(spr. kálfahrt), Denijs, genannt Dionisio Fiammingo, niederländ. Maler, befand sich 1556 zu Antwerpen, kam
sehr jung nach Italien, wo er die Schule Fontanas und Sabbatinis in Bologna besuchte; mit letzterm reiste er nach Rom. Nachdem
er einige Zeit nach Raffael gezeichnet hatte, eröffnete er eine Schule zu Bologna, aus der viele Meister,
wie Albano, Guido Reni und Domenichino hervorgingen, die später freilich zur Carraccischen Schule ablenkten. Er starb zu
Bologna, wo sich die besten seiner Gemälde befinden.
Die Bologneser betrachten ihn als einen der Wiederhersteller ihrer Schule, besonders in Hinsicht des warmen Kolorits. Dennoch
mußte seine manierierte Richtung später den Reformen der Carracci das Feld räumen. Agost. Carracci und
Sadeler haben einen Teil seiner Werke gestochen, unter denen als die hervorragendsten sein Heil. Michael in San Petronio, Das
Paradies in der Servitenkirche zu Bologna und Maria mit dem heil. Franz und Dominicus (1598, Dresdener Galerie) anzuführen
sind.
Kongregation von unserer lieben Frau von Calvaria (Notre Dame du Calvaire), eine Genossenschaft von reform. Benediktinerinnen
(s. Benediktiner), gegründet 1617 von Antoinette von Orléans, der Witwe des Marquis von Belle-Isle, von Gregor XV. 1621 bestätigt.
Der nur in Frankreich verbreitete Orden ging in der Revolution unter, ward aber später wiederhergestellt.
(spr. källwĕrt), George Henry, nordamerik. Schriftsteller, geb. zu Baltimore (Maryland), studierte
am Harvard College und in Göttingen namentlich die deutsche Litteratur. Nach seiner Rückkehr nach Amerika
gab er mehrere Jahre den «Baltimore American» heraus; seit 1843 wohnte er in Newport (Rhode-Island),
wo er starb.
Von seinen Werken sind zu nennen eine metrische Übersetzung von Schillers «Don Carlos» (1836),
«Count Julian», Tragödie (1840),
die Übersetzung eines Teils des Schiller-Goetheschen Briefwechsels (1845),
ferner «Scenes and thoughts
in Europe» (2 Bde., 1846 - 52; neue Ausg.
1864),
(spr. källwĕrt), Grace, Chemiker, geb. 1819 in London, begann in dem Laboratorium von
Girardin in Rouen seine Studien, arbeitete später als Chemiker bei Robiquet und Pelletier und als Assistent von Chevreul zu
Paris. 1846 siedelte er nach Manchester über, wo er bald darauf Professor der Chemie an der Royal Institution und dann an der
mediz. Schule wurde. Als Preisrichter bei der Weltausstellung nach Wien gesandt, erkrankte er und starb,
nach England zurückgekehrt, Er lieferte zahlreiche chem.,
technisch-chem.
sowie hygieinische Untersuchungen, namentlich über die Darstellung der Carbolsäure, über die Konstitution des Chlorkalks,
über die Vorgänge des Puddelprozesses, über die Verwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation.
Er schrieb: «Lectures on coal-tar colours and dyeing» (Manchester 1863).
1) Arrondissement im franz. Depart. Corse, hat 1115,05 qkm,
(1891) 26050 E., 35 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Belgodere (123,60 qkm, 3797 E.), Calenzana (735,65 qkm, 6733 E.),
Calvi (50,38 qkm, 3121 E.), L' Ile-Rousse (34,34 qkm, 5300 E.), Muro (67,81 qkm, 5113 E.), Olmi-Capella (103,27
qkm, 1986 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements Calvi auf der Westseite der franz. Insel Corsica, an der Linie Ponte-Leccia-Calvi
(74 km) der Cors. Eisenbahn, Festung zweiter Klasse, liegt auf und an einem hohen Felsen, hat (1891) 2008, als Gemeinde 2162 E.,
Post und Telegraph;
eine alte Kathedrale mit dem Denkmal der Familie Baglioni;
eine geräumige Reede, regelmäßige Dampferverbindung
mit Marseille und Nizza;
Fischerei, Bleigruben sowie Handel mit Südfrüchten, Häuten, Wein, Holz und Wachs. - Calvi, lange Zeit
Hauptstütze der genues.
Herrschaft (der alte genues. Gouverneurspalast ist jetzt Kaserne), wurde 1794 von
den Engländern erobert.
Felice, Graf, ital. Historiker, geb. zu Mailand, studierte Geschichte und Philosophie und verfaßte
den Roman «Un castello nella Campagna Romana», dem andere folgten, widmete sich dann aber fast ausschließlich histor. Forschungen.
Er schrieb: «Di Ausonio Franchi e della filosofia contemporanea» (Mail. 1870; neue Ausg.
1887),
«Vicende del Monte di pietà in Milano, con documenti» (ebd. 1872),
«Il Patriziato milanese secondo nuovi documenti»
(ebd. 1876),
Curiosità storiche e diplomatiche del secolo XVII. Corrispondenze segrete di grandi personaggi" (ebd. 1878),
«Il gran cancelliere Francesco Taverna e il suo processo» (ebd. 1882),
«Del cerimoniale per l' ammissione
dei nobili giureconsulti» (ebd. 1886),
«Bianca Maria Sforza Visconti» (ebd. 1888),
«Storia del castello di Milano» (ebd. 1892).
Sein Hauptwerk ist das mit mehrern Gelehrten herausgegebene «Famiglie notabili
milanesi» (4 Bde., ebd. 1875 - 87).
Joh., eigentlich Jean Caulvin oder Cauvin, Reformator, geb. zu Noyon in der
Picardie, zeigte schon als Knabe tiefreligiösen Sinn und großen sittlichen Ernst. Die specifisch evang. Richtung, die sein
Denken schon in Noyon nahm, verdankte er Olivetanus (s. d.). Er studierte in Paris, Orléans und Bourges unter hervorragenden
Rechtslehrern, kehrte nach des Vaters Tode 1532 nach Paris zurück, wo er mit Beifall in den Versammlungen
der evang. Gesinnten predigte. Die früher erhaltene Pfründe legte er nieder und gab Senecas Bücher «De elementia» (Par. 1532)
mit Kommentar heraus, um König Franz I. zu mildern Maßregeln gegen die Evangelischen zu bewegen. In der «Psychopannychia»
(ebd. 1534) widerlegte er die Annahme eines Seelenschlafs; in der Rede an den König vom Allerheiligenfeste
1533, die Calvin für den Rektor der Universität, Nikolaus Cop, verfaßt hatte, sprach er sich über die Religionsfragen so frei
aus, daß er Paris verlassen mußte. Er begab sich ins südl. Frankreich, 1534 nach Basel.
Hier erschien im März 1536 seine «Institutio
religionis chri-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
stianae", zuerst lateinisch, dann französisch (deutsch von Spies, Wiesb. 1888). Das Werk wurde Franz I. gewidmet, um ihn durch
klare Darlegung der prot. Lehre zu einem mildern Verfahren gegen die Protestanten zu bewegen. Später hat Calvin die «Institutio»
vielfach überarbeitet (die wichtigsten Ausgaben sind neben der ersten die Straßburger von 1539, die Genfer
von 1559), aber Anlage und Grundgedanken des Werks blieben dieselben. Die ganze Glaubenslehre wird darin an der Hand des apostolischen
Symbols entwickelt; die enge Verbindung der Glaubens- und der Sittenlehre zeigt die praktische Richtung von C.s Reformation; die
Art, wie die Prädestinationslehre den Mittelpunkt des ganzen Systems bildet, bezeugt das streng geschlossene
Denken des Verfassers.
Von Basel
begab sich Calvin an den Hof der Herzogin Renata von Ferrara. Nach kurzem Aufenthalt entzog er sich der Inquisition durch schleunige
Flucht nach Paris, 1536; auch hier nicht sicher, beschloß er wieder nach Basel
zu gehen. Der Kriegsunruhen wegen reiste
er über Genf,
wo er anlangte und auf Veranlassung Farels (s. d.) blieb.
Als er aber mit den Genfer Predigern Farel und Caraud Ostern 1538 erklärte, wegen der herrschenden Sittenlosigkeit das Abendmahl
nicht austeilen zu können, erhielten die Libertiner (s. d.) das Übergewicht:
den drei Predigern wurde befohlen, die Stadt innerhalb dreier Tage zu verlassen. Calvin begab sich
nach Straßburg, wo er das Predigtamt an der Gemeinde franz. Flüchtlinge und eine Professur
an der Akademie übernahm. Von hier aus trat Calvin auch den deutschen Reformatoren näher, besonders Melanchthon. Um eine Vereinigung
zwischen den Anhängern der schweiz. und der deutschen Reformation anzubahnen, unterzeichnete Calvin die Augsburgische Konfession
und schrieb seine Abhandlung über das Abendmahl (französisch 1540; lateinisch von des Gallars 1545).
Nach wiederholter Aufforderung kehrte Calvin nach Genf
zurück, und wurden die von ihm entworfenen kirchlichen
Organisationsgesetze angenommen. Die Stadt ward in bestimmte Bezirke eingeteilt, die Zahl der Geistlichen
und ihre Verrichtungen festgesetzt; ihre Wahl sollten die andern Geistlichen vollziehen, dagegen dem Rat und den Gemeinden
nur die Bestätigung zustehen. Den Geistlichen wurden Älteste beigeordnet. Die (12) Ältesten und die (6) Geistlichen bildeten
das Konsistorium, das die Kirchenzucht übte, über die Lehre dagegen nicht zu urteilen hatte.
Der Besuch des Gottesdienstes ward obrigkeitlich überwacht, alljährlich nahm das Konsistorium häusliche Visitationen vor
zur Erforschung des Glaubens und der Sitte. Wo kirchliche Strafen erfolglos blieben, schritten die weltlichen Richter mit harten
Maßregeln ein. Diese Strenge verursachte 1555 einen Aufruhr der Libertiner; sie wurden überwunden und
vier der Führer hingerichtet, überhaupt übte Calvin keine Schonung, wo es galt, das von ihm als notwendig Erkannte
in Glauben oder Sitte durchzuführen. Castellio (s. d.) mußte aus Genf
weichen, Servet (s. d.)
ward wegen abweichender Auffassung der Trinitätslehre 1553 verbrannt. Unermüdlich thätig war Calvin für Predigt und Seelsorge.
Hatte er schon 1536 in franz. Sprache (1538 lateinisch) einen Auszug aus der «Institutio» herausgegeben,
der, obgleich ohne Frage und Antwort, meist «Katechismus» genannt wurde, so erschien 1545 der «Catéchisme de l' église de
Genève».
Durch solche Mittel erreichte Calvin,
daß das ganze öffentliche und private Leben in Genf
von dem Geiste strenger
Kirchlichkeit getragen wurde. Die 1559 gestiftete Genfer Akademie wurde bald die Bildungsanstalt für die meisten reform. Geistlichen
aller Länder und Calvin ihr Lehrer. Seine Vorlesungen behandelten die Exegese der biblischen Schriften, und aus ihnen sind seine
Kommentare hervorgegangen. Durch ausgedehnten Briefwechsel nahm Calvin direkten Anteil an den Geschicken
der reform. Kirche fremder Länder, Frankreichs, Englands, Hollands; durch den Consensus Tigurinus (s. Consensus und Bullinger)
von 1549 wandte sich auch die deutsche Schweiz der Lehrweise C.s zu. Er starb
Calvin und nicht Zwingli hat der reform. Kirche ihren eigentümlichen Charakter aufgeprägt. Wie alle Reformatoren der Schweiz
und Deutschlands, geht auch Calvin von dem Augustinischen Gedanken der allwirkenden Macht Gottes aus, neben der die menschliche
Freiheit völlig verschwindet. Keine eigene Leistung kann uns das Heil erwerben, es beruht allein auf dem ewigen Ratschluß
Gottes. Dieser ist ein doppelter; ohne Rücksicht auf menschliches Verdienst, bloß auf Grund göttlichen
Wohlgefallens für die einen ein Ratschluß zum Heil und zur ewigen Seligkeit, für die andern ein Ratschluß zum Bösen und
zur ewigen Verdammnis, der alle Menschen durch Adams Sünde verfallen sind. Da die Menschen eine ungenügende natürliche Erkenntnis
Gottes und des Heils haben, so muß die Offenbarung in der Schrift eintreten.
Ihr demütig zu folgen ist des Menschen Sache. C.s Eigentümlichkeit ist es nun, diese Forderung ebenso nachdrücklich für
das Handeln wie für das Glauben geltend gemacht und damit die Durchdringung aller Verhältnisse des Lebens durch den ernsten
Geist gesetzlicher Frömmigkeit erstrebt zu haben. Die Schriften C.s erschienen gesammelt Genf
1617 in 12 Foliobänden,
dann Amsterd. 1671 und im «Corpus Reformatorum»
(hg. von Baum, Cunitz und Reuß, bis Ende 1892 48 Bde., Braunschw.
seit 1863). -
Vgl. Henry, Das Leben J. C.s (3 Bde., Hamb. 1835 - 44);
Stähelin, J. Calvin (2 Bde., Elberf. 1860 -
63);
Galiffe, Quelques pages d' histoire (ebd. 1863);
Biguet und Tissot, Calvin d' après Calvin (ebd. 1864);
Kampschulte, J. Calvin, seine Kirche und sein Staat in Genf
(Bd. 1, Lpz. 1869);
Lobstein, Die Ethik C.s (Straßb. 1877);
Eigeman, Leven
van Calvijn (Leiden 1881);
vom kath. Standpunkte: Audin, Histoire de la vie, des ouvrages et des doctrines
de Calvin (2 Bde., Par. 1841; 6. Aufl.
1873; deutsch von Egger, 2 Bde., Augsb. 1843 -
44);
Cornelius, Die Verbannung C.s aus Genf
(Münch. 1886);
ders., Die Rückkehr C.s nach Genf
(2 Abhdl., ebd. 1888 - 89).
Klarheit über C.s Jugendzeit bringt: Lefranc, La jeunesse de Calvin (Par. 1888).