ans
Ruder kam. Die äußere Veranlassung zu seinem Rücktritt war seine Weigerung, dem Wunsche des Königs, der seiner Tochter
den
Titel «Prinzessin von
Asturien» erteilen wollte, zu willfahren. Im übrigen gehörte es zu dem
System dieses Staatsmannes,
dem namentlich die Versöhnung der mächtigen Karlistenpartei mit der konstitutionellen Monarchie amHerzen
lag, daß die Konservativ-Liberalen und die mit den dynastischen Demokraten verbundenen Liberalen sich in der Regierung ablösen
sollten.
Bei den Neuwahlen desselben Jahres ward Cánovas von Madrid
[* 2] in die Cortes gewählt, wo er als erklärter Führer
der «konservativ-liberalen Partei» und als bedeutender Redner
die ersteStelle in der Opposition gegen
Sagastas Regierung einnahm.
Dem seit Okt. 1883 berufenen Ministerium Posada de Herrera, das die Einführung des allgemeinen
Stimmrechts und die
Reformder Verfassung in sein Programm aufnahm, trat Cánovas sehr entschieden entgegen. Als das
Kabinett Posada dann zurücktreten mußte,
wurde Cánovas wieder mit der
Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt und übernahm die Präsidentschaft
desselben. Er bezeichnete als das Ziel seines Strebens die Sicherung der Ordnung und der
Freiheit und die Befestigung der
Monarchie.
Durch
Auflösung der Cortes verschaffte er sich bei den Neuwahlen eine regierungsfreundliche Mehrheit. Als nach dem
Tode des
Königs dessen
Witwe, Marie Christine, die Regentschaft übernahm, reichte das Ministerium Cánovas sein
Entlassungsgesuch ein, worauf Sagasta die Ministerpräsidentschaft übernahm. Cánovas wurde bei Wiedereröffnung
der Cortes zum Präsidenten der Kammer gewählt. Seine entschiedene Opposition gegen Einführung des allgemeinen
Stimmrechts, die ihm seitens der Volksmassen in
Barcelona,
[* 3] Saragossa,
[* 4] Madrid und Sevilla
[* 5] unliebsame Kundgebungen
zuzog, sein anspruchsvolles Auftreten, das ihm bei
Hofe übel ausgelegt wurde, sowie die Geschicklichkeit Sagastas, der seine
Stellung durch die
Annäherung an die Ordnungs-Republikaner von der
FarbeCastelars zu stärken verstand, vereitelte 1888 und 1889 Cánovas' Bemühen,
wieder an die Regierung zu kommen.
Erst als im Juli 1890 das Ministerium Sagasta seine Entlassung nahm, wurde Cánovas wieder an
die
Spitze des Ministeriums berufen. Er mußte aber bereits im Dez. 1892 Sagasta aufs neue weichen. Cánovas, der
schon 1860 in die
Akademie der Geschichte und 1867 in die königl.
Spanische
[* 6]
Akademie aufgenommen wurde, hat sich auch als Schriftsteller
und Gelehrter hervorgethan. Von seinen Werken sind zu nennen: «La campana de Huesca» (1852; 2. Aufl.
1854),
«El solitario y su tiempo. Biografia de Serafin Estébanez
Calderon, y critica de sus obras» (2 Bde., Madr.
1883),
«Problemas contemporáneos» (ebd. 1884),
«Estudios del reinado de Felipe IV» (Bd. 1
u. 2, ebd.
1888-90) und die unter seiner Leitung erscheinende
«Historia general de España» (ebd. 1890 fg.).
Paste, eine früher vielfach angewandte Ätzmasse behufs chem. Zerstörung
krankhafter Gewebe,
[* 7] bestehend aus 1
Teil Zinkchlor und 2-4
Teilen Mehl,
[* 8] mit wenig Wasser zu einem dicken Brei gemengt.
(spr. kangrobähr),FrancoisCertain de, Marschall von
Frankreich, geb. zu
St. Cerré in der
Auvergne, trat 1826 in die Militärschule von St. Cyr und 1828 als
Unterlieutenant in die Infanterie, kam 1835 als
Freiwilliger nach
Afrika
[* 9] und diente dort gegen
Abd el-Kader. 1839 nach
Frankreich zurückgekehrt, bildete er aus übergetretenen
Karlisten ein Fremdenbataillon, wurde bei der Organisation der Chasseurs d'Orléans in diese
Truppe versetzt
und kehrte 1841 nach
Afrika zurück, wo er 1845 zum
Oberstlieutenant und 1847 zum Obersten und Kommandanten des Zuavenregiments
befördert wurde. In dieser
Stellung schlug er den
Aufstand in der
Oase Zaadscha Nov. 1849 nieder, wurde 1850 zum Brigadegeneral
befördert und erhielt eine
Brigade der
Armee vonParis.
[* 10]
Bei dem
Staatsstreiche vom leitete er als
Adjutant Napoleons die militär. Maßregeln in der Hauptstadt und wurde
zum Divisionsgeneral befördert. Im
Orientkrieg nahm er teil an der
Schlacht an der
Alma und übernahm 26. Sept. im Lager
[* 11] an der
Tschernaja den Oberbefehl, als
Saint-Arnaud die
Armee verließ. Zerwürfnisse mit Lord Raglan veranlaßten ihn während der
Belagerung von Sewastopol
[* 12] seine Entlassung einzureichen, doch blieb er in der Krim
[* 13] und übernahm 19. Mai wieder den
Befehl über
seine Division.
Aug. 1855 wurde er zurückberufen, zum Marschall ernannt und in vertraulicher Mission nach
Stockholm
[* 14] gesendet, um ein
Bündnis mit
Schweden
[* 15] abzuschließen. Als Jan. 1858 die Militärdivisionen
Frankreichs unter fünf
Generalkommandos gestellt wurden, erhielt Canrobert das dritte in Nancy.
[* 16] Im
ItalienischenKriege von 1859 befehligte er das 3. Korps.
Zur
Schlacht von
Magenta kam nur ein
Teil desselben. Bei
Solferino
[* 17] war Canrobert bestimmt, die aus Mantua
[* 18] ausrückenden
Truppen des Feindes zu beobachten, und leistete dem Marschall
Niel nicht rasch genug Unterstützung, worüber es später zwischen
beiden
Generalen zu bittern Erörterungen kam.
Nach dem
Kriege kehrte Canrobert nach Nancy zurück, erhielt aber 1861 das 4.
Armeekorps in
Lyon
[* 19] und 1865 das Generalkommando
von
Paris. Canrobert hatte schon damals erkannt, daß das franz.
Heerwesen einer gründlichen
Reform bedürfe, weshalb er die auf dieses
Ziel gerichteten Bestrebungen des Kriegsministers Marschall
Niel thunlichst unterstützte und namentlich für möglichste
Beschleunigung der neuen Infanteriebewaffnung eintrat. Als der
Deutsch-FranzösischeKrieg von 1870 ausbrach, befehligte er
das 6.
Armeekorps.
Nach den ersten
Niederlagen erhielt Canrobert 9. Aug.Befehl, sich mit der Rheinarmee bei Metz
[* 20] zu vereinigen, was ihm indes nur noch
mit einem
Teile seines Korps gelang. Canrobert führte sein Korps in der
Schlacht bei
Vionville(16. Aug.), verteidigte 18. Aug. St. Privat
und wurde sodann in Metz eingeschlossen, wodurch er 27. Okt. in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet. Bei
Abschluß des Präliminarfriedens von Versailles
[* 21] kehrte Canrobert nach
Frankreich zurück und nahm an der Neuformation des franz.
Heers Anteil. Später wurde er Mitglied des obersten Kriegsrats, legte aber diese
Stelle Juni 1873 nieder.
In den Verhandlungen
des ProzessesBazaine trat er 1873 als Belastungszeuge gegen den Angeklagten auf. Canrobert war seit 1879 Mitglied
des franz. Senats, bewarb sich aber bei den Neuwahlen 1894 nicht wieder um ein
Mandat.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Brüssel,
[* 28] wo ihn die belg. Regierung mit der Errichtung eines Cholerahospitals in Houlay
beauftragte. Nachdem er fünf Jahre als praktischer Arzt in Brüssel gewirkt hatte, kehrte er in das Vaterland zurück, wo
er 1838 zum Gerichtsarzt und Mitglied des Kreis-Medizinalausschusses zu Ansbach,
[* 29] 1843 zum Professor der mediz. Klinik und
Direktor des Krankenhauses in Erlangen
[* 30] ernannt ward. Hier starb er Von C.s wissenschaftlichen
Arbeiten ist, außer den Monographien über die Choleraepidemie, die Brightsche Krankheit und die Krankheiten des Greisenalters,
besonders «Die specielle Pathologie und Therapie vom klinischen Standpunkte» (4 Bde., Erlangen 1841 - 42; 3. Aufl., bearbeitet
von Henoch, 3 Bde., 1854 - 56) hervorzuheben. Ein dauerndes Verdienst
um die mediz. Wissenschaften erwarb er sich durch den «Jahresbericht über die
Fortschritte der gesamten Medizin» (Erlangen 1842 fg.; Würzb. 1851 - 65; fortgesetzt von Virchow und Hirsch,
[* 31] Berl. 1866 fg.).