seine bedeutende Wirksamkeit als polit. Schriftsteller. Aufsehen erregte gleich
die ersteSchrift «Letters on
AmericanIndependence»
(1774); 1780 war er energisch für Parlamentsreform thätig, gründete die Gesellschaft für konstitutionelle Belehrung,
hielt Versammlungen ab und forderte als einer der ersten allgemeines
Stimmrecht bei jährlichen Parlamenten. Von ihm rührte
die Petition in diesem
Sinne her, die 1817 an das
Unterhaus gerichtet wurde und 1700000
Unterschriften erhielt.
Wegen
Teilnahme an einer
Volksversammlung in
Birmingham,
[* 2] nach dem
Aufstande in Manchester,
[* 3] wurde er 1821 der Verschwörung schuldig
erklärt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Er starb Cartwright war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller
und verfaßte gegen 30 meist polit. Flugschriften, deren Verzeichnis sich in dem «Life
and correspondence of Cartwright» (hg. von seiner Nichte, 2 Bde.,
Lond. 1826) findet.
(spr. káhrtreit),Thomas, einer der Begründer der puritanischen
Kirche in England, geb. 1535 in Hertford,
war Professor am Trinity-College zu
Cambridge, verlor seine Pfründe und mußte England verlassen,
weil erChristus als das alleinige Haupt der
Kirche und als ihre
Ämter nur das der Presbyter zur Predigt und das der Diakonen zur Armenpflege
anerkennen wollte.
Als er zurückkam und für seine
Ansicht in Streitschriften auftrat, ward er noch mehrmals ausgewiesen und
gefangen gesetzt; er starb in Warwick.
Michael,
Patriarch von
Konstantinopel
[* 4] 1043–59, unter dem sich die längst vorbereitete Spaltung der griech.
und röm.
Kirche vollzog. Cärularius beseitigte den in manchen
Kirchen der Bulgarei bestehenden lat. Ritus und machte in einem Schreiben
an den
Bischof von
Trani in
Apulien vom J. 1053 den
Römern neben den alten
Anklagen des Fastens am Sabbat,
des Essens von Ersticktem und der Auslassung des Halleluja während der Fasten vor allem den Vorwurf, daß sie beim
Abendmahl
ungesäuertes
Brot
[* 5] gebrauchten.
Infolgedessen sandte Papst
Leo Ⅸ. eine Gesandtschaft nach
Konstantinopel, welche die röm.
Abweichungen zu rechtfertigen suchte
und Cärularius zur Verantwortung zog,
weil er widerrechtlich
Bischof geworden war und sich den
Titel «ökumenischer
Patriarch» beigelegt
hatte. Als Cärularius nicht nachgab, legten die Gesandten auf den
Altar
[* 6] der
Sophienkirche eine Bannbulle nieder, welche
den
Patriarchen und die Einrichtungen seiner
Kirche mit den ärgsten Ketzernamen belegte. Damit war der
Bruch vollzogen. Cärularius hielt sich in seiner Würde durch kaiserl. Gunst, bis
der
Kaiser Isaak
Komnenos ihn 1059 in die
Verbannung schickte, wo er bald darauf starb.
AußerBriefen sind von ihm Dekretalen
erhalten.
L.,Kümmel, Pflanzengattung aus der Familie der
Umbelliferen
[* 7] (s. d.), mit nur wenigen
Arten
in der nördl. gemäßigten Zone. In
Deutschland
[* 8] ist am häufigsten der Feld- oder Wiesenkümmel, auch Karve genannt, Carum carviL. (s.
Tafel:
Umbellifloren Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2). Es ist eine auf Wiesen überall vorkommende zweijährige
Pflanze mit doppeltgefiederten
Blättern und weißen oder rötlichen Blütendolden ohne Hüllblätter. Die graubraunen, eigentümlich gewürzhaft
riechenden und schmeckenden
Früchte sind eins der bekanntesten
Gewürze, aus ihnen wird das ätherische
Kümmelöl (s. d.)
bereitet, das in der Branntweinindustrie ausgedehnte Verwendung findet. Es wird deshalb diese ^[]
Pflanze auch an mehrern
Orten, z. B. bei
Erfurt,
[* 9]
Halle,
[* 10]
in mehrern Gegenden
Frankens im großen angebaut. Die
Früchte sind alsFructusCarvi offizinell. Die
Knollen
[* 11] der in Westdeutschland nicht seltenen Carum bulbocastanum K. werden hier und da gegessen, besonders
in der Walachei und Moldau.
Marcus Aurelius, röm.
Kaiser, stammte aus der röm.
Kolonie Narona in
Dalmatien. Er war Gardepräfekt des
Kaisers
Probus und schon bejahrt, als ihn die gegen Probus erbitterten
Truppen in Rhätien und Noricum im Spätsommer 282 n. Chr.
zwangen, den Purpur zu nehmen und nach Illyrien gegen Probus zu marschieren, der jedoch inzwischen bereits
getötet worden war. Als
Kaiser bestrafte Carus diesen
Mord hart, schlug 283 an der Donau in blutiger
Schlacht die Quaden und Jazygen,
überwand die
Perser unter Vararanes Ⅱ. an der armenisch-mesopotam. Grenze und eroberte die pers.
Hauptstadt
Ktesiphon.
Als er aber wider den Wunsch der
Armee tiefer in das pers.
Reich eindrang, fand er plötzlich gegen Ende
Dez. 283 in seinem angeblich durch Blitzstrahl in
Brand gesteckten Zelte den
Tod.
Jul. Victor, Zoolog und Zootom, geb. zu
Leipzig,
[* 16] wo er seit 1841
Medizin und Naturwissenschaften
studierte, wurde 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, wandte sich 1849 nach
Würzburg,
[* 17] dann nach Freiburg
[* 18] i. Br. und nahm
im Herbst desselben Jahres die
Stelle eines Konservators des vergleichend-anatom. Museums zu Oxford
[* 19] an. 1851 habilitierte
er sich in
Leipzig, wo er 1853 die Professur der vergleichenden
Anatomie und die Direktion der zootomischen
Sammlung erhielt.
Während der beiden
Sommer 1873 und 1874 vertrat er den mit der Expedition des Challenger ausgesandten Professor Wyville
Thomson
als Professor der Zoologie in Edinburgh. Unter seinen
Schriften sind hervorzuheben: «Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels»
(Lpz. 1849),
«Handbuch der Zoologie» (2 Bde.,
mit Ad. Gerstäcker, ebd. 1863–75),
«Prodromus faunae mediterraneae» (Bd. 1
u. 2, Stuttg. 1884–85). Mit Engelmann gab
er die «Bibliotheca zoologica» (2 Bde.,
Lpz. 1862) heraus. Die Ergebnisse seiner histor.-zoolog.
Studien sind in seiner «Geschichte der Zoologie» (12. Bd.
der «Geschichte der Wissenschaften»,
Münch. 1872) niedergelegt. Seit 1878 giebt Carus ein der Mitteilung der gleichzeitigen
Litteratur und Veröffentlichung kürzerer wissenschaftlicher
Arbeiten gewidmetes
Blatt,
[* 20] den «Zoologischen Anzeiger»
(Leipzig)
heraus. Carus hat sich um die
Verbreitung der Kenntnis von
DarwinsArbeiten durch
Übersetzung der meisten
Schriften
desselben Verdienste erworben. Auch übersetzte er Lewes'
«Physiologie des täglichen Lebens» (2 Bde., Lpz.
1860) und dessen
«Aristoteles» (ebd. 1865).
Karl Gust.,
Arzt und Physiolog, geb zu
Leipzig, studierte daselbst
Medizin und habilitierte sich 1811 als
Privatdocent. Nachdem er im
Kriege von 1813 die Direktion des franz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Hospitals zu Pfaffendorf bei Leipzig geführt, ging er 1814 als Professor der Entbindungskunst und Direktor der geburtshilflichen
Klinik an die neu organisierte mediz.-chirurg. Akademie nach Dresden.
[* 22] Hier wurde er 1827 unter Enthebung von seinem Lehramt
zum königl. Leibarzt ernannt. Auch erwählte ihn im Dez. 1802 die Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Akademie zu
ihrem Präsidenten. Carus starb zu Dresden. Er trat mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Geburtshilfe und die Gynäkologie
zusammen gehören und im klinischen Unterrichte nicht voneinander geschieden werden dürfen.
Seine Fachschriften zeichnen sich durch Gründlichkeit und methodische Forschung aus, stehen aber unter dem Einfluß der
Schellingschen Naturphilosophie. Dahin gehören: «Lehrbuch der Zootomie» (mit 20 von ihm selbst radierten
Kupfertafeln, Lpz. 1818: 2. Aufl. 1834),
«Lehrbuch der Gynäkologie» (2 Bde., ebd. 1820; 3. Aufl.
1838),
«Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie» (zum Teil mit Otto, 9 Hefte, ebd. 1826–55; lateinisch von Thienemann,
ebd. 1828–55),
«Von den äußern Lebensbedingungen der weiß- und kaltblütigen Thiere»
(ebd. 1824) und «Über den Blutkreislauf
[* 23] der Insekten»
[* 24] (1827),
«Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken»
(ebd. 1859). Hervorzuheben sind außerdem die «Vorlesungen über Psychologie» (ebd. 1831),
«Briefe über
Landschaftsmalerei» (ebd. 1831; 2 Aufl. 1835),
«Denkschrift zum 100jährigen
Geburtstagsfeste Goethes. Über ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung»
(Lpz. 1849),
«Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten»
(4 Bde., Lpz.
1865–66). Carus war auch Künstler und hat sich namentlich auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei als solcher bewährt.
Eine biogr. Charakteristik von Carus enthält «Unsere Zeit» (Neue Folge, Jahrg. 1869, Ⅱ).