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der nur dem Namen nach regierte. Nach dessen Tode 1011 regierte ihr Adoptivsohn Michael V. (s. d.) wenige Monate. Der letzte Gatte der alternden Zoe wurde dann 1042 Konstantin IX. Russen, Petschenegen und Araber verheerten indes das Reich; in Asien [* 2] traten die seldschuk. Türken als gefährliche Feinde auf; in Unteritalien ward durch die Normannen die byzant. Herrschaft auf Bari eingeschränkt. Nach Konstantins Tode ward Theodora (s. d.), der Zoe Schwester, zur Kaiserin gewählt.
Michael VI., seit 1056 ihr Nachfolger, wurde schon 1057 durch einen Aufstand der Aristokratie entsetzt und Isaak I. Komnenos (s. d.) auf den Thron [* 3] erhoben. Dieser, mit dem die Reihe der komnenischen Kaiser beginnt, ging 1059 freiwillig ins Kloster. Sein von ihm ernannter Nachfolger aus anderm Geschlecht, Konstantin X. Dukas, focht glücklich gegen die Uzen. Eudokia, dessen gelehrte Gemahlin, seit 1067 als Witwe Vormünderin seiner Söhne Michael, Andronikos und Konstantin, heiratete Romanos IV. Diogenes und gab diesem dadurch die Krone.
Nachdem derselbe anfangs glücklich gegen die Seldschuken gefochten hatte, geriet er in deren Gefangenschaft 1071; er kaufte sich los, wurde aber als Gegner des inzwischen auf den Thron gekommenen Michael VII. in Kleinasien besiegt und darauf geblendet. Seinen Nachfolger Michael VII., Konstantins X. Sohn, entthronte 1078 Nikephoros III. und diesen zu Anfang des April 1081 Alexios I. Komnenos (s. d.; 1081–1118), Isaaks I. Neffe, unter dem die Kreuzzüge begannen.
Alexios zeigte polit. Gewandtheit sowie Tapferkeit in seinen Kriegen mit den Normannen und den Seldschuken; ebenso erscheint er auch in seinem Verhältnis zu den Kreuzfahrern. Die nördl. Grenzen [* 4] sicherte er durch Siege über die Petschenegen und Kumanen. Sein Sohn Johannes II. (1118–43) und dessen Sohn Manuel I. (1143–80) waren tüchtige Fürsten und in ihren Kriegen, namentlich an der Nordgrenze und mit den Seldschuken, meist vom Glück begünstigt. Manuels Sohn, Alexios II., ward schon 1183 durch seinen Vormund Andronikos I. (s. d.) gestürzt und dann ermordet, dieser selbst aber, der letzte der komnenischen Kaiser, in einem Aufruhr, den seine Grausamkeiten erregt hatten, 1185 umgebracht, worauf Isaak II. Angelos (s. d.; 1185–95) auf den Thron kam.
Dieser ward nach einer unruhigen Regierung von seinem Bruder Alexios III. 1195 geblendet und gestürzt. Die Kreuzfahrer des vierten Kreuzzugs und die Venetianer setzten ihn aber mit Gewalt 1203 wieder ein, zugleich mit seinem Sohne Alexios IV., der, durch seine Schwester Irene ein Schwager des deutschen Königs Philipp, bei ihnen Hilfe gesucht hatte. Aber die Konstantinopolitaner fügten sich nicht, sondern riefen im Jan. 1204 Alexios V. Dukas Murtzuphlos zum Kaiser aus, der Alexios IV. ermorden ließ, während zugleich Isaak II. vor Kummer starb.
Darauf rückten 1204 die «Lateiner» (Venetianer, Lombarden, Niederländer und Franzosen) wieder vor Konstantinopel, [* 5] eroberten 13. April die Stadt und nahmen diese wie die europ. Länder des Reichs in ihren eigenen Besitz. Das Ganze ward in vier Teile geteilt, den einen (das südl. Thrazien und die diesem gegenüber liegenden Küstenlandschaften Kleinasiens vom Sangarius bis Lesbos) mit der Hauptstadt erhielt Graf Balduin von Flandern, der zum Kaiser erhoben ward (Lateinisches Kaisertum «Romanien» 1204–61), und von dem die andern Teile den übrigen Teilnehmern des Zugs zu Lehn gegeben wurden. So erlangten die Venetianer Küstenstriche am Adriatischen Meere, ein Stück von Morea und viele Inseln des Ägäischen Meers (später auch Euböa) und namentlich Kreta, das ihnen Bonifacius, Markgraf von Montferrat, verkaufte, dem als König von Thessalonich Macedonien nebst Thessalien und Südgriechenland gegeben ward.
Außerdem wurden viele Herzogtümer, Grafschaften u. s. w. zu Athen, [* 6] Salona, in Morea, auf den Inseln und andern Orten für franz. und ital. Ritter gestiftet. Aber auch einzelne griech. Dynasten behaupteten sich unabhängig auf dem Festlande. In dem westl. Teile Kleinasiens erhielt sich Theodorus Laskaris (s. d.), der von den Griechen zum Kaiser gewählt worden war und Nicäa zum Sitz der Herrschaft erhob. Im Nordosten Kleinasiens, von Sinope bis zum Phasis, machte sich zu Trapezunt ein Enkel des Andronikos, Alexios Komnenos, zum unumschränkten Herrn.
Allmählich bildeten sich aber auch griechischerseits das Despotat von Epirus (s. d.) und das Thessalonikische Kaiserreich (s. d.). Indessen konnten in Konstantinopel weder Balduin noch seine Nachfolger den schwankenden Thron behaupten; der nationale Hochmut und die kath. Unduldsamkeit der Franken machten ein gutes Verhältnis zu der unterworfenen Bevölkerung [* 7] unmöglich. Balduin selbst fiel 1205 in die Gefangenschaft der Bulgaren;
ihm folgte Heinrich von Angre, sein Bruder, der weise und tapfer bis 1216 regierte;
dann Peter, Graf von Auxerre und Courtenay, dessen Schwager, der 1217 von Theodorus Angelos, dem griech. Despoten von Epirus, gefangen wurde;
endlich, nachdem das Reich vier Jahre thatsächlich ohne Kaiser gewesen und in gänzliche Zerrüttung geraten war, Peters jüngerer Sohn Robert (1221–28).
Unter diesem und seinem Nachfolger, Balduin II. (1228–61), Roberts jüngerm Bruder, der 1231–37 unter der Vormundschaft des Titularkönigs von Jerusalem, [* 8] Johann von Brienne stand, ward ein großer Teil des Reichs von Johannes III. Dukas Vatatzes (s. d.) eingenommen, der 1246 auch Thessalonich dem Epiroten Theodorus entriß. Dem Johannes III. Vatatzes folgte in Nicäa sein Sohn Theodorus II. (1255–58), dessen minderjähriger Sprößling Johannes IV. aber durch Michael VIII.
Paläologos (s. d.) verdrängt ward. Dieser, der Stifter der letzten byzant. Dynastie (der Paläologen), eroberte endlich mit Hilfe der Genuesen, die dafür erhebliche Privilegien erhielten, Konstantinopel und machte so dem Lateinischen Kaisertum ein Ende, obwohl sich einige von Lateinern gestiftete Herrschaften in Griechenland [* 9] und auf den Inseln noch bis zum Untergang des Byzantinisches Reich und darüber hinaus erhielten. Balduin starb 1273 in Italien. [* 10] Michael suchte die Macht des Reichs neu zu erheben, erregte aber durch seine versuchte Annäherung (1274) an die lat. Kirche, von der die griechische 1054 sich definitiv getrennt hatte, die heftigste Erbitterung des Klerus und des Volks. Sein Sohn Andronikos II. (s. d.), der ihm 1282 folgte, brach daher diese Beziehungen sogleich wieder ab. Innere Unruhen und äußere Kriege, besonders wider die Osmanen, gegen die er catalon. Mietstruppen in Sold nahm, die dann aber selbst zu einem Kriege gegen ihn in Thrazien (1304–9) getrieben wurden, zerrütteten das schwache Reich. Nach dem Tode seines Sohnes Michael IX. 1320, den er zum Mitregenten angenommen hatte, nötigte ihn ¶
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Andronikos
III., sein Enkel, 1321 den Thron mit ihm zu teilen und raubte ihm denselben 1328 ganz. Andronikos focht als Alleinherrscher
unglücklich gegen Serben und Bulgaren und ebenso gegen die Osmanen, die Nicäa und Nikomedia 1328–30 einnahmen und auch die
europ. Küsten plünderten. Er starb 1341. Sein Sohn Johannes V. mußte den Thron mit seinem Vormunde Johannes
VI. Kantakuzenos von 1341 bis Ende 1354 teilen. Unter Johannes V. faßten die osman. Türken, die Kantakuzenos wiederholt als
Bundesgenossen gebraucht hatte, zuerst festen Fuß in Europa.
[* 12]
Von Gallipolis, das sie 1354 eroberten, breiteten sie sich bald weiter aus. Sultan Murad I. nahm 1360 Adrianopel ein, das nun türk. Residenz ward, eroberte immer mehr byzant. Land und bedrängte Johannes V. so weit, daß er 1370 gezwungen wurde, sich der Pforte für tributpflichtig zu erklären. Er war 1370–79 von seinem eigenen Sohne Andronikos IV. vertrieben, worauf er wieder den Thron bestieg und bis zu seinem Tode (1391) innehatte. Murads I. Sohn und Nachfolger (seit 1389) Bajazet (s. d.) bedrängte unter Johannes' V. Nachfolger Manuel II. (1391–1425) das Byzantinisches Reich in solchem Maße, daß Manuel sich genötigt sah, seinen eigenen Neffen Johannes VII., den die Türken unterstützten, zu seinem Mitregenten (1398–1402) zu ernennen.
Konstantinopel selbst war in Gefahr, durch denselben in die Hände der Türken gespielt zu werden, als Timurs Einfall in die türk. Länder 1402 Konstantinopel und das Reich noch einmal für längere Zeit rettete. Manuel nahm sogar einige Landesteile wieder ein; doch benutzte er diesen Zeitpunkt und die darauf folgende Uneinigkeit unter Bajazets Söhnen nicht genügend, und schon 1422 ward Konstantinopel neuerdings von Murad II. belagert. Manuels Sohn, Johannes VIII. (1425–48), wurde von Murad II., nachdem dieser den Hilfszug des Königs von Polen und Ungarn, [* 13] Wladislaw III., durch die Schlacht bei Varna vereitelt hatte, 1444 auf Konstantinopel beschränkt und zur Tributzahlung gezwungen.
Auf ihn folgte sein Bruder Konstantin XI., der bisherige Despot von Morea. Tapfer, doch fruchtlos kämpfte dieser mit seinem Feldherrn, dem Genuesen Giustiniani, gegen die ungeheure türk. Übermacht und fiel heldenmütig bei der Verteidigung Konstantinopels, durch dessen Eroberung Mohammed II. dem Byzantinisches Reich ein Ende machte. Auf seinen Trümmern erhob sich das Osmanische Reich (s. d.). Die kleinen lat. Dynasten, die noch in Athen sich behauptet, sowie die paläolog. Fürsten Demetrios und Thomas, die Moreas Despotat (s. d.) innehatten, wurden von Mohammed bis 1460 unterjocht. David, der letzte Kaiser von Trapezunt aus dem Hause der Komnenen, unterwarf sich ihm 1462. (Hierzu eine Karte: Byzantinisches Reich um d. J. 1000 n. Chr.)
Arcadius 395–408. | Heraklius 610–641. | |||
---|---|---|---|---|
Theodosius II. 408–450. | Konstantin III. Februar bis | |||
Marcianus 450–457. | Juni 641. | |||
Leo I. 457–474. | Herakleonas Juni bis Sep- | |||
Leo II. Febr. bis Nov. 474. | tember 641. | |||
Zeno 474–491. | Konstans 641–668. | |||
Anastasios I. 491–518. | Konstantin IV. Pogonatos | |||
Justinus I. 518–527. | 668–685. | |||
Justinianus I. 527–565. | Justinianus II. 685–711. | |||
Justinus II. 565–578. | (Leontius 695–698 | |Gegen-) | ||
Tiberius I. 578–582. | (Tiberius II. 698–705 | |kaiser.) | ||
Mauritius 582–602. | Philippikos Bardanes 711– | |||
Phokas 602 - 610. | 713. | |||
Anastasios II. 713–716. | (Romanos I. Lekapenos Mit- | |||
Theodosius III. 716–717. | regent 920–944.) | |||
Leo III. der Isaurier 717–741. | Romanos II. 959–963. | |||
Konstantin V. Kopronymos 741 | Nikephoros II. Phokas 963 | |||
–775. | –969. | |||
Leo IV. der Chazare, 775–780. | Johannes I. Tzimiskes 969 | |||
Konstantin VI. 780–797. | –976. | |||
Irene 797–802. | Basilius II. 976–1025. | |||
Nikephoros I. 802–811. | Konstantin VIII. 1025–28. | |||
Staurakios Juli bis Oktober | Zoe vermählt mit: | |||
811. | Romanos III. 1028–34, | |||
Michael I. Rhangabé 811–813. | Michael IV. 1034–41, | |||
Leo V. der Armenier 813–820. | Konstantin IX. 1042–55. | |||
Michael II. der Stammler | Theodora 1055–56. | |||
820–829. | Michael VI. 1056–57. | |||
Theophilos 829–842. | Isaak I. Komnenos 1057–59. | |||
Michael III. 842–867. | Konstantin X. Dukas 1059–67. | |||
Basilius I. 867–886. | Romanos IV. Diogenes 1068 | |||
Leo VI. der Philosoph 886 | –71. | |||
–912. | Michael VII. 1071–73. | |||
Konstantin VII. Porphyrogen- | Nikephoros III. Botaniates | |||
netos 912–959. | 1078–81. | |||
Dynastie der Komnenen.
Alexios I. Komnenos 1081– | Manuel I. 1143–80. | |||
---|---|---|---|---|
1118. | Alexios II. 1180–83. | |||
Johannes II. 1118–43. | Andronikos I. 1183–85. | |||
Dynastie der Angelos.
Isaak II. Angelos 1185–95. | Alexios IV. Angelos 1203–4. | |||
---|---|---|---|---|
Alexios III. 1195–1203. | ||||
Alexios V. Dukas Murtzuphlos
Februar bis April 1204.
Balduin I. von Flandern | Peter von Courtenay 1216–17. | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
1204–6. | Robert 1221–28. | |||||
Heinrich 1206–16. | Balduin II. 1228–61. | |||||
Dynastie der Paläologen.
Michael VIII. Paläologos | (Andronikos IV. Gegenkaiser | ||||
---|---|---|---|---|---|
1261–82. | 1376–79.) | ||||
Andronikos II. 1282–1328. | Manuel II. 1391–1425. | ||||
Andronikos III. 1328–1341. | (Johannes VII. Mitregent | ||||
Johannes V. 1341–91. | 1398–1402.) | ||||
(Johannes VI. Mitregent 1341 | Johannes VIII. 1425–48. | ||||
–54.) | Konstantin XI. 1448–1453. | ||||
Die Verfassung des Byzantinisches Reich beruhte im wesentlichen auf den Einrichtungen, die schon Diocletian und Konstantin d. Gr. im röm. Staatswesen getroffen hatten, wenn auch die durch den letztern hergestellte Organisation der Verwaltung und der Staatsämter in ihren äußern Formen sich mit der Zeit veränderte. Sie war eine rein despotische. Die Kaiser, die sich als die Nachkommen der Cäsaren betrachteten und Beherrscher der Römer [* 14] (Rhomäer) nannten, wurden von dem Patriarchen von Konstantinopel gesalbt und gekrönt.
Durch pomphafte Titel, großen Prunk in ihrer äußern Erscheinung, durch ängstlich beobachtetes Zeremoniell sowie durch grausame Strafen, die auf jede Beleidigung der kaiserl. Majestät gesetzt waren, deren Glanz sich auch auf nahe Verwandte des Kaisers und seine Beamten erstreckte, sonderten sie sich von dem Volke ab. Die wenigen Formen, die noch an die alte röm. Zeit erinnerten, verschwanden allmählich ganz. So war schon im 6. Jahrh. das Konsulat mit der Kaiserwürde ganz vereinigt, und der Senat, den Konstantin in Byzanz errichtet hatte, und dessen Mitglieder aus solchen bestanden, denen der Kaiser die Würde des Patriciats verliehen, büßte allmählich seine Bedeutung ein, obwohl er formell bis zu den spätesten Zeiten im Reiche fortbestand, ebenfalls erloschen im 10. Jahrh. unter Leo VI. die letzten Spuren der Freiheiten der Städte. Der Staatsrat (s. Konstantin d. Gr.) ward vom Kaiser willkürlich zusammengesetzt. Die Beamten, deren große Zahl ¶