den
Sturz der
Girondisten am 31. Mai. Demnächst wurde er mit einem
Auftrage gegen die Gemäßigten in der
Normandie im Oktober
nach Nantes
[* 2] geschickt, wo er für seinen Blutdurst in den durch die
Niederlage der Vendéer bei Savenay angefüllten Gefängnissen
zahlreiche Opfer fand. Er schlug vor, die Gefangenen inMasse hinrichten zu lassen, und drang damit durch.
Am 15. Nov. ließ er 94 Priester in eine
Barke bringen und nachts mittels
Klappen, die am
Boden des Fahrzeugs angebracht waren,
ertränken, nach einigen
Tagen 58 andere.
Bald folgten mehrere derartige Hinrichtungen, die man Noyades, Baignades, Déportations
verticales, Marriages républicains nannte. Der Opfer sollen mehrere Tausende gewesen sein. Schließlich
wurde Carrier zur Verantwortung vor dem
Konvent berufen. Doch gelang es ihm, sich zu rechtfertigen, und erst die Reaktion nach
dem 9.
Thermidor brachte ihn unter die Guillotine –
Rosalba, Malerin, geb. in
Venedig,
[* 3] wo sie bei Lazzari, dann bei Balestra lernte. Gefeiert und
bewundert, verweilte sie an den meisten
Höfen Europas (z. B. in
Wien,
[* 4] Versailles,
[* 5]
Dresden).
[* 6] Sie pflegte anfangs die Miniaturmalerei,
späterhin fast ausschließlich die Pastellmalerei, worin sie einen hohen
Grad der
Vollkommenheit erreichte.
Sie malte zahlreiche Bildnisse (Halbfiguren), Christusköpfe, Marien, Magdalenen, mytholog. und allegorische Gestalten. Die
DresdenerGalerie besitzt von ihr 157 Pastellbilder und 17 Miniaturen; andere
Bilder finden sich in
Venedig,
Wien,
Paris
[* 7] u. s. w.
Sie sind durchaus im
Geiste des Rokoko gedacht und durch eine zarte Weichheit der Farbengebung wie durch höchst
anmutige
Auffassung gekennzeichnet. Aus ihrer
Wiener Zeit stammt ihr interessantes
Tagebuch: «Diario degli anni 1720 ed 1721»,
welches 1793 in
Venedig erschien. Sie starb erblindet in
Venedig.
(spr. -ĭeh bellöhs'),AlbertErnest, franz. Bildhauer, geb. zu Anisy-le-Château
im Depart.
Aisne, war einSchüler von
David d'Angers. Seine
Arbeiten sind von vorzugsweise malerischer Behandlung.
Außer einer Anzahl von Marmor-, Terrakotta- und Bronzebüsten (Napoleon Ⅲ., Jules
Simon, Eugène
Delacroix, Ernest Renan,
Théophile Gautier,
Thiers, Molière) sind von
C.s Marmorstatuen hervorzuheben: Bacchantin an der Herme
[* 8] (1863), Angelika am
Felsen (1866; nach Ariosts «Rasendem Roland»),
Die verlassene
Psyche (1872). Seine das Christkind emporhebende
Madonna (1867; in der
Kirche St. Vincent de
Paul in
Paris) brachte ihm die Ehrenmedaille des Salons ein. Er starb in
Paris.
Moriz,Philosoph und Ästhetiker, geb. zu Griedel im Großherzogtum Hessen,
[* 9] studierte zu
Gießen,
[* 10] Göttingen
[* 11] und
Berlin,
[* 12] lebte dann einige Jahre, namentlich mit Kunststudien beschäftigt, in
Italien
[* 13] und habilitierte
sich 1842 als
Docent der
Philosophie zu Gießen, wo er 1849 eine Professur erhielt. Seit 1853 Professor zuMünchen,
[* 14] liest er an der
Universität vorzugsweise Ästhetik. In der Kunstakademie, deren schriftführendes Mitglied er während 30 Jahren
war, trug er Kunstgeschichte vor.
C.s erste
Schriften, wie namentlich «Vom
Geist. Schwert- und Handschlag für
FranzBaader» (Weilb.
1841) ^[] und «Die
Religion in ihrem
Begriff, ihrer weltgeschichtlichen
Entwicklung und Vollendung» (ebd.
1841),
bewegten sich teilweise noch in Hegelschen Gedankenkreisen, hoben aber bereits das Princip der Individualität entschieden
hervor.
Daran reihte sich «Der Kölner
[* 15]
Dom als freie deutsche
Kirche» (Stuttg. 1843) und eine Übertragung der
Briefe und Leidensgeschichte
von
«Abälard und
Heloise» (Gieß. 1844).
In dem Werke «Die philos. Weltanschauung der Reformationszeit»
(Stuttg. 1847; 2. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1887) schildert er die Übergangsperiode von der Scholastik zu
Cartesius und legt namentlich die
Lehren
[* 16] des
Giordano Bruno,
Campanella und
JakobBöhme in neuer und eigenartiger
Weise dar.
Zugleich tritt die Überwindung des Pantheismus und
Deismus in der
Anschauung eines sowohl selbstbewußten als
unendlichen, in Natur und Geschichte sich offenbarenden
Gottes als der
Gedanke hervor, dessen Durchführung Carriere für die
Aufgabe
der Gegenwart hält. In diesem
Sinne gehaltene Vorträge veröffentlichte er als «Religiöse Reden und Betrachtungen
für das deutsche
Volk» (2. Aufl., Lpz. 1856). Ein
Buch über «Die
Poesie, ihr Wesen und ihre Formen» (ebd.
1854; neu bearbeitet mit Grundzügen der vergleichenden Litteraturgeschichte 1884) war der
Vorläufer einer «Ästhetik» (2
Bde., ebd. 1859; 2. Aufl. in neuer
Bearbeitung 1873; 3. Aufl. 1885),
welche die Idee des Schönen und ihre Verwirklichung im Leben und in der Kunst an der
Hand
[* 17] der Erfahrung vom Standpunkte des Idealismus darlegte. Das ausgezeichnete Werk «Die
Kunst im Zusammenhang der Kulturentwicklung und die Ideale der Menschheit» (5 Bde.,
Lpz. 1863–73; 3. Aufl. 1877–86) verbindet philos. Tiefblick mit
geschichtlicher
Treue. Das Charakterbild Cromwells im «Histor.
Taschenbuch» (1851) kann als
C.s polit.
Glaubensbekenntnis gelten.
Für
Brockhaus'
«Bibliothek der deutschen Nationallitteratur» besorgte er die
Ausgaben von
Goethes«Faust»
(Lpz. 1869) und
Schillers «Wilhelm
Tell» (ebd. 1871) mit histor. Einleitung und namentlich die erstere mit reichen Erläuterungen.
Seine philos. Lebensansicht faßte er in einem Werke über «Die sittliche Weltordnung»
(Lpz. 1877; 2. Aufl. 1891) zusammen, worin er dem Mechanismus der Natur
und seiner
Notwendigkeit wie der
Freiheit des
Geistes in gleicher
Weise gerecht zu werden und nach den gesicherten
Ergebnissen der Erfahrungswissenschaft die Principien des Seins und Erkennens zu bestimmen sucht.
Schonvor der 2.
Auflage dieser
Schrift suchte Carriere die in ihr enthaltenen
Gedanken in
«JesusChristus und die Wissenschaft der Gegenwart»
(Lpz., 2. Aufl. 1889) weiter zu führen und den Abriß einer
Philosophie des
Christentums zu geben. Er veröffentlichte auch
Gedichte u. d. T.:
«Agnes. Liebeslieder und Gedankendichtungen» (Lpz. 1883). Die «Lebensbilder»
(ebd. 1890) schildern vornehmlich
Denker, Dichter und Künstler, die dem Verfasser persönlich bekannt geworden. Seine «Gesammelten
Werke» erscheinen seit 1886 (Lpz.).
(spr. kärringt'n),RichardChristopher, engl. Astronom, geb. zu Chelsea, war drei
Jahre lang Assistent bei Chevallier in Durham und baute später eine eigene
Sternwarte
[* 19] in Redhill, auf welcher er von 1854 an
Cirkumpolarsterne
[* 20] sowie, angeregt durch
Schwabes¶
mehr
Entdeckung der Sonnenfleckenperiode und ihren Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus, die Sonne
[* 22] beobachtete. Er starb im Dez. 1875. Vorzüglich
ist sein Sternkatalog, bekannt als «Redhill Catalogue» (auf Staatskosten gedruckt,
Lond. 1857). Außerdem schrieb er «Observations of the
spots on the Sun made at Redhill 1853–61» (ebd. 1863).