schritte ihm zu verdanken hat. Auch hielt er Vorträge an der
Bergschule zu
Tarnowitz
[* 2] und gab das «Bergmännische
Taschenbuch
für Oberschlesien» (1843–47) heraus. Er wurde 1845 Oberbergrat in
Bonn,
[* 3] 1854
Geh. Oberbergrat und vortragender
Rat bei der
Bergwerksabteilung im Handelsministerium zu
Berlin.
[* 4] Sein Aufenthalt in
Berlin (1847–55) war wesentlich den
Reformen in der höhern
Verwaltung und fachwissenschaftlichen Forschungen gewidmet. In
VerbindungmitL. von
Buch,
H. und G.
Rose,
Beyrich u. a. gründete er 1848 die Deutsche
[* 5]
Geologische Gesellschaft, und seiner Thätigkeit entstammt die Grundlage der heutigen
bergrechtlichen
Stellung der deutschen Bergwerksindustrie und der mit ihr zusammenhängenden Knappschaftsordnungen.
Außerdem trug Carnall 1849–55 an der
Berliner
[* 6]
Universität über Bergbaukunde vor und begründete 1853 die
«Zeitschrift für dasBerg-, Hütten- und Salinenwesen im preuß.
Staate». 1855 zum Berghauptmann und Direktor des Oberbergamtes
zu
Breslau
[* 7] ernannt, veröffentlichte er 1857 eine vortreffliche geognost. Karte von Oberschlesien Carnall trat 1861 aus
dem
Staatsdienst und starb zu
Breslau. Nach ihm hat H.
Rose den
Carnallit (s. d.) benannt.
ein nachRud. von
Carnall benanntes Mineral, das in der obersten
Region des
Staßfurter Steinsalzlagers, der
Carnallitregion, ferner zu
Kalusz in Galizien, zu Maman in
Persien
[* 8] sich als grobkörnig-krystallinisches
Aggregat von rhombischen
Individuen findet, im reinen Zustande ungefärbt und wasserklar ist, muscheligen
Bruch zeigt und spec.
Gewicht von 1,615 hat. Meist ist es jedoch durch mikroskopische
Schuppen von Eisenglimmer rot gefärbt; andere fremde Einwachsungen
sind äußerst kleine Kryställchen von Quarz,
Anhydrit,
Eisenkies,
[* 9]
Boracit, auch kommen flockige Gebilde von organischer
Substanz
darin vor. Es besteht aus 27 Proz.
Chlorkalium, 34 Proz.
Chlormagnesium und 39 Proz. Wasser (KCl + MgCl2
+ 6aq) ^[(KCl+MgCl2 + 6aq)]; häufig ist etwas Kalium durch Natrium ersetzt.
Der Carnallit ist für die Gewinnung der Kalisalze ein überaus wichtiger Körper geworden. An der Luft zerfließt
er; in Wasser ist er leicht löslich, beim Betropfen damit zerlegt er sich in
Chlorkalium, das sich krystallinisch
ausscheidet, und in aufgelöst bleibendes
Chlormagnesium. Aus dem
Chlorkalium stellt man schwefelsaures Kalium, kohlensaures
Kalium
(Pottasche) und andere für
die Industrie und
Agrikultur bedeutungsvolle Kaliumverbindungen dar.
1) Die nordwestlichste
Grafschaft des engl. Fürstentums Wales, durch den Menaikanal von der
InselAnglesey getrennt, hat 1495,17 qkm und (1891) 118225 E. Carnarvon grenzt im O. an
Denbigh, im
S. an
Merioneth und sendet gegen
SW. die Halbinsel Lleyn aus, welche im
Kap Braich-y-Pwll endet. Eine hohe Gebirgskette, deren Gipfel durch tief eingeschnittene,
von kleinen Seen (Llyns) erfüllte Klüfte getrennt werden, durchzieht die
Grafschaft von
NO. gegen
SW.
und giebt ihr den Charakter einer Alpenlandschaft.
Den Mittelpunkt bildet der Snowdon (1094 m), der höchste
Berg in Wales und England. Nächst ihm ist der höchste der Carnedd-
oder
Carn-David (980 m). Hauptfluß ist der Conway an der Ostgrenze, der 16 km weit
schiffbar ist. Die vorwiegenden Erwerbszweige sind Viehzucht
[* 10] und
Milchwirtschaft. Den Hauptreichtum bilden indes die Schieferbrüche,
namentlich die von Penrhyn, die viele Tausende von
Arbeitern beschäftigen
^[] und deren jährlicher Ertrag auf 119000 Pfd.
St. veranschlagt wird. (S.
Bangor.) Auch werden
Blei,
[* 11]
Silber, Schwefelerze, Kupfer
[* 12] und
Zink gewonnen, und an denKüsten
wird Fisch- und Austernfang getrieben.
Die
Grafschaft schickt ein Mitglied zum Parlament, die Hauptstadt nebst Conway (s. d.),
Pwllheli, Nevin, Criccieth und
Bangor ein zweites. – 2) Hauptstadt der
Grafschaft Carnarvon,. Municipal- und Hafenstadt sowie Parlamentsborough,
an der Mündung des Seiont in den Menaikanal, 11 km südwestlich von der großen
Britanniabrücke, ist
von einer festen
Mauer mit runden
Türmen umgeben, hat enge
Straßen, (1891) 9804 E. Die besonders gut erhaltene
Burg Eduards
Ⅰ., das 1283 begonnene, neuerdings restaurierte Carnarvon-Castle, ist eins der imposantesten Bauwerke in England. Carnarvon hat
ein Schullehrerseminar, ein Museum mit
Altertums- und naturhistor.
Sammlungen,
Eisen- undMessinggießerei,
Schiffbau, Fischfang und Segeltuchfabrikation.
Der Handel geht besonders
nach
Bristol, Liverpool
[* 13] und Dublin
[* 14] und bringt hauptsächlich
Schiefer zur Ausfuhr.Schiffe
[* 15] bis zu 400 t können in den
Hafen
einlaufen. Carnarvon ist zugleich Seebad und wird seiner reizenden Umgebung wegen von Vergnügungsreisenden stark
besucht. – Die
Römer
[* 16] hatten dicht bei Carnarvon in Segontium eine wichtige
Station. Die jetzige
Anlage stammt
von Eduard Ⅰ. und Ⅱ. Die Waliser plünderten 1294 die Stadt, die auch durch die Eroberung 1644 viel litt.
(spr. -nahrw'n),Division in der
«Midland"-Provinz der
Kapkolonie, zwischen dem
Oranjefluß im N. und den Karreebergen
im S., ein wasserloses, für Schafzucht geeignetes Weideland, hat 31258 qkm und (1891) 9130 E., darunter 3730
Weiße.
(spr. -nahrw'n),HenryHoward Molyneux Herbert, vierter
Graf von Carnarvon, konservativer engl. Staatsmann, geb. in
London,
[* 17] wurde in
Eton und Oxford
[* 18] gebildet, gelangte durch den
Tod seines
Vaters schon 1849 ins Oberhaus und
machte gleich mit seiner ersten Rede bedeutendes Aufsehen. Unter Derby war er 1858–59
Unterstaatssekretär, 1866
Staatssekretär
für die
Kolonien, schied aber 1867 aus, weil ihm die Bestrebungen Disraelis für eine Parlamentsreform zu demokratisch erschienen.
Dennoch übernahm er in dessen zweitem Ministerium 1874 das Kolonialamt wieder, und unter seiner Amtsführung
erfolgte die Einverleibung der
Transvaal-Republik; ein neues Zerwürfnis mit dem Premierminister, dessen angriffslustige Orientpolitik
Carnarvon mißbilligte, führte zu seinem Rücktritt, ohne daß er darum sich der Opposition zugesellte.
Salisbury ernannte ihn Juni 1885 zum Vicekönig von
Irland, und seine persönliche Zusammenkunft mit
Parnell, die
bei diesem Hoffnungen auf eine Unterstützung seiner Pläne durch die Konservativen erweckt haben muß, hatte zur Folge,
daß diesen bei den nächsten Neuwahlen die
Stimmen der
Iren zufielen.
Bei dem Beginn einer neuen Zwangspolitik gegen
Irland legte Carnarvon sein
Amt nieder und fand auch in dem zweiten, Aug. 1886, gebildeten
Kabinett Salisbury keine
Stelle. Er starb in
London. Carnarvon hat sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht. Von ihm
erschien: «The Archæology of
Berkshire» (1859) und «Recollections of the Druses of the Lebanon and
notes on their religion» (1860). Außerdem gab er ein hinterlassenes Werk seines
Vaters: «Reminiscences
of
Athens and the
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Morea» (1869) sowie «The gnostic heresies of the first and second centuries»
(1875),
ein hinterlassenes Werk seines Freundes, des Dekans der Paulskirche, Dr. Mansel, mit einer Biographie des letztern,
und eine gelungene metrische Übersetzung von Äschylus' «Agamemnon» (1879) und von der «Odyssee»
(Lond. 1887) heraus.