von
Chrysander in den «Denkmälern der
Tonkunst» herausgegeben; bis 1882 erschienen «Jephta», «Baltazar'»,
«Jonas»,
«Judicium Salomonis».
Außer diesen komponierte Carissimi viele Motetten (die meisten dreistimmig),
Kantaten, Duette, Serenaden
u. s. w. Ein
Meister der
Komposition wie des
Gesangs, wurde er von vielen
Schülern (Cesti, A.
Scarlatti u. a.) aufgesucht. Für
sie schrieb er eine
«Ars cantandi», Anleitung zur Singkunst, die nur in einer deutschen
Übersetzung als
Anhang zum «Vermehrten Wegweiser» (3. Aufl.,
Augsb. 1696) erhalten ist.
(ital.), Caritas (lat.), d. h.
Liebe, besonders Mutterliebe, in der bildenden Kunst
Ausdruck für die
Darstellungen der Mutterliebe. Zuerst kommt die Carità als
einzelne allegorische
[* 1]
Figur neben den übrigen
Tugenden vor, später erscheint die Carità ausschließlich
als Gruppenbild, eine liebevolle
Mutter mit ihren
Kindern. Ein schönes
Beispiel dieser letztern
Auffassung bietet die Predella
zu
Raffaels Grablegung Christi und die Carità von
Andrea del Sarto
(Paris,
[* 2] Louvre). Neuere
Darstellungen der Carità sind von
Kaulbach,
von
Cornelius (Karton) und plastisch von Dubois ausgeführt am Grabmal des
Generals Lamoricière in Nantes.
[* 3]
Philipp, Physiker, geb. zu Neustadt
[* 4]
a. d.
Aisch (Mittelfranken), studierte seit 1856 in
München
[* 5] Mathematik
und Physik und habilitierte sich 1861 an der
Universität. 1857‒65 war er unter Lamont an der
MünchenerSternwarte
[* 6] mit astron. und erdmagnetischen
Arbeiten beschäftigt, 1865 gründete er in
München eine physik.-technische Anstalt
zur Herstellung von physik.
Instrumenten, die er bis 1875 leitete. 1869 wurde Carl zum Professor der Physik an den königlich
bayr. Militärbildungsanstalten ernannt. Er starb inMünchen. Carl schrieb: «Die Principien
der astron. Instrumentenkunde» (Lpz. 1863) und «Repertorium
der
Kometen-Astronomie»
(Münch. 1864). Besonders bekannt geworden ist Carl aber als Begründer und Herausgeber (1865‒82) des
«Repertoriums für Experimental-Physik».
Flygare-Carlén, Emilia, schwed. Romanschriftstellerin, geb. zu
Strömstad, verheiratete sich 1827 mit dem Provinzialarzt Flygare (gest. 1833)
und 1841 mit Joh.
Gabriel (s. unten) in
Stockholm
[* 7] und starb dort Ihre schriftstellerische Thätigkeit begann sie
mit der Novelle «Waldemar
Klein» (1838). Als die beliebtesten ihrer
Romane und Erzählungen sind hervorzuheben: «Der
Stellvertreter»
(1839),
ihr bester
Roman; ferner die sehr
interessanten Kulturschilderungen «Schattenspiel. Zeitgemälde und Jugenderinnerungen»
(1865),
«Erinnerungen aus dem schwed. Schriftstellerleben 1840‒60» (1878).Ihre frühern Werke sind in verschiedene
Sprachen übertragen worden. Eine Gesamtausgabe («Samlade romaner»)
erschien in 31
Bänden (Stockh. 1869‒75; deutsch, 96 Bde.,
Stuttg. 1869‒70). Von ihren spätern Novellen ^[] (die letzte war «Argvingen
och
hans molpart» 1844),
die zuerst in «Svenska Familjejournalen» erschienen, begann 1887 eine Gesamtausgabe
u. d. T.: «Efterskörd från en 80 årings
författarebana» mit ihrer
Biographie von Sköldström. Man muß ihr wegen ihrer reichen Kombinationsgabe, ihres feinen
Sinnes
für das Sittliche und Bedeutsame in den gewöhnlichen Verhältnissen des Alltagslebens, ihrer, wenn auch nicht psychologisch
tiefen, doch konsequenten Zeichnung der Charaktere einen vorzüglichen Rang unter den gleichzeitigen
Romanschriftstellerinnen zuerkennen. ‒ Ihr zweiter Gemahl,
JohanGabriel Carlén, geb. in Westgotland, betrat die jurist.
Laufbahn, widmete sich aber bald zu
Stockholm der Litteratur und hat sich außer durch einige jurist. Handbücher besonders
durch die Gedichtsammlungen «Stycken på vers» (1838)
und
«Romanser ur svenska folklifvet» (1846),
ferner durch die
Encyklopädien «Svenska Familjeboken» (1850‒52) und «Läsning
vid husliga härden» (1860),
durch die
Ausgaben der poet. Werke der
Anna Maria Lenngren (1857),
Bellmans (1856‒61) und J.
A.
^[JohanAnders] Wadmans (1869) bekannt gemacht. 1864‒66 war er Redacteur der «Illustrerad
Tidning». Seine «Samlade Dikter» erschienen 1870. Er starb zu
Stockholm. ‒ Der einzige Sohn der Emilia Carlén, Carlén W. E. Flygare, geb.
gest. hat sich besonders durch die auch ins Deutsche
[* 8] übersetzten und von seiner
Mutter herausgegebenen
Skizzen«Ans der Fremde und der
Heimat» (Stuttg. 1862) als talentvoller Novellist
bekundet. ‒ Rosa Carlén, die Tochter der Emilia, geb. vermählt mit dem 1873 verstorbenen
Kreisrichter Carlén, gest. hat durch die anonym erschienenen und auch ins
Deutsche übersetzten Novellen
«AgnesTell» (1861),
William, irischer Schriftsteller, geb. 1794 (oder 1798) zu Prillisk in
Tyrone, war zum kath.
Priester bestimmt, gab diesen
Berufauf und trat später zur Hochkirche über. Seine «Traits
and stories of the
Irish peasantry» (anonym, 2 Bde., Dubl.
1830; deutsch 3 Bde., Lpz. 1836) gewannen
großen Beifall, ebenso eine Fortsetzung (1832); von den spätern
Ausgaben sind die von 1843 bis 1844 und die neueste von 1887 zu
nennen.
In demRoman «Fardorougha the miser» (Dubl. 1839)
ist der
Humor mitunter gezwungen, die Hauptcharaktere sind kräftig gezeichnet. Eine dritte Sammlung von Erzählungen (3 Bde.,
Dubl. 1841) ist meist pathetischen
Inhalts.
«Valentine M'Clutchy» (3 Bde., Dubl.
1845; in der 3. Aufl., 1859, mit dem Titelzusatz «and
Solomon M'Slime, his religious
Attorney») hat einen polit.-religiösen Zweck und war zur Verteidigung
der kath. Geistlichkeit bestimmt. Auch «Rody the
rover» (Dubl. 1845),
«'The black prophet, a tale of the
Irish famine» (ebd. 1847; deutsch von Gerstäcker, 2
Tle., Lpz. 1848)
und «The tithe proctor» (Dubl. 1857) sind tendenziös
gefärbt. Nachdem Carleton den
Roman «Willy Reilly and his dear Coleen Rawn» (3
Bde., Lond. 1855) veröffentlicht hatte,
wanderte er nach
Amerika
[* 9] aus und schrieb hier «The evil eye» (Dubl.
1860). Nach etwa zehnjährigem Aufenthalt in
Amerika kehrte er nach Dublin
[* 10] zurück, erhielt durch Palmerston eine Pension
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
und starb Seine spätern Schriften sowie die aus dem Nachlasse herausgegebenen sind vor allem: «Tales of Irish life
and character» (1860),
«The double prophecy, or trials of the heart» (2 Bde.,
Lond. 1862),
«Redmont, Count O'Hanlon, an historical tale» (Dubl.
1862),
«The fair of Emyvale, and the master and scholar» (Lond.
1870),
«Farm ballads» (ebd. 1873),
«Farm Legends» (ebd. 1874; Neudruck 1882) und «City
legends» (ebd. 1874; neue Ausg., ebd. 1890),
treffliche volkstümliche Gedichte auf Ereignisse des täglichen Lebens,"Amusing
Irish tales" (1889; 2. Folge 1890). Carleton ist der wahre Geschichtschreiber des irischen Volks, der dessen Leiden
[* 12] und
Freuden wahrheitsgetreu darzustellen weiß. –
Vgl. Stories from Carleton, with an introduction by Yeats (Lond. 1889).