Kuhhirte bei Whitby in Nordhumbrien, wenig gesanglich begabt.
Als er einst im
Stalle entschlummert war, erschien ihm ein Fremder
und forderte ihn auf, zu singen. Trotz anfänglicher Weigerung begann Caedmon zuletzt von der Schöpfung der Welt
zu singen, wovon er früher nie gehört hatte. Erwacht, trug Caedmon das im Schlafe Gedichtete
und noch
Neues dazu vor. Er ging dann in das benachbarte
Kloster zur
ÄbtissinHilda, die das Gesungene aufzeichnen und ihm andere
Stücke der
Bibel
[* 2] vortragen ließ, die er dann in derselben
Weise umdichtete.
Später trat er auf Bitte
Hildas ins
Kloster und starb dort um 680. So sang, fährt
Beda fort, Caedmon die Geschichte
von Genesis und
Exodus, von der
Menschwerdung Christi, seiner Passion und Himmelfahrt, u. s. w.,
Dichtungen, die zur Zeit
Bedas
noch vorhanden gewesen sein müssen. Angelsächs.
Dichtungen von der Genesis und
Exodus sind überliefert in einer Handschrift
des 10. Jahrh. (jetzt in der Bodleyana zu Oxford),
[* 3] die
Bischof Usher dem gelehrten Altertumsforscher Franciskus
Junius zur Herausgabe einhändigte. 1655 erschien die
Ausgabe in
Amsterdam,
[* 4] enthaltend Genesis,
Exodus,
Daniel und das
Stück,
das
Grein«Christ und Satan» nennt.
Letzteres ist nicht vom selben Dichter wie die vorigen, auch die andern nicht von einem Verfasser. Sicher hat
man darin nicht
Werke von
Bedas Caedmon zu erblicken, denn die
Dichtungen dieses Caedmon sind als
Hymnen, nicht als Epen, zu denken. Einen solchen
Hymnus,
der dem Anfange der erhaltenen Genesis ziemlich genau entspricht, bietet eine Handschrift der
KirchengeschichteBedas in nordhumbrischem
Dialekt und somit wohl das einzige in ursprünglicher Form bewahrte
Denkmal des echten (am besten bei
Zupitza,
«Alt- und mittelengl. Übungsbuch», 4. Aufl.,
Wien
[* 5] 1889). Man wollte auch, da in der jüngern «Præfatio» zum «Heliand»
(s. d.) vom Dichter dieses Werkes dieselbe Geschichte erzählt wird, im «Heliand»
einen
Teil der
DichtungC.s sehen.
Sievers («Heliand und die angelsächs. Genesis»,
Halle
[* 6] 1875) aber wies nach, daß die Genesis von 235 bis 851 auf einer altsächs.
Dichtung beruhe, die
vom Dichter des «Heliand» sei (?). Die von
Junius herausgegebenen
Stücke wurden neu veröffentlicht von B. Thorpe (Lond. 1832,
mit
Übersetzung),
von
Bouterwek (2
Tle., Elberf. 1849 - 50, mit umfassender Einleitung),
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Calvados, hat 1102,92 qkm, 188 Gemeinden, (1891) 119848 E. und zerfällt in die 9 Kantone:
Bourguébus (141,63 qkm, 7663 E.), Caen-Est (70,47 qkm, 27631 E.), Caen-Ouest (17,65 qkm, 23900 E.), Creully (130,90 qkm, 9325 E.),
Douvres (104,07 qkm, 12250 E.), Evrecy (160,16 qkm, 9674 E.),
Tilly-sur-Seulles (139,50 qkm, 10205 E.),
Troarn (196,84 qkm, 10705 E.),
Villers-Bocage (141,70 qkm, 8495 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Caen und des Depart.
Calvados, liegt 15 km vom
Meere, an den Linien Mantes-Cherbourg, Dozulé-Caen (24 km), Mayenne-Domfront-Caen, Caen-Aunay-Vire der
Franz. Westbahn und der anschließenden Lokalbahnlinie Caen-Courseulles-sur-Mer (31 Km),
am Einfluß
des Odon in die hier schiffbare Orne, welche nebst einem 5 m tiefen und 50 m breiten
Kanal
[* 8] das geräumige Hafenbassin (für
Seeschiffe bis zu 300 t) mit dem Vorhafen bei dem Dünendorf Quistreham an der
Rade de Caen in
Verbindung setzt. Caen hat (1891)
37184, als Gemeinde 45201 E., in Garnison das 5. Infanterieregiment.
Anlage und Bauten. Die Stadt ist architektonisch interessant durch die aus der Zeit Wilhelms des Eroberers stammende
Kirche von St. Etienne, eine der schönsten der
Normandie, mit zwei 90 m hohen
Türmen (s.
Tafel:
Französische Kunst II,
[* 1]
Fig. 3
u.
4), und die Dreifaltigkeitskirche (im roman.
Stil) der gleichnamigen Frauenabtei, mit drei
Türmen, 1066 von
Wilhelms Gemahlin, Mathilde, gegründet, deren 1819 restauriertes
Grab sie in der
Krypta enthält.
AndereKirchen sind: die got.
St. Peterskirche mit dem 78 m hohen
Turm;
[* 9] die
Kirche St.
Jean, ein spätgot.
Bau; St. Sauveur mit sehenswerter
Apsis aus dem 16. Jahrh.; die Benediktinerkirche mit prachtvollem
Glockenturm
und die Schloßkirche. Unter den öffentlichen Plätzen zeichnen sich aus die Place de la République mit dem Rathaus, der
Bronzestatue
Ludwigs XIV. und dem
DenkmalAubers; die Promenaden an der von vier
Brücken
[* 10] überspannten Orne, die belebten Quais
am
Hafen; unter den
Gebäuden die
Universität mit den
Statuen von
Malherbe und Laplace, die
Präfektur, der
Justizpalast (13. Jahrh.) und die
Börse (ehemals Hôtel de
Valois, aus dem 16. Jahrh.). Die Befestigungen des alten Schlosses
(jetzt Artilleriekaserne) stammen von Wilhelm dem Eroberer, sind aber später erweitert und umgebaut worden. Von
den alten Stadtmauern ist fast nichts mehr zu sehen. Auf dem rechten Ufer der Orne befindet sich die
Kirche von Vaucelles
(15. und 16. Jahrh.); 1 km östlich von Caen Ruinen der
Maison des Gendarmes, einer
Burg aus dem Beginn des 16. Jahrh.
Behörden und Anstalten. Caen ist Sitz der Departementsbehörden, eines
Appellhofs mit
Assisen für drei Departements,
eines Gerichtshofs erster Instanz, zweier Friedensgerichte, eines Handelsgerichts, Handelskammer, Gewerberats, Filiale der
Bank von Frankreich, Remontedepots und des 12. Infanterie-Brigadekommandos. Die
Universität, welche an
Stelle der 1431 von
den Engländern gegründeten, später eingegangenen getreten ist, hat eine jurist., mathem.-naturwissenschaftliche, philos.
Fakultät, eine mediz.-pharmaceutische Schule und eine
Bibliothek (33510
Bände). Außerdem bestehen eine
öffentliche
Bibliothek (80000
Bände und 250 Manuskripte), Gemäldegalerie, botan.
Garten
[* 11] und ein Naturalienkabinett mit den
Sammlungen von Dumont d'Urville und Deslongchamps; ein Lyceum in der ehemaligen
Abtei St.
Stephan, hydrogr. Schule,
Handels-
und Gewerbeschule, Lehrerseminar, eine
Ackerbau-, Zeichen-,
Bau- und Bildhauerschule, Taubstummenlehranstalt,
Korrektionshaus,
Irrenanstalt und ein großes
Krankenhaus,
[* 12] ferner eine
Akademie der Wissenschaften und Künste, ein Konservatorium
für
Musik, die Gesellschaft der normann. Altertumsforscher mit Museum und andere
Vereine; endlich bestehen ein
Theater
[* 13] und
drei
Zeitungen. Caen ist Geburtsort von
Tanaquil Faber
(Lefèbre),
Pierre Huet,
Auber,
Malherbe und Segrais.
Industrie und
Handel. Die Gewerbthätigkeit erstreckt sich auf Obst- und Blumenzucht, Verfertigung berühmter
Blonden und
Spitzen, Baumwoll-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
Geschichtliches. Caen ist von Wilhelm dem Eroberer angelegt, war Hauptstadt der Normandie und hat mehrfache Belagerungen erfahren,
besonders in den engl. Kriegen des 14. und 15. Jahrh. und zur Zeit der Hugenottenkriege, wo es bald die Katholiken,
bald die Reformierten besetzt hielten. Die Engländer besaßen die Stadt 1417 - 50. Nach dem Sturze der
Girondisten (1793) wurde von aus ein Aufstand gegen die Jakobiner versucht, der jedoch unglücklich endete. -
Vgl. Lavalley,
Caen, son histoire et ses monuments (Caen 1877);
A. de Bourmont, La fondation de l'université de Caen (ebd. 1883);
Carel, Histoire de la ville de Caen depuis Philippe-Auguste jusqu'à Charles IX (Par. 1886);
ders., Histoire de la ville de
Caen sous Charles IX, Henri III et Henri IV (Caen 1887).