der vorwladimirschen Zeit; zu ihnen gehören namentlich Woljga, Swjatogor, Mikula;
2) kiewsche, jüngere
Helden der Zeit Wladimirs; zu ihnen gehört der Hauptheld des russ. Epos, Ilja von Murom
(Ilja Muromez, s. d.), ferner Dobrynja Nikititsch, Aljoscha Popowitsch
u.
v. a.; sie bilden, was man wohl die «Wladimirsche
Tafelrunde» genannt hat;
George, Viscount Torrington, brit.
Admiral, geb. zu Wrotham in
Kent, trat in seinem 15. Jahre in die
brit. Marine. Seit 1703
Konteradmiral, leistete er im
Spanischen Erbfolgekriege den Verbündeten wichtige Dienste,
[* 3] namentlich
bei der EroberungGibraltars, und wurde 1706 Viceadmiral und 1708
Admiral der
BlauenFlagge. Er eroberte 1708 die
Insel Minorca, vereitelte 1717 den
AngriffKarls ⅩⅡ. auf England und 1718‒20 die Unternehmungen des Kardinals
Alberoni
gegen
Sicilien und Neapel
[* 4] und siegte bei
Kap Passero über die span. Flotte unter Castañeta. Nachdem
er schon vorher
Baronet geworden, erhielt er 1721 die Peerage und 1727 die Würde eines ersten Lords der
Admiralität. Zu seinen
Verdiensten um die brit. Seemacht gehört auch, daß durch seine Bemühungen die
Witwen der im
Kriege gebliebenen Seeoffiziere
Unterstützung empfingen. Byng starb zu
London.
[* 5]
John Byng, Sohn des vorigen, geb. 1704, trat 1718 in Seedienste und
schwang sich schnell zum
Admiral von der
WeißenFlagge empor. Er wurde 1756 mit einer Flotte abgeschickt, die
Insel Minorca,
auf der die
Franzosen mit bedeutender Macht gelandet waren und das
Fort St. Philipp belagerten, zu befreien.
Da er sich
hier 20. Mai aus einem
Treffen mit der franz. Flotte unter Marquis de la Galissonière zurückzog und den ihm
erteilten
Auftrag unvollzogen ließ, so wurde er nach seiner Rückkehr vor ein Kriegsgericht gestellt, zum
Tode verurteilt
und erschossen. Er starb als ein Opfer der schlechten Maßregeln des Ministeriums.
(spr. beinkershuk),Cornelisvan, holländ. Schriftsteller über
Civil- und
Völkerrecht, geb. zu
Middelburg, studierte unter
Ulrich Huber zu Franeker, wurde
Advokat im Haag
[* 6] und trat 1703 in den hohen
Rat für
Holland, Seeland
und Westfriesland, dem er, seit 1724 als Präsident, bis zu seinemTode, angehörte. Seine
Werke gab Vicat (Köln
[* 7] 1761) heraus. Berühmt sind die eine positive Methode begründenden völkerrechtlichen
Schriften«De
foro legatoram» (1702),
«De dominio maris» (1703) sowie die «Quaestiones juris publici»
(1737; 2. Aufl. 1751). –
oder
Bird (spr. börd),William, der bedeutendste engl.
Komponist zu
Shakespeares Zeit, geb. 1538 in
London, starb
daselbst Seine Psalmen und Motetten sowie seine jetzt wieder viel gesungenen Madrigale gehören zu den besten
Kompositionen des 16. Jahrh. Außerdem schrieb er
Orgel- und Klavierstücke.
Mit seinem
Lehrer Tallis erhielt er 1575 ein Privileg auf 21 Jahre für Druck und Verkauf von Musikalien.
Justus, eigentlich Jobst
Bürgi, Mathematiker und Verfertiger von Himmelsgloben und astron.
Instrumenten,
geb. zu Lichtensteig im Kanton
[* 8] St.
Gallen, kam 1579 als Hofuhrmacher in die Dienste des Landgrafen
von Hessen,
[* 9] Wilhelm Ⅳ. Sein erstes Werk war ein
Himmelsglobus, auf dem er die
Sterne nach seinen eigenen
Beobachtungen eintrug.
Der Landgraf schickte diesen
Globus dem
KaiserRudolf Ⅱ., der 1604 Byrgius als Mechaniker in seine Dienste nahm. Byrgius kehrte indes 1622 von
Wien
[* 10] nach
Cassel zurück und starb daselbst Noch vor 1603 erfand er einen Proportionalzirkel,
der vom Galileischen verschieden war, ferner auch, ohne die
Arbeiten Napiers zu kennen, die Logarithmen, die er in den «Arithmet.
und geometr. Progreß-Tabulen»
(Prag
[* 11] 1620) beschrieb. Auch konstruierte er ein geometr. Triangularinstrument. Seinen
Bericht darüber nebst Abbildungen gab sein Schwager Benj.
Barmer (1648) heraus.
Allgemeiner bekannt machte sie das umfangreiche Werk «Flemish Interiors»
(1856),
ihre beliebteste
Schrift. Es folgten die durch feine polit.-sociale
Beobachtung und Charakteristik ausgezeichneten
(stets nur mit
Mrs. W. P. B. gezeichneten)
Bücher «Realities of
Paris life» (3 Bde., 1859),
(spr. beir’n),GeorgeNoelGordon, Lord, Englands größter Dichter seit
Shakespeare und
Milton, Enkel des
Admirals John Byron (s. d.), stammte aus einer altengl. Adelsfamilie,
die
bis in die Zeit Wilhelms des Eroberers hinaufreicht und deren Haupt 1643 wegen Anhänglichkeit an
KarlI. den
Titel Lord
Byron von Rochdale erhielt. B.s
Vater, John Byron, des
Admirals ältester Sohn, Gardekapitän und wegen wilden
Lebenswandels als toller Jack Byron berüchtigt, war zuerst mit der Marquise von
Carmarthen, geborene Amelia D’Arcy, verheiratet,
die von ihm entführt und von ihrem Gatten geschieden wurde, dann mit
Katharina, Tochter und Erbin
GeorgeGordons von Gight,
des Hauptes einer mit dem schott. Königshause verwandten hochländischen
Familie. Aus seiner ersten
Ehe entsprang
Augusta Byron, später
Mrs. Leigh, aus der zweiten in
London Lord Byron. Die
Ehe
der Eltern B.s war
¶
mehr
unglücklich. Sein Vater verschwendete fast das ganze Vermögen der Mutter, verließ sie und den Sohn und starb 1791 in Valenciennes.
Die Mutter, eine stolze Frau von leidenschaftlichem Temperament, ging 1790 mit ihrem Sohn nach Aberdeen,
[* 14] wo sie von dem Rest
ihres Vermögens zurückgezogen lebte. Die Erziehung durch die launenhafte Mutter war wenig geeignet,
in den Knabenjahren einen festen Grund für die spätere Entwicklungzu legen. Acht Jahre alt, wurde er zur Stärkung der Gesundheit
in die Hochlande geschickt. In jenen romantischen Gegenden erwachte in ihm der Sinn für die Natur, der alle seine Dichtungen
durchzieht. 1798 machte der Tod seines Großonkels Lord Byron dem Aufenthalt in Schottland ein Ende. Byron kam
dadurch in Besitz des Titels und der Stammgüter seiner Familie und nahm Wohnsitz auf dem Schlosse Newstead-Abbey.
Nun wurde seine Erziehung durch seinen Vormund, den Grafen von Carlisle, geleitet. Nach einem kürzern Aufenthalt in London,
wo man umsonst die Heilung seines Klumpfußes versuchte, und nach dem Besuch einer vorbereitenden Schule
in Dulwich kam Byron 1801 auf die Schule zu Harrow. Noch während er den gewöhnlichen Kursus durchmachte, faßte
er, in den Sommerferien 1803, eine glühende, unerwiderte Neigung für Mary Chaworth, deren Eltern ein Landgut in der Nähe
von Newstead-Abbey besaßen.
Okt. 1805 bezog Byron die UniversitätCambridge, wo er mit Unterbrechung bis 1808 blieb. Noch als Student gab er «Hours of idleness»
(Newark 1807) heraus, die in der «Edinburgh Review » durch den nachmaligen
Lord Brougham eine bittere Kritik erfuhren, gegen die Byron die geharnischte Satire «English
bards and Scotch reviewers» richtete, in der sein Talent zuerst erglänzte, worin er aber Scotts «Marmion»
einer unverdienten Kritik unterzog. 1809 volljährig, nahm er im März seinen Sitz im Oberhause ein, wo er sich der Opposition
anschloß.
Doch besuchte er es nur selten, und seine drei Reden waren unbedeutend. Reich, schön, im Vollgenuß jugendlicher
Kraft,
[* 15] stürzte er sich in Zerstreuungen und Ausschweifungen, die seine Gesundheit und sein Vermögen schwächten. Juni 1809 trat
er mit seinem Freunde Hobhouse eine große Reise an. ÜberPortugal
[* 16] und Spanien fuhr er nach Malta, durchzog einen großen TeilGriechenlands und Kleinasiens, machte das Wagestück den Hellespont zu durchschwimmen, besuchte Konstantinopel
[* 17] und kehrte, nach längerm Aufenthalt in Athen,
[* 18] auf demselben Wege im Juli 1811 zurück. Im Febr. 1812 erschienen die auf der
Reise vollendeten beiden ersten Gesänge von «ChildeHarold’s pilgrimage», die ihn auf die Höhe des Dichterruhms hoben.
Die Bewunderung steigerte sich durch die Teilnahme für seine Persönlichkeit, deren Spiegelbild man in
seinen Helden fand. Byron ließ schnell die erzählenden Gedichte «The Giaur»,
«The bride of Abydos» (frei verdeutscht von Kley, Halle
[* 19] 1884),
«’The Corsair», «Lara», «Parisina», «The
siege of Corinth» u. a. folgen, die seinen Ruhm erhöhten. Am vermählte er sich
mit Anna Isabella Milbanke. Die Ehe war jedoch unglücklich und schon im Febr. 1816 verließ Lady Byron (s.
unten) den Gatten. Die Folge war ein Umschwung der öffentlichen Meinung gegen Byron. Entrüstet über B.s Lebenswandel
sprach die engl. Gesellschaft, ohne ihn gehört zu haben, das Verdammungsurteil über ihn aus,
und Byron, der heimatlichen Zustände überdrüssig, verließ im April 1816 England, das er nicht
wiedersah.
Durch
die Niederlande
[* 20] und am Rhein aufwärts zog er in die Schweiz,
[* 21] wo er sich im Juni am Genfersee bei dem Ehepaar Shelley
(s. d.) niederließ. Der Beschreibung dieser Reise und Italiens
[* 22] sind die beiden letzten Gesänge des «ChildeHarold»
gewidmet. Er lebte seitdem, unausgesetzt dichterisch thätig, am Genfersee und in verschiedenen Städten Oberitaliens. In
Venedig
[* 23] (1819) und Ravenna (1820) trat er zur schönen Gräfin Teresa Guiccioli in ein vertrautes Verhältnis (vgl. Rabbe,
Les maitresses authentiques de Lord Byron, 1890). Als deren Vater und Brüder, die GrafenGamba, als Carbonari
aus Ravenna verbannt wurden, nahm Byron die Familie in seinen Schutz und ging mit ihr nach Pisa
[* 24] (1821), wohin ihm
die Gräfin, die sich von ihrem Gemahl getrennt hatte, folgte.
Als die Gamba auch hier nicht geduldet wurden, führte sie Byron nach Genua,
[* 25] wo sie lebten, bis ihn (Juli 1823)
der Freiheitskampf in Griechenland
[* 26] fortzog. Nach längerm Aufenthalt in Kephallonia kam er im Jan. 1824 in Mesolongion (Missolunghi)
an, bildete auf eigene Kosten eine Brigade von 500 Sulioten und traf Anstalten zu einer Unternehmung gegen Lepanto. Noch schwach
von einem epileptischen Anfall, zog er sich durch einen Ritt bei Regenwetter ein Fieber zu und starb in
Mesolongion, wo man ihm ein Mausoleum weihte. Ganz Griechenland trauerte um ihn 21 Tage. Graf Pietro Gamba, der Byron nach Griechenland
gefolgt war, führte die Leiche nach England, wo sie, da das Begräbnis in der Westminsterabtei verweigert ward, in der Dorfkirche
von Hucknall bei Newstead-Abbey beigesetzt wurde. Eine Bronzestatue B.s steht seit 1879 am östl.
Eingange zum Hyde Park in London.
Nach B.s zweiter Abreise aus England erschienen die beiden letzten Gesänge des «ChildeHarold» (1816‒18; das ganze Gedicht
hg. und erklärt von Aug. Mommsen, Berl. 1885),
«The Island»
[* 28] (1823) und kleinere Gedichte. Auch unternahm er 1822 mit Leigh Hunt und Shelley
die Herausgabe einer periodischen Schrift «The Liberal», die dem Verleger in England eine Anklage zuzog.
Über B.s Rang als Dichter ist, besonders in England, um so mehr gestritten worden, je verschiedener
man ihn als Menschen beurteilte. Unleugbar war sein Einfluß auf die moderne Dichtung von welthistor. Bedeutung. Zu einer Zeit,
wo sich in ganz Europa
[* 29] die Litteratur der Romantik des Mittelalters zuneigte, trat er als Vertreter der Unzufriedenheit mit
dem Bestehenden auf und gab allen Klängen des Spotts und des Hasses, des Zweifels und der Verzweiflung,
jedem Zwiespalt von Leben und Natur so erschütternd Ausdruck, wie keiner vor ihm. So weckte er in dem heranwachsenden Geschlechte
jene ideale Gärung, die als Weltschmerz lange fortdauert, und deren Wirkung fast alle hochherzigen Charaktere der Zeit kennzeichnet.
Als wesentlich bleiben seiner Dichtung der Sturm und Drang, der Freiheitsdurst und die Weltverachtung
¶