(spr. kangpáng),JeanneLouiseHenriette, geborene Genest, franz. Schriftstellerin, geb. zu
Paris,
[* 2] erwarb sich die Zuneigung der Königin Marie Antoinette, von der sie mit Campan, dem
Sohne des
Geheimsekretärs der Königin,
verheiratet und als erste Kammerfrau angestellt wurde. Der Schreckensherrschaft entgangen, errichtete sie nach Robespierres
Sturz eine Erziehungsanstalt für Mädchen zu St. Germain. Napoleon ernannte sie zur Vorsteherin der von
ihm gegründeten Erziehungsanstalt für
Töchter der Offiziere der Ehrenlegion zu
Ecouen. Sie starb zu Mantes. Von
ihr erschienen interessante «Mémoirs sur la vie privée de la reine Marie Antoinette»
(Par. 1823 u. ö.) und «Lettres
de deux jeunes amies» (ebd. 1811 u. ö.). Auch ihr «Journal
anecdotique» (ebd. 1824) und ihre «Correspondance inédite avec la reine
Hortense» (2 Bde., ebd. 1835) sind reich an pikanten Zügen
aus Napoleons,
Alexanders I. und anderer bedeutender
Männer Leben. Ferner veröffentlichte sie mehrere
Schriften über Erziehung;
von diesen werden besonders die «Conseils aux jeunnes filles»
(2 Bde., Par. 1825) geschätzt. -
(spr. -panja),Pedro, eigentlich Pieter de
Kempeneer, niederländ.-span.
Maler, geb. 1503 zu
Brüssel,
[* 3]
war in
seinen ersten Werken durch die niederländ. Kunst beeinflußt und bildete sich nach
Michelangelo und
Raffael. Aus diesen verschiedenartigen
Einflüssen gewannen seine
Darstellungen eine besonders lebenswahre Innerlichkeit, verbunden mit großer Kraft
[* 4] in den
Bewegungen
der Gestalten und im
Kolorit. Seit 1548 wirkte er in Sevilla,
[* 5] woselbst sein berühmtes
Bild: Die Kreuzabnahme,
sich in der
Sakristei der
Kathedrale, sowie sein heil.
Georg in Sta.
Anna befindet. Später kehrte Campaña nach den
Niederlanden zurück.
Er starb 1580 in
Brüssel.
Thomas, ital.
Philosoph, geb. zu Stilo in
Calabrien, studierte zu Neapel
[* 6] und
Cosenza
Philosophie. An letzterm Orte, wo die
Lehren
[* 7] des
Stifters der dortigen
Akademie,
Bernh. Telesius, lebendig waren, wurde
er dem aristotelisierenden Scholasticismus entfremdet. Wegen einiger freimütiger polit. Äußerungen ließ ihn die span.
Regierung 1599 verhaften und foltern. Er wurde 27 Jahre hindurch gefangen gehalten, bis
Urban VIII. durch
das Erbieten, ihn als
Ketzer zu richten, 1626 seine
Auslieferung bewirkte, worauf er zum Schein in die Gefängnisse der
Inquisition
zu
Rom
[* 8] gebracht, 1629 aber mit einem ansehnlichen Jahrgehalte freigelassen und von
Urban VIII. eines vertrauten Umgangs gewürdigt
wurde.
Neue Nachstellungen der
Spanier nötigten ihn, sich 1634 nach
Frankreich zu flüchten, wo man ihn
zu
Paris ehrenvoll aufnahm. Campanella starb daselbst in dem Dominikanerkloster der Vorstadt St. Honoré.
Seine 82
Schriften gehören den Gebieten der
Philosophie, der Naturwissenschaften, der
Astronomie,
[* 9]
Astrologie,
[* 10]
Medizin,
Theologie,
Dogmatik, Ethik und
Staatswissenschaft an. Die meisten derselben hat er im Gefängnisse verfaßt, doch
wurden dieselben zum großen
Teil noch vor seiner Freilassung durch den
Sachsen
[* 11]
TobiasAdami, der ihn während der Gefangenschaft
kennen gelernt hatte, auch
außerhalb
Italien
[* 12] bekannt und in
Deutschland
[* 13] gedruckt; ebenso ging es mit seinen im Gefängnisse
verfaßten
Kanzonen und
Sonetten, welche
Adami u. d. T. «Scelta d'
alcune poesie filosofiche de Septimontano Squilla» herausgab (später neu hg. von Orelli,
Lugano 1834). Eine Auswahl daraus
hat Herder als «Seufzer eines gefesselten Prometheus aus seiner Kaukasushöhle»
in der
«Adrastea» (Bd. 3) ins Deutsche
[* 14] übertragen.
Von seinen Werken sind hervorzuheben: «De sensu rerum et magia» (Frankf. 1620; 2. Aufl., Par. 1636),
«Atheismus
triumphatus, nec non de gentilissimo non retinendo» (Par. 1636; 2. Aufl.
1638),
«Civitas solis», beigegeben der
«Philosophia epilogistica realis» (Frankf. 1623; einzeln, Utr. 1643).
C.s philos.
Ansichten
beruhen zum
Teil auf dem Sensualismus desBernh. Telesius. Gott hat sich doppelt geoffenbart: einmal in der Natur, das andere
Mal in derBibel.
[* 15] Auf ersterer beruht die
Philosophie, auf letzterer der
Glaube. Die
Philosophie des Campanella zeigt
manche
Ähnlichkeit
[* 16] mit den
Ansichten von
Cartesius und Kant; auch ist er der
Ansicht, daß das
Subjekt der Erkenntnisgrund für
das ganze Weltall ist, daß wir im
Stoff der Erkenntnis auf unsere Empfindungen beschränkt sind und daß
in der Empfindung ein aktives und passives (subjektives und objektives)
Moment enthalten ist. Die Welt läßt Campanella in neuplatonischer
Weise durch Emanation aus der Gottheit entstehen. Eine Lieblingslehre
C.s ist diejenige von der allgemeinen Beseeltheit aller
Dinge, auf welche er seine
Ansichten von den Instinkten, Wahrsagungen und magischen
Beziehungen stützt.
C.s Verteidigung des
Katholicismus und
Papismus in der «Monarchia Messiae»
(Aix 1633) und in den «Discorsi della libertà e della
felice suggettione allo stato ecclesiastico» (ebd. 1633) verschaffte ihm die Gunst des Papstes.
Als
Vertreter der papistischen Universalherrschaft polemisiert er bei der
Aufstellung seines Staatsideals («Civitas solis»)
in heftigster
Weise gegen die von Macchiavelli vertretene Idee des von der
Kirche unabhängigen ital. Nationalstaates
(vgl. Tröbst, Der Sonnenstaat des Campanella, Weim. 1860;
Sigwart,
KleineSchriften, 1.
u. 2. Reihe, Freiburg
[* 17] 1881). Eine Gesamtausgabe von
C.s Werken besorgte Alessandro
Ancona:
[* 18]
«Opere di Tommaso
Campanella» (2 Bde.,
Turin
[* 19] 1854). -
Vgl. LuigiAmabile,Fra Tomaso Campanella
e la sua congiura, i suoi processi
e la sua pazzia (3 Bde., Neap.
1883);
Cyprian, Vita et philosophia
Th. Campanellae (Amsterd. 1705; 2. Aufl. 1722);
Rixner und Siber,Thomas Campanella (Sulzb. 1826;
als 6. Heft von «Leben und Lehrmeinungen berühmter Physiker im 16. und 17. Jahrh.»);
Baldachini, Vita diThomas Campanella (2 Bde., Neap. 1840 -
43).
malerisches
Thal
[* 20] des obern
Adour in den Pyrenäen, wird im W. vom
Pic du
Midi, am Südende vom Col d'Aspin
(1497 m) überragt und von Bagnères aus häufig besucht.
Eine Berechnung (Dez. 1892) ergab 3078584 E. Naturschönheiten, wie das Vorgebirge Misenum, der Vesuv,
[* 23] die Phlegräischen Gefilde, der Fluß Vulturnus, der Averner- und Lucrinersee, geben diesem Lande einen besondern Reiz. Außerdem
knüpfen sich an die StädteBajä, Cumä, Misenum, Linternum, Puteoli, Neapel, Herculanum, Pompeji,
[* 24] Capreä, Salernum und Capua
bedeutende geschichtliche Erinnerungen. Als die ältesten Bewohner des Landes sind die mit den Samniten
nahe verwandten Stämme der Osker (Opiker) und Ausoner anzusehen, denen aber die Etrusker eine Zeit lang die Herrschaft entrissen,
bis die Samniter seit der Eroberung von Capua 438 oder 445 v. Chr. und der griech. Küstenstädte Cumä (Kyme) und Dikäarchia 421 sich
nach und nach das ganze Land unterwarfen und ihm den Namen Campanien gaben. Ein polit. Band
[* 25] hat die Campaner niemals
vereinigt, und so wurde es schon im 4. Jahrh. v. Chr. den Römern leicht, eine größere Stadtgemeinde nach der andern zu unterwerfen.
-
Vgl. Beloch, Campanien, Geschichte und Topographie (2. Ausg., Bresl. 1890).