L., Ried- oder Rietgras, Segge, Pflanzengattung aus der Familie der Cyperaceen (s. d.)
mit gegen 600
Arten, fast sämtlich in den gemäßigten und kalten Zonen, in Tropengegenden nur auf höhern
Gebirgen. Es sind
ausdauernde grasartige Gewächse mit dreizeilig stehenden
Blättern und getrenntgeschlechtigen
Blüten. Männliche und weibliche
Blüten pflegen inÄhren gestellt zu sein, und zwar entweder untereinander gemengt in eine einzige
Ähre,
oder in eine aus kleinen männlichen und weiblichen
Ährchen
[* 2] zusammengesetzte
Ähre, oder in besondern
Ähren, die dann gewöhnlich
traubig angeordnet sind und von denen die obersten männliche, die übrigen weibliche
Blüten enthalten.
Beiderlei
Blüten bestehen bloß aus den Geschlechtsorganen und sitzen an der
Spindel der
Ähre unter einem
Deckblatt
(Schuppe). Die
Frucht ist ein dreikantiges, von dem Schlauche umhülltes
Nüßchen. Die Riedgräser wachsen der Mehrzahl
nach auf nassem, sumpfigem
Boden, an Rändern von
Teichen,
Flüssen und
Sümpfen und sind schlechte Futtergräser; einige wachsen
auch in trocknem, losem Sandboden und werden durch Befestigung desselben mittels ihrer umherkriechenden
Wurzeln nützlich, so die Sandsegge, Carex arenariaL. (s.
Tafel: Cyperaceen,
[* 1]
Fig. 3), namentlich auf den Sanddünen. Ihr queckenartiger
Wurzelstock, welcher schwach nach
Terpentinöl riecht und etwas ätherisches Öl enthält, ist als Rhizoma Caricis oder deutsche
Sarsaparille offizinell. Die übrigen
Arten bieten kein allgemeineres Interesse; in
Deutschland
[* 3] allein
sind gegen 90 einheimisch, die zum
Teil schwer voneinander zu unterscheiden sind.
(spr. kähri),Henry, engl. Dichter und
Komponist, geb. um 1696, gest. zu
London,
[* 4] wo er Musiklehrer
war. Er dichtete Lieder und
Opern, die er meist selbst komponierte.
Seine Lieder erschienen gesammelt
u. d. T. «The musical century» (2 Bde.,
1737‒40),
die «Dramatic works» 1743. Er ist der Dichterkomponist des engl.
Nationalliedes
«God save the king» (s. d.).
(spr. kähri),HenryCharles, amerik. Nationalökonom, geb. zu
Philadelphia,
[* 5] trat 1814 in die
Buchhandlung seines
Vaters Matthew Carey (s. d.) ein, die sich unter
seiner Leitung zu der bedeutendsten amerik. Verlagsbuchhandlung entwickelte; auch führte er die Verlagsauktionen (trade
sales) ein, die wesentlich dazu beigetragen haben, einen sehr starken
Absatz von
Büchern in den
Vereinigten Staaten
[* 6] zu schaffen. 1835 zog
er sich zurück, um sein großes Vermögen zu industriellen Unternehmungen zu verwenden. Er starb zu
Philadelphia.
Durch ein eingehenderes
Studium der Tariffrage gelangte er zu
Ansichten, welche den damals vorzugsweise geltenden schroff gegenüber
standen. Ursprünglich eifriger
Freihändler, wurde er später ebenso eifriger Schutzzöllner.
Freihandel gilt ihm allerdings
als das zu erstrebende Ziel, der Schutz aber als
Mittel, um zu diesem Ziele zu gelangen. Allmählich bildete
er ein vollständiges
System der Gesellschaftswissenschaft aus, das sich ebensowohl durch die Originalität der Grundbegriffe
als durch die Wärme
[* 7] auszeichnet, womit überall die Erreichung des höchstmöglichen
Grades von Wohlergehen,
Bildung und Gesittung
für alle
Menschen als einzig erstrebenswertes und zugleich erreichbares Ziel der wirtschaftlichen Thätigkeit
festgehalten wird.
Sein
System ist die in systematische Form gehüllte Verallgemeinerung der besondern Zustände, welche ^[] Nordamerika
[* 8] hat,
und der besondern Maßregeln, welche er und seine Partei für sein Vaterland fordern. Seine Methode ist übrigens unwissenschaftlich,
die Art seiner Beweisführung inexakt und seine
Phantasie, die überall leicht Scheinbeweise findet, äußerst
lebhaft. Wie Carey selbst viele Ideen Lists weiter entwickelt hat, so steht andererseits der
FranzoseBastiat (s. d.) auf den
Schultern
C.s.
Die Gesellschaftswissenschaft ist nach Carey «die Erkenntnis der Gesetze,
nach welchen der
Mensch sich bemüht, sich die höchste
Entwicklung seiner Individualität und damit zugleich die größtmögliche
Vergesellschaftungsfähigkeit zu sichern». Der Fortschritt der Menschheit besteht in ihrer zunehmenden
Herrschaft über die Kräfte der Natur. Mit der Kultur steigert sich die Produktionsfähigkeit der Erde, sodaß eine
Übervölkerung
nie eintreten kann. Bei normalen Gesellschaftsverhältnissen geht das Streben fortwährend auf
Erhöhung des Werts der menschlichen
Arbeit, auf
Steigerung der Löhne und Verminderung der
Rate des Gewinns vom
Kapital (obschon der absolute
Gesamtbetrag desselben steigt), daher auf Verminderung der Macht des
Kapitals über die
Arbeit.
Der wahre freie
Handel (free commerce im Gegensatz zu
free trade) besteht nur, wenn jede Nation die Macht besitzt, auf dem
Fuße der
Gleichheit mit andern Nationen Arbeitswert gegen Arbeitswert umzutauschen. Schutz der nationalen
Industrie (nicht ausschließlich durch
Zölle) ist für
Länder, in welchen sich noch nicht die zur höchstmöglichen Werterzeugung
erforderliche Vermannigfachung der
Arbeit hat bilden können, das unentbehrliche
Mittel, um zur wahren Handelsfreiheit zu gelangen.
Sein Kampf gegen die engl. Nationalökonomie richtet sich namentlich gegen Malthus
(s. d.) und die von ihm begründete
Bevölkerungslehre und gegen
Ricardo (s. d.) und dessen Grundrentenlehre. Doch besteht
seine Widerlegung nur in der ungebührlichen Verallgemeinerung besonderer Vorgänge einer besondern Epoche seiner
Heimat,
daß man namentlich, entgegen der
AnnahmeRicardos, den guten
Boden zuletzt bebaue. Mit diesem vermeintlichen Nachweise glaubt
Carey die ganze pessimistische
Lehre
[* 9] des
Socialismus und
Kommunismus, die aus der «britischen» Nationalökonomie
ihre Nahrung gesogen, widerlegt zu haben.
C.s 1850 ausgeführte
Theorie der «natürlichen
Harmonie der Interessen» war schon 1820 von seinem
Vater in der
Schrift «New
OliveBranch» vertreten worden; sie ist gut gemeint, aber vor jeder ernstern Betrachtung unhaltbar,
denn die wirkliche
Harmonie ist nicht in den natürlichen
Trieben gegeben, sondern ist die kulturhistor.
Aufgabe, welche die
menschliche Gesittung erst zu verwirklichen hat.
Außer in einer Anzahl Flugschriften hat Carey sein
System entwickelt in «Essay
on the rate of wages» (Philad. 1835); weiter ausgeführt in «Principles
of political economy» (3 Bde., ebd.
1837‒40),
«The credit system in
France, Great Britain and the
United States» (ebd. 1838),
«The past, the present, and the
future» (ebd. 1848),
«The harmony of interests» (ebd. 1850),
«The slave trade, domestic and foreign» (ebd. 1853); vor allem
in dem Hauptwerke «Principles of social science» (3
Bde., ebd. 1858‒59; deutsch von
Adler,
[* 10] 3 Bde.,
Münch. 1863‒64; in verkürzter Bearbeitung als «Lehrbuch der
Volkswirtschaft
und Socialwissenschaft», ebd. 1866) und in «A series of letters on political
economy» (Philad. 1860; 2. Folge 1865). E. ist außerdem Verfasser verschie-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
dener polit. Flugschriften, wie über ein internationales Schutzgesetz gegen den Nachdruck und den amerik. Krieg. Sein letztes
Werk ist «The unity of law» (Philad. 1873).
Eine Auswahl seiner Werke erschien als «Miscellaneous works of Carey» (Philad.
1869). ‒
Vgl. Lange, J. StuartMillsAnsichten über die sociale Frage und die angebliche Umwälzung der
Socialwissenschaft durch Carey (Duisb. 1865),
(spr. kähri), Matthew, Vater des vorigen, geb. zu Dublin
[* 13] (Irland), errichtete 1791 zu
Philadelphia eine Verlagsbuchhandlung und widmete seine freie Zeit nationalökonomischen Studien. Er starb Am bekanntesten
von seinen zahlreichen Werken ist sein «OliveBranch, or faults on both sides, federal and democratic» (1814),
ein Werk, welches
die streitenden polit.
Parteien vereinigen sollte.
Seine Selbstbiographie erschien 1833‒34 im «New
England Magazine».
(spr. kähri), William, engl.Indolog, geb. zu
Paulerspury in Northamptonshire, kam 1793 als Missionar nach Bengalen, gründete 1800 eine Buchdruckerei zu Serampur bei Kalkutta
[* 14] und beteiligte sich seitdem an der Herstellung von Bibelübersetzungen in die verschiedenen Idiome Indiens.
Daneben betrieb er Sanskritstudien und wurde 1801 Professor am College Fort William in Kalkutta. Er starb zu Serampur. 1804 ließ
er zu Serampur eine von Colebrooke besorgte Ausgabe des «Hitopadeça», des «Daçakumâra-carita»
und der Sprüche desBhartrihari erscheinen; 1806 gab er ebendaselbst seine Sanskritgrammatik heraus, 1806‒10
zusammen mit Joshua Marshman die drei ersten Bücher des «Râmâyana» mit engl. Übersetzung, 1820‒24 die «Flora indica» von
Roxburgh (2 Bde.; 2. Aufl., 3 Bde.,
1832), außerdem Grammatiken und Wörterbücher vieler modernen ind. Dialekte. ‒
Vgl. Myers, W. Carey (deutsch von Mundhenk,
Hamb. 1892).