Ludw. Ernst
Hans, Mathematiker, geb. in Othmarschen bei
Hamburg,
[* 6] studierte Mathematik und Naturwissenschaften
an der
Technischen Hochschule zu
Dresden,
[* 7] ferner in Göttingen
[* 8] und
Heidelberg,
[* 9] war dann
Lehrer der Mathematik
und Physik am deutschen Realgymnasium zu Lodz, habilitierte sich hierauf als Privatdocent an der
Technischen Hochschule zu
Dresden und wurde dort 1871 zum Professor für darstellende und synthetische Geometrie ernannt.
Nach 16jähriger Lehrthätigkeit folgte er einem Rufe als Professor für darstellende Geometrie und Kinematik
an der
Technischen Hochschule zu
München.
[* 10] Seine zahlreichen
Schriften beziehen sich auf das Gebiet der darstellenden Geometrie
und der Kinematik. Von seinen geometr.
Abhandlungen seien erwähnt: «Elemente einer
Theorie der Isophoten»
(Inauguraldissertation,
Gött. 1865),
«Über Isophoten» (in der «Zeitschrift für Mathematik und Physik»,
Bd. 13
u. 14, Lpz. 1868-69),
«Grundzüge der schiefen Parallelperspektive» (Bd.
16, ebd. 1871),
«Über die Festlegung projektiv-veränderlicher ebener
Systeme» (in den «Mathematischen
Annalen», Bd. 14, ebd.
1879),
«Über das bifokal-veränderliche
System» (Bd. 16, ebd. 1879),
welches Werk sich auf genaues
Studium der alten franz. und engl. Kinematiker gründet und
viel Licht
[* 12] über die Geschichte der Bewegungslehre sowie der Mechanismen verbreitet. Ferner schrieb Burmester:
«Theorie und
Darstellung
der
Beleuchtung
[* 13] gesetzmäßig gestalteter
Flächen» (2. Ausg., Lpz. 1875) und
«Grundzüge der Reliefperspektive»
[* 14] (ebd. 1883).
(spr. börn dschons),Edward, engl.
Maler, geb. 1833 in
Birmingham,
[* 15] trat in den fünfziger Jahren mit Rossetti
in
Verbindung und malte eine Reihe von streng im
Geiste des
Botticelli stilisierten Werken, durch die er der
präraffaelitischen Schule Englands neue Kraft
[* 16] zuführte. Auf der
Grosvenor-Ausstellung zu
London
[* 17] 1877 war er es vorzugsweise,
der die Nation für diese Schule einnahm. Seine
Bilder:
Spiegel
[* 18] der
Venus,
GoldeneTreppe,
[* 19] Pygmalion und Galatea, Klagelied (s.
Tafel:
Englische
[* 20] Kunst II,
[* 1]
Fig. 2), Sibyllen, Die Perseussage (in 3 Bildern, 1888), DerStern vonBethlehem
(1891), zeichnen sich durch edle, durchgeistigte, aber etwas manierierte Zeichnung aus und sind im
Inhalt voll mystischer
Beziehungen. Anfangs vielfach angegriffen, errang sich Burne-Jones allmählich
Anerkennung und Einfluß, so daß sich an ihn eine Schule
anschloß. Hervorragend sind B.s Verdienste um die
Glasmalerei
[* 21] und die dekorativen Künste. 1894 wurde
er zum
Baronet erhoben.
(spr. börnĕl),ArthurCoke,Orientalist, geb. 1840 zu St. Briavel in der engl.
GrafschaftGloucester, erhielt
seine Erziehung besonders im
King's College zu
London und studierte orient.
Sprachen, hauptsächlich unter Fausböll in Kopenhagen.
[* 22] 1860 ging
er im Civildienst nach
Madras
[* 23] und war späterRichter in verschiedenen Gegenden
Indiens, zuletzt Oberrichter
in
Tandschur. 1868-69 machte er
Reisen in
Arabien,
Ägypten,
[* 24]
Nubien und der Levante, 1876 in Java, um daselbst die Überreste
der Hindukultur zu studieren. 1881 nach England zurückgekehrt, starb er zu West-Stratton in
Hampshire.
Unter seinen vielen für die ind.Philologie hochbedeutsamen
Schriften sind folgende hervorzuheben: «Elements
of
SouthIndian palæography» (mit Abbildungen, Mangalore 1874),
«On the Aindra school of Sanskrit grammarians» (ebd. 1875),
«A classified index to the Sanskrit manuscripts in the palace of
Tanjore» (Lond. 1880), ferner zahlreiche
Ausgaben, namentlich
von
Brahmanas des Sâmaveda, verschiedene
Arbeiten über südind. Dialekte,
Inschriften u. s. w.
(spr. börns),SirAlexander, Forschungsreisender, geb. zu Montrose in
Schottland, trat, 16 J. alt,
in die
Armee derOstindischen Compagnie und ward als Dolmetscher in
Surat angestellt, im Aug. 1826 aber dem Generalstabe in der
ProvinzKatschh beigegeben. 1831 wurde er beauftragt, ein aus den ausgesuchtesten
Pferden bestehendes Geschenk
des Königs von England an Randschit-Singh nach Lahaur zu geleiten. Eine große Expedition nach
Centralasien trat er im
Auftrag
der indobrit.
Regierung an. Er beschrieb sie in «Travels to
Bokhara» (3 Bde., Lond.
1834; neue Aufl. 1847; deutsch, 2 Bde.,
Weim. 1834-35). Nach anderthalbjährigem Aufenthalt in England ging Burnes 1835 als
Kapitän wieder nach
Katschh. Aber schon im Oktober ward er zur Anknüpfung eines Handelstraktats über die Schiffahrt auf dem
Indus nach Sindh gesandt. Von dort im April 1836 nach
Bombay
[* 25] gerufen, erhielt er, als Schah Mohammed von
Persien
[* 26] Herat bedrohte,
den
Auftrag, mit den Fürsten von Sindh,
Kabul, Kandahar und
Kelat wegen einer Offensiv- und Defensivallianz
zu unterhandeln, war aber genötigt, im
Frühjahr 1838 die erfolglos gebliebenen Unterhandlungen abzubrechen und nach
Schimla
zurückzukehren, worauf er hervorragenden Anteil an dem Feldzuge gegen die Afghanen nahm. Zum
Oberstlieutenant, zum Ritter
und zum polit.
Agenten der engl. Regierung am
Hofe des von letzterer wieder eingesetzten Schah Schudschah
in
Kabul ernannt, wo er die Unterlagen zu seinem Werk «Cabool: being a personal
narrative of a journey to and residence in that city» (Lond. 1843; deutsch von Oelckers,
Lpz. 1843) sammelte, fand er dort bei dem
Aufstand der Einwohner seinen
Tod.
(spr. börnĕt),Gilbert, engl. Gelehrter, Geistlicher und Staatsmann, geb. zu
Edinburgh als Sohn eines Gegners des extremen Presbyterianismus der schott. Covenanters (s. d.),
während der
Bruder seiner
Mutter, Archibald Johnston, ein Führer dieser Partei war, sodaß Burnet zwischen beiden
Gegensätzen aufwuchs, und in ihm sich eine nach Ausgleichung der beiden strebende
Richtung entwickelte, die sein ganzes späteres
Handeln leitete. Diesen sog. Latitudinarismus (s. Latitudinarier)
vertrat Burnet als Pfarrer von Saltoun und Professor in
Glasgow;
[* 27] er zerfiel darüber
¶
mehr
mit dem StatthalterSchottlands Lauderdale, aber sein Versuch, diesen durch Anklage im Parlament zu stürzen, schlug gegen ihn
selbst aus. Er mußte Schottland verlassen und in London eine untergeordnete Stellung als Kaplan an der Roll’s Chapel suchen,
die ihn jedoch mit den vornehmsten polit. Kreisen in Berührung brachte. Seine Mittelstellung zwischen
den prot. Parteien brachte ihn sogar in gute Beziehungen zu Karl II., der in dieser Zeit ebenfalls eine neutrale Haltung zu
behaupten suchte.
Jedoch hatte der Katholicismus in ihm einen seiner schärfsten Gegner, und die «History of
the reformation of the church of England» (3 Bde., Lond.
1679-1715 u. ö.; neu hg. von Pocock, 7 Bde.,
ebd. 1865, und 1 Bd., ebd. 1873), die er damals herausgab und
für die ihm der Dank des Parlaments ausgesprochen wurde, gehört zu den größten litterar. Erscheinungen der antipäpstl.
Richtung. Daher erklärt es sich, daß Burnet mit Jakob II., der die Wiederherstellung des Katholicismus als
oberstes Ziel seiner Regierung betrieb, auseinander kam. Er ging auf Reisen nach dem Kontinent und bald nach dem Haag
[* 29] an den
Hof
[* 30] Wilhelms von Oranien.
Hier gelangte er in das engste Vertrauen des Prinzen und der Prinzessin, mit denen er die große Expedition des J. 1688 vorbereitete
(s. Wilhelm III.). Diese führte ihn nach England zurück, und als Freund der
Königin, als Bischof von Salisbury und Mitglied des Parlaments gehörte er nun zu den einflußreichsten Persönlichkeiten
des Staates. Die Reaktion der Tories im Beginn der Regierung Annas, die sich auch in der Opposition des niedern Klerus gegen
den Latitudinarismus der Bischöfe zeigte, trieb ihn dann mehr und mehr zu seinen bisherigen Widersachern,
den Whigs, was bei der neuen Erhebung der Tories unter Harley und Bolingbroke (1710 fg.) sich wieder zu seinem Nachteil wandte.
Er starb Seine «History of his own time», von seinem SohneThomas herausgegeben (2 Bde., Lond.
1724-34; neue Ausg., mit den in der ersten unterdrückten Stellen und Anmerkungen, 6 Bde., Oxf.
1823, und 2 Bde., Lond. 1847), ermangelt
zwar oft der objektiven Behandlung, ist aber eine hochbedeutende Quelle
[* 31] für die Zeitgeschichte.
(spr. börnĕt), John, schott. Genremaler und Kupferstecher,
geb. in Fisher Row bei Edinburgh, war seit 1805 in London, seit 1815 in Paris
[* 32] thätig und starb zu
Stoke Newington. Von seinen Gemälden, die er zumeist selbst radiert hat, sind zu nennen: Die Invaliden von Greenwich den
Jahrestag der Schlacht bei Trafalgar feiernd, Brettspiel, Heilig-Abend, Tanzende Puppen, Die aus dem Schiffbruch
gerettete Familie. Sodann hat er besonders engl. Malerwerke in Linienmanier gestochen; so: Unterredung
Maria Stuarts mit John Knox, Walter Scott in seinem Studierzimmer zu Abbotsford, nach W. Allan, Der blinde Fiedler, Die Testamentseröffnung
(1825), Die Pensionäre von Chelsea die Nachricht von der Schlacht bei Waterloo
[* 33] in der Zeitung lesend (1836),
nach David Wilkie. Auch schrieb er: «Practical hints on composition in painting» (6. Aufl.
1845),
«Practical hints on colour in painting» (5. Aufl.
1843),
«A practical treatise on painting» (1822-27; neue Aufl.
1846),
«Landscape painting in oil colours» (1849),
«Practical hints on portrait painting» (1849; neue
Aufl. 1860);