der Sohn eines wohlhabenden Landmanns. Nach seiner Rückkehr aus dein Collége von
Vannes, wo er anfangs mit den revolutionären
Vorgängen sympathisierte, bis ihn ihre Ausschreitungen, besonders gegen die
Kirche, abstießen, stellte er sich 1793 an die
Spitze der Chouans, eröffnete damit den kleinen
Krieg gegen die republikanischen
Truppen und schloß sich
den Führern des
Aufstandes in der
Vendée an. Als 1795 zwischen der Republik und den Häuptern der
Insurrektion ein Friede
zu stande kam, trat Cadoudal diesem nicht bei, sondern setzte sich mit den Royalisten in England in
Verbindung, um die Landung zu
Quiberon bewerkstelligen zu helfen.
Nachdem dieses Unternehmen mißglückt war, vereinigte er die Trümmer des royalistischen
Heers mit den
Chouans, wurde aber vom
General Hoche so hart bedrängt, daß er 1796 in die Entlassung seiner
Truppen einwilligen mußte. 1799 fachte
er den
Aufstand in der
Bretagne aufs neue an, mußte aber nach der
Niederlage der
Aufrührer zu Grandchamp
und Elven im Jan. 1800 seine
Truppen entlassen, schloß einen
Vertrag und begab sich hierauf nach
London,
[* 2] wo er von dem
GrafenArtois zum Geuerallieutenant ernannt wurde.
Hierauf kehrte er nach der
Bretagne zurück und suchte die
Erhebung aufs neue in
Gang
[* 3] zu bringen. Nachdem er sich bis 1803 bald
insgeheim in
Frankreich, bald in England aufgehalten hatte, faßte er mit Pichegru und andern franz.
Offizieren den Entschluß, von England aus nach
Paris
[* 4] zu gehen, um dort einen
Anschlag auf den Ersten Konsul,
Bonaparte, auszuführen.
Die Verschworenen landeten unweit Béville an der
Küste der
Normandie und begaben sich verkleidet
nach
Paris. Jedoch schon erfolgte die Verhaftung Pichegrus und einiger anderer Verschworenen, worauf 9. März auch
Cadoudal festgenommen ward. Er wurde zum
Tode verurteilt und 25. Juni hingerichtet. Nach der Restauration wurde die Familie Cadoudal geadelt.
-
Vgl. G. de Cadoudal,
Georges Cadoudal et la Chouannerie (Par. 1887).
Joseph Cadoudal, der
BruderGeorges', geb. gest. zeichnete sich ebenfalls,
unter seinem
Bruder, als Bandenführer aus und ist unter dem
NamenJoyou in der Geschichte der Chouanerie bekannt.
in der Mehrzahl Cadres (frz., spr. kahdr), d. h.
Rahmen, werden bei den
Truppen die zur taktischen
Führung der Unterabteilungen notwendigen Offiziere,
Unteroffiziere
und
Spielleute genannt. Sie bilden die
Einfassung in der Formation, daher die Benennung.
Tritt dazu noch eine Anzahl
Soldaten,
so entsteht der
Stamm einer Truppenabteilung, zuweilen auch Cadre genannt. Wer gute
Truppen haben will, muß für tüchtige Cadre und
Stämme sorgen. Die Alten legten der Einrahmung ihrer Kriegerabteilungen großen Wert bei.
In der griech. und macedon. Phalanx war das erste
Glied
[* 5] aus allen Rottenführern gebildet, in der röm.
Legion das Manipel
wie die Kohorte von den Centurionen und Dekurionen eingefaßt. Die großen Gevierthaufen der Landsknechte
[* 6] bildeten ihr erstes
«Blatt»
[* 7]
(Glied) aus allen Rottmeistern und
Doppelsöldnern - oft traten zur
Schlacht alle Hauptleute hinein.
Bei den stehenden
Heeren und den neuern taktischen Formen wurden die Cadre nicht bloß zum Vorkampf, sondern wesentlich zur
Führung
der Unterabteilungen bestimmt und mit deren
Stärke
[* 8] in ein Verhältnis gebracht, das in den
Armeen und bei
den einzelnen Truppengattungen verschieden ist.
Cadresystem
nennt man im Gegensatz zum reinen Milizsystem diejenige Heereseinrichtung, bei der im Frieden der größte
Teil
der Mannschaft beurlaubt oder vakant geführt, die sonstige Organisation aber wie im
Kriege beibehalten wird, sodaß beim
Übergang vom Friedens- auf den Kriegsfuß nur die
Einstellung der beurlaubten Mannschaft oder Reserven
erforderlich ist. Für den
Staatshaushalt ersprießlich, ist doch ein zu weit ausgedehntes Cadresystem der Kriegstüchtigkeit
des
Heers nachteilig.
Cadremanöver sind
Übungen im Gelände, bei denen ganze Truppenabteilungen nur durch einzelne
Personen markiert werden. Dergleichen
Übungen sind in neuerer Zeit besonders in
Frankreich und
Italien
[* 9] zur taktischen Ausbildung der Cadre in Gebrauch
gekommen.
(lat.), grch. Keryteion, der
Merkursstab, anfangs ein
Stab
[* 10] mit einem in einen Knoten verschlungenen
Zwiesel
(gabelförmige Astteilung) vorn, das hernach durch zwei verschlungene und oben mit den
Köpfen einander zugekehrte Schlangen
[* 11] ersetzt ward, wurde von den griech. Herolden als
Symbol ihres
Amtes getragen. Ursprünglich war der Caduceus
[* 12] von
gleicher Bedeutung wie die Wünschelrute, d. h. Segen und Reichtum spendend. Nach der Sage
schenkte
Apollon
[* 13] diesen
Stab dem Hermes
[* 14]
(Merkur)
[* 15] gegen Überlassung der von diesem erfundenen
Leier. Er ist das eigentliche
Abzeichen
des Hermes, der damit auch die Schatten
[* 16] zur
Unterwelt hinabführt. Als
Symbol desBoten und Herolds führen
auch
Iris,
Nike
[* 17] und Eirene auf Bildwerken den Caduceus. Da
Merkur der Gott des
Handels ist, so dient heute der
Stab vorzugsweise als
Sinnbild des
Handels. (S. auch
Botenstab.) -
nannte Hogg solche
Lurche,
[* 18] welche (wie z. B.
Salamander,
Tritonen, Frösche)
[* 19] als Larven während des
ausschließlichen Wasserlebens Kiemen besitzen, dieselben aber im ausgebildeten Zustande verlieren.
(lat., d. h. hinfällig), bei den
Römern ein Erbteil oder
Vermächtnis, welches zwar gültig zugewendet, aber
von dem Bedachten, z. B. wegen
Ausfalls der
Bedingung oder weil derselbe erbunfähig wurde, nicht erworben ward. Dasselbe fiel
(im Interesse der vom Gesetz begünstigten Volksvermehrung), wenn kein Substitut ernannt und nicht das
Anwachsungsrecht von
Kindern oder Eltern des
Testators in Frage stand, als Prämie an solche im
Testament genanntePersonen, welche
Kinder hatten; waren solche nicht vorhanden, an den Fiskus. Dies
Institut wurde von Justinian beseitigt und das
Anwachsungsrecht
(s. d.) wiederhergestellt.
VonCaducum stammt der
Ausdruck Kaduzieren (s. d.).
(grch. kádos), bei den Griechen (namentlich bei den
Ioniern und in früherer Zeit in
Athen)
[* 20] ein Vorratsgefäß
und Flüssigkeitsmaß gleich der
Amphora
[* 21] (s. d.).
Bei denRömern, die für ihr Quadrantal den
NamenAmphora
annahmen, blieb es als
Ausdruck für ein Hohlmaß, speciell für den 39,39 l fassenden griech. Metretes oder
Amphoreus, während
das Wort bei den Athenern für verschiedene
Gefäße in Anwendung kam.
(Kædmon,Cedmon,Ceadmon), wie
Beda (s. d.) erzählt, der älteste christl.
Dichter der
Angelsachsen.
Beda berichtet (IV, 24): Caedmon war
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Kuhhirte bei Whitby in Nordhumbrien, wenig gesanglich begabt. Als er einst im Stalle entschlummert war, erschien ihm ein Fremder
und forderte ihn auf, zu singen. Trotz anfänglicher Weigerung begann Caedmon zuletzt von der Schöpfung der Welt
zu singen, wovon er früher nie gehört hatte. Erwacht, trug Caedmon das im Schlafe Gedichtete
und noch Neues dazu vor. Er ging dann in das benachbarte Kloster zur ÄbtissinHilda, die das Gesungene aufzeichnen und ihm andere
Stücke der Bibel
[* 23] vortragen ließ, die er dann in derselben Weise umdichtete.
Später trat er auf Bitte Hildas ins Kloster und starb dort um 680. So sang, fährt Beda fort, Caedmon die Geschichte
von Genesis und Exodus, von der Menschwerdung Christi, seiner Passion und Himmelfahrt, u. s. w., Dichtungen, die zur Zeit Bedas
noch vorhanden gewesen sein müssen. Angelsächs. Dichtungen von der Genesis und Exodus sind überliefert in einer Handschrift
des 10. Jahrh. (jetzt in der Bodleyana zu Oxford),
[* 24] die Bischof Usher dem gelehrten Altertumsforscher Franciskus
Junius zur Herausgabe einhändigte. 1655 erschien die Ausgabe in Amsterdam,
[* 25] enthaltend Genesis, Exodus, Daniel und das Stück,
das Grein«Christ und Satan» nennt.
Letzteres ist nicht vom selben Dichter wie die vorigen, auch die andern nicht von einem Verfasser. Sicher hat man darin nicht
Werke von Bedas Caedmon zu erblicken, denn die Dichtungen dieses Caedmon sind als Hymnen, nicht als Epen, zu denken. Einen solchen Hymnus,
der dem Anfange der erhaltenen Genesis ziemlich genau entspricht, bietet eine Handschrift der KirchengeschichteBedas in nordhumbrischem
Dialekt und somit wohl das einzige in ursprünglicher Form bewahrte Denkmal des echten (am besten bei
Zupitza, «Alt- und mittelengl. Übungsbuch», 4. Aufl., Wien
[* 26] 1889). Man wollte auch, da in der jüngern «Præfatio» zum «Heliand»
(s. d.) vom Dichter dieses Werkes dieselbe Geschichte erzählt wird, im «Heliand»
einen Teil der DichtungC.s sehen.
Sievers («Heliand und die angelsächs. Genesis»,
Halle
[* 27] 1875) aber wies nach, daß die Genesis von 235 bis 851 auf einer altsächs. Dichtung beruhe, die
vom Dichter des «Heliand» sei (?). Die von Junius herausgegebenen Stücke wurden neu veröffentlicht von B. Thorpe (Lond. 1832,
mit Übersetzung),
von Bouterwek (2 Tle., Elberf. 1849 - 50, mit umfassender Einleitung),