mit einem Jahrgehalt von 300 Ducati nach
Rom.
[* 2] Hier war
die ersteFrucht seines
Studiums der
Antike die
StatueApollos. Einen weitern
Fortschritt zeigte er in dem Minotaurenbesieger
Theseus (1783), seit 1890 auf der Prachttreppe des neuen kunsthistor. Hofmuseums
zu
Wien
[* 3] aufgestellt. Trotzdem bei diesem Kolossalwerke die altröm. Vorbilder sichtlichen Einfluß hatten,
konnte sich Canova von den
Banden des Rokoko nicht ganz frei machen. Seine Kunst neigt entschieden zum Anmutigen, Lieblichen,
oft süßlich Gezierten und
Glatten.
Diese Eigenart trat in den Gruppen des
Amor und der
Psyche,
Venus und
Adonis und zahlreichen andern Werken der Art zu
Tage. In der
Statue der büßenden
Magdalena, in natürlicher
Größe, trieb er das Streben nach Weichheit der
Darstellung
auf die
Spitze. Seine Versuche im
Tragischen an einem rasenden Hercules, der den Lichas ins
Meer schleudert, und an den Faustkämpfern
Kreugas und Damoxenes (im
Vatikan)
[* 4] machen den Eindruck des Gesuchten und Schwülstigen. Daneben gingen
die größern
Arbeiten des Grabmals für Clemens XIV., welches ceremonielle Steifheit atmet, und des für Clemens XIII. (1792),
das einen edlern
Stil zeigt.
Seinen höchsten
Triumph erreichte Canova durch die Gruppe:
Amor und
Psyche, im Louvre.
In den J. 1796 und 1797 arbeitete er das
Modell zu dem Grabmale der Erzherzogin Christine von
Österreich,
[* 5] Gemahlin des
HerzogsAlbert von
Sachsen-Teschen,
das er 1805 in der Augustinerkirche zu
Wien aufstellte, und 1803 verfertigte er die
Statue Ferdinands, Königs von Neapel,
[* 6] eine seiner schönsten
Arbeiten in Marmor.
In den J. 1798 und 1799 begleitete Canova den Senator Prinzen Rezzonico auf einerReise
durch
Deutschland.
[* 7]
Nach seiner Rückkehr hielt er sich einige Zeit im
Venetianischenauf und malte für die
Kirche seines Geburtsortes ein Altarblatt.
Dann arbeitete er in
Rom den
Perseus
[* 8] mit dem Haupte der
Medusa, eins seiner berühmtesten Werke, dessen Formen und zarte Bearbeitung
gleichmäßig gefeiert wurden. 1802 wurde Canova von
Pius VII.zum Oberaufseher aller röm. Kunstsachen und
aller Kunstunternehmungen im Kirchenstaate ernannt, bald nachher aber von
Bonaparte nach
Paris
[* 9] berufen, um das Modell zu dessen
kolossaler
Bildsäule zu fertigen.
Nach dem
Sturze des franz. Kaiserreichs forderte Canova 1815 im
Auftrage des Papstes die aus
Rom entführten Kunstwerke zurück,
bei welcher Gelegenheit ihm der Charakter eines Gesandten verliehen wurde; dann ging er nach
London
[* 10] und
kam 1816 wieder nach
Rom, wo PiusVII. wegen seiner hohen Verdienste um die Stadt
Rom seinen
Namen in das
Goldene Buch des
Kapitols
eintragen ließ und ihn zum Marchese von Ischia
[* 11] ernannte. Canova verwendete sein bedeutendes Privatvermögen
zur Unterstützung der Künstler in
Rom, auf den
Bau eines prächtigen
Tempels in seinem Geburtsorte, einer Rotunde, deren Vorderseite
nach dem Pantheon von
Rom gebildet ist. Canova schmückte diese Rotunde mit einigen seiner letzten
Arbeiten, z. B. mit einer Kolossalstatue
der
Religion mit Kreuz
[* 12] und Schild.
[* 13] Er starb zu
Venedig.
[* 14]
Sein
Leichnam ruht in der
Kirche zu Possagno. In
Venedig ward ihm 1827 jenes marmorne
Denkmal in der
Kirche de' Frari nach einigen
Umänderungen errichtet, welches er selbst für
Tizian entworfen hatte. Ein anderes
Denkmal ließ ihm
Leo XII. 1833 in der kapitolinischen
Bibliothek setzen. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben: Die
Nektar schenkende Hebe
(Berlin,
[* 15] Nationalgalerie);
die
BildsäulePius' VI. in der St. Peterskirche zu
Rom. Canova war ein Bahnbrecher der modernen, an antiken Vorbildern
genährten
Bildnerei und ist als solcher wohl stark über Gebühr gefeiert worden.
Seine
Statuen sind kalt und frostig, nur
die genreartigen
Kompositionen haben mehr um ihrer dem Rokoko nahe verwandten etwas gezierten
Anmut als ihrer
Klassicität willen noch jetzt ihre Bewunderer.
BiographienC.s haben geliefert: Missirini (4 Bde.,
Prato 1827), Cicognara (Vened. 1823), Rosini (Pisa
[* 19] 1825) und
d' Este (Flor.
1864). Auch erschienen «The works of Canova», in
Umrissen gestochen von
Moses (3 Bde., Lond. 1828). -
Vgl.
Albrizzi, Descrizione
delle opere di Canova (5 Bde., Pisa 1821 -
25);
Quatremère de
Quincy, Canova et ses ouvrages (Par. 1834);
delCastillo (spr.-illjo),
DonAntonio, span. Staatsmann, geb. zu Malaga,
[* 20] studierte
in Madrid
[* 21]
Philosophie und Jurisprudenz, machte sich zuerst bekannt durch seine
Dichtungen, deren Hauptvorzüge
ein knapper
Stil, treffender
Ausdruck und glühende Vaterlandsliebe sind. Er verfaßte 1854 das liberale O'Donnellsche Programm
von Manzanares. Von Malaga in die Cortes gewählt, erhielt er 1854 eine
Stellung im auswärtigen Ministerium, war 1855 - 57 Geschäftsträger
in
Rom, dann
Statthalter von
Cadiz,
[* 22]
Unterstaatssekretär, wurde 1864 Minister des Innern, vertauschte aber
bald unter O'Donnell dieses
Portefeuille mit demjenigen der
Kolonien und provisorisch mit dem der
Finanzen. Er wurde 1868 durch
Narvaez und Gonzalez
Bravo verbannt, bekämpfte dann, wieder zurückgekehrt, in den Konstituierenden Cortes die demokratische
Verfassung von 1869, bekannte sich im Juni 1870 für die bourbonische Restauration unter
Alfons XII., leitete
des letztern Erziehung und war fortan die Seele der ganzen Restaurationsbewegung.
Nach dem Pronunciamiento von Martinez
Campos in
Sagunto übernahm er das Präsidium des Regentschaftsministeriums
für
Alfons, blieb auch nach der Thronbesteigung des Königs in dem sog. Versöhnungsministerium
an der
Spitze des
Kabinetts, trat aber im Sept. 1875 zurück,
weil er die der röm. Kurie gemachte Zusage
auf Wiederherstellung des
Konkordats von 1851 nicht erfüllen konnte. Aber schon übernahm er wieder die Präsidentschaft,
beendigte den zweiten karlistischen Bürgerkrieg und dann den
Aufstand in
Cuba durch den
General Martinez
Campos.
Als Martinez
Campos sich allzu nachgiebig zeigte, berief Cánovas ihn zurück und riet dem König, ihn
an die
Spitze des
Kabinetts zu stellen, worauf Cánovas selbst im März 1879 zurücktrat. Als der
Aufstand in
Cuba zum zweitenmal ausbrach
und im
Schoße des Ministeriums Meinungsverschiedenheiten auftauchten, gab Martinez
Campos seine Entlassung, und Cánovas trat von
neuem an die
Spitze der Regierung. Er beendigte mit dem
GeneralBlanco den
Aufstand in
Cuba zum zweitenmal; allein infolge der
mehr und mehr zu
Tage tretenden reaktionären Neigung seines Ministeriums wurde Cánovas von Martinez
Campos und Sagasta heftig angegriffen
und gab im Febr. 1881 seine Entlassung, worauf das Ministerium Sagasta
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
ans Ruder kam. Die äußere Veranlassung zu seinem Rücktritt war seine Weigerung, dem Wunsche des Königs, der seiner Tochter
den Titel «Prinzessin von Asturien» erteilen wollte, zu willfahren. Im übrigen gehörte es zu dem System dieses Staatsmannes,
dem namentlich die Versöhnung der mächtigen Karlistenpartei mit der konstitutionellen Monarchie am Herzen
lag, daß die Konservativ-Liberalen und die mit den dynastischen Demokraten verbundenen Liberalen sich in der Regierung ablösen
sollten. Bei den Neuwahlen desselben Jahres ward Cánovas von Madrid in die Cortes gewählt, wo er als erklärter Führer
der «konservativ-liberalen Partei» und als bedeutender Redner die ersteStelle in der Opposition gegen
Sagastas Regierung einnahm.
Dem seit Okt. 1883 berufenen Ministerium Posada de Herrera, das die Einführung des allgemeinen Stimmrechts und die Reformder Verfassung in sein Programm aufnahm, trat Cánovas sehr entschieden entgegen. Als das Kabinett Posada dann zurücktreten mußte,
wurde Cánovas wieder mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt und übernahm die Präsidentschaft
desselben. Er bezeichnete als das Ziel seines Strebens die Sicherung der Ordnung und der Freiheit und die Befestigung der
Monarchie.
Durch Auflösung der Cortes verschaffte er sich bei den Neuwahlen eine regierungsfreundliche Mehrheit. Als nach dem Tode des
Königs dessen Witwe, Marie Christine, die Regentschaft übernahm, reichte das Ministerium Cánovas sein
Entlassungsgesuch ein, worauf Sagasta die Ministerpräsidentschaft übernahm. Cánovas wurde bei Wiedereröffnung
der Cortes zum Präsidenten der Kammer gewählt. Seine entschiedene Opposition gegen Einführung des allgemeinen
Stimmrechts, die ihm seitens der Volksmassen in Barcelona,
[* 24] Saragossa,
[* 25] Madrid und Sevilla
[* 26] unliebsame Kundgebungen
zuzog, sein anspruchsvolles Auftreten, das ihm bei Hofe übel ausgelegt wurde, sowie die Geschicklichkeit Sagastas, der seine
Stellung durch die Annäherung an die Ordnungs-Republikaner von der FarbeCastelars zu stärken verstand, vereitelte 1888 und 1889 Cánovas' Bemühen,
wieder an die Regierung zu kommen.
Erst als im Juli 1890 das Ministerium Sagasta seine Entlassung nahm, wurde Cánovas wieder an
die Spitze des Ministeriums berufen. Er mußte aber bereits im Dez. 1892 Sagasta aufs neue weichen. Cánovas, der
schon 1860 in die Akademie der Geschichte und 1867 in die königl. Spanische
[* 27] Akademie aufgenommen wurde, hat sich auch als Schriftsteller
und Gelehrter hervorgethan. Von seinen Werken sind zu nennen: «La campana de Huesca» (1852; 2. Aufl.
1854),
«El solitario y su tiempo. Biografia de Serafin Estébanez Calderon, y critica de sus obras» (2 Bde., Madr.
1883),
«Problemas contemporáneos» (ebd. 1884),
«Estudios del reinado de Felipe IV» (Bd. 1 u. 2, ebd.
1888-90) und die unter seiner Leitung erscheinende «Historia general de España» (ebd. 1890 fg.).