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stellungen, Verleihungen von Doktorgraden geschehen auf seine Anregung durch den General Board oder durch Senatsbeschluß. Wichtige Neuerungen werden ein- oder mehreremal vor dem Senat öffentlich erörtert und oft an den Special Board zurückverwiesen. Durch offizielle Aufnahme eines vom Council und Senate gebilligten Reformvorschlags in den «University Reporter» wird derselbe Gesetz. Während einzelne Colleges sehr reich sind, ist die Universität selbst verhältnismäßig arm. Ihre Einnahmequellen sind: Pachtzins von jetzt stark entwertetem Grundbesitz, gesetzlich geregelte Beiträge der Colleges (1891: 17414 Pfd. St.), Matrikulations-, Prüfungs- und Gradgebühren, regelmäßige Beiträge aller Senatsmitglieder und gelegentliche Schenkungen. Ihr Einkommen belief sich 1890 auf 45899 Pfd. St., während Trinity College 103863 Pfd. St. und St. Johns (das zweitgrößte) 50161 Pfd. St. Einkommen besaß.
Docenten. Der Lehrkörper besteht (Anfang 1894) aus 43 Professoren (21 Professuren sind seit 1800 gegründet, die älteste Stiftung besteht seit 1502; die mit den Professuren verbundenen Lehrpflichten und Gehälter sind außerordentlich verschieden), 6 Readers, 34 University Lecturers. Die beiden letztern Grade entsprechen etwa den deutschen außerord. Professoren und sind erst seit 1884 für solche Fächer [* 2] geschaffen, in denen die Universitätsmittel die Errichtung ord.
Professuren nicht ermöglichten. So giebt es 80 fest angestellte und besoldete Universitätsdocenten, welche meist zugleich Fellows von Colleges sind. Zu diesen gesellen sich etwa 50 Teachers, Superintendents, Demonstrators, Curators; den University Lecturers treten zahlreiche College Lecturers und Private Tutors zur Seite. Zur Verwaltung von Universitätsanlagen sowie zur Beratung gelegentlicher Fragen bestehen ferner eine Anzahl sog. Syndicates, z. B. Library Syndicate, Press-, Senate House-, Museums and Lecture Rooms, Local Examinations and Lectures und Teachers Training Syndicate. Viele Graduates sind auch Governors of Schools oder Examinatoren und überwachen als solche eine Reihe der ersten Schulen des Landes. Die Disciplin über Studenten und Bachelors (persons in statu pupillari) liegt in den Colleges in den Händen der Tutors, auf den Straßen in denen der Proctors.
Colleges. Cambridge besitzt 17 Colleges und 2 sog. Hostels. Unter den erstern sind Trinity, St. John's und King's College die schönsten. Das älteste ist St. Peter's College (meist Peterhouse genannt), das 1257 nach dem Vorbilde von Merton College zu Oxford [* 3] gegründet und 1284 durch Charter anerkannt wurde. Dann folgen: Clare (1326), Pembroke (1347), Gonville and Caius, Trinity Hall [* 4] (1350), Corpus Christi (mit wertvoller Bibliothek, 1352), King's- (1441) und Queen's College (1448 und neubegründet 1465), dessen Gebäude die ältesten sind, und an dem Erasmus von Rotterdam [* 5] jahrelang lehrte, St. Catherine's (1473), Jesus (1496), Christ's (1505), St. John's (1511), Magdalen (1519) und das 1546 durch Heinrich VIII. aus verschiedenen ältern Colleges gebildete Trinity College, das weitaus bedeutendste in Cambridge und in England überhaupt. Es zählt im J. 1894 614 Studenten und im ganzen 3681 Mitglieder; ferner Emmanuel (1584), Sidney Sussex (1594) und nach zweihundertjähriger Pause Downing College (1800). In neuester Zeit sind gegründet worden: 2 Hostels, das strengkirchliche, billige Selwyn College (1882) sowie Ayerst' Hostel für ärmere Studenten (1884). In Ridley Hall (1881) bereiten sich Theologen nach beendeter Studienzeit auf ihr Amt vor. Zu diesen kommen die außerhalb Cambridge gelegenen Frauencolleges: Girton College (1873 gegründet, stark aufblühend mit etwa 110 Studentinnen) und Newnham College (1875 eröffnet, mit jetzt 3 Halls und 140 Studentinnen).
Den Studentinnen wird aber trotz der letzten Prüfungsresultate der akademische Grad nicht erteilt. Seit 1869 können Studenten (1894: 107), auch ohne sich einem College anzuschließen, als Non-Collegiate Students in licensed lodgings unter der Aufsicht eines Censor wohnen und genießen, bei billigerm Leben, die Rechte der andern Studenten. Alle Colleges sind völlig selbständige Internate mit eigenen Gesetzen. Sie sind aus verschiedenen Anlässen historisch erwachsene, von der Universität anerkannte Anstalten, in denen die Studenten leben, beaufsichtigt und in ihren Studien gefördert werden.
Die alten Colleges (auch Houses oder Halls, lat. aulae genannt) bestanden aus dem Head (Master, Provost, President) und den Scholars. Letztere teilten sich später in Fellows (die ältern, Graduierten) und Scholars (die Undergraduates). Der Master, die Fellows und die Scholars beziehen noch jetzt Stipendien vom College. Neuerdings zerfallen die Angehörigen eines Colleges in den Head (fast immer Master genannt), Fellows (meist in senior und junior geschieden), Graduates, welche nicht Fellows sind, Fellow-commoners (nur noch sehr wenige), Bachelors (of arts, etc.), Scholars (Stipendiaten, die besten Studenten), Pensioners (die große Mehrzahl zahlender Studenten) und Sizars (ärmere Studenten). Die Verwaltung liegt in den Händen des Masters sowie des Governing body der ältern Fellows. Jedes College besetzt aus der Zahl seiner Fellows die Stellen des Masters, Dean, Bursar, Librarian und Tutor. (S. College.)
Studenten. Die Studenten (Undergraduates) bleiben meist 3, selten 4 Jahre in Cambridge. Sie heißen im ersten Jahre «Freshman», im zweiten «Junior Soph», im dritten «Senior Soph». Sie besuchen nicht nach deutscher Weise mehrere Universitäten. Sie gehören fast alle irgend einem College an. Ihre Anzahl beläuft sich (1891) auf 3029 (darunter nur 156 Non-Collegiate Students), die der Studentinnen auf etwa 250. Sie sind ungleichmäßig vorgebildet und haben jährlich mindestens eine Prüfung zu bestehen.
Ihre Studien werden weniger frei und selbständig betrieben als in Deutschland, [* 6] viele nehmen neben den Vorlesungen regelmäßig Privatstunden, welche von Privatlehrern und den meisten jüngern Docenten erteilt werden. Die vorgeschriebene Tracht bei Vorlesungen ist für Lehrer wie Schüler Barett und Talar (cap and gown). Der Talar der Studenten ist kurz, der der Masters lang herabwallend und nach Grad und Profession verschieden. Nachmittags zwischen 2 und 5 Uhr [* 7] wird ausschließlich den verschiedenen Sports gehuldigt. Abends werden oft Klubs, seltener Theater [* 8] und Konzerte besucht. Kneipenbesuch und Mensuren sind völlig unbekannt. Die Kosten eines akademischen Jahres (3 terms, etwa 23 - 25 Wochen) sind erheblich höher als in Deutschland. Sie belaufen sich auf 150 - 250 (oder 300) Pfd. St. Meist gilt 200 Pfd. St. für ausreichend. Durch sehr zahlreiche Stipendien (Scholarships, Exhibitions, Prizes) können die Kosten erheblich vermindert werden.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K auszusuchen.] ¶
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Prüfungen. Die Studenten zerfallen nach ihren Studienzielen in die sog. Poll men (vom griech. polloi, «viele»),
welche die gewöhnlichen leichten Prüfungen bestehen, und die bessere Klasse, die Honours-men, welche in drei- bis vierjähriger Studienzeit die schwierigern Tripos-Prüfungen absolvieren. Am Schluß erringen sie nach bestandener Prüfung den Grad eines Bachelor (B. A.). Für jede Prüfung sind die zu studierenden Bücher und Gegenstände genau vorgeschrieben. Die Prüfungen sind fast ausschließlich schriftliche. Unter den Triposes ist der Mathematical Tripos der älteste, der Medieval and Modern Languages Tripos der jüngste. Ein erfolgreiches Examen verleiht nur den Universitätsgrad, nicht aber irgend welche Anwartschaft auf Anstellung im Staatsdienst. Die Bachelors können nach 3 Jahren, ohne weitere Prüfung, gegen gewisse Gebühren den Grad eines Master (meist M. A.) erlangen. Der Doktorgrad wird meist ohne Prüfung nur an ältere Gelehrte verliehen.
Der Einfluß der Universität auf das Land ist sehr bedeutend. Durch die verschiedenen University Local Examinations und die Prüfungen des Oxford and Cambridge Joint Board wird alljährlich eine sehr große Anzahl der höhern Knaben- und Mädchenschulen (auch in manchen Kolonien) geprüft und auf Wunsch von Graduierten der Universität besucht und beurteilt. Es wird dadurch auf die Lehrpläne und Lehrziele eingewirkt. Die Universitätsdruckerei veröffentlicht allmählich eine stattliche Reihe von Büchern für Schulzwecke (Pitt Press Series), welche sofort nach ihrem Erscheinen in Hunderten von Schulen eingeführt werden.
Für junge Leute, welche sich später dem Staatsdienst in Indien (Indian Civil Service.) zu widmen gedenken, wird neuerdings durch besondere Vorlesungen gesorgt. Durch die University Extension Lectures wird wissenschaftliche Auffassung der verschiedensten Gegenstände durch besonders befähigte Redner in Cyklen von Vorträgen mit regelmäßig darauf folgender Diskussion und (fakultativer) Schlußprüfung in alle Teile des Landes verbreitet. Durch Anerkennung gewisser Schulen als «affiliated colleges» wird der zur Erlangung eines Grades hier geforderte teure Aufenthalt abgekürzt, indem Studenten aus solchen Anstalten ihre dort verbrachte Studienzeit zum Teil in Anrechnung gebracht und in Cambridge dann nur die letzte Ausbildung gegeben wird. -
Vgl. Holl, Cambridgeshire (1882);
Babington, Ancient Cambridgeshire (1883);
Statutes and Ordinances of the University of Cambridge (Pitt Press, Cambridge 1883);
University Reporter (offiziell, wöchentlich);
The University Calendar (jährlich im Oktober);
Dickens, Dictionary of the University of Cambridge (Lond. 1886);
Humphrys Guide to Cambridge; The people's guide to Cambridge (1888);
I. W. Clark, Cambridge Brief historical and descriptive notes (Lond. 1890; illustriert);
K. Breul, Die Frauencolleges an der Universität Cambridge (in den «Preußischen Jahrbüchern», 1891);
N. D. Roberts, Eighteen years of University Extension (Cambridge 1891);
I. Baß Mullinger, A hsistory of the University of Cambridge (Lond. 1888);
Willis und Clark, The architectural history of the University of and of the Colleges of Cambridge (4 Bde., Pitt Press, Cambridge 1886);
Ch. Wordsworth, Social Life at the English Universities in the eighteenth century (Lond. 1874);