mehr
931 Kantone: Alzonne (149,26 qkm, 7218 E.), Capendu (158,11 qkm, 8368 E.), Carcassonne-Est (116,50 qkm, 6465 E.), Carcassonne-Ouest (95,71 qkm, 24779 E.), Lagrasse (230,34 qkm, 5548 E.), Conques (95,71 qkm, 5511 E.), Mas-Cabardès (163,92 qkm, 5455 E.), Montréal (137,71 qkm, 6130 E.), Mouthoumet (281,99 qkm, 4168 E.), Peyriac-Minervois (303,26 qkm, 17485 E.), Saissac (135,17 qkm, 4161 E.), Tuchan (200,98 qkm, 4130 E.). ‒
2) Hauptstadt des
Arrondissements Carcassonne und des Depart.
Aude, 91 km südöstlich von Toulose, an der
Aude, an den Linien
Toulouse-Cette
und Carcassonne-Quillan (55 km) der
Franz.
Südbahn und am
Canal du Midi, in 103 m Höhe gelegen, hat (1891) 22816,
als Gemeinde 28235 E. Die Stadt lehnt sich an eine felsige Anhöhe, auf welcher die alte Cité oder Oberstadt mit festem
Schlosse steht. Die Werke bestehen in zwei Ring
mauern; die innere, 1100 m lang, stammt in einigen
Türmen aus dem 5. Jahrh.;
die äußere, 1500 m lang, aus der Zeit
Ludwigs des
Heiligen und Philipps des Kühnen. In neuerer Zeit
sind die Werke wieder ergänzt worden.
Die untere Neustadt, [* 2] erst im 14. Jahrh. entstanden, ist gut gebaut und von schönen Promenaden umgeben. Beide Stadtteile sind durch die zweifach überbrückte Aude getrennt. Die ansehnlichsten Gebäude sind die restaurierte ehemalige Kathedrale St. Nazaire mit Glasmalereien, die Kirchen St. Michel und St. Vincent aus dem 13. Jahrh., das Rathaus, der Justizpalast, die Präfektur, die Markthallen [* 3] und das Theater. [* 4] Carcassonne ist Sitz der Departementsbehörden, eines Bischofs, des 16. Kavallerie-Brigadekommandos, hat einen Gerichtshof erster Instanz, Handelsgericht, Gewerberat, Handelskammer und eine Bank, ein Lyceum, ein theol. und ein Lehrerseminar, Zeichenschule, öffentliche Bibliothek (21000 Bände), zwei Zeitungen und Museum; in Garnison das 17. Dragoner- und einen Teil des 15. Infanterieregiments.
Die wichtigsten Industrien sind: Tuchfabriken, Wollspinnereien, Manufakturen in Wolldecken, Watte, Papier, Leder, Eisen- und Töpferwaren, sowie Raffinerien, Brennereien und Färbereien. Weit bedeutender ist der Handel mit eigenen Fabrikaten, Wein, Branntwein und Backobst. Auf dem großen Novembermarkt wird eine bedeutende Menge von Pferden, Maultieren, Getreide, [* 5] Eisen [* 6] und Eisenwaren umgesetzt. ‒ Carcassonne, das alte Carcaso im Lande der Volcae Tectosages, war schon zu Cäsars Zeit bedeutend.
Seit 418 gehörte es zum Reiche der Westgoten, bis es 725 die Saracenen eroberten; 752 zog es Pippin der Kleine zum Frankenreiche. Später, 836, ward Carcassonne Hauptort einer Grafschaft (unter der Lehnshoheit der Markgrafen von Toulouse). [* 7] Diese kam 1060 an die Grafen von Barcelona, [* 8] welche das Gebiet den Vicomtes von Béziers zu Lehn gaben, die Stadt aber für sich behielten. In den Albigenserkriegen wurde Carcassonne verheert, 1209 vom Kreuzheer unter Simon von Montfort, 1226 von Ludwig VIII. erobert, 1229 an Ludwig IX. abgetreten, 1271 mit Frankreich vereinigt; 1355 erstürmten die Engländer die Unterstadt und brannten sie nieder. Die Liguisten bemächtigten sich 1591 der Stadt, die erst 1596 Heinrich IV. anerkannte. ‒
Vgl. Foncin, Guide à la cité de Carcassonne (Par. 1866);
Boyer, La cité de Carcassonne (ebd. 1884).