(spr. kálfahrt),Denijs, genannt Dionisio
Fiammingo, niederländ.
Maler, befand sich 1556 zu
Antwerpen,
[* 2] kam
sehr jung nach
Italien,
[* 3] wo er die Schule
Fontanas und Sabbatinis in
Bologna besuchte; mit letzterm reiste er nach
Rom.
[* 4] Nachdem
er einige Zeit nach
Raffael gezeichnet hatte, eröffnete er eine Schule zu
Bologna, aus der viele
Meister,
wie
Albano,
Guido Reni und Domenichino hervorgingen, die später freilich zur Carraccischen Schule ablenkten. Er starb zu
Bologna, wo sich die besten seiner Gemälde befinden.
Die
Bologneser betrachten ihn als einen der Wiederhersteller ihrer Schule, besonders in Hinsicht des warmen
Kolorits. Dennoch
mußte seine manierierte
Richtung später den
Reformen der
Carracci das Feld räumen. Agost.
Carracci und
Sadeler haben einen
Teil seiner Werke gestochen, unter denen als die hervorragendsten sein
Heil.
Michael in
San Petronio, Das
Paradies in der Servitenkirche zu
Bologna und Maria mit dem heil.
Franz und
Dominicus (1598,
DresdenerGalerie) anzuführen
sind.
(spr. källwĕrt),GeorgeHenry, nordamerik. Schriftsteller, geb. zu
Baltimore (Maryland), studierte
am Harvard College und in Göttingen
[* 8] namentlich die
deutsche Litteratur. Nach seiner Rückkehr nach
Amerika
[* 9] gab er mehrere Jahre den
«BaltimoreAmerican» heraus; seit 1843 wohnte er in Newport (Rhode-Island),
(spr. källwĕrt),Grace, Chemiker, geb. 1819 inLondon,
[* 10] begann in dem Laboratorium
[* 11] von
Girardin in Rouen
[* 12] seine
Studien, arbeitete später als Chemiker bei Robiquet und Pelletier und als Assistent von
Chevreul zu
Paris.
[* 13] 1846 siedelte er nach Manchester
[* 14] über, wo er bald darauf Professor der
Chemie an der Royal Institution und dann an der
mediz. Schule wurde. Als Preisrichter bei der Weltausstellung nach
Wien
[* 15] gesandt, erkrankte er und starb,
nach England zurückgekehrt, Er lieferte zahlreiche chem.,
technisch-chem.
sowie hygieinische Untersuchungen, namentlich über die
Darstellung der
Carbolsäure, über die Konstitution des
Chlorkalks,
über die Vorgänge des Puddelprozesses, über die Verwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation.
Er schrieb: «Lectures on coal-tar colours and dyeing» (Manchester 1863).
1)
Arrondissement im franz. Depart. Corse, hat 1115,05 qkm,
(1891) 26050 E., 35 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Belgodere (123,60 qkm, 3797 E.), Calenzana (735,65 qkm, 6733 E.),
Calvi (50,38 qkm, 3121 E.), L' Ile-Rousse (34,34 qkm, 5300 E.), Muro (67,81 qkm, 5113 E.),
Olmi-Capella (103,27
qkm, 1986 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Calvi auf der Westseite der franz.
Insel Corsica,
[* 16] an der Linie Ponte-Leccia-Calvi
(74 km) der Cors. Eisenbahn, Festung
[* 17] zweiter
Klasse, liegt
auf und an einem hohen Felsen, hat (1891) 2008, als Gemeinde 2162 E.,
Post und
Telegraph;
[* 18]
Felice,Graf, ital.
Historiker, geb. zu Mailand,
[* 23] studierte Geschichte und
Philosophie und verfaßte
den
Roman «Un castello nella
Campagna Romana», dem andere folgten, widmete sich dann aber fast ausschließlich histor. Forschungen.
Er schrieb: «Di Ausonio
Franchi e della filosofia contemporanea» (Mail. 1870; neue Ausg.
1887),
«Vicende del Monte di pietà in Milano, con documenti» (ebd. 1872),
«Il Patriziato milanese secondo nuovi documenti»
(ebd. 1876),
Curiosità storiche e diplomatiche del secolo XVII. Corrispondenze segrete di grandi personaggi" (ebd. 1878),
«Storia del castello di Milano» (ebd. 1892).
Sein Hauptwerk ist das mit mehrern Gelehrten herausgegebene «Famiglie notabili
milanesi» (4 Bde., ebd. 1875 - 87).
Joh., eigentlich
Jean Caulvin oder Cauvin,
Reformator, geb. zu Noyon in der
Picardie, zeigte schon als
Knabe tiefreligiösen
Sinn und großen sittlichen Ernst. Die specifisch evang.
Richtung, die sein
Denken schon in Noyon nahm, verdankte er
Olivetanus (s. d.). Er studierte in
Paris,
Orléans und
Bourges unter hervorragenden
Rechtslehrern, kehrte nach des
VatersTode 1532 nach
Paris zurück, wo er mit Beifall in den Versammlungen
der evang. Gesinnten predigte. Die früher erhaltene Pfründe legte er nieder und gab
SenecasBücher«De elementia» (Par. 1532)
mit Kommentar heraus, um König
Franz I. zu mildern Maßregeln gegen die
Evangelischen zu bewegen. In der «Psychopannychia»
(ebd. 1534) widerlegte er die
Annahme eines Seelenschlafs; in der Rede an den König vom Allerheiligenfeste
1533, die Calvin für den Rektor der
Universität,
Nikolaus Cop, verfaßt hatte, sprach er sich über die Religionsfragen so frei
aus, daß er
Paris verlassen mußte. Er begab sich ins südl.
Frankreich, 1534 nach Basel.
[* 24] Hier erschien im März 1536 seine «Institutio
religionis chri-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
stianae", zuerst lateinisch, dann französisch (deutsch von Spies, Wiesb. 1888). Das Werk wurde Franz I. gewidmet, um ihn durch
klare Darlegung der prot. Lehre
[* 26] zu einem mildern Verfahren gegen die Protestanten zu bewegen. Später hat Calvin die «Institutio»
vielfach überarbeitet (die wichtigsten Ausgaben sind neben der ersten die Straßburger von 1539, die Genfer
von 1559), aber Anlage und Grundgedanken des Werks blieben dieselben. Die ganze Glaubenslehre wird darin an der Hand
[* 27] des apostolischen
Symbols entwickelt; die enge Verbindung der Glaubens- und der Sittenlehre zeigt die praktische Richtung von C.sReformation; die
Art, wie die Prädestinationslehre den Mittelpunkt des ganzen Systems bildet, bezeugt das streng geschlossene
Denken des Verfassers.
Von Basel
begab sich Calvin an den Hof
[* 28] der Herzogin Renata von Ferrara.
[* 29] Nach kurzem Aufenthalt entzog er sich der Inquisition durch schleunige
Flucht nach Paris, 1536; auch hier nicht sicher, beschloß er wieder nach Basel
zu gehen. Der Kriegsunruhen wegen reiste
er über Genf,
[* 30] wo er anlangte und auf Veranlassung Farels (s. d.) blieb.
Als er aber mit den Genfer Predigern Farel und Caraud Ostern 1538 erklärte, wegen der herrschenden Sittenlosigkeit das Abendmahl
nicht austeilen zu können, erhielten die Libertiner (s. d.) das Übergewicht:
den drei Predigern wurde befohlen, die Stadt innerhalb dreier Tage zu verlassen. Calvin begab sich
nach Straßburg,
[* 31] wo er das Predigtamt an der Gemeinde franz. Flüchtlinge und eine Professur
an der Akademie übernahm. Von hier aus trat Calvin auch den deutschen Reformatoren näher, besonders Melanchthon. Um eine Vereinigung
zwischen den Anhängern der schweiz. und der deutschen Reformation anzubahnen, unterzeichnete Calvin die Augsburgische Konfession
und schrieb seine Abhandlung über das Abendmahl (französisch 1540; lateinisch von des Gallars 1545).
Nach wiederholter Aufforderung kehrte Calvin nach Genf
zurück, und wurden die von ihm entworfenen kirchlichen
Organisationsgesetze angenommen. Die Stadt ward in bestimmte Bezirke eingeteilt, die Zahl der Geistlichen
und ihre Verrichtungen festgesetzt; ihre Wahl sollten die andern Geistlichen vollziehen, dagegen dem Rat und den Gemeinden
nur die Bestätigung zustehen. Den Geistlichen wurden Älteste beigeordnet. Die (12) Ältesten und die (6) Geistlichen bildeten
das Konsistorium, das die Kirchenzucht übte, über die Lehre dagegen nicht zu urteilen hatte.
Der Besuch des Gottesdienstes ward obrigkeitlich überwacht, alljährlich nahm das Konsistorium häusliche Visitationen vor
zur Erforschung des Glaubens und der Sitte. Wo kirchliche Strafen erfolglos blieben, schritten die weltlichen Richter mit harten
Maßregeln ein. Diese Strenge verursachte 1555 einen Aufruhr der Libertiner; sie wurden überwunden und
vier der Führer hingerichtet, überhaupt übte Calvin keine Schonung, wo es galt, das von ihm als notwendig Erkannte
in Glauben oder Sitte durchzuführen. Castellio (s. d.) mußte aus Genf
weichen, Servet (s. d.)
ward wegen abweichender Auffassung der Trinitätslehre 1553 verbrannt. Unermüdlich thätig war Calvin für Predigt und Seelsorge.
Hatte er schon 1536 in franz. Sprache
[* 32] (1538 lateinisch) einen Auszug aus der «Institutio» herausgegeben,
der, obgleich ohne Frage und Antwort, meist «Katechismus» genannt wurde, so erschien 1545 der «Catéchisme de l' église de
Genève».
Durch solche Mittel erreichte Calvin,
daß das ganze öffentliche und private Leben in Genf
von dem Geiste strenger
Kirchlichkeit getragen wurde. Die 1559 gestiftete GenferAkademie wurde bald die Bildungsanstalt für die meisten reform. Geistlichen
aller Länder und Calvin ihr Lehrer. Seine Vorlesungen behandelten die Exegese der biblischen Schriften, und aus ihnen sind seine
Kommentare hervorgegangen. Durch ausgedehnten Briefwechsel nahm Calvin direkten Anteil an den Geschicken
der reform. Kirche fremder Länder, Frankreichs, Englands, Hollands; durch den Consensus Tigurinus (s. Consensus und Bullinger)
von 1549 wandte sich auch die deutsche Schweiz
[* 33] der Lehrweise C.s zu. Er starb
Calvin und nicht Zwingli hat der reform. Kirche ihren eigentümlichen Charakter aufgeprägt. Wie alle Reformatoren der Schweiz
und Deutschlands,
[* 34] geht auch Calvin von dem Augustinischen Gedanken der allwirkenden Macht Gottes aus, neben der die menschliche
Freiheit völlig verschwindet. Keine eigene Leistung kann uns das Heil erwerben, es beruht allein auf dem ewigen Ratschluß
Gottes. Dieser ist ein doppelter; ohne Rücksicht auf menschliches Verdienst, bloß auf Grund göttlichen
Wohlgefallens für die einen ein Ratschluß zum Heil und zur ewigen Seligkeit, für die andern ein Ratschluß zum Bösen und
zur ewigen Verdammnis, der alle Menschen durch AdamsSünde verfallen sind. Da die Menschen eine ungenügende natürliche Erkenntnis
Gottes und des Heils haben, so muß die Offenbarung in der Schrift eintreten.
Ihr demütig zu folgen ist des Menschen Sache. C.s Eigentümlichkeit ist es nun, diese Forderung ebenso nachdrücklich für
das Handeln wie für das Glauben geltend gemacht und damit die Durchdringung aller Verhältnisse des Lebens durch den ernsten
Geist gesetzlicher Frömmigkeit erstrebt zu haben. Die SchriftenC.s erschienen gesammelt Genf
1617 in 12 Foliobänden,
dann Amsterd. 1671 und im «Corpus Reformatorum»
(hg. von Baum, Cunitz und Reuß,
[* 35] bis Ende 1892 48 Bde., Braunschw.
seit 1863). -
Vgl. Henry, Das Leben J. C.s (3 Bde., Hamb. 1835 - 44);
vom kath. Standpunkte: Audin, Histoire de la vie, des ouvrages et des doctrines
de Calvin (2 Bde., Par. 1841; 6. Aufl.
1873; deutsch von Egger, 2 Bde., Augsb. 1843 -
44);