(spr. -bah),NicolasLouis, franz. Landschaftsmaler,
geb. zu
Paris,
[* 2]
Schüler von Camille Flers, gehörte zu der Künstlergruppe, welche um 1830 die realistische
Richtung
in der franz. Landschaftsmalerei einleitete. Den Grundsätzen dieser
Richtung gemäß folgte er zunächst in seinen landschaftlichen
Darstellungen dem einfachen Vorbilde der heimischen Natur, zumal der Umgegend von
Paris und der
Normandie.
Seine ersten
Bilder sind durch Feinheit des Naturgefühls, Wärme
[* 3] der Färbung, treffliche Wirkung von Licht
[* 4] und Schatten
[* 5] sehr ansprechend.
Nach einer
Reise im südl.
Frankreich (1838) begab er sich nach
Italien,
[* 6] um sich weiter auszubilden. Die dortige Natur führte
ihn einer strengern, dem
Poussin verwandten
Richtung zu, die er, nach seiner Rückkehr 1860 zugleich durch
den Realismus beeinflußt, zu Gunsten einer schlichtern Naturauffassung wieder ablegte. Eine vortreffliche
Probe der letztern
ist der
Teich von Ville d’Avray bei
Paris (1834). Cabat war 1877‒85 Direktor der franz.
Akademie in
Rom und
[* 7] starb in
Paris.
(spr. -stäng),Cabestanh, Guillem von,
Troubadour, aus der
GrafschaftRoussillon, lebte noch 1212. Er besang
Margareta oder Sormonda, die Gemahlin Raimons von
Castel-Roussillon; dieser tötete ihn aus
Eifersucht und setzte das
Herz des
Dichters seiner Gattin vor. Nachdem sie es gegessen hatte, erklärte sie, nach so edler
Speise keine andere
berühren zu wollen, und stürzte sich, als der Gatte mit dem Schwerte auf sie eindrang, vom
Balkon herab. Weiter wird berichtet,
daß König
Alfons Ⅱ. von
Aragon Raimon gefangen nahm und im Kerker verhungern ließ. Diese romantisch ausgeschmückte Geschichte
ist wie die vom Kastellan von Coucy (s. d.) eine an bestimmte
Persönlichkeiten angelehnte Sage. Von Guillem de Cabestaing sind sieben Lieder erhalten (hg. von H.
Hüffer, Berl. 1869). –
(spr. kabbeh),Etienne, franz. Kommunist, geb. zu
Dijon,
[* 8] studierte
Medizin, später die
Rechte und ließ sich in seiner Vaterstadt als
Advokat nieder. Darauf
wandte er sich nach
Paris, wo er Mitglied der
Carbonaria (s.
Carbonari) und des obersten
Ausschusses dieser Gesellschaft ward.
Im Juli 1831 trat Cabet in die Kammer und schloß sich hier der äußersten Linken an. Sodann
veröffentlichte er eine Geschichte der «Révolution de 1830» (Par.
1832),
stiftete 1833 das radikale Sonntagsblatt «Le
[* 9] Populaire», wurde aber im
März 1834 wegen eines
Artikels in dieser Zeitschrift zu zweijähriger Haft verurteilt, der er sich durch die Flucht nach
London
[* 10] entzog. Von dort griff er die Juliregierung in heftigen Flugschriften an. Infolge der
Amnestie von 1839 nach
Frankreich zurückgekehrt, veröffentlichte er seine «Histoire populaire de
la Révolution française de 1789 à 1830» (4 Bde., Par.
1840; 2. Aufl. bis 1845, 5 Bde., 1845‒47).
C.s gleichzeitig erscheinende «Voyage en Icarie, roman philosophique et social»
(ebd. 1842; 5. Aufl. 1848; deutsch von
Wendel-Hippler, ebd. 1847),
eine kommunistisch-philanthropische
Idylle, führte seinen
Bruch mit dem polit. Republikanismus herbei. Als Organ seiner kommunistischen
Tendenzen ließ er den
«Populaire» wieder erscheinen, gab jedoch diesem
Blatte eine gemäßigtere Haltung und geriet deshalb mit den entschiedenen
Kommunisten, den Babouvisten, in heftigen Streit, die
ihrerseits nun den «Humanitaire»
gründeten, während Cabet mit 150
Aktionären des «Populaire» den
Namen Communistes Icariens annahm. 1847 veröffentlichte Cabet im
«Populaire» die
Statuten eines
Vereins zurStiftung einer Ikarischen
Kolonie, zeigte an, daß er in
Texas am Red-River eine Million
AckerLandes verliehen erhalten habe, und forderte seine
Anhänger zur
Auswanderung nach diesem Ikarien sowie
zum gemeinschaftlichen Zusammenlegen ihres Vermögens auf.
Nach der Niederwerfung der socialistischen Revolutionäre in der
Pariser Junischlacht 1848 schiffte er sich mit 44 seiner
Genossen nach
Texas ein. Die Ankömmlinge fanden jedoch nicht das vorgespiegelte
Glück, sondern nur Elend und Enttäuschung,
und überhäuften Cabet mit Verwünschungen. Mehrere Exkolonisten klagten sogar den
Meister betrügerischer
Prellerei in
Bezug auf das zusammengeschossene Vermögen von mehr als 200000
Frs. an, und das Zuchtpolizeigericht der Seine
verurteilte ihn während seiner
Abwesenheit zu zweijähriger Haft und fünfjährigem
Verlust des
Bürgerrechts. Cabet kehrte
indessen nach
Frankreich zurück und brachte seine Sache vor das
Appellationsgericht, das ihn freisprach.
Nach dem
Staatsstreiche vom 2. Dez. ging er nach Nauvoo in Illinois zurück, wo er eine ikarische
Niederlassung gegründet hatte,
deren Diktatur er Anfang 1856 übernahm. Ein
Aufstand nötigte ihn jedoch alsbald, mit einigen seiner
Anhänger (etwa 180 an der
Zahl) sein Ikarien zu verlassen. Er floh nach St. Louis in Missouri, wo er starb. Seine Getreuen
gründeten eine neue ikarische Gemeinde in
Cheltenham, die 1864 zu
Grunde ging.
Außer einer großen Anzahl polit.
Schriften
von kommunistischer
Tendenz gab er auch von 1843 bis 1848 den
«Almanach Icarien» heraus. –
in England Bezeichnung für das Kollegium, welches thatsächlich als
Staatsministerium funktioniert, wenn
es auch rechtlich nicht Organ des Staatswesens ist. Im Mittelalter war die Exekutive in den
Händen der
großen Staatsbeamten, welche zusammen im
Privy Council (s. d.) den König berieten. Nachdem es üblich wurde, die
Würde eines
Privy Councillor ohne Staatsamt zu erteilen, vergrößerte sich diese Körperschaft so, daß sie als beratendes
Organ nicht mehr brauchbar war.
Das heutige Cabinet ist ein
Ausschuß des
Privy Council für die Zwecke der Exekutive, ebenso wie das Judicial Committee ein
Ausschuß
für gerichtliche Zwecke ist, nur mit dem Unterschied, daß dieses gesetzlich anerkannt ist, jenes nicht. Nach der Restauration
der
Stuarts bildete sich ein engerer
Rat, mit 6 Mitgliedern des
Privy Council besetzt, der den König über
auswärtige Angelegenheiten beraten sollte, aber thatsächlich alle wichtigern Angelegenheiten besprach, ehe sie dem
Privy Council vorgelegt wurden. Ein ähnliches Kollegium bildete sich nach Clarendons Fall und ist unter dem
NamenCabalministerium
(s. d.) berüchtigt geworden. Das
System entwickelte sich unter Wilhelm Ⅲ., und der Grundsatz, daß
der mit der Regierung betraute engere
Rat aus Mitgliedern der im
House of Commons vorwiegenden Partei bestehen solle, kam immer
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
mehr zum Durchbruch. Ein anderer Umstand veränderte den Charakter dieses regierenden Kollegiums. Während dasselbe früher
stets in Gegenwart des Königs tagte, wurde die Abwesenheit des Königs allmählich zur festen Regel. Hierdurch wurde es aber
nötig, daß ein Minister besonders den Verkehr mit dem Könige übernahm, und aus dieser Notwendigkeit entwickelte
sich das Institut eines Premierministers. Die Existenz eines leitenden Staatsbeamten war früher nicht beliebt gewesen, und
die Abschaffung der Hauptstaatsämter Lord High Treasurer und Lord High Admiral hing hiermit zusammen.
Daraus erklärt es sich auch, daß die Bezeichnung Prime Minister noch lange verpönt blieb; Sir Robert Walpole, der thatsächlich
als der erste engl. Premierminister bezeichnet werden muß, lehnte den Titel ab. Erst vom Anfange des 19. Jahrh.
kommt er regelmäßig in Gebrauch. Amtlich ist er zum erstenmal auf dem Berliner Kongreß
[* 13] angewandt worden; in dem Protokoll
wird Lord Beaconsfield als First Lord of Her Majesty's Treasury, Prime Minister of England bezeichnet.
- Die Versuche Georgs III., nach der alten Weise durch Verkehr mit den Staatsdepartements ohne Vermittelung eines Regierungskollegiums
die Geschäfte zu leiten, bedrohten die weitere Entwicklung des Instituts eines Staatsministeriums, mußten aber bereits 1782 aufgegeben
werden. Das in diesem Jahre gebildete Ministerium Rockingham kann als das erste Cabinet im modernen
Sinne angesehen werden. Von dieser Zeit an entwickelt sich auch der Grundsatz der Solidarität des Cabinet. Jetzt ist es ein unumstößlicher
Grundsatz, daß, wenn das House of Commons die Politik eines Ministers mißbilligt, dies den Rücktritt aller Minister und
die Nachfolge der Anhänger des neuen Ministerpräsidenten bedingt.
Wenn sich die Lage der Parteien im House of Commons verändert, beruft der Souverän ein leitendes Mitglied
der herrschenden Partei, mit dem Auftrage, ein Cabinet zu bilden. Wenn er diesen Auftrag annimmt, wird er Prime Minister, und er
besorgt dann die Verteilung der Ämter. Es besteht keine feste Regel darüber, welche Ämter zu einem Sitze
im C. berechtigen. Immer sind im C. der Lord Chancellor (s. d.), der Präsident
des Privy Council, die fünf Staatssekretäre, der First Lord of the Treasury (erster Verweser des Amtes des Lord High Treasurer
- seine Thätigkeit als Departements-Chef ist gering; er ist Leiter der Partei im House of Commons und
meistens Prime Minister) und der Chancellor of Exchequer (Finanzminister). Ist ein neuzuernennender Kabinettsminister noch
nicht Privy Councillor, so muß er vor seiner Ernennung als solcher bestellt werden. Die Beratungen des Cabinet werden streng geheimgehalten.
(S. auch Kabinett.)