(grch. karpós), Vorderhand, Handwurzel, Faustgelenk (s.
Hand). ^[= # linke. Ehe zur linken H. nennt das Preuß. Allg. Landr. II, 1, §§. 835 fg. und II, 2, §§. ...]
[* 4]
sächs. Gelehrtenfamilie, die von
SimonCarpzov, in der Mitte des 16. Jahrh.
Bürgermeister zu
Brandenburg,
[* 5] abstammte.
Er hinterließ zwei
Söhne, Joachim Carpzov, der als dän.
Generalfeldzeugmeister 1628 zu
Glückstadt im Holsteinischen starb, und
BenediktCarpzov, geb. zu
Brandenburg, der 1595 Professor der
Rechte zu Wittenberg
[* 6] und 1602 Kanzler
der verwitweten Kurfürstin
Sophie zu Colditz wurde, dann nach Wittenberg zurückging und starb.
Benedikt hatte
fünf
Söhne:
1) KonradCarpzov, geb. zu Wittenberg, Professor der
Rechte daselbst, gest. als Kanzler
des Erzstifts
Magdeburg.
[* 7]
2)
BenediktCarpzov, Kriminalist, geb. zu Wittenberg, machte weite
Reisen, wurde dann Professor zu
Leipzig
[* 8] und
Beisitzer
am dortigen Schöppenstuhl, 1639 Appellationsrat in
Dresden,
[* 9] 1645 Ordinarius der Juristenfakultät zu
Leipzig, 1653 Geheimrat
zu
Dresden, zog 1661 aber wieder nachLeipzig und starb daselbst Großes Ansehen erlangte er
insbesondere durch seinen Kommentar über die Konstitutionen des Kurfürsten
August von 1572 u. d. T.
«Definitiones forenses»
(Lpz. 1638; neue Aufl. 1721),
durch die «Practica nova Imperialis Saxonica rerum criminalium» (Wittenb.
1635; hg. von
Böhmer, 3 Bde., Frankf. 1758),
die «JurisprudentiaRomano-Saxonica» oder
«Opus decisionum
illustrium Saxonicarum» (Lpz. 1646–54 u. ö.),
worin er die deutschrechtlichen
Anschauungen entschieden zur Geltung brachte,
die «Jurisprudentia ecclesiastica seu consistorialis» (ebd. 1649 u. ö.),
durch welche
Schrift er der Hauptbegründer des
Episkopalsystems (s. d.) in der evang.
KircheDeutschlands
[* 10] geworden ist, und
den «Processus juris Saxonici»
(Jena
[* 11] 1657). SeinInquisitionsprozeß, später vielfach wegen seiner Härte
getadelt, stand lange Zeit in
Sachsen
[* 12] in hohem Ansehen. Seine größte Bedeutung liegt darin, daß er die in
Deutschland
[* 13] seit
der
Aufnahme des röm.
Rechts zur Geltung gelangte jurist. Praxis wissenschaftlich abgeschlossen hat. – 3)
ChristianCarpzov, geb. zu
Colditz, wurde 1632 Professor der
Rechte zu
Frankfurt
[* 14]
a. O., wo er starb. – 4)
AugustCarpzov, geb. zu
Colditz, seit 1651 Kanzler und Konsistorialpräsident zu Coburg,
[* 15] seit 1675 Gothaischer Geheimrat, gest. zu
Coburg, hat sich um die coburg.
Lande verdient gemacht. – 5)
JohannBenediktCarpzov, geb. zu Rochlitz, gest. als
Professor der
Theologie zu
Leipzig und Prediger an der Thomaskirche, bekannt namentlich durch sein «Hodegeticum»
(1636),
eine Zusammenstellung der homiletischen Regeln, worin er nicht weniger als 100 Dispositionsmethoden aufstellt, und
seine «Isagoge» oder Einleitung in die symbolischen
Bücher der luth.
Kirche (Lpz. 1665; 2. Aufl. 1675). Er war
Vater von fünf
Söhnen: a.
DavidBenedikt Carpzov, der Prediger wurde und
«De pontificum Hebraeorum vestitu sacro»
(Jena 1655) schrieb. – ^[] b.
JohannBenedikt Carpzov,
geb. zu
Leipzig, gest. als
Professor der
Theologie und Prediger an der Thomaskirche zu
Leipzig, ein tüchtiger Kenner der hebr.
Sprache
[* 16] und Litteratur und Übersetzer mehrerer rabbin.
Johann Gottlob Carpzov, Sohn des Oberhofpredigers Samuel
Benedikt Carpzov, geb. zu
Dresden, wurde 1719 Professor der orient.Sprachen
zu
Leipzig und 1730
Superintendent zu Lübeck,
[* 17] wo er starb. Am meisten geschätzt sind unter seinen
Schriften die
«Introductio ad libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti omnes» (Lpz.
1721) und «Critica sacra Veteris Testamenti» (ebd. 1728).
oder
Caracci (spr. -rattschi), ital. Malerfamilie, welche gegenüber
dem Manierismus für die Verbesserung der ital. Kunst gegen Ende des 16. Jahrh.
vorzüglich thätig war. Die Carracci fanden neue Wege für die Kunst, indem sie von den großen
Meistern der Vergangenheit (namentlich den
Venetianern und Correggio) auswählend das
Beste abzusehen und durch Naturstudium
neu zu begründen suchten. Die
Komposition führten die Carracci zu größerer Einfachheit zurück, übten strenge Korrektheit der
Zeichnung und legten vorzüglich viel Wert auf eine gute
Anordnung, sodaß es oft scheint, als sei die
Handlung der Gruppierung angepaßt. Dadurch kommt mitunter eine Absichtlichkeit hinein und Nüchternheit, die an schulmäßige
Modelle erinnert. Doch, wo sie naiver auf das Vorbild der Natur eingingen, vermochten sie eine nachhaltige Wirkung zu erreichen.
–
Vgl. das Werk von Bolognini-Amorini
(Bologna 1840).
Lodovico Carracci, geb. 1555 zu
Bologna, gest. wurde
Schüler des Prospero
Fontana, ging dann nach
Florenz
[* 18] und studierte die Werke des
Andrea del Sarto, in Parma
[* 19] die des Correggio, in Mantua
[* 20]
Giulio Romano, in
Venedig
[* 21] die großen
VenetianischenMeister. Nach
Bologna zurückgekehrt, arbeitete er mit seinen Großvettern Agostino und Annibale Carracci gemeinschaftlich
nach gleichen Grundsätzen. In stetem Kampfe mit einer mächtigen Gegenpartei, stiftete Lodovico die
Accademia degli incamminati (von incamminare, in
Gang
[* 22] bringen). Als ersten Grundsatz stellte er auf, daß man die
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Beobachtung der Natur mit der Nachahmung der besten Meister verbinden müsse. Die Zeichnung sollte Raffael, das Kolorit den Venetianern,
die Beleuchtung
[* 24] und die Grazie dem Correggio entlehnt werden. Ihre Schule wurde mehr und mehr besucht und alle übrigen derartigen
Anstalten der Stadt (die Kunstschulen der ManieristenFontana, Calvaert u. a.) gingen aus Mangel an Teilnahme
ein. Vereint schufen die drei Carracci die Freskofriese in zwei Sälen des Palastes Fava zu Bologna, 18 Bilder aus der Argonautensage
und 12 Bilder nach der Äneide; ferner im Palast Magnani zu Bologna 14 Friesbilder aus der Geschichte des Romulus und Remus;
endlich ihr gemeinsames Hauptwerk (1593): die Decken und Kaminbilder in drei Sälen des Palastes Sampieri
in Bologna (Geschichten des Herakles,
[* 25] Zeus
[* 26] im Gigantenkampf). – Lodovico behielt in seinen Werken am meisten von Correggio
bei; zu voller Selbständigkeit kommt er erst in den Werken seiner Spätzeit.
Die meisten und besten seiner Bilder sind in Bologna, z. B. die Madonna auf der Mondsichel mit den Heiligen
Hieronymus und Franciscus, die Geburt des Johannes, die Verklärung Christi, die Bekehrung des Paulus (in der Pinakothek); der
Kondolenzbesuch der Apostel bei der trauernden Madonna (im Dom). Fresken schuf er im Kloster der Olivetanermönche zu SanMichele
in Bosco 1592, dann nochmals 1604: die berühmte, aber zerstörte Bilderfolge aus dem Leben des heil.
Benedikt und der heil. Cäcilie (gestochen von Giac. Giovannini), dann die reizvollen Engelchöre
im Dom zu Piacenza.
Berühmte Bilder seiner Hand sind endlich : die Vision des heil. Hyacinthus (im Louvre), die Apostel tragen den Leichnam der Maria
zu Grabe, die Apostel finden statt ihrer Rosen im Grabe (in der Galerie zu Piacenza), der heil. Martin (im Dome daselbst). Schon
mit Carracci beginnt die Vorliebe für das Pathos des Schmerzes, von welcher später die vielen Ecce homo und leidenden
Marien der Bolognesischen Schule ausgegangen sind. Das letzte Werk Lodovicos ist die Verkündigung der
Maria in der Kathedrale zu Bologna. Seit 1609 war er das einzige Haupt der Schule zu Bologna gewesen.
Agostino Carracci, geb. 1558 zu Bologna, wurde zunächst Goldschmied, dann einer der berühmtesten schulebildenden Kupferstecher
seiner Zeit. Er war ein Mann von gelehrter Bildung und hielt auch an der neuen Akademie Lehrvorträge.
Er starb zu Parma. Seine Stiche, die fast farbige Wirkung erreichen, veranschaulichen die Werke von Zeitgenossen
(Annibale und Lodovico Carracci, Calvaert, Tibaldi), von ältern Meistern (Correggio, Paolo Veronese, Tintoretto, besonders dessen
große Kreuzigung) und eigene Erfindungen, nämlich Darstellungen aus der Bibel,
[* 27] der Mythologie, Liebesscenen,
Bildnisse und Ornamente.
[* 28] In der Malerei waren Fontana, Passerotti und Tibaldi seine Lehrer. Von Fresken ist zunächst sein Anteil
am Schmucke des Farnese-Palastes in Rom
[* 29] zu erwähnen. Weiter schuf er als sein reifstes Werk die Deckenbilder im Gartenpalast
zu Parma. Seine berühmtesten Tafelbilder sind die letzte Kommunion des heil. Hieronymus und die Himmelfahrt
der Maria (in der Pinakothek zu Bologna).
Annibale Carracci, Bruder Agostinos, geb. wurde der eigentliche Praktiker und Hauptmaler der Akademie, während Agostino
mehr der Theoretiker war und Lodovico namentlich technische Studien und Versuche im Dienste
[* 30] der Akademie anstellte. ^[]
Sein
monumentales Hauptwerk ist der Freskenschmuck der Galerie und eines Nebenzimmers im Farnese-Palast zu Rom
(um 1600–1608). Lodovico empfahl für die Arbeit seine Brüder, Agostino schuf einige der schönsten Bilder (den Triumph der
Galatea, Aurora umarmt den geraubten Cephalus), wurde aber dann von seinem Bruder verdrängt, der die Bilderfolge allein vollendete.
Im kleinern Zimmer sind Geschichten des Hercules geschildert, in der Hauptgalerie die Liebesgeschichten
der alten Götter und Göttinnen.
Annibales Meisterwerk darin ist der Hochzeitszug des Bacchus und der Ariadne. Carracci starb 14. oder in Rom. In seinen
Werken fallen die große Auffassung und die kühne sichere Zeichnung auf, wenngleich uns das Verstandesmäßige
und Derbe darin oft kühl anmutet. In der Farbe ist er von Correggio abhängig, erreicht aber dessen Weichheit nicht. Haupttafelbilder
sind: Der heil. Rochus den Pestkranken Almosen spendend (in der Galerie zu Dresden), Christus und die Samariterin am Brunnen
[* 31] (Hofmuseum
in Wien;
[* 32] s. Tafel: Italienische Kunst Ⅶ,
[* 23]
Fig. 6), Auferstehung Christi (im Louvre), Diana und Aktäon
[* 33] (in
Brüssel).
[* 34] Er schuf auch Sittenbilder und Selbstbildnisse (in Florenz). Bahnbrechend wurde er endlich auch in der Landschaftsmalerei.
Als Kupferstecher stach und ätzte er nur eigene Erfindungen, darunter Blätter von hoher Schönheit.
Antonio Carracci, natürlicher Sohn des Agostino Carracci, geb. 1583 zu
Venedig, war Schüler seines Vaters und des Annibale, arbeitete in Bologna und in Rom, wo er die Schule der Carracci aufrecht zu erhalten
strebte. Er malte Fresken (z. B. im Quirinal zu Rom), Tafelbilder, wie die Sintflut (im Louvre zu Paris),
[* 35] und starb 1618 in Rom.