mehr
Beobachtung der Natur mit der Nachahmung der besten
Meister verbinden müsse. Die Zeichnung sollte
Raffael, das
Kolorit den
Venetianern,
die
Beleuchtung
[* 2] und die Grazie dem Correggio entlehnt werden.
Ihre Schule wurde mehr und mehr besucht und alle übrigen derartigen
Anstalten der Stadt (die Kunstschulen der
Manieristen
Fontana,
Calvaert u. a.) gingen aus
Mangel an
Teilnahme
ein. Vereint schufen die drei Carracci die Freskofriese in zwei Sälen des
Palastes Fava zu
Bologna, 18
Bilder aus der Argonautensage
und 12
Bilder nach der Äneide; ferner im
Palast Magnani
zu
Bologna 14 Friesbilder aus der Geschichte des
Romulus und Remus;
endlich ihr gemeinsames Hauptwerk (1593): die
Decken und Kaminbilder in drei Sälen des
Palastes Sampieri
in
Bologna
(Geschichten des Herakles,
[* 3] Zeus
[* 4] im Gigantenkampf). – Lodovico behielt in seinen Werken am meisten von Correggio
bei; zu voller Selbständigkeit kommt er erst in den Werken seiner Spätzeit.
Die meisten und besten seiner Bilder sind in Bologna, z. B. die Madonna auf der Mondsichel mit den Heiligen Hieronymus und Franciscus, die Geburt des Johannes, die Verklärung Christi, die Bekehrung des Paulus (in der Pinakothek); der Kondolenzbesuch der Apostel bei der trauernden Madonna (im Dom). Fresken schuf er im Kloster der Olivetanermönche zu San Michele in Bosco 1592, dann nochmals 1604: die berühmte, aber zerstörte Bilderfolge aus dem Leben des heil. Benedikt und der heil. Cäcilie (gestochen von Giac. Giovannini), dann die reizvollen Engelchöre im Dom zu Piacenza.
Berühmte
Bilder seiner
Hand
[* 5] sind
endlich : die Vision des heil. Hyacinthus (im Louvre), die
Apostel tragen
den
Leichnam der Maria
zu
Grabe, die
Apostel finden statt ihrer
Rosen im
Grabe (in der
Galerie zu
Piacenza), der heil. Martin (im
Dome daselbst).
Schon
mit Carracci beginnt die Vorliebe für das Pathos des Schmerzes, von welcher später die vielen Ecce homo und leidenden
Marien der Bolognesischen Schule ausgegangen sind. Das letzte Werk Lodovicos ist die Verkündigung der
Maria in der
Kathedrale zu
Bologna. Seit 1609 war er das einzige Haupt der Schule zu
Bologna gewesen.
Ag
ostino Carracci, geb. 1558 zu
Bologna, wurde zunächst
Goldschmied, dann einer der berühmtesten schulebildenden Kupferstecher
seiner Zeit. Er war ein Mann von gelehrter
Bildung und hielt auch an der neuen
Akademie Lehrvorträge.
Er starb zu Parma.
[* 6] Seine
Stiche, die fast farbige Wirkung erreichen, veranschaulichen die Werke von Zeitgenossen
(Annibale und Lodovico Carracci,
Calvaert,
Tibaldi), von ältern
Meistern (Correggio, Paolo Veronese,
Tintoretto, besonders dessen
große Kreuzigung) und eigene Erfindungen, nämlich
Darstellungen aus der
Bibel,
[* 7] der Mythologie, Liebesscenen,
Bildnisse und Ornamente.
[* 8] In der Malerei waren
Fontana, Passerotti und
Tibaldi seine
Lehrer. Von Fresken ist zunächst sein Anteil
am Schmucke des
Farnese-Palastes in
Rom
[* 9] zu erwähnen. Weiter schuf er als sein reifstes Werk die Deckenbilder im Gartenpalast
zu Parma. Seine berühmtesten
Tafelbilder sind die letzte
Kommunion des heil. Hieronymus und die Himmelfahrt
der Maria (in der
Pinakothek zu
Bologna).
Annibale Carracci,
Bruder Ag
ostinos, geb. wurde der eigentliche Praktiker und Hauptmaler der
Akademie, während Ag
ostino
mehr der Theoretiker war und Lodovico namentlich technische
Studien und Versuche im Dienste
[* 10] der
Akademie anstellte. ^[]
Sein
monumentales Hauptwerk ist der Freskenschmuck der
Galerie und eines Nebenzimmers im
Farnese-Palast zu
Rom
(um 1600–1608). Lodovico empfahl für die
Arbeit seine
Brüder, Ag
ostino schuf einige der schönsten
Bilder (den
Triumph der
Galatea,
Aurora umarmt den geraubten
Cephalus), wurde aber dann von seinem
Bruder verdrängt, der die Bilderfolge allein vollendete.
Im kleinern Zimmer sind
Geschichten des Hercules geschildert, in der Hauptgalerie die Liebesgeschichten
der alten
Götter und Göttinnen.
Annibales Meisterwerk darin ist der Hochzeitszug des Bacchus und der Ariadne. Carracci starb 14. oder in Rom. In seinen Werken fallen die große Auffassung und die kühne sichere Zeichnung auf, wenngleich uns das Verstandesmäßige und Derbe darin oft kühl anmutet. In der Farbe ist er von Correggio abhängig, erreicht aber dessen Weichheit nicht. Haupttafelbilder sind: Der heil. Rochus den Pestkranken Almosen spendend (in der Galerie zu Dresden), [* 11] Christus und die Samariterin am Brunnen [* 12] (Hofmuseum in Wien; [* 13] s. Tafel: Italienische Kunst Ⅶ, [* 1] Fig. 6), Auferstehung Christi (im Louvre), Diana und Aktäon [* 14] (in Brüssel). [* 15] Er schuf auch Sittenbilder und Selbstbildnisse (in Florenz). [* 16] Bahnbrechend wurde er endlich auch in der Landschaftsmalerei. Als Kupferstecher stach und ätzte er nur eigene Erfindungen, darunter Blätter von hoher Schönheit.
Antonio Carracci, natürlicher Sohn des Ag
ostino Carracci, geb. 1583 zu
Venedig,
[* 17] war
Schüler seines
Vaters und des Annibale, arbeitete in
Bologna und in
Rom, wo er die Schule der Carracci aufrecht zu erhalten
strebte. Er malte Fresken (z. B. im
Quirinal zu
Rom),
Tafelbilder, wie die
Sintflut (im Louvre zu
Paris),
[* 18] und starb 1618 in
Rom.