1)
Grafschaft in Südwales, wird im W. von der Irischen See, im S. von den
Grafschaften Pembroke und
Caermarthen,
im O. von
Brecknock, Radnor und Montgomery, im N. von
Merioneth begrenzt, hat 1794,96 qkm und (1891) 62596 E.,
d. i. 35 auf 1 qkm.
Cardigan wird an der Südgrenze vom Teifi, außerdem vom Rheidol und Ystwith bewässert. Das Land ist im
O. von kahlen, mit spärlichem
Heidekraut bedeckten
Bergen
[* 5] erfüllt (Plynlimmon 756 und Tregaron-Mount 532 m), die
Zink, Kupfer,
[* 6] Blei
[* 7] und
Silber liefern.
Hier herrscht Vieh-, insbesondere Schafzucht vor. Im W. ist der
Boden ebener und dem Getreidebau (Gerste
[* 8] und Hafer)
[* 9] günstig.
Das Klima ist rauh, aber gesund.
Die Industrie beschränkt sich auf Fabrikation von Flanell und Handschuhen,
Strümpfen und
Hüten. Cardigan sendet einen
Abgeordneten ins Parlament. Der größte Ort in Cardigan ist
Aberystwith (s. d.). ‒ 2) Hauptstadt
der
Grafschaft Cardigan an dem nördl. Ufer des Teifi, unweit seiner Mündung, hat (1891) 3447 E.,
eine alte
Kirche, ein bis auf zwei runde
Türme zerstörtes, von
Gilbert de
Clare 1160 erbautes Kastell,
einen kleinen
Hafen, lebhaften Küstenhandel, Fischfang, Ausfuhr von
Butter, Heringen, Salmen und
Schiefer.
(spr. -gänn),JamesThomas, Earl of, brit.
General, geb. zu
London,
[* 10] trat 1824 in brit. Militärdienst
und wurde 1830
Oberstlieutenant des 11. Husarenregiments. Bei
Ausbruch des
Orientkrieges erhielt Cardigan als
Generalmajor Juni 1854 den
Befehl über eine leichte Reiterbrigade, mit der er bei
Balaklawa die als «Totenritt»
berühmt gewordene
Attacke gegen die
Russen ausführte. Er ritt mit seiner
Brigade in eine feindliche
Batterie hinein, stieß
hinter ihr auf frische russ. Reiterei, mußte kehrt machen und verlor fast
die Hälfte seiner Mannschaft. Cardigan kehrte bald darauf nach England zurück und wurde dort zum
Generalinspecteur der
Kavallerie
ernannt. Seine letzten
Tage wurden durch einen auf diese
Attacke bezüglichen Prozeß verbittert. Er starb zu
London.
vonWiddern,Georg, Militärschriftsteller, geb. zu Wollstein
(ProvinzPosen),
[* 11] trat 1859 in das preuß.
Heer und machte die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit. Als
Lehrer der
Taktik warW. an der
Kriegsschule in
Metz
[* 12] thätig und wirkte 1882‒87 als Direktor der
Kriegsschule in
Neisse,
[* 13] dann als Bataillonscommandeur und etatsmäßiger
Stabsoffizier im 99. Infanterieregiment; lebt als Oberst
a. D. in
Berlin.
[* 14] Er veröffentlichte: «Der Rhein und die Rheinfeldzüge»
(Berl. 1869),
«Belgien,
[* 15] Nordfrankreich, der Niederrhein und
Holland als Kriegsfeld» (Bresl. 1870),
«Die russ.
Kavalleriedivisionen und die Armeeoperationen im Balkanfeldzuge 1877/78» (2 Bde.,
Berl. 1878),
«Handbuch für Truppenführung und Stabsdienst» (3. Aufl., 4
Tle., Gera 1831‒84; ^[] französisch, 3 Bde.,
Brüss. 1880‒81; 4. völlig neu bearbeitete
Auflage u. d. T. «Heeresbewegungen und
Märsche», 2
Tle., Lpz. 1892),
Ag.,
Angelmuschel, aus den untern Juraschichten, ist bemerkenswert als Vorläuferin der erst in der untern
Kreide
[* 18] auftretenden echten
Najaden oder Flußmuscheln, denen sie in der äußern Form gleicht und in dem
Bau des Klappenverschlusses ähnlich ist, indem ein starker
Zapfen
[* 19] angelförmig in eine entsprechende Vertiefung der Gegenklappe
paßt.
Unsern Flußmuscheln teilweise noch ähnlicher sind die nahe verwandten Anthracosien der
Steinkohle, Anoplophoren und
Unioninen der
Trias, zweifellos auch Bewohner süßen oder brackischen Wassers.
Villa in der span.
ProvinzBarcelona
[* 21]
(Catalonien), am rechten Ufer des Cardoner, eines
Nebenflusses des Llobregat, in 436 m Höhe, hat ein starkes Kastell, Post und
Telegraph,
[* 22] (1887) 3708 E. und große Salinen.
Das
Thalgehänge, in 2 km Entfernung von der Stadt, bietet eine 80 m hohe Felsmasse von 5 km
Umfang, welche fast aus reinem
Steinsalz besteht und auf 300 Mill. cbm geschätzt wird. Man baut es steinbruchähnlich ab; indes hat man auch
Gänge hineingearbeitet,
in welche mit Fackellicht die Besucher eingeführt werden.
(spr. -duttschi),Carducho,
Bartolommeo, ital.
Maler, geb. 1560 zu
Florenz,
[* 23] studierte die Malerei unter F.
Zucchero, ging mit diesem an den span.
Hof,
[* 24] wo er bei König Philipp Ⅱ und Philipp Ⅲ. in hoher Gunst stand. Er starb 1608 zu
Madrid.
[* 25]
Außer verschiedenen Fresken hat er mehrere Gemälde für die
KircheSan Felipe el Reale gemalt, die 1718 durch
Brand
vernichtet wurden; nur die Kreuzabnahme Christi ist noch im
Prado zu Madrid erhalten. Ebendort befindet
sich auch von ihm das heil.
Abendmahl. Die Stigmatisation des heil. Franciscus und die
Anbetung der Könige sind im Alkazar
zu Segovia.
Vincenzio Carducci,
Bruder und
Schüler des vorigen, geb. 1585 zu
Florenz, gest. 1638 in Madrid, kam mit seinem
Bruder nach
Spanien,
[* 26] half diesem bei seinen
Arbeiten und wurde an dessen
Stelle 1608 Hofmaler. Für die
Kathedrale zu
Toledo
[* 27] schuf
er 1616 ein Martyrium des heil.
Andreas, 1620‒26 eine große Zahl von Gemälden für
Kirchen zu Madrid. 1626 wurde er dann
beauftragt, für das
Kloster el Paular 54 Gemälde in 4 Jahren anzufertigen;
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
dieselben befinden sich jetzt im Nationalmuseum zu Madrid. Die DresdenerGalerie besitzt von ihm: Der heil. Gonzalo zwischen
dem heil. Franz und dem heil. Bernhard von Siena (1630); das Pradomuseum zu Madrid: Entsatz von Konstanz
[* 29] durch den Herzog von
Feria 1633, Schlacht bei Fleurus 1622, Einnahme von Rheinfelden 1633. Er schrieb «Diálogos
de la pintura» (Madr. 1633-34; neue Ausg., ebd. 1830).
(spr. -duttschi), Giosuè, ital. Dichter, geb. zu
Valdicastello in Toscana, verlebte seine Kindheit auf dem Lande, erhielt seit 1849 seine Gymnasialbildung in Florenz, studierte
zu Pisa
[* 30] Philologie und wirkt seit 1861 als Professor der ital. Litteratur
an der Universität zu Bologna. Er ist Republikaner; aber seine einsichtige Vaterlandsliebe ließ ihn die gegenwärtige VerfassungItaliens
[* 31] aufrichtig annehmen. Frühzeitig trat er mit litterarhistor.
und mit poet. Versuchen (als «Juvenilia» gesammelt, neueste Aufl.
Bologna 1880). Großes Aufsehen machte «Inno a Satana», welchen Hymnus er unter dem PseudonymEnotrio Romano 1865 veröffentlichte
und noch 1879 in «Satana e polemiche sataniche» verteidigte. Er feiert
darin das verneinende Princip als die treibende Kraft
[* 32] des menschlichen Lebens. Eine Sammlung seiner «Poesie»
erschien mit dem wahren Namen 1871 (Florenz); dann folgten «Nuove poesie di EnotrioRomano» (Imola 1873). Er machte später einen
glücklichern Versuch als seine Vorgänger, altklassische Metren nachzuahmen, in dem er den Rhythmus der antiken Verse, wie
ihn seine Landsleute empfinden, durch Verbindung vorhandener ital. Verse wiedergab; die Gedichte in solchen
Maßen nannte er «Odi barbare» (5. Aufl.,
Bologna 1887),
«Nuove odi barbare» (2. Aufl., ebd. 1886),
«Terze odi barbare» (ebd. 1889). Über die neuern Metren entspann
sich ein noch fortdauernder Streit. Carducci selbst veröffentlichte auch eine Sammlung älterer ital.
Versuche in klassischen Versmaßen: «La poesia barbare nei secoli XV e XVI» (Bologna 1881). Von großer
Wichtigkeit sind auch seine Arbeiten für die ital. Litteraturgeschichte: «Studii letterarii» (Livorno
[* 33] 1874),
«Bozzetti critici
e discorsi letterarii» (ebd. 1876),
«Intorno ad alcune rime dei secoli XIII e XIV» (Imola 1876, in Wahrheit
1878),
«Storia del ‛Giorno’ di G. Parini» (Bologna 1892). Eine Sammlung aller für die Musik bestimmten
Poesien ist «Cantilene e ballate, strambotti e madrigali nei secoli XIII e
XIV» (Pisa 1871). Seit dem J. 1889 erscheint zu Bologna eine Gesamtausgabe seiner Werke («Opere»). Eine Auswahl seiner Gedichte
übersetzte B. Jacobson (Lpz. 1880).