Beispiele hierfür aus altchristl. Zeit sind die
Sophienkirche (s. d. und die
Tafel: AltchristlicheKunstIII,
[* 1]
Fig. 4
u. 6)
und die
Theotokos-Kirche (s.
Tafel: Byzantinische Kunst,
[* 1]
Fig. 6) zu
Konstantinopel.
[* 2] Die byzant.
Kirchen, wie z. B. die aus dem 11. Jahrh.
stammende
Theodoros-Kirche zu
Athen
[* 3] (s. Fig. 7), sind verhältnismäßig klein, turmlos, in der Mitte
von einer
Kuppel überwölbt, mit quadratischem Hauptraum, nur einem
Altar,
[* 4] durch die Bilderwand abgesondertem dreiteiligem
Altarraum und einer oder zwei Vorhallen.
In denKlöstern (s. Fig. 8) steht die
Kirche frei inmitten des von
Gebäuden umschlossenen
Hofes. Von den weltlichen Bauten ist bisher keine sichere
Vorstellung zu gewinnen; immerhin ist versucht
worden, den vollständig verschwundenen Kaiserpalast zu
Konstantinopel mit Hilfe zeitgenössischer Nachrichten auf dem Papier
zu rekonstruieren. Auf bildnerischem Gebiete entsagte man im Eifer gegen den antiken Götzendienst der Anfertigung von
Statuen,
erfreute sich dagegen an ornamentalen
Arbeiten (s. Fig. 2) und Werken der Kleinkunst (s.Fig.
5). Die Goldschmiedewerke, vollendeter als die gleichzeitigen abendländischen, sind zumeist untergegangen oder zerstreut
[* 1]
Figur: Reliquie des heiligen Kreuzes in Goldfassung
(s. beistehende
[* 1]
Figur:
Reliquie des heiligen Kreuzes in Goldfassung, jetzt zu Köln);
[* 5] eins der kostbarsten, das sog.
«Siegeskreuz des
KaisersKonstantin Porphyrogennetos» aus
Gold
[* 6] und Email, findet sich in Limburg
[* 7] an der
Lahn. Die Malerei wurde viel geübt. Fresken, oder bei besonderer Prachtentfaltung Mosaiken, umzogen die
Kirchen innen,
Tafelbilder
wurden aufgestellt und gottesdienstlich verehrt, Miniaturen (s. Fig. 1, 4) verschönten die kirchlichen
Handschriften.
Bei der Seltenheit der Mosaiken – in der
Sophienkirche (s. Fig. 3; nachjustinianisch), Osios Lukas inPhokis
(vielleicht 11. Jahrh.),
Daphni bei
Athen,
Bethlehem (12. Jahrh.),
Chora-Kirche,
d. i. die jetzige Kachrie-Moschee in
Konstantinopel
(14. Jahrh.) – und alter Fresken sowie bei der Schwierigkeit, alte und neue
Tafelbilder zu sondern, bieten fast nur die
Miniaturen die Möglichkeit, die
Entwicklung der Malerei in alter Zeit kennen zu lernen. Aus den Malereien
spricht stets kirchlicher Ernst.
Die auf dem
Athos (s. d.) erhaltenen Malereien haben
Anlaß gegeben, den Zusammenhang der kirchlichen Malerei und des Gottesdienstes
aufzusuchen. Während die abendländ. Kunst sich hob, ging die Byzantinische Kunst seit dem 12. Jahrh.
stark zurück und wurde vollends seit dem 15. Jahrh. durch die Türkeneroberung
des
Landes zu bescheidenstem Leben verurteilt. Der Einfluß der auf Byzantinische Kunstauf das
Abendland ist geringer gewesen, als zumeist angenommen
wird. In neuester Zeit machte sich umgekehrt ein starker Einfluß der abendländ. Kunst auf die griechische bemerkbar. –
Vgl. Bayet,L’art byzantin
(Paris
[* 8] ohne Jahr);
Stil, Bauweise der
Byzantinischen Kunst (s. d.). ^[= nennt man die Kunst der östlichen (griech.) Christenheit, entweder mit Einschluß der Altchristlich ...]
Hauptstadt war
Byzanz
(Konstantinopel), wonach das
Reich seinen
Namen führte. Dieses
Reich erhielt der ältere Sohn des
Theodosius,
der schwache
Arcadius (s. d.). Für ihn regierte anfangs der Minister
Rufinus; nachher, als dieser durch den got.General
Gainas am 27. Nov. 395 aus dem Wege geräumt worden war, der Oberkammerherr Eutropius. Auch diesen stürzte 399 der
General Gainas;
der letztere fand, als er seine Macht übermäßig geltend machen wollte, 400 seinen
Untergang, und nun herrschte des
Kaisers
Gemahlin Eudoxia (s. d.) bis zu ihrem
Tode6. Okt. 404. Dem
Arcadius folgte sein minderjähriger Sohn
Theodosius II.
(408 - 450) unter der Leitung des Præfectus Prætorio des
Orients, Anthemius, und seit 414 unter der seiner hochbegabten,
aber ränkesüchtigen Schwester Pulcheria die unter dem
Titel einer
Augusta der Staatsleitung, kräftig und umsichtig vorstand.
Ein
Teil Pannoniens wurde 424 an die Oströmer von dem weström.
Kaiser Valentinian III. abgetreten, und
auch im
Osten, wo der Feldherr Ardaburius glücklich gegen die
Perser gefochten hatte, vergrößerte sich 422 das
Reich durch
einen
TeilArmeniens. Aber
Thrazien und Macedonien konnten gegen
Attila, der diese
Länder namentlich seit 441 und 445 und 447 verwüstete,
nur durch Tributzahlungen gesichert werden. Nach
Theodosius’Tode vermählte sich Pulcheria nominell
mit dem Feldherrn Marcianus (450–457), dessen Festigkeit
[* 14]
Attila von den Grenzen
[* 15] des
Reichs abhielt.
Durch den Oberfeldherrn
Aspar, der als Gote und
Arianer selbst keine
Ansprüche auf den
Thron
[* 16] zu machen wagte, wurde nach Marcianus’
Tode der OberstLeo I., aus dem illyrischen Dacien gebürtig,
Kaiser (457–474). Dieser ließ den
Aspar,
der seinen Einfluß übermäßig geltend machen wollte, 471 töten und regierte kräftig; doch scheiterte die Unternehmung
seines Feldherrn Basiliskus gegen den Vandalenkönig Geiserich 468. Seinem Tochtersohne
Leo II., der wenige
Monate nach ihm
starb, folgte dessen
VaterZeno (474–491). Von Basiliskus, dem
Bruder der
Witwe Leos I., Verina, schon 476 vertrieben,
gelangte
Zeno (s. d.) durch den
Beistand der Isaurier und durch ostgot. Hilfe 477 wieder auf den
Thron, auf welchem er sich,
obwohl viel gehaßt, doch gegen häufige Empörungen erhielt. Die innere
¶
mehr
Zerrüttung des Reichs, zu der die religiösen Streitigkeiten der Rechtgläubigen und der Monophysiten viel beitrugen, stieg
unter seiner Regierung. Von der Übermacht der Ostgoten, mit denen er 479-483 in schwierigem Kampfe stand, befreite er sich
dadurch, daß er ihren Anführer Theodorich 487 zum Zuge nach Italien
[* 18] veranlaßte. Seine WitweAriadne erhob
Anastasios I. (491–518) als ihren Gemahl auf den Thron. Dieser bezwang durch got. Krieger (bis 498) die Isaurier, an der Donau
aber erschien 493 ein neuer Feind in den Bulgaren, gegen deren verwüstende Raubzüge AnastasiosKonstantinopel durch die Erbauung
der sog. Langen Mauer zu sichern suchte.
Auch mit den Persern begann nach langem Frieden der Streit von neuem (502–504), und im Innern des Reichs,
ja der Hauptstadt, brachen (512 und 514) die religiösen Streitigkeiten in blutige Kämpfe aus. Nach des AnastasiosTode ward
von den Soldaten der Befehlshaber der Leibwache, Justinus I. (s. d.), ein Dardaner, als Kaiser ausgerufen. Er
behauptete sich (518–527) namentlich durch die Gunst der orthodoxen Geistlichen. Sein Neffe Justinianus I. (s. d.), den der
kinderlose Kaiser schon bei seinen Lebzeiten zum Mitregenten ernannt hatte, folgte ihm (527–565). Er ist durch seine Kodifikation
der röm. Gesetzgebung (s. Institutionen und Pandekten) und durch die Siege seiner Feldherren Belisar (s. d.)
und Narses (s. d.), die den Persertönig Chosroes I. 540 aus Syrien vertrieben und nach langen Kämpfen 561 zum Frieden zwangen
und außerdem Afrika und Italien zurückeroberten, berühmt geworden; doch zeigte die Lage des Reichs nach seinem Tode, daß er
diesem innere Kraft
[* 19] nicht zu verleihen vermocht hatte.
In der Hauptstadt gelangten unter ihm die nach den Farben der Wagenlenker benannten Parteien der Rennbahn
zuerst zu höherer Bedeutung. Obwohl Belisar dieselben bei dem Nikaaufstande (s. d.) 532 furchtbar züchtigte, so behielten
sie doch ihre Macht noch bis in das 7. Jahrh., zum Schaden der innern Ruhe, die durch ihre Streitigkeiten oft gewaltsam
unterbrochen ward. Justinians Nachfolger, sein Neffe Justinus II. (565–578), ein schwacher, von seiner Gemahlin Sophia geleiteter
Fürst, ließ sich durch die Langobarden 568 einen TeilItaliens
[* 20] entreißen.
Mit den Persern führte er 572 wegen Armenien einen sehr unglücklichen Krieg, und die Avaren plünderten die an der Donau gelegenen
Provinzen. Justinus, von Krankheit heimgesucht, ernannte 574 Tiberius, den Anführer der Leibwache, zum Mitregenten,
und dieser kämpfte bis 579 glücklich wider die Perser (s. Tiberius I.), gegen welche sich damals die Griechen mit den Türken
jenseit des KaspischenMeers verbanden. Als Kaiser regierte Tiberius I. (578–589) mit Weisheit und Milde, erkaufte von
den Avaren den Frieden und erzwang ihn von den Persern, nach der Erneuerung der Feindseligkeiten unter dem Nachfolger des
Chosroes, Hormisdas IV., durch seinen Feldherrn und Schwiegersohn Mauritius, den er dafür zum Thronfolger ernannte.
Mauritius (582–602) setzte den pers. König Chosroes II., den seine Unterthanen vertrieben hatten, 592 wieder ein
und verschaffte dadurch den östl. Grenzen Ruhe; dagegen ward der Krieg gegen die Avaren unglücklich geführt. Das Heer, mißvergnügt
und durch Strenge und Sparsamkeit des Kaisers aufgereizt, rief endlich den Hauptmann Phokas zum Kaiser (602–610) aus. Mauritius
ward auf der Flucht aus der
Hauptstadt eingeholt und mit seinen Söhnen grausam ermordet.
Des Phokas Untüchtigkeit in dem 603 neu ausgebrochenen pers. Kriege führte aber im Innern große Zerrüttung herbei. Heraklius,
der Sohn des gleichnamigen Statthalters in Afrika, griff zu den Waffen,
[* 21] nahm Konstantinopel ein und ward, während Phokas vom
Volke zerrissen wurde, Kaiser (610–641). Während der ersten 12 Jahre seiner Regierung plünderten besonders
die Avaren die europ. Provinzen, die Perser eroberten Syrien, Ägypten und Kleinasien; der Kaiser, selbst verzweifelnd, wurde 618 nur
durch den Widerstand des Patriarchen Sergius abgehalten, die Residenz nach Karthago
[* 22] zu verlegen.
Als es ihm endlich gelungen war, die Avaren 620 zu beruhigen, zog er 622 gegen die Perser, schlug sie zurück,
und während die von neuem aufgestandenen Avaren 626 Konstantinopel vergebens bedrängten, drang er, unterstützt durch eine
Empörung, die gegen Chosroes ausgebrochen war, 627 bis in das InnerePersiens ein. In dem mit Siroes 628 geschlossenen Frieden
erhielt er die verlorenen Provinzen und das heilige Kreuz, das die Perser aus Jerusalem
[* 23] geraubt hatten, zurück.
Aber in den letzten Jahren seiner Regierung erschien ein neuer, weit furchtbarerer Feind in den Arabern, die durch Mohammed
plötzlich zum ungestümen Eroberervolk geworden waren. Von den Feldherren des Chalifen Omar geführt, unterwarfen sie sich
632–641 die Länder am Euphrat, Syrien und Judäa, und ganz Ägypten; bei den Griechen ward die Kraft zum
Widerstand durch die Streitigkeiten zwischen den Rechtgläubigen und Monotheleten geschwächt. Serben und Kroaten bildeten
seit 626 in der Nordwestecke der Balkanhalbinsel
[* 24] slaw. Reiche, die sich schließlich von der anfänglichen byzant.
Oberhoheit frei machten. Konstantin III., der seinem Vater Heraklius 641 folgte, starb bald; sein Stiefbruder
Herakleonas, der bereits mit ihm gemeinschaftlich regiert hatte, verlor die Krone durch einen Aufruhr. Sein Nachfolger Konstans
(641–668), Konstantins III. Sohn, machte sich durch Grausamkeit und Habsucht verhaßt. Er kämpfte unglücklich gegen Araber
und Langobarden und wurde endlich in Syrakus
[* 25] ermordet. Sein Sohn Konstantin IV. Pogonatos (668-685) überwand
den syrakusanischen Gegenkaiser Mizizius und teilte anfänglich mit seinen BrüdernTiberius und Heraklius die Regierung. Die
Araber drangen in Afrika immer weiter vor, fielen in Sicilien ein, streiften durch Kleinasien bis Thrazien und griffen seit 673 mehrere
Jahre hintereinander Konstantinopel zur See an. Dennoch erhielt er von ihnen 678 einen Frieden; dagegen
wurden seine Truppen von den Bulgaren, die seit 678 in dem alten Mösien ein Reich gründeten, 679 nach einem Siege des Kaisers
selbst zurückgeschlagen.
Justinianus II. (685–711), sein Sohn und Nachfolger, war glücklich gegen die monotheletischen Maroniten (s. d.), unglücklich
aber gegen die Bulgaren (688) und gegen die Araber (692). Seine Grausamkeit erregte eine Empörung, an
deren Spitze der Feldherr Leontius stand, der ihn 695 absetzte, ihm die Nase
[* 26] abschneiden ließ (daher Rhinotmetus) und ihn
nach der Stadt Cherson auf der Krim
[* 27] verbannte. Leontius selbst ward 698, als Karthago an die Araber verloren gegangen war,
durch Apsimar oder Tiberius II., dieser durch den Bulgarenkönig Terbelis 705 abgesetzt, der nun den verdrängten
Justinianus wieder auf den Thron¶