Eine Berechnung (Dez. 1892) ergab 3078584 E. Naturschönheiten, wie das Vorgebirge Misenum, der Vesuv,
die Phlegräischen Gefilde, der Fluß Vulturnus, der Averner- und Lucrinersee, geben diesem Lande einen besondern Reiz. Außerdem
knüpfen sich an die Städte Bajä, Cumä, Misenum, Linternum, Puteoli, Neapel, Herculanum, Pompeji, Capreä, Salernum und Capua
bedeutende geschichtliche Erinnerungen. Als die ältesten Bewohner des Landes sind die mit den Samniten
nahe verwandten Stämme der Osker (Opiker) und Ausoner anzusehen, denen aber die Etrusker eine Zeit lang die Herrschaft entrissen,
bis die Samniter seit der Eroberung von Capua 438 oder 445 v. Chr. und der griech. Küstenstädte Cumä (Kyme) und Dikäarchia 421 sich
nach und nach das ganze Land unterwarfen und ihm den Namen Campanien gaben. Ein polit. Band hat die Campaner niemals
vereinigt, und so wurde es schon im 4. Jahrh. v. Chr. den Römern leicht, eine größere Stadtgemeinde nach der andern zu unterwerfen.
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Vgl. Beloch, Campanien, Geschichte und Topographie (2. Ausg., Bresl. 1890).
Glockenturm der Kirche, nach ital. Bauweise gewöhnlich freistehend, seit
altchristl. Zeit in Gebrauch. Berühmte Beispiele sind der am Dom zu Florenz (84 m hoch; 1387 vollendet), der schiefe Turm zu
Pisa (55,2 m hoch; 1174 begonnen, 1350 vollendet), der Markusturm zu Venedig (98,6 m hoch; 888 begonnen, 1329 neu
aufgeführt). In der Renaissance, wo man die Türme mit der Kirche in Verbindung zu setzen suchte, verloren sie die Eigenart
der Campanile. Nur im russ. Bauwesen findet man sie noch angewendet. Mit der beginnenden
Vorliebe für Basiliken begann man auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrh.
wieder Campanile zu bauen.
Glockenblume, Pflanzengattung aus der Familie der Campanulaceen (s d.), mit gegen 230 über einen großen
Teil der Erde verbreiteten, namentlich aber im Orient und in den Mittelmeerländern reich vertretenen Arten. Es sind ausdauernde
Kräuter mit mehrköpfigen Wurzelstöcken, oft steif behaart, selten kahl. Alle besitzen glocken- oder
trichterförmige, meist blaue Blumenkronen mit fünfspaltigem Saum. Der kantige, grüne, fünfteilige Kelch ist mit dem unterständigen
Fruchtknoten verwachsen, aus dem sich eine zwei- bis fünffächerige, mit ebenso vielen Löchern aufspringende Kapsel
entwickelt. Die Glockenblumen wachsen meist auf Wiesen, Äckern, in Wäldern und Gebüschen. Die gemeinsten bei
uns vorkommenden Arten sind Campanula persicifolia L. (s. Tafel: Campanulinen,
[* ]
Fig. 2) mit großen blauen, Campanula patulaL. mit lilafarbenen
und Campanula rotundifoliaL. mit azurblauen Blumen, alle häufig auf Wiesen.
Auf Gartenbeeten und sonst auf bebautem Boden findet sich häufig Campanula rapunculoidesL., mit ziemlich großen azurblauen Blumen
in langer, einseitiger Traube, ein schön blühendes, aber höchst lästiges und schwer
ausrottbares Unkraut,
dessen unterirdische knollenentwickelnde Stengel den Boden queckenartig durchziehen und aus jedem Stück wieder ausschlagen.
Mehrere Arten sind Alpenpflanzen; eine der schönsten, Campanula caespitosa Scop.
(s. Tafel: Alpenpflanzen,
[* ]
Fig. 6), bildet niedrige, völlig mit blauen, seltener weißen Blumen übersäte
Nasen zwischen Ritzen und Steingeröll und gedeiht auch sehr gut im Garten.
Auch andere Arten werden als Zierpflanzen gezogen. Eine der am häufigsten kultivierten ist die in Italien und Frankreich heimische
Campanula mediumL., welche längliche, behaarte Blätter und lange Trauben sehr großer blauer oder weißer Blüten entwickelt. Campanula rapunculoides,
desgleichen das in Europa sehr häufige Unkraut Campanula rapunculusL. haben knollige Wurzeln, die in Frankreich und England vielfach
gegessen und deshalb auch angebaut werden. In Japan wird Campanula glauca Thunb., ein Strauch mit großen blauen Blumen, wegen der eßbaren,
stark milchenden Wurzel unter dem Namen Kokko angebaut.
(Campanulacĕae), Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen.
Die Arten derselben, über 500,
sind über den ganzen Erdkreis zerstreut;
es sind krautartige Pflanzen oder Sträucher, sehr selten kleine Bäume.
Die Blüten
derselben sind zwitterig und regelmäßig, sie besitzen einen fünflappigen, mit dem Fruchtknoten verwachsenen Kelch, eine
regelmäßig fünflappige Blumenkrone und gewöhnlich fünf Staubgefäße.
Die Farbe der Blüten ist bei
den meisten blau, seltener weiß oder rot.
Viele Arten der Campanulaceen dienen ihrer schönen, großen Blüten halber als Zierpflanzen.
(Campanulīnae), Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Sympetalen,
charakterisiert durch meist regelmäßige zwitterige oder eingeschlechtige fünfzählige Blüten mit glockenförmiger Blumenkrone
und in der Regel teilweise miteinander verwachsenen Staubgefäßen;
der Fruchtknoten ist unterständig und enthält zahlreiche
Samenknospen.
Die Ordnung der Campanulinen umfaßt die Familien der Campanulaceen, Lobeliaceen, Goodeniaceen, Cucurbitaceen (s. d.;
hierzu Tafel: Campanulinen).
eigentlich Joh. Wulf aus Kampen, Antitrinitarier, geb. um 1500, studierte zu Düsseldorf
und Köln. Von hier 1520 vertrieben, kam er als Hofmeister junger Edelleute 1528 nach Wittenberg und begab sich 1529 zu dem
Religionsgespräch nach Marburg, in der Meinung, den Streit ums Abendmahl beilegen zu können. Nach längerm Aufenthalt in Sachsen
kehrte er ins Jülicher Land zurück, wo seine Schmähungen gegen Luther ihm unter den Katholiken manche
Freunde erwarben. Als er jedoch durch Verkündigung des nahen Weltendes das Landvolk aufregte, ward er verhaftet und starb 1574 in
völliger Geistesverwirrung. -
Vgl. Trechsel, Die prot.
Antitrinitarier vor Faustus Socin (Heidelb. 1839).
(spr. kangpardóng), Emile, franz.
Schriftsteller, geb. zu Paris, studierte auf der École des chartes, trat dann in den Archivdienst, wo er zum Sektionschef
vorrückte. Er schrieb: «Histoire du tribunal révolutionnaire de Paris» (2 Bde., 1861; 2. Aufl.
1866),
«Marie Antoinette à la conciergerie» (1862; 2. Aufl. 1867),
«Marie Antoinette et le procès du
collier» (1863),
«Madame de Pompadour et la cour de Louis XV» (1867),
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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«Les spectacles de la foire, 1595 - 1791» (2 Bde.,
1877),
«Voltaire, documents inédits» (1880),
«L'Académie royale de musique au XVIIIe siècle» (2 Bde.,
1884) u. s. w. Mit Boutaric gab Campardon die «Mémoires de Frédéric II» (2 Bde.,
1866) heraus.