und Wollspinnerei, Fabrikation von Watte, Stickereien, damasciertem Leinen, Strumpfwaren, Seife und buntem Papier, Eisen- und
Kupfergießerei, Ölraffinerie, Seilerei, Schiffbau. Es besteht eine 15tägige Messe. Täglich gehen Dampfer nach Havre. Eingeführt
werden hauptsächlich Bauholz aus Norwegen, Steinkohlen, Mastvieh, Getreide, Salz und Kolonialwaren; ausgeführt dagegen: Granit
und Bausteine (Pierres de Caen), Cerealien, nach England besonders Geflügel, Butter, Eier und Früchte.
Geschichtliches. Caen ist von Wilhelm dem Eroberer angelegt, war Hauptstadt der Normandie und hat mehrfache Belagerungen erfahren,
besonders in den engl. Kriegen des 14. und 15. Jahrh. und zur Zeit der Hugenottenkriege, wo es bald die Katholiken,
bald die Reformierten besetzt hielten. Die Engländer besaßen die Stadt 1417 - 50. Nach dem Sturze der
Girondisten (1793) wurde von aus ein Aufstand gegen die Jakobiner versucht, der jedoch unglücklich endete. -
Vgl. Lavalley,
Caen, son histoire et ses monuments (Caen 1877);
A. de Bourmont, La fondation de l'université de Caen (ebd. 1883);
Carel, Histoire de la ville de Caen depuis Philippe-Auguste jusqu'à Charles IX (Par. 1886);
ders., Histoire de la ville de
Caen sous Charles IX, Henri III et Henri IV (Caen 1887).
(spr. kahrliönn), Stadt in der Grafschaft Monmouth des engl. Fürstentums Wales, 3 km
im NO. von Newport, am rechten Ufer des Usk, hat (1891) 18486 (1881 nur 10709) E., ein Museum röm.
Altertümer, Eisen- und Zinnindustrie. Caerleon war Standort einer röm. Legion.
Später wurde es Sitz des Königs Arthur und seiner
Ritter;
Arthurs «Tafelrunde» wird ein Erdhügel neben Resten eines röm. Theaters genannt.
Bis zum 11. Jahrh.
war Caerleon Sitz eines Erzbischofs.
(spr. kahrwiß), engl. Marktflecken in Wales, Flintshire, 6 km im SW. von Holywell, mit 853 E., berühmt als
alte Sänger- und Harfnerheimat Britanniens.
Hier wurden mehrere Eisteddfods (s. Barden) gehalten.
Michelangelo, Herzog von Sermoneta, ital. Kunstkenner und Dante-Forscher, geb. 20. März 1804 zu Rom, studierte
daselbst Sprach- und Kunstwissenschaft und ward Hauptmann der Vigili, 1848 päpstl. Polizeiminister. Er stand an der Spitze der
Abordnung, die König Victor Emanuel die Volksabstimmung der Römer mitteilte, und ward nach Roms Eintritt
in das Königreich ins Parlament gewählt. Seit 1865 erblindet, starb er 12. Dez. 1882 in Rom. Als Bildhauer hat sich Caëtani durch
die Marmorstatue: Der gefesselte Amor bekannt gemacht. Sehr geschätzt sind seine Arbeiten über Dantes «Divina Commedia»: «Della
dottrina che si asconde nell' ottavo e nono canto dell' Inferno» (Rom 1852; deutsch von Lambrecht, ebd.
1853),
«La materia della Divina Commedia» (ebd. 1865; 2. Aufl.
1872),
«Tre chiose nella Divina Commedia» (ebd. 1876). Einige Dante betreffende Briefe: «Carteggio Dantesco del Duca di Sermoneta»,
gab Gubernatis (Mail. 1883) heraus.
röm. Adelsfamilie.
Ein Caffarelli war Senator unter Papst Cölestin III.;
Giovanni Caffarelli, eins der Häupter der Ghibellinen,
begleitete Konradin in den Krieg gegen Karl von Anjou und starb bei Tagliacozzo 1268. Der Palazzo Caffarelli, auf dem
Kapitolinischen Hügel, im 16. Jahrh. von Ascanio Caffarelli erbaut, ist Sitz der
deutschen Botschaft.
Güter und Namen der Familie haben die Negroni geerbt.
genues. Staatsmann und Geschichtschreiber, 1080 - 1164. Seine Annalen von Genua (1099 - 1163), die
der Rat der Stadt bis 1294 fortsetzen ließ, sind von Wichtigkeit (abgedruckt bei Muratori, «Rerum
Italicarum scriptores», VI, Mail. 1723, und bei Pertz, «Monumenta
Germaniae. Scriptores», XVIII, Hannov. 1863; übersetzt im Auszug von Arndt in «Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit», Berl.
1866).
Eine namhafte Zeitung Genuas nennt sich jetzt nach dem Chronisten Caffaro.
ein öliges stark basisches Alkaloid, welches durch Zersetzung des Caffeïns (s. d.) mit kochendem Barytwasser
unter Austritt von Kohlensäure entsteht.
Seine Formel ist C7H12N4O ^[C7H12N4_O].
Theïn, Guaranin, C8H10N4O2 ^[C8H10N4_O2], eine in weißen, seidenglänzenden Nadeln
krystallisierende Pflanzenbase von bitterm, scharfem Geschmack, die den wirksamen Bestandteil der Kaffeebohnen und
des Thees ausmacht. Das Caffein ist ferner enthalten in der Guarana, einem zusammenziehenden Gewürz, das die Guarani-Indianer in
Südamerika aus den Samen der Paullinia sorbilis Mart.
bereiten, in der Kola- oder Gurunuß von Cola (Sterculia) acuminata Schott et Endl., die sich in den Tropengegenden Afrikas
findet, und in dem Paraguaythee (Yerba Mate), den Blättern einer Art Stechpalme (Ilex paraguayensis St. Hil.),
der für einen großen Teil Südamerikas das ist, was der gewöhnliche Thee für den größten Teil von Asien, Europa und Nordamerika.
In der Guarana sind 5 Proz., im Thee 2 Proz., im Kaffee gegen 1 Proz. und im Paraguaythee etwas über 1 Proz.
Caffein enthalten. Es wurde 1820 im Kaffee entdeckt, später, 1838, wurde gezeigt, daß es identisch mit dem im Thee vorkommenden
Theïn sei. Zur Darstellung extrahiert man schwarzen Thee mit kochendem Wasser, koliert und digeriert die Flüssigkeit mit Bleioxyd,
die hiervon abfiltrierte Flüssigkeit wird mit Schwefelwasserstoff behandelt, um gelöstes Blei zu entfernen,
das Filtrat wird darauf im Wasserbade bis zu dünnem Sirup verdampft, der beim Stehen das Caffein in unreinen Krystallen abscheidet.
Diese werden aus heißem Alkohol wiederholt umkrystallisiert, bis sie völlig farblos sind. Die Krystalle enthalten 1 Molekül
Wasser;
sie sind in heißem Wasser leicht, in kaltem schwer löslich (1 : 95);
ähnlich verhält es sich
gegen Alkohol und Äther;
in Chloroform, Benzol und Schwefelkohlenstoff ist es leicht löslich. Es verhält sich, ohne alkalisch
zu reagieren, wie eine sehr schwache Basis, die meisten seiner Salze werden durch Zusatz von Wasser zersetzt, es verbindet
sich direkt mit Quecksilber-Chlorid und -Cyanid, mit Silbernitrat.
Mit Salpetersäure, Chlor- oder Bromwasser
übergossen und vorsichtig abgedampft, hinterläßt das Caffein eine gelbe Masse, die, der Einwirkung von Ammoniak ausgesetzt, purpurrot
wird. In größern Mengen genossen wirkt das Caffein giftig; in den Mengen, wie es im Thee und Kaffee enthalten ist, belebt es das
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
Nervensystem, ohne aber irgendwelchen Nahrungswert zu haben. Diese Getränke sind Genußmittel im eigentlichen Sinne des Wortes,
aber, wenn man von der dadurch bewirkten Stillung des Durstes absieht, keine Nahrungsmittel. In der Medizin wird das Caffein mit
Erfolg, ebenso wie die Guarana (s. d.) gegen Migräne und als Ersatz von Digitalis bei Herzaffektionen
angewendet. (S. Kaffee und Thee.)
Zur Benutzung des Caffein als Medikament eignen sich besonders die Doppelverbindungen desselben mit den Natronsalzen
der Benzoesäure, Zimmetsäure und Salicylsäure, weil diese in Wasser sehr leicht löslich sind. In Beziehung auf seine chem.
Konstitution steht es dem im Kakao enthaltenen Theobromin (s. d.), dem Xanthin (s. d.) und der Harnsäure
(s. d.) nahe. Es läßt sich als Methyltheobromin und als Trimethylxanthin auffassen. - Der Preis des Caffein im Großhandel ist
(1892) 14 M. für 1 kg.