mehr
nach Italien [* 2] zu den Konsularkomitien, auf denen er für 59, nachdem er sich mit Pompejus und Crassus zu gemeinsamer polit. Wirksamkeit, dem sog. ersten Triumvirat (s. d.), verbunden hatte, mit Marcus Calpurnius Bibulus, einem Optimaten, zum Konsul gewählt wurde. Cäsar war die treibende und leitende Kraft [* 3] dieses Dreimännerbundes. Er zog auch allein von dem Bunde bleibenden Vorteil, wenngleich er seinen Genossen für den Augenblick Erfolge verschaffte.
Trotz des Widerstandes seines Kollegen Bibulus und der optimatischen Partei ward zunächst das vom Senat zurückgewiesene agrarische Gesetz, welches das ital. Staatsland (hauptsächlich das Gebiet von Capua) an arme Bürger zu verteilen gebot, vom Volke angenommen, worauf dann 20000 Kolonisten, zumeist Veteranen des Pompejus, dort angesiedelt wurden; durch andere Gesetzvorschläge C.s wurden zu Gunsten der Ritter, die man gewinnen wollte, die Pachtgelder um ein Drittel gemindert und die von Pompejus in Asien [* 4] getroffenen Einrichtungen bestätigt. Cäsar selbst erhielt durch ein vom Volkstribunen P. Vatinius eingebrachtes Gesetz die Statthalterschaft des diesseitigen (cisalpinischen) Gallien nebst Illyricum und den Oberbefehl über die drei dort stehenden Legionen wider den Gebrauch vom Volke auf 5 Jahre erteilt; der Senat fügte selbst, um einem neuen Eingriff des Volks in seine Rechte zuvorzukommen, das jenseitige Gallien (die Provinz Gallia Narbonensis), wo ebenfalls eine Legion stand, hinzu.
Mit Absicht hatte sich Cäsar gerade diese Provinzen zuteilen lassen; er blieb so der Hauptstadt nahe, zugleich bot sich ihm Gelegenheit, das röm. Reichsgebiet zu erweitern und sich ein ergebenes kriegsgeübtes Heer zu schaffen. Den Bund mit Pompejus hatte er durch dessen Verheiratung mit seiner Tochter Julia gefestigt, er selbst vermählte sich in dritter Ehe mit Calpurnia, der Tochter des einen der von den Triumvirn für das J. 58 ausersehenen Konsuln, Cn. Calpurnius Piso.
Erst nachdem ein Versuch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, gescheitert und außerdem die Wortführer der Optimaten, Cicero und Cato, durch Clodius von Rom [* 5] entfernt waren, ging Cäsar 58 in seine Provinz. Noch 58 überschritt er, als die von den Germanen gedrängten Helvetier durch Gallien zogen, um sich dort neue Wohnsitze zu erwerben, ohne Auftrag des Senats die Grenzen [* 6] der Provinz und eröffnete eine Reihe von Feldzügen, durch die das Land zwischen der bisherigen gallischen Provinz, dem Rhein, dem Ocean und den Pyrenäen größtenteils der röm. Herrschaft unterworfen ward.
Gleich zum Beginn zwang Cäsar durch die Schlacht bei Bibracte (auf dem Mont Beuvray westlich von Antun) die Helvetier zur Heimkehr, und bald darauf trieb er durch einen Sieg über die Germanen in der Gegend von Mülhausen [* 7] im Elsaß Ariovist (s. d.) über den Rhein zurück. Auf die Nachricht, daß die mächtige und tapfere Konföderation der belg. Völkerschaften im nördl. Gallien sich rüstete, zog Cäsar mit acht Legionen 57 ihnen entgegen. Das vom Könige der Suessionen, Galba, befehligte, gegen 300000 Mann starke belg. Heer zerstreute sich, als er sich an der Arona (Aisne) ihm gegenüber lagerte, nach einem erfolglosen Angriff. Mehrere Völker unterwarfen sich, andere, die einen neuen engern Bund gebildet hatten, darunter vor allen die Nervier, wagten an der Sambre einen Überfall, wurden aber ebenfalls besiegt.
Im April 56 hatte Cäsar eine Zusammenkunft mit Crassus in Ravenna und Pompejus in Luca (dem heutigen Lucca), [* 8] wozu sich eine große Menge anderer röm. Vornehmer (man zählte über 200 Senatoren) einfanden; es wurde verabredet, daß Pompejus und Crassus das Konsulat des J. 55, und Pompejus Spanien, [* 9] Crassus Syrien auf 5 Jahre als Provinz erhalten sollten; Cäsar wurde die Verlängerung [* 10] seiner Statthalterschaft auf weitere 5 Jahre (bis Ende 49) und die Befugnis, seine Legionen bis auf zehn zu vermehren und aus der Staatskasse zu besolden, zugesichert.
Darauf unterwarf Cäsar noch 56 die Veneter, Uneller und andere Völkerschaften der heutigen Bretagne und Normandie und eroberte einen großen Teil Aquitaniens; fast ganz Gallien von den Pyrenäen bis zu der belg. Küste gehorchte nun der röm. Herrschaft. Im Frühjahr 55 wandte sich sodann Cäsar gegen die Usipeter und Tenchterer, die von den Sueven gedrängt, über den Rhein in das Gebiet der Belgen eingerückt waren. Er zersprengte sie und machte sie größtenteils nieder.
Neben der Eroberungslust führte Cäsar die Absicht, die neuen Eroberungen gegen die östl. und nördl. Nachbarvölker zu sichern, in demselben Jahre nach Germanien [* 11] und Britannien. In das german. Gebiet gelangte er über eine Pfahlbrücke, die er zwischen Koblenz [* 12] und Andernach über den Rhein schlug; nach 18tägigem Aufenthalt kehrte er zurück, ohne daß sich ihm ein Feind in den Weg gestellt, aber auch ohne daß er selbst die Sueven in der von ihnen gewählten festen Stellung aufzusuchen für gut gefunden hatte.
Nach Britannien setzte er mit nur zwei Legionen über (wahrscheinlich aus der Gegend von Wimereux nach der von Dover), [* 13] erzwang gegen die Übermacht der Feinde die Landung und schlug die gegen sein Lager [* 14] andrängenden Feinde, ging aber bald wieder nach Gallien zurück. Im J. 54 wiederholte er (von dem beim jetzigen Wissant gelegenen Portus Itius aus) mit fünf Legionen die Fahrt, und diesmal drang er in das Land ein. Die Völker im Süden und Norden [* 15] des Ausflusses der Themse, auch der tapfere Cassivellaunus, der mehrere Stämme jener Gegend zu einem Reiche vereinigt hatte, wurden zur Anerkennung der röm. Oberherrschaft und zur Stellung von Geiseln genötigt, die Cäsar mit sich nach Gallien nahm.
Hier zwang ihn eine Mißernte, die Winterlager der Legionen weiter als sonst auseinanderzulegen. Diese Gelegenheit benutzten mehrere Völkerschaften des nördl. Gallien, voran die Eburonen unter ihren Fürsten Ambiorix und Catuvolcus, zur Empörung, die zwar von Cäsar bald unterdrückt wurde, aber im stillen fortglimmte. Cäsar sah sich genötigt, noch gegen Ende des Winters selbst in die aufständischen Gebiete der Nervier, Senonen und Carnuten einzurücken. Er unterwarf nunmehr auch die bisher unbezwungenen Menapier, während sein Legat Labienus die Trevirer niederschlug. Aus dem Gebiete der letztern zog Cäsar dann zum zweitenmal über den Rhein, kehrte aber sogleich wieder um und vernichtete den am Aufstande besonders beteiligten Stamm der Eburonen.
Furchtbarer aber als alle frühern war der Aufstand, zu dessen Ausbruch im folgenden Winter (53, 52) die Carnuten durch die Ermordung der röm. Kaufleute und Wucherer in Cenabum (Orléans) [* 16] das Zeichen gaben. Die Gallier hatten eingesehen, wie nachteilig ihre Vereinzelung ihnen gewesen; viele Stämme, diesmal außer den Carnuten namentlich Stämme des mittlern und südl. Galliens, insbesondere die Arverner, vereinigten sich jetzt und erkannten den Arverner Vercingetorix als Oberan-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
führer an, einen hochbegabten von glühender Vaterlandsliebe erfüllten Mann, der auch als Feldherr seiner Aufgabe vollauf gewachsen war. Sein Plan ging dahin, durch Verödung des Landes Cäsar alles Unterhalts zu berauben und dann zu schlagen. Cäsar zog bei Agedincum (Sens) sein Heer zusammen und rückte, nachdem er die Stadt Cenabum verbrannt, in das Land der Biturigen. Nur das feste Avaricum (Bourges) hatten diese bei der allgemeinen Verwüstung verschont; es ward nach hartnäckiger Verteidigung erobert, ohne daß Vercingetorix es hindern konnte.
Dagegen ward Cäsar durch ihn von Gergovia (jetzt Gergoie in der Auvergne) zurückgetrieben. Jetzt fielen auch die Äduer von ab, und in kurzem hatte sich der Aufstand fast über ganz Gallien ausgebreitet. Dennoch ging Cäsar nicht in den Süden, in die alte Provinz zurück. Er vereinigte sich mit Labienus, der bei Lutetia, dem heutigen Paris, [* 18] einen Sieg gewonnen hatte, und zog nach Osten nach der Saône, dem Gebiete der Sequaner zu. Erst dort griff Vercingetorix an, wurde aber geschlagen und auf Alesia (s. d.) zurückgeworfen.
Vor Alesia, das stark befestigt und mit Vorräten wohl ausgestattet worden war, wogte jetzt der Kampf lange unentschieden hin und her. Glänzend und tapfer verteidigte sich Vercingetorix gegen C.s zähe und kühne Belagerung. Erst als das große gallische Heer, das ihm Ersatz bringen sollte, durch Cäsar zersprengt war, ergab er sich. Der gallische Aufstand war damit gebrochen. Vercingetorix ward 6 Jahre später (46 v. Chr.) im Triumph aufgeführt und enthauptet. Die Unterwerfung Galliens ward 51 beendigt, und nachdem im Winter darauf die Verhältnisse der neuen Provinz mit möglichster Schonung ihrer alten Staatseinrichtungen geordnet worden, ging Cäsar 50 nach Italien, wo die Lage der Dinge seine Gegenwart dringend forderte.
Der Triumvirat war damals bereits zersprengt, Crassus war 53 im Kampfe gegen die Parther gefallen. Das Band [* 19] zwischen Cäsar und Pompejus hatte sich durch den Tod der Julia 54 gelockert, 52 war Pompejus sogar offen an die Spitze der Optimaten getreten. Nur durch Vercingetorix' Aufstand war der Bürgerkrieg vermieden worden. Jetzt kam es wirklich zum Bruch. C.s anfangs fünfjährige, dann auf weitere 5 Jahre verlängerte Statthalterschaft lief Ende 49 ab; für das J. 48 wünschte Cäsar sich wieder um das Konsulat zu bewerben.
Ein Plebiscit von 52 hatte ihm ausdrücklich gestattet, daß dies ohne seine Anwesenheit in Rom geschehen könnte, damit war zugleich eine Verlängerung von C.s Statthalterschaft bis zu dieser Zeit ausgesprochen. Dieser Beschluß wurde von den Optimaten mit Bezug auf ein 52 von Pompejus veröffentlichtes Gesetz, daß niemand sich abwesend um das Konsulat bewerben dürfe, angefochten. Man fürchtete Cäsar, ohne sich doch zu energischen Maßregeln gegen ihn aufraffen zu können.
Die Verhandlungen gingen hin und her. Im Dez. 50 stellte endlich C.s Parteigänger, der Volkstribun Cäsar Curio, den Antrag, daß die beiden Machthaber Cäsar und Pompejus ihren Befehl gleichzeitig niederlegen sollten. Der Antrag wurde vom Senat mit großer Majorität angenommen, doch wurde die gültige Ausfertigung von den optimatischen Heißspornen hintertrieben. Sie drängten Pompejus vorwärts und erklärten eigenmächtig Italien in Kriegszustand. Am Ende des Jahres begann Pompejus ohne gesetzliche Vollmacht in Italien Truppen auszuheben. Hierauf sendete Cäsar von Ravenna aus den Curio an den Senat mit dem letzten Anerbieten, die Statthalterschaft des jenseitigen Gallien sofort niederzulegen und acht seiner Legionen aufzulösen, wenn man ihm zwei Legionen und die Verwaltung des diesseitigen Gallien bis zum Abschluß der Konsulwahlen für 48 lasse. Die neuen Konsuln gestatteten aber (1. Jan. 49) kaum, C.s Schreiben vorzulesen; jede Verhandlung darüber ward verweigert und unter Verletzung der tribunicischen Rechte auf den Antrag des Q. Metellus Scipio, des Schwiegervaters des Pompejus, vom Senat beschlossen, Cäsar solle bis zum 1. Juli das Heer entlassen und die beiden Provinzen abgeben oder für einen Feind des Staates gelten. Endlich wurde nach einer mehrtägigen stürmischen Verhandlung, wie nur in Zeiten der größten Gefahr, den Konsuln diktatorische Gewalt übertragen. Die beiden Tribunen, die zu Cäsar hielten und Intercession eingelegt hatten, flohen.
Cäsar hatte, nachdem er die Beschlüsse des Senats und die Ankunft der Tribunen zu Ariminum (Rimini) erfahren, den Fluß Rubico (s. d.), die Grenze seiner Provinz, nur von einer Legion begleitet, überschritten und hiermit den Krieg erklärt, «Alea jacta est!» («der Würfel ist gefallen»),
soll er beim Übergang ausgerufen haben. Die ital. Städte fielen ihm als leichte Beute zu. Pompejus war in Italien nicht hinlänglich gerüstet; mit den Konsuln und den meisten Senatoren war er deshalb von Rom nach Brundisium (Brindisi) zurückgewichen, um nach Griechenland [* 20] überzusetzen. Und hieran vermochte ihn Cäsar, der indes zwei seiner Legionen an sich gezogen, dazu drei neue gebildet hatte und ihn mit diesen in Brundisium belagerte, nicht zu hindern: in der Nacht des 17. März gelang es Pompejus, mit dem Reste seiner Armee sich einzuschiffen.
Aber in der kurzen Zeit von 2 Monaten war Cäsar Herr von Italien geworden. Auch Sicilien und Sardinien [* 21] kamen bald und leicht in seine Gewalt; nur der Versuch, Afrika [* 22] zu erobern, endete mit dem Untergang des ausgesandten Führers (Curio) und Heers. Cäsar war indes von Rom, wo er sich des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach Spanien gegangen. Dort standen sieben Legionen Pompejanischer Veteranen unter Lucius Afranius, Marcus Petrejus und Marcus Varro. Die beiden erstern wurden von Cäsar nach schwierigen und oft für Cäsar ungünstigen Kämpfen Anfang Aug. 49 gezwungen, zu kapitulieren; Varro mußte bald darauf ihrem Beispiel folgen.
Auch Massalia (Marseille), [* 23] das während dieser ganzen Zeit belagert worden war, ergab sich bei C.s Rückkehr aus Spanien. In Rom blieb Cäsar nur kurze Zeit; er bekleidete 11 Tage lang die Diktatur und ordnete vorläufig die arg verwirrten Verhältnisse, außerdem ließ er sich zum Konsul für das J. 48 wählen. Mitte Dezember brach er dann mit sechs Legionen von Brundisium gegen Pompejus auf, der inzwischen zu Thessalonich sich gerüstet und eine gewaltige Streitmacht (11 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste zusammengezogeben hatte. Cäsar selbst brachte seine Truppen glücklich über das Meer. Die Überfahrt eines Nachschubs von vier Legionen unter Marcus Antonius zu Anfang des J. 48 ward durch die energischen Operationen der von Marcus Bibulus geleiteten Pompejanischen Flotte nur mit erheblichem Verluste bewerkstelligt. Nach der glücklich ausgeführten Vereinigung geriet das Heer wegen Mangels an Lebensmitteln in Not; dazu kam Pom-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶