(von dem ital. busto) nennt man in der bildenden Kunst den menschlichen
Kopf mit einem
Teile der
Brust. Die nächste
Veranlassung zur
Fertigung von Büste gaben die schon im frühesten
Altertum vorkommenden Hermen (s. d.). Aus der Loslösung des
Kopfes von dem Pfeiler entstand die eigentliche Büste, deren Gebrauch bei den Griechen erst
nach der Zeit
Alexanders, bei den
Römern zur Kaiserzeit in
Aufnahme kam. Die Porträtbüsten der Dichter und
Philosophen bildeten
einen bedeutenden Zweig der Kunst, weil man in Museen und
Bibliotheken gern möglichst vollständige Reihen von jenen aufstellte.
Viele von ihnen haben sich erhalten. In
Rom
[* 2] wurden die Abbildungen von
Vorfahren nach den imagines majorum
verfertigt, welche nach dem
Rechte der
Patricier, gewöhnlich in
Wachs bossiert und bemalt, in den
Nischen des
Atriums aufgestellt
wurden. Von den röm.
Kaisern liegt die Reihe der Büste fast vollständig vor, während Büste röm.
Dichter und Gelehrten in geringer Anzahl erhalten sind.
Schon im
Altertum gab es Liebhaber, welche Büste sammelten,
wie den gelehrten
Römer
[* 3] M.
Terentius Varro, den Pomponius
Atticus u. a.
Die
Bildung von hat nie vollständig aufgehört. Doch sind im Mittelalter
Beispiele wie jene der Wohlthäter und
Baumeister
des
Domes zu
Prag
[* 4] aus dem 14. Jahrh. selten. Erst die Renaissance nahm den
Gedanken wieder
auf und schuf
überall Werke von großem Kunstwert. Seitdem ist der Kunstzweig in steter
Übung geblieben.
Flecken im
Kreis
[* 5] Gallarate der ital.
Provinz Mailand,
[* 6] 27 km im NW. von Mailand, rechts vom
Olona, an der
Linie Sesto-Mailand des Mittelmeernetzes und
Novara-Seregno der Nordmailänd.
Anschlußbahn an das
AdriatischeNetz, hat (1881) 9291, als Gemeinde 13233 E.,
Trambahn nach Gallarate und Rho, schöne Marienrundkirche, erbaut von
Bramante,
mit Altarblatt von G.
Ferrari,
Weinbau und Kattunweberei.
eine auf ältern griech. Denkmälern häufig, auf lateinischen selten
vorkommende Schreibart, die den Übergang bildet von der linksläufigen zur rechtsläufigen Schreibung.
Die
Zeilen laufen dabei abwechselnd die eine von der Linken zur
Rechten, die folgende in entgegengesetzter
Richtung, die dritte
wieder in derselben
Richtung wie
die erste u. s. w. Die Benennung bedeutet «furchenförmig»,
weil die
Zeilen so aufeinanderfolgen, wie man beim Pflügen des
Ackers die
Stiere zu wenden und die Furchen
zu ziehen pflegte. Auf diese
Weise waren
Solons Gesetze im 6. Jahrh.
v. Chr. geschrieben.
1)
Kreis im südöstl.
Teil des russ. Gouvernements Samara, hat 25522,9 qkm, 433311 E., darunter 13000
Mordwinen, 8000
Tschuwaschen, 6000
Tataren
und über 5000
Baschkiren und
Teptjaren,
Ackerbau, Vieh- und
Bienenzucht.- 2) Kreisstadt im
Kreis Busuluk, 177 km
ostsüdöstlich von Samara, links der Samara und an der Domaschka, unweit der Mündung des in die Samara und an der Eisenbahn
Samara-Orenburg, hat (1889) 19665 E., 5
Kirchen, 2 Klöster, 1 jüd. Bethaus, 1 Kreisschule,
Hafen mit
Proviantmagazin, Talgschmelzereien, Gerbereien, Kupferhüttenwerk,
Handel mit Vieh, besonders
Pferden, und Getreide.
[* 8] Einen
besondern Erwerbszweig bildet die Anfertigung von Schafpelzen für die
Messe in
Nishnij-Nowgorod.
Landgemeinde und
Kirchdorf im
Kreis Norder-Dithmarschen des preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 9] 29 km südwestlich
von
Tönning, in der äußersten
Ecke der Dithmarscher
Bucht auf einer ehemaligen
Insel, die seit 1585 durch
Deiche mit dem Festland in
Verbindung steht, und an der
NebenlinieHeide-Büsum (23,9 km) der Westholstein.
Eisenbahn, hat (1890) 1950 E.,
darunter 40 Altkatholiken, Post,
Telegraph,
[* 10] Fischerei,
[* 11] Schiffahrt,
Ackerbau und Viehzucht.
[* 12]
Das bei dem kleinen
Hafen befindliche
Seebad (Wattenbad) hat in letzter Zeit bedeutenden Aufschwung genommen.
bis 1890 von Finschhafen aus verwaltete Pflanzungsstation der Neuguinea-Compagnie auf
Kaiser-Wilhelms-Land am Bubuiflusse, seitdem wie Finschhafen des
Fiebers halber aufgegeben.
(spr. bjuht),Grafschaft im westl. Mittelschottland, besteht aus den im Clydebusen gelegenen
Inseln Bute,
Arran,
Groß-Cumbrae
und Inch-marnoch, hat 582,7 qkm und (1891) 18408 E. Die bedeutendste
Insel ist
Arran (s. d.). Nordöstlich von ihr, durch den
schmalen Meeresarm der
Kyles of Bute von der
GrafschaftArgyll getrennt, liegt die
Insel Bute. Diese ist 25 km
lang, 8 km breit und bedeckt 291 qkm. Der nördl.
Teil ist felsig und kahl und erhebt sich an der Ostseite im Kames-Hill zu 263 m;
der mittlere besteht aus niedern Hügeln und fruchtbaren
Thälern; der südliche, jenseit der Sandebene
Longal-Chorid gelegen, endet mit dem Garroch-Head.
Das Klima ist feucht, aber mild und gesund. Gerste,
[* 15] Hafer,
[* 16] weiße Rüben, Kartoffeln und Gemüse werden mit Erfolg gebaut.
Das
Mineralreich liefert
Schiefer- und Quadersteine. Hauptstadt ist Rothesay (s. d.). Die
Insel gehört größtenteils dem Marquis
of Bute. Die
Insel Inchmarnoch ist unbedeutend,
Groß-Cumbrae dagegen hat fruchtbare
Thäler, den guten
Hafen
Millport mit einem besuchten Seebad und einem bischöfl. Priesterseminar. Bute ist im Parlament durch 2
Abgeordnete vertreten.
-
Vgl. Reid, History of the County of Bute
(Glasgow
[* 17] 1864).
(spr. bjuht),JohnStuart,
Graf von, brit. Staatsmann aus einer den schott.
Königen verwandten Familie, geb. 1713, war 1737-41 einer der gewählten
Vertreter der schott. Peers im brit. Oberhause, bekämpfte
dabei die ministerielle Politik
Walpoles und bot 1745 bei der
Erhebung des Prätendenten
Karl Eduard der
Londoner Regierung seine
Dienste
[* 18] an. Er erwarb die Gunst des PrinzenFriedrich von Wales und wurde nach dessen
Tode (1751) Oberkammerherr
bei seinem
Sohne, dem spätern
Georg III.; er war dessen nächster Vertrauter und trieb ihn zu den
Anschauungen eigener Königspolitik,
die er auf dem
Throne (1760) sofort bethätigte. Bute blieb sein erster
Berater, wurde
¶
mehr
als Staatssekretär des Auswärtigen neben Pitt ins Kabinett geschoben, drängte gegen dessen Forderung, den Siebenjährigen
Krieg gegen Frankreich und Spanien
[* 20] zu erweitern, auf die baldige Beendigung, sammelte im Ministerium Pitts Neider um sich und
veranlaßte so dessen Rücktritt Dasselbe erreichte Bute beim Premierminister, dem Schatzkanzler Newcastle,
[* 21] Mai 1762, dessen Stellung er selbst einnahm. Er war im Gegensatz zu den bisherigen parlamentarischen Ministern
der persönliche Günstling und Minister des Königs. Er bildete eine neue Torypartei um sich, hauptsächlich durch reiche
Bestechungen und setzte dadurch auch die Billigung des Pariser Friedens durch.
Der höfische Minister war so unpopulär und verhaßt, daß er kurz nach seinem Parlamentserfolg sich
April 1763 plötzlich zum Rücktritt entschloß. Außerdem hatte er die Anbahnung des Bruchs mit Amerika,
[* 22] die Einführung schlimmster
Korruption und die beginnende Zersetzung der zuvor fest geschlossenen Parteiverhältnisse veranlaßt. Dennoch blieb B.s Einfluß
unter dem folgenden Ministerium Grenville, bis der König diesem seine Fernhaltung versprechen mußte
(1765). Der Verdacht seiner geheimen Einwirkung bestand jedoch lange fort, aber wohl mit Unrecht. Er starb ziemlich vergessen Bute war
ein gewandter Höfling, aber ein beschränkter Kopf, anmaßend und ohne jede Geschäftskunde, dazu ein überaus schwerfälliger
Redner; doch war er ein freigebiger Förderer der Wissenschaft, trieb selbst Botanik und stellte in einem
sehr seltenen Prachtwerk, «Botanical Tables» (9 Bde.,
Lond. um 1785), die PflanzenGroßbritanniens zusammen.