejus und Cäsar schlug sich Cassius, damals
Volkstribun, zur Partei des erstern und that als Führer eines Teils der Flotte den Cäsarianern, namentlich im J. 48 vor Messina,
bedeutenden Abbruch.
Als Cäsar nach dem Siege bei Pharsalus den Pompejus verfolgte, stieß er im Hellespont auf Cassius, der mit
seinen Schiffen zu Pharnaces, König von Bosporus, gehen wollte, aber trotz der Übermacht, die er besaß, überrascht sich
Cäsar ergab; Cäsar verzieh ihm. Dennoch faßte er vor allen im J. 44, in welchem er wie M. Brutus durch
Cäsars Förderung Prätor war, den Entschluß zu Cäsars Ermordung und führte ihn, nachdem er namentlich auch den Brutus dazu
gewonnen hatte, 15. März mit den andern Verschworenen aus. Im September desselben Jahres begab er sich nach Syrien, wo er sein
Heer ansehnlich verstärkte und den Publius Dolabella, der ihn vertreiben wollte, 43 überwand.
Auf die Nachricht, daß Antonius und Octavian gegen ihn und Brutus zögen, ging er nach Kleinasien und traf mit Brutus in Smyrna
zusammen. Von Abydos setzten beide mit ihrem Heere über den Hellespont nach Sestus über und zogen nach Macedonien, wo sie 42 bei
Philippi mit den Feinden zusammentrafen. Cassius ward in der ersten Schlacht von Antonius geschlagen und ließ sich, da er auch
Brutus, der indessen die Truppen Octavians geworfen hatte, besiegt wähnte, durch einen Freigelassenen töten. ^[]
Für einen Bruder des Gajus Cassius gilt Quintus Cassius Longinus. Er war als Volkstribun zusammen mit Antonius im
J. 49 für Cäsar wirksam und wurde von diesem in demselben Jahre, nachdem die Pompejanischen Legaten in Spanien sich ergeben
hatten, zum Proprätor im jenseitigen Spanien ernannt. Hier machte er sich durch Raubsucht und Grausamkeit verhaßt, sodaß
ein Teil des Heers sich gegen ihn empörte. Als er Spanien verlassen wollte, verlor er im J. 47 in der Mündung
des Iberus infolge eines Schiffbruchs das Leben.
Gajus Cassius Longinus, bedeutender Rechtsgelehrter des 1. Jahrh.,
war Konsul unter Tiberius 30 n. Chr., unter Claudius von 45 bis 50 Statthalter von Syrien.
Von Nero 65 nach Sardinien verbannt,
weil er unter seinen Ahnenbildern das des Mörders Cäsars aufgestellt habe, wurde er von Vespasian zurückgerufen.
Er schrieb ein großes Werk «De iure civili» und war Begründer einer eigenen Juristenschule.
Parmensis (so genannt, weil aus Parma gebürtig) gehörte zu den Mördern Cäsars und befehligte unter Brutus
und Gajus Cassius eine Abteilung der Flotte. Nach der Schlacht bei Philippi 42 begab er sich zu Sextus Pompejus
nach Sicilien, verließ diesen im J. 36 und ward Legat bei Antonius. Nach der Schlacht bei Actium ward er auf Octavians Befehl
in Athen getötet. Er war auch Dichter und schrieb Elegien, Epigramme und Tragödien, die verloren sind.
–
Vgl. Weichert, De L. Varii et Cassii Parmensis vita et carminibus (Grimma 1836).
Spurius Cassius Vecellinus oder Vicellinus, eine der ältesten und bedeutendsten wirklich histor. Erscheinungen
in der röm. Geschichte. Er war dreimal Konsul (502, 493 und 486 v. Chr.), einmal Magister equitum (503 oder 498),
triumphierte in seinem ersten Konsulat über die Sabiner und schloß in seinem zweiten den altberühmten, noch zu Ciceros Zeit
vorhandenen Bündnisvertrag mit den Latinern. Nach dem dritten Konsulat, während
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
dessen er einen Triumph über die Herniker feierte, stellte er beim Volke den Antrag, das Gemeindeland, dessen Nutznießung
bisher ausschließlich die Patricier, höchstens auch einige reichere Plebejer besaßen, teils zu Gunsten der Staatskasse zu
verpachten, teils an die ärmern Bürger Roms und der Latinischen Bundesgenossenschaft zu verteilen. Einmütig erhob sich
der Adel gegen diese Neuerung; es gelang demselben auch, das niedere Volk gegen den Antragsteller aufzuwiegeln; so ward Cassius des
Hochverrats und des Strebens nach der Königsherrschaft angeklagt und hingerichtet. -