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^[Lfd Nr.] | Kreise | qkm | Wohnstätten | Einwohner | Einwohner pro qkm | Evangelische | Katholiken | Andere Christen | Israeliten |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Stadtkreis Cassel | 17,74 | 2984 | 72477 | 4263 | 63623 | 6230 | 607 | 2017 |
2 | Landkreis Cassel | 406,40 | 5776 | 51163 | 126 | 49262 | 1479 | 188 | 234 |
3 | Eschwege | 502,43 | 6769 | 42260 | 84 | 39971 | 853 | 106 | 1330 |
4 | Fritzlar | 340,68 | 4265 | 26482 | 77 | 23026 | 2487 | 7 | 962 |
5 | Hofgeismar | 614,27 | 5731 | 36362 | 59 | 35142 | 503 | 165 | 552 |
6 | Homberg | 320,42 | 3610 | 21453 | 67 | 20840 | 146 | 24 | 443 |
7 | Melsungen | 389,11 | 4224 | 27276 | 70 | 26274 | 195 | 44 | 763 |
8 | Rotenburg in Hessen-Nassau | 554,22 | 4923 | 29991 | 54 | 28529 | 431 | 135 | 896 |
9 | Witzenhausen | 424,06 | 4752 | 29256 | 69 | 28330 | 301 | 349 | 276 |
10 | Wolfhagen | 406,87 | 4041 | 23958 | 58 | 20510 | 2933 | 16 | 499 |
11 | Marburg | 566,90 | 6666 | 46633 | 82 | 42724 | 2655 | 531 | 723 |
12 | Frankenberg | 559,88 | 3926 | 24168 | 43 | 23241 | 246 | 66 | 615 |
13 | Kirchhain | 329,60 | 3968 | 21998 | 66 | 11848 | 9262 | 2 | 886 |
14 | Ziegenhain | 584,18 | 5751 | 32416 | 55 | 31099 | 280 | 78 | 959 |
15 | Fulda | 613,33 | 7244 | 49168 | 80 | 3599 | 44872 | 17 | 680 |
16 | Hersfeld | 501,00 | 5209 | 31300 | 62 | 30230 | 335 | 175 | 560 |
17 | Hünfeld | 443,58 | 4097 | 23508 | 53 | 7369 | 15115 | - | 1024 |
18 | Stadtkreis Hanau | 11,40 | 1796 | 25029 | 2275 | 19303 | 4871 | 247 | 608 |
19 | Landkreis Hanau | 297,84 | 5671 | 39457 | 132 | 32317 | 5944 | 63 | 1133 |
20 | Gelnhausen | 643,68 | 6829 | 41773 | 65 | 26842 | 13807 | 51 | 1073 |
21 | Schlüchtern | 462,72 | 4437 | 28497 | 61 | 19643 | 7710 | 11 | 1133 |
22 | Schmalkalden | 279,59 | 4912 | 33268 | 119 | 32346 | 547 | 90 | 285 |
23 | Rinteln | 450,31 | 6760 | 41580 | 92 | 40686 | 584 | 13 | 297 |
24 | Gersfeld | 357,49 | 3747 | 21515 | 60 | 8291 | 12701 | 3 | 520 |
2) Landkreis (ohne Stadt Cassel) im Reg.-Bez. Cassel, hat (1890) 51163 (24941 männl., 26222 weibl.) E. in 52 Landgemeinden und 15 Gutsbezirken.
3) Hauptstadt der preuß. Provinz Hessen-Nassau [* 2] und des Reg.-Bez. Cassel, königl. Residenzstadt und Stadtkreis, bis 1866 Hauptstadt des ehemaligen Kurfürstentums Hessen, [* 3] liegt 51° 19' nördl. Br. und 27° 9' östl. L. von Greenwich (Turm [* 4] der St. Martinskirche), in 173 m Höhe, anmutig in fruchtbarer Gegend, zu beiden Seiten der Fulda [* 5] in einem weiten Thalbecken, das im W. von dem Habichtswald, im N. von dem Reinhardswald, im O. von dem Kaufungerwald und im S. von der Söhre begrenzt wird. (S. den umstehenden Situationsplan.)
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +9,2° C. (im Sommer + 17,77°, im Winter +1,37° C.).
Bevölkerung. [* 6] Cassel hatte 1870: 46378, 1885: 64083, 1890: 72477 (35603 männl., 36874 weibl.) E., darunter 63623 Evangelische, 6230 Katholiken, 607 andere Christen und 2017 Israeliten, d. i. eine Zunahme (1885–90) von 8394 Personen oder 13 Proz. oder jährlich 1678 Personen;
ferner 2899 bewohnte Gebäude, 13994 Familienhaushaltungen, 1025 einzeln lebende selbständige Personen und 72 Anstalten.
Die Zahl der Geburten betrug (1890) 2017 (darunter 77 Totgeburten), der Sterbefälle 1202, der Eheschließungen 626. In Garnison (4213 Mann) liegen in Cassel das 3. Bataillon des 32. Infanterieregiments, 1. und 2. Bataillon des 83. Infanterieregiments von Wittich, das 14. Husarenregiment Landgraf Friedrich Ⅱ. von Hessen-Homburg, die 1., 3. und die reitende Abteilung des 11. Feldartillerieregiments und das 11. Trainbataillon. ^[Abb: Wappen [* 7] von Cassel]
Äußere Anlage. Die Stadt, deren Weichbild 17,73 qkm beträgt, besteht aus der Altstadt (s. Plan, 1), der Ober- und der Unterneustadt (2, 3) und dem neuen Westviertel (Hohenzollernstadtteil, 4). Nur die Unterneustadt, der am tiefsten gelegene Stadtteil, liegt auf dem rechten, die übrigen Teile auf drei sich sanft abdachenden Hügeln (Kratzenberg, Weinberg, Möncheberg) auf dem linken Ufer der Fulda, über die eine 1788–94 unter Landgraf Wilhelm Ⅸ. erbaute steinerne Brücke [* 8] mit 3 Bogen [* 9] und eine Drahthängebrücke (1870), letztere nur für Fußgänger, führen. Cassel gehört zu den schönsten Städten Deutschlands. [* 10]
Besonders zeichnen sich die Oberneustadt, früher auch Französisch-Neustadt genannt, 1688 nach einem Plane des Baumeisters du Ry von franz. Auswanderern angelegt, und die neuen westl. Stadtteile durch breite, gerade Straßen, große, freie Plätze und schöne Häuser aus. An die nach 1767 geschleiften Festungswerke erinnern noch einige alte Bauwerke, wie das aus Sandstein erbaute Zeughaus an der Artilleriestraße und der Zwehrenturm, früher als Gefängnis dienend, ferner einige Straßen, wie die Kastenalsgasse, nach einem mit der ehemaligen Bastion Wilhelmsburg verbundenen Festungsgefängnisse, das Kastenal, genannt, und die Giesbergstraße, nach der Bastion Giesberg genannt.
Straßen. Plätze. Denkmäler. Von den 180 Straßen und 19 öffentlichen Plätzen sind hervorzuheben die von NO. nach SW. führende Königsstraße (1600 m lang, 19 m breit), welche den Königsplatz durchschneidet, und an die sich die nach W. in gerader Richtung nach Wilhelmshöhe führende Wilhelmshöher Allee anschließt, parallel der letztern die Hohenzollernstraße mit ihren Prachtbauten und weiter nördlich die Kölnische Allee; ferner die Schöne Aussicht unmittelbar über dem herrlichen Auepark an dem steilen Südostrande des Weinbergs, der Friedrichsplatz (324 m lang, 151 m breit), auf drei Seiten von einer doppelten Lindenreihe umgeben,
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mit dem marmornen Kolossalstandbild des Landgrafen Friedrich Ⅱ. von Nahl und einer Wettersäule, der Theaterplatz mit dem Bronzestandbild (1883) von Louis Spohr (1822–59 Kapellmeister am Hoftheater) von Hartzer, der runde Königsplatz (143 m im Durchmesser), bekannt durch sein sechsfaches Echo, der Karlsplatz mit dem Standbild des um Cassel hochverdienten Landgrafen Karl, der Meßplatz mit der Bronzebüste auf Sandsteinsockel des frühern Oberbürgermeisters Schomburg von Echtermeyer, der Wilhelmshöher Platz, der große Ständeplatz mit vierfachen Lindenreihen und Anlagen und der Friedrich-Wilhelmsplatz mit einem Löwenbrunnen (1881). Auf dem Königsplatze, während der westfäl.
Regierung Napoleonsplatz genannt, stand damals auf einem Marmorbrunnen das Marmorstandbild Napoleons. Der 1820 an Stelle des alten, 1817 abgetragenen Residenzschlosses auf dem Paradeplatz begonnene großartige Bau der Kattenburg wurde wegen seiner Kostspieligkeit nicht fortgesetzt, sondern 1869 abgebrochen und das Material zu der neuen Bildergalerie (s. unten) benutzt. Vor der Gemäldegalerie steht die Marmorbüste (1883) des ersten preuß. Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau E. von Möller (gest. 1880) von Hassenpflug, am Fuße des von der schönen Aussicht ziemlich steil abfallenden Berggartens das Hessendenkmal (1874) «zum Andenken der als Opfer franz. Fremdherrschaft gefallenen hess. Patrioten», ein schlafender Löwe aus Marmor auf Granitsockel von G. Kaupert. Auf dem Martinsplatz soll ein Standbild Philipps des Großmütigen errichtet werden.
Kirchen. Cassel hat 5 reform., je eine luth., kath. und engl. Kirche, mehrere Kapellen, eine Kirche der Baptistengemeinde sowie eine Synagoge. Die größte ^[] Kirche ist die St. Martinskirche auf dem Martinsplatz mit Schiff [* 12] aus dem 14., Chor aus dem 15. Jahrh. und neuen gemalten Fenstern, 1842 restauriert; der zweite Turm ist 1891 nach Plänen von Schneider vollendet, im Chor Denkmal des hier beigesetzten Landgrafen Philipp des Großmütigen aus schwarzem Marmor mit alabasternen Reliefs. Die Oberneustädter Kirche auf dem Karlsplatz bildet ein von einer mit Kupfer [* 13] gedeckten Kuppel überwölbtes Achteck und ist 1698–1710 für die damalige franz. Gemeinde erbaut; die Hof- und Garnisonkirche ist 1757 gegründet, die Unterneustädter Kirche 1801–8 erbaut; die 1781 von dem Landgrafen Friedrich Ⅱ. durch du Ry erbaute, im Innern prächtige kath. Kirche enthält ein Gemälde von Tischbein.
Weltliche Bauten. Am Friedrichsplatz liegen das ehemals kurfürstl. Palais, 1769 erbaut und 1821 durch das sog. «Rote Palais» aus rotem Sandstein vergrößert, das Museum Fridericianum (s. unten), 1769–79 unter Landgraf Friedrich Ⅱ. von du Ry erbaut, und das schöne Auethor, ebenfalls unter Friedrich Ⅱ. errichtet und 1824 erweitert;
an demselben zur Erinnerung an 1870/71 zwei Bronzereliefs mit [* 11] Figuren von Siemering (Abschied und Rückkehr der Krieger darstellend);
am Ständeplatz das 1836 erbaute Ständehaus und das Kunsthaus;
am Königsplatz das neue Postgebäude, das neue Schollsche Kaufhaus und mehrere Hotels;
am Schloßplatz das Justiz- und Regierungsgebäude, 1876–80 vollendet, mit schönen Treppenhäusern;
an der Bellevuestraße das Schloß Bellevue (s. d.) und die Bildergalerie, 1871–77 nach Plänen von von Dehn-Rotfelser in Renaissancestil aufgeführt, ein langer Mittelbau mit mächtiger Loggia im Hauptgeschoß und zwei Eckpavillons.
[* 11] ^[Abb.: Cassel (Situationsplan).]
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