standes, 7. Febr., trat er zurück.
Schon am nächsten
Tage wurde er in die Nationalversammlung gewählt, wo er zur
Union républicaine
gehörte; 1876 entsendete ihn der Wahlbezirk
Beaune in die Deputiertenkammer. Als solcher gehörte er zu den 363, die gegen
den
Staatsstreich vom protestierten. Er ward 1877 wiedergewählt und Unterstaatssekretär
unter Freycinet als Bautenminister. Am übernahm er selbst dieses
Portefeuille unter Ferry und trat mit
diesem zurück.
In der Legislaturperiode 1877–81 stimmte er als gemäßigter Republikaner gegen den
Antrag, das Ministerium vom 16. Mai in
Anklagestand zu versetzen, dann gegen Verweltlichung des Volksschulunterrichts, Absetzbarkeit der
Richter und Aufhebung des Cultusbudgets. 1881 wieder gewählt, war er 1883 und 1884 Vicepräsident der Kammer, bis er imMinisteriumBrisson wieder die öffentlichen
Arbeiten, 16. Aprildie Finanzen übernahm, die er auch in dem folgenden Ministerium
Freycinet bis behielt.
Nach dem Rücktritt Grévys von der Präsidentschaft wurde neben Ferry und Freycinet sofort Carnot als Kandidat aufgestellt,
der zwar nicht die polit. Geltung, aber auch nicht die Herrschsucht und den rücksichtslosen Ehrgeiz jener beiden besaß.
Gleich im ersten Wahlgange erhielt Carnot die meistenStimmen, und in der engern
Wahl drang er mit 616 von 827
Stimmen
der Kongreßmitglieder durch. Von allen republikanischen Parteien ward ihm Vertrauen entgegengebracht, das er durch würdige,
konstitutionelle Haltung zu rechtfertigen suchte.
Seine wiederholten
Reisen im
Lande und seine friedlichen Kundgebungen gegenüber dem chauvinistischen Drängen der
Boulangisten
trugen ihm viel
Sympathien der ruhig denkenden Volkselemente ein. 1889 eröffnete er die Weltausstellung
und präsidierte allen Festen. Versuche seiner Gegner, ihn in den Panamaskandal hineinzuziehen, mißlangen. Carnot beabsichtigte,
nach
Ablauf
[* 2] seiner Präsidentschaftsperiode sich ins Privatleben zurückzuziehen. Da traf ihn, als er sich im Juni 1894 nach
Lyon
[* 3] zum Besuch der dort stattfindenden Kolonialausstellung begeben hatte, am
Abend des 24. Juni, während
er auf der Fahrt nach dem
Theater
[* 4] begriffen war, der Dolchstoß eines Anarchisten ital. Herkunft,
Namens Santo
[* 5] Caserio. Carnot starb
wenige
Stunden darauf 25. Juni morgens und wurde 1. Juli im Pantheon zu
Paris
[* 6] neben den irdischen Überresten seines Großvaters,
des
Grafen Lazare Carnot, beigesetzt. Carnot war kein glänzender, wohl aber ein klarer Redner. Er übersetzte
J.
StuartMills Werk über die Revolution von 1848 ins
Französische (Par. 1875). –
Vgl. Burdeau, Une famille des patriotes
(Par. 1888);
Hubbard, Une famille républicaine. les Carnot (ebd. 1888);
M. Dreyfous, Les trois Carnot (ebd.
1888);
Barbou, Les grands citoyens de la
France. S. Carnot: historie de
sa vie (ebd. 1888);
Py, Sadi Carnot,
sa vie, ses œuvres,
sa politique 1837–87 (ebd. 1888).
(spr. -noh),NicolasLéonard Sadi, Physiker, Sohn von Lazare Nicolas Carnot, geb. zu
Paris, trat 1812 in die Polytechnische Schule, 1814 in das
Geniekorps, wurde seiner polit. Gesinnung wegen
erst 1826 zum
Kapitän befördert, nahm den
Abschied 1828 und starb an der
Cholera in
Paris. Sein hochgeschätztes
Werk
«Réflexions sur la puissance motrice du feu et les machines propres à développer cette puissance» ^[]
(Par. 1824) bildet eine
bedeutende Grundlage der heutigen «Mechanischen
Wärmetheorie» (s. d.).
Befestigungsmanier, die von Lazare Nicolas
Carnot (s. d.) in seinem Werk
«De la défense des places fortes»
(4. Aufl., Par. 1814) vorgeschlagene Art der Befestigung. Er empfiehlt
den tenaillierten Grundriß, die
Anlage eines
Glacis en contrepente, die
Aufstellung zahlreicher Mörser
als Hauptgeschützart in kasemattierten Räumen, deren
Feuer den Gegner, der infolge der durch die vorgeschlagene Glacisform
erleichterten
Ausfälle zu starker
Besetzung der Laufgräben genötigt ist, vernichten soll. Die Sturmfreiheit der Eskarpen
wird durch
Anlage freistehender krenelierter Bogenmauern sicher gestellt. (S. auch Permanente Befestigung und
Tenaillierter Grundriß.)
[* 7]
norischer (kelt.) Ort in Niederösterreich und ehemalige röm.
Festung
[* 8] (seit dem 1. Jahrh. n. Chr. zu Pannonien gehörig),
zwischen
Deutsch-Altenburg und Petronell, rechts der Donau gelegen, war ein sehr alter Stapelplatz für den Bernsteinhandel
aus den nördl.
Ländern und als solcher Endstation der sog. Bernsteinstraße, die über
Steinamanger,
Pettau, Cilli und Laibach
[* 9] nach
Italien
[* 10] führte, weshalb dieser Ort wegen seiner günstigen
Lage die
Aufmerksamkeit
der
Römer
[* 11] auf sich zog.
Deshalb wählte schon
Tiberius auf seinem Zuge gegen Marbod (6 n. Chr.) Carnúntum zum Hauptquartier.
Die
Römer machten sodann Carnúntum zum Mittelpunkte ihrer Befestigungen längs der Donau, die
sich vom Wienerwalde (Vindobona,
Wien)
[* 12] bis zur Waag (Brigetio, das heutige Ó-Szöny) erstreckten. Die
Kaiser Vespasian und
Trajan vergrößerten diese
Anlagen, indem sie in Carnúntum und den beiden Flankenpunkten Vindobona und Brigetio je ein vollständiges
Legionslager errichteten und ersterer die
Legio XIV. nach der Zerstörung
Jerusalems (70 n. Chr.) hierher
verlegte, während die
Legio XIII.
Gemina von
Pettau (Poetovio) nach Vindobona versetzt wurde. Das im J. 73 vollendete Legionslager auf einer Anhöhe zwischen
Petronell und
Deutsch-Altenburg hatte ein
Praetorium, Lagerheiligtümer, ein
Forum
[* 13] mit einer gewaltigen Säulenreihe und zahlreiche
Bäder. Zwischen Carnúntum und Vindobona waren die Mündungen der
Schwechat und Fischa in die Donau durch die
Kastelle
Ala nova und Aequinoctium gesichert und die
Verbindung derselben durch eine Donauflottille, deren
Station Carnúntum war, hergestellt.
Von aus gingen Heerstraßen längs der Donau,
d. i. der Reichsgrenze (limes), nach Vindobona, eine nach Scarabantia (Ödenburg)
[* 14] und nachAquae
(Baden).
[* 15] An diese Legionslager schlossen sich bald
Städte an, die unter Hadrian Municipalverfassung
erhielten.
In C. hielten sich Hadrian,
AntoninusPius und
Marc Aurel auf, von denen der letztere während des Markomannenkrieges
(172–175 n. Chr.) in Carnúntum sein
Standquartier hatte, hier auch das zweite
Buch seiner Selbstbetrachtungen schrieb und 180 bei
Vindobona starb. Ein in Carnúntum aufgefundenes Mithrasdenkmal bezeugt die gleichzeitige Anwesenheit
von vier
Kaisern in Carnúntum gegen Ende des J. 307, als Galerius in Gegenwart der damals bereits abgetretenen
Kaiser Diocletian und
Herculius den bisherigen
Cäsar Licinius zum
Augustus ernannte. Carnúntum wurde im 4. Jahrh. von den
Deutschen zerstört, erholte
sich wieder unter
Valentinianus und scheint
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
erst im Mittelalter durch die Ungarn
[* 17] völlig zu Grunde gerichtet worden zu sein. Die Ausgrabungen in Carnúntum wurden in den letzten
Jahren, namentlich durch den in Wien dafür gegründeten Verein «Carnuntum», sehr gefördert. -
Vgl. Sacken, Die röm. Stadt
Carnúntum (Wien 1853);
Kubitschek und Frankfurter, Führer durch Carnúntum (ebd. 1891).