Nervensystem, ohne aber irgendwelchen Nahrungswert zu haben. Diese Getränke sind Genußmittel im eigentlichen
Sinne des Wortes,
aber, wenn man von der dadurch bewirkten Stillung des Durstes absieht, keine Nahrungsmittel.
[* 2] In der
Medizin wird das Caffein mit
Erfolg, ebenso wie die Guarana (s. d.) gegen
Migräne und als Ersatz von Digitalis bei Herzaffektionen
angewendet. (S.
Kaffee und
Thee.)
Zur Benutzung des Caffein als Medikament eignen sich besonders die Doppelverbindungen desselben mit den Natronsalzen
der
Benzoesäure, Zimmetsäure und Salicylsäure, weil diese in Wasser sehr leicht löslich sind. In
Beziehung auf seine chem.
Konstitution steht es dem im Kakao enthaltenen
Theobromin (s. d.), demXanthin (s. d.) und der
Harnsäure
(s. d.) nahe. Es läßt sich als
Methyltheobromin und als Trimethylxanthin auffassen. - Der Preis des Caffein im
Großhandel ist
(1892) 14 M. für 1 kg.
Ippolito,Cavaliere, ital.
Maler, geb. 1814 m
Belluno, studierte in
Venedig,
[* 3] erteilte dann in
Rom
[* 4] Zeichenunterricht
und beschäftigte sich mit
Aufnahmen antiker Architekturwerke, die er perspektivisch gut auffaßte und
wirkungsvoll beleuchtete, aber oberflächlich durchführte. Auch schrieb er eine
Abhandlung über die Perspektive. Sein Hauptbild:
Karnevalsscene auf der
PiazzettaVenedigs (1855), wiederholte er häufig. Von seinen
Reisen nach
Griechenland
[* 5] und dem
Orient brachte
er zahlreiche
Skizzen mit. 1848 in die Revolution verwickelt, sollte er von den
Österreichern erschossen
werden, doch entkam er nach der Kapitulation von
Venedig nach Piemont. Caffi fand seinen
Tod in der Seeschlacht bei Lissa
[* 6] an
Bord des
Kriegsschiffs Rè d'Italia, auf dem er sich befand, um später diese
Schlacht in einem Gemälde darzustellen. Von
seinen Ölbildern sind noch zu erwähnen: Panorama von
Rom, vom Monte-Pincio aus;
auch Cafisōne, ein älteres Gewicht für Öl an vielen Orten
Siciliens, eine verschiedene Menge alter Rotoli
bedeutend. Der Cafiso in Palermo
[* 7] (25 Rotoli) = 20,047 kg, in Messina
[* 8] (12 ½ andere Rotoli) = 11,026 kg, in
Catania (13 7/8 Rotoli)
= 11,126 kg, in
Syrakus
[* 9] (12½ Rotoli) = ½ Cafiso von Palermo = 10,024 kg. (S.
Caffiso.) Cafiso ist auch die ital. Bezeichnung für
Kafis
(Cafiz oder
Cahiz), ein dem span.
Cahiz (s. d.) verwandtes
Maß für Getreide,
[* 10] Hülsenfrüchte,
Salz
[* 11] und
Soda in
Tunis,
[* 12] geteilt in 16
Uiba oder
Ueba zu 12
Saâ = 640 l; ein besonderer
Kafis für Kalk
und
Gips
[* 13] hat 20
Uiba oder 1 ¼ Getreidekafis.
Palast, (1881) 4015, als Gemeinde 10267 E. und Seidenfabrikation. - Cagli, das
röm.
Cales oder
Calle, hat viel durch
Erdbeben
[* 15] (besonders 1781) gelitten.
1)
Provinz des Königreichs
Italien,
[* 16] der südl.
Teil der
InselSardinien,
[* 17] hat 13615,40 (nach Strelbitskij
13683) qkm, (1881) 420635 E. und zerfällt in die 4
Kreise
[* 18] Cagliari
(153336 E.), Iglesias (77373 E.), Lanusei (64816 E.) und
Oristano
(125110 E.) mit zusammen 257 Gemeinden. 1892 wurden 453839 E. berechnet. Das Land ist gebirgig, vom Samassi, Mannu,
Tirso,
Flumendosa bewässert und wird durch die Ebene Campidano di Cagliari von NW.
nach SO., vom Golf von
Oristano bis zu dem von Cagliari, in zwei ungleiche
Teile getrennt.
Die höchsten
Erhebungen sind im N. Monti del Gennargentu mit Brunca (1793 m) und
Spina (1940 m), im SO. der Monte di Serpeddi
(1075 m), imSW. der Monte-Severa (989 m) und im W. der Monte-Linas (1235 m). Von der Hauptstadt am Golf
von Cagliari führen Eisenbahnen nach NW. und W. Die Bewohner treiben
Ackerbau, Viehzucht,
[* 19] Jagd und Fischerei.
[* 20] Der
Bergbau
[* 21] erstreckt
sich auf Gewinnung von Eisenerz,
Blei,
[* 22] Marmor; außerdem wird Seesalz gewonnen. (S.
Sardinien.) - 2) Hauptstadt
der
Provinz Cagliari und der
InselSardinien, eine der ältesten
StädteItaliens,
[* 23] liegt an dem großen Golf, der in die Südseite der
Insel flach einschneidet und im W. vom
Kap Spartivento, im O. vom
KapCarbonara begrenzt wird, und an den Linien Cagliari-Golfo Aranci
(306 km), Cagliari-Iglesias (35 km) und der
Nebenlinie Cagliari-Isili-Sorgono der
Sardin.
Eisenbahnen, lehnt sich, von großen Lagunen umgeben, an eine steile Anhöhe (90 m) und zerfällt in 4 getrennte
Teile: die
Altstadt
(Castello), unterhalb derselben im O. Villa
Nuova mit schönen Promenaden, dann Marino am
Hafen und Stampace und das
Viertel der
Reichen. Cagliari ist Sitz eines Militärkommandos,
Artillerie-Ortskommandos, des Kommandos der Infanteriebrigade
«Piemonte», und hat (1881) 38598, (1891) etwa 42000 E.,
in Garnison das 4. Infanterieregiment, einen durch
Forts geschützten
Hafen, eine schöne, 1 km lange Promenade Buon Cammino
mit Aussicht auf den Golf und das Bergland, ein 1860 errichtetes Bronzestandbild
Karl Felix' I. in röm.
Kostüm
[* 24] auf der großen
Piazza del Mercato, dem Mittelpunkt der neuern Stadtteile, eine
Kathedrale, 1312 von den Pisanern vollendet,
später vielfach verändert, mit einer Façade in Barockstil von 1703 und einer
Krypta; außerdem 38
Kirchen, ein
Kloster der
Kapuziner, ferner ein kasernenartiges Schloß im
Castello mit alten
Thoren, einen
Palast des
GrafenBoyl,
eine
Kaserne Carlo Alberto, 1847 erbaut, alte Behälter einer röm. Wasserleitung,
[* 25] ein
Amphitheater (88 m lang, 72 m breit)
mit einer
Arena (50 m lang, 34 m breit), dessen Sitzreihen größtenteils aus dem Felsen gehauen sind, zahlreiche alte
Cisternen,
große unterirdische, auf Pfeilern ruhende
Gewölbe,
[* 26] eine
Universität, 1596 von Philipp III. von
Spanien
[* 27] gestiftet, 1764 von
Karl Emanuel von Savoyen reorganisiert, mit etwa 158 Studierenden, und eine
Bibliothek (22000
Bände und
Handschriften, darunter die berüchtigten
Pergamente von
Arborea [s. d.]) sowie ein Museum mit geolog. und mineralog. Sammlungen,
letztere von La Marmara herrührend, dessenBüste im archäolog.
Saale aufgestellt ist, und eine Sammlung
von Altertümern.
Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Waffen,
[* 28] Pulver, Baumwollzeugen, Wollmützen und
Schiffbau,
der Handel auf die Ausfuhr von Getreide, Flachs,
Wein,
Käse, Ziegenfellen und Seesalz, welches in den Lagunen gewonnen wird,
die Einfuhr besonders auf Holz.
[* 29] - Cagliari, bei den
Römern Caralis, ist eine uralte Gründung der Phönizier.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
1743 zu Palermo von armen Eltern, kam früh in ein Priesterseminar seiner Vaterstadt, entwich mit 13 Jahren, wurde nun von
seinen Vormündern in das Kloster der Barmherzigen Brüder zu Caltagirone gethan und war hier Gehilfe eines Apothekers, der ihm
einige physik. Kenntnisse beibrachte und ihn eine Menge Geheimmittel lehrte. Seines sittenlosen Betragens
halber entlassen, kehrte er heim und war 1768 bereits so berüchtigt, daß er einen andern Schauplatz suchen mußte. In Begleitung
eines seiner Herkunft nach unbekannten Mannes, Alhotas genannt, besuchte er Griechenland, Ägypten
[* 31] und einen TeilAsiens. Um 1770 kam
er aus der Türkei,
[* 32] wo er als Arzt aufgetreten war, nach Malta, stellte sich hier dem Großmeister des Ritterordens
als GrafCagliostro vor und wußte diesen so einzunehmen, daß er ihm glänzende Empfehlungen an ital.
Große gab. Er ging nun nach Italien, hielt sich in Rom teils als Kammerdiener eines Prälaten, teils abenteuernd auf und heiratete
hier die schöne Tochter eines Gürtlers, das Dienstmädchen Lorenza Feliciana. 1771 gingen sie, er mit
preuß. Offiziersausstattung, durch Oberitalien
[* 33] und Westdeutschland nach London,
[* 34] von da nach Paris,
[* 35] von wo ihn eine neue Betrügerei
vertrieb.
Während sie mit ihren Reizen wucherte, verschafften ihm Elixir- und Goldmacherei, Mystik und Geisterbeschwörung ansehnliche
Summen. Nach vorübergehendem Aufenthalt am Rhein erschienen sie plötzlich in Sicilien, wo sie nur die
Hilfe eines von Lorenza umstrickten Prinzen aus dem Gefängnis zog. Dann ging Cagliostro als Pilger verkleidet nach
Spanien. Durch kupplerische Prellereien kam er an mehrern Orten in Verlegenheit und wechselte unter dem Namen Tischio öfters
den Aufenthalt.
Später wandte er sich wieder nach London, wo er in eine Loge aufgenommen wurde, die aus Leuten niedern
Standes gebildet war, und begann jetzt als freimaurerischer Reformator aufzutreten. Ein eigenes System, ägypt. Maurerei genannt,
wollte er einführen; er spielte dabei die Rolle eines Sendlings des Propheten Elias oder des (Groß-) Kophta (s. d.),
dann die des letztern selbst, vorgeblich um als Sprößling eines Engels und einer sterblichen Frau das körperliche und geistige
Leben der Bekehrten zu erneuern. Er ging durch die Niederlande
[* 36] nach Deutschland,
[* 37] wo er in der feinen Welt durch teilweise glückliche
Kuren Ansehen erlangte und vom GrafenSaint-Germain (s. d.) in die Alchimie eingeführt wurde.
Besonders gute Geschäfte machte er überall bei Damen durch ein Elixir, dessen Gebrauch langes Leben und dauernde Jugend bewirken
sollte. 1779 begab er sich nach Kurland,
[* 38] gewann in Mitau
[* 39] mehrere vornehme Familien und stiftete auf das angebliche Geheiß
geheimer Obern eine Freimaurerloge, in die auch Frauen aufgenommen wurden; auch hielt er Vorträge, in
denen religiöser Spuk und angebliche Wunderthäterei verquickt waren, gab vor, tiefe und überirdische Kenntnisse in den
Naturwissenschaften zu besitzen, und citierte Geister.
Auch die Gräfin Elisa von der Recke (s. d.) ward Anhängerin C.s. Nachdem er Geld und Ruf gewonnen hatte, reiste er nach Warschau,
[* 40] dann nach Petersburg,
[* 41] wo es ihm nicht glückte, die Kaiserin Katharina, die später ein satir. Lustspiel auf ihn und seine Anhänger
schrieb, für sich einzunehmen. Er ging 1780 über Frankfurt
[* 42] a. M. und Straßburg
[* 43] nach Paris, kündigte sich als Begründer
der ägypt. Maurerei an und machte durch Scheinvisionen gewaltiges Aufsehen; dann
reiste
er nach England, wo er AnhängerSwedenborgs (s. d.) zu sich bekehrte.
Als er 1785 nach Paris zurückkehrte, war sein Ruf so groß, daß die vornehmsten Personen des Hofs mit ihm in Verkehr traten.
Er kam mit Kardinal Rohan (s. d.) in genaue Verbindung, spielte in der berüchtigten Halsbandgeschichte (s. d.) eine
Hauptrolle und wurde bei dem Prozeß durch die Aussagen der Gräfin Lamothe (s. d.)
so belastet, daß man ihn in die Bastille setzte. Hier verfaßte er ein Mémoire, das seine Nichtteilnahme am Raube nachzuweisen
suchte und die Bankiers nannte, die ihm beträchtliche Summen ausgezahlt hatten. Hierauf aus der Haft entlassen und
aus Frankreich verwiesen, ging er 1786 wieder nach England und 1787 durch die Schweiz
[* 44] und Oberitalien nach Rom. Unterdessen
war, namentlich in Deutschland, in der öffentlichen Meinung ein vollständiger Umschwung zu Ungunsten C.s eingetreten; die
Gräfin von der Recke klärte in der «Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt
in Mitau» (Berl. 1787) das Publikum über die Schwindeleien C.s auf.
Man hielt ihn nun in Deutschland allgemein für einen Jesuitenpriester, der die Aufgabe hätte, die Gemüter durch Aberglauben
und Schwärmerei zu verwirren. Auch in Rom beschäftigte er sich, um seinen bedrängten Verhältnissen aufzuhelfen, mit Errichtung
einer Maurerloge. Verraten und auf Befehl des Papstes verhaftet und zum Tode verurteilt, wurde er zwar
begnadigt, jedoch 1791 zu lebenslänglicher Haft auf das FortSanLeone bei Urbino gesetzt, wo er starb. Seine Frau
mußte ihr Leben in einem Strafkloster beschließen. Die «Mémoires authentiques»,
die 1785 unter dem NamenC.s in Paris herauskamen und viele Unrichtigkeiten und Übertreibungen enthalten,
sind erdichtet. -
Vgl. Cagliostro in Warschau 1780, von einem Augenzeugen (aus dem Französischen von Bertuch, Königsb. 1786);
Borowski,
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts (anonym; ebd. 1790);
Compendio della vita e delle gesti di
G. Balsamo denominato il conte Cagliostro (Rom 1791; deutsch von Jagemann, Weim. 1791);