der 1739 von
Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben war, adoptiert und erbte 1742 dessen
Titel und
Güter. Nach dem Aussterben
dieses jüngern Zweigs der Familie Buol übertrug
KaiserFranz II. die reichsgräfl. Würde auf des genannten
FreiherrnRudolfAnton Sohn:
JohannRudolf, geb. Dieser widmete sich der diplomat. Laufbahn, war 1790 österr.
Gesandter im Haag,
[* 2] 1792 zu Basel,
[* 3] dann 1794 kaiserl. Direktorialminister zu
Regensburg,
[* 4] später Gesandter in
Dresden.
[* 5] Nach Herstellung
des
DeutschenBundes war er bis 1823 Präsidialgesandter des
Bundestags. Er starb als kaiserl. Wirkl. Geheimrat,
Staatsminister und Präsident der Hofkommission in
Wien.
[* 6]
Sein Sohn
Karl Ferdinand,
Graf von Buol-Schauenstein, Staatsmann, wurde geboren. Nachdem er als Legationskommis in
Florenz,
[* 7] Hannover,
[* 8] Cassel und
Frankfurt
[* 9] a. M., als Legationssekretär im Haag, als Botschaftskavalier in
Paris
[* 10] und als Botschaftssekretär in
London
[* 11] fungiert hatte, ward er 1828 zum Gesandten in
Karlsruhe
[* 12] und
Darmstadt
[* 13] ernannt. Von diesem Posten 1837 abgerufen,
war er seit 1838 Gesandter in
Stuttgart
[* 14] und ging 1844 als österr. Gesandter nach
Turin,
[* 15] wo er bis nach der Kriegserklärung
vom blieb.
Ende 1848 wurde Buol-Schauenstein zum österr. Gesandten in
Petersburg
[* 16] und Ende 1850 zum zweiten österr. Bevollmächtigten bei
den deutschen Konferenzen zu
Dresden ernannt. Eine nicht minder schwierige Mission fiel ihm zu, als er gegen die Mitte 1851 als
österr. Gesandter nach
London ging, wo sein Auftreten nicht wenig zu einem freundlichern Verhältnisse zwischen
Österreich
[* 17] und
Großbritannien
[* 18] beitrug. Nach
SchwarzenbergsTode ward er nach
Wien zurückberufen und mit
dem Ministerium des
Auswärtigen und des kaiserl. Hauses betraut. In dieser
Stellung führte er die neue Politik
Österreichs
maßvoll und ruhig, doch weniger klar und energisch, als für die
StellungÖsterreichs in der Orientfrage notwendig gewesen
wäre. Die Vermittelungsversuche B.s erzielten kein entsprechendes Resultat. Buol-Schauenstein präsidierte 1855 den
Wiener Konferenzen und nahm dann als österr.
Bevollmächtigter teil am Friedenskongreß zu
Paris, wo er den Friedensvertrag
vom und den Separatvertrag am 15. April unterzeichnete. Mit dem Beginne des ital.
Krieges ward Buol-Schauenstein im Mai 1859 seines
Ministerpostens enthoben. Er lebte seitdem auf seinen
Gütern und starb in
Wien.
Filippo, Teilnehmer an der Verschwörung des
Babeuf (s. d.), aus der Familie des
Michelangelo Buonarrotti, geb. zu
Pisa,
[* 19] erwarb sich die Gunst des
GroßherzogsLeopold von
Toscana, verlor sie aber, als er
AnhängerRousseaus
wurde, und ward beim Beginn der
Französischen Revolution wegen revolutionärer Grundsätze ausgewiesen. Buonarrotti ging nach Corsica,
[* 20] wo er in einem Journal dieselben
Grundsätze vertrat. Im Mai 1793 kam er nach
Paris, um im
Namen der
Bevölkerung
[* 21] der
InselSan
Pietro deren
Vereinigung mit der Republik nachzusuchen.
Seine Bitte ward bewilligt, er selbst durch ein Dekret des Nationalkonvents franz.
Bürger. Der
Sturz Robespierres brachte
ihn in Haft, er ward aber wieder entlassen. Durch
Bildung der sog. Pantheonsgesellschaft, deren Präsident er war, konspirierte
er für die Konstitution von 1793. Als das Direktorium die Gesellschaft aufhob, schloß Buonarrotti sich
der Babeufschen Verschwörung an und ward nach deren Entdeckung zur Deportation verurteilt, doch blieb er in Cherbourg
[* 22] in
Haft und wurde 1800 in einer kleinen Stadt im
OstenFrankreichs interniert.
Napoleon gestattete ihm 1806, sich nach
Grenoble
[* 23] zurückzuziehen. Dort konspirierte er wieder und floh
nach dem Scheitern der Verschwörung Malets (s. d.) 1812 nach Genf,
[* 24] von wo ihn 1815 die
Diplomatie vertrieb. Hierauf ging Buonarrotti nach
Brüssel,
[* 25] schrieb dort seine von litterar. Geschick zeugende «Histoire de
la conspiration de
Babeuf» (Brüss. 1828), wodurch jene Verschwörung Ausgangspunkt für zahlreiche spätere
communistische Bestrebungen geworden ist. Die Julirevolution führte ihn nach
Paris zurück. Er lebte
hier als Musiklehrer unter dem
Namen Remond in Verborgenheit und trat noch einmal 1835 als Verteidiger der «Angeklagten
vom April» in die Öffentlichkeit. Er starb
oder
Boncompagni (spr. -pánji), aus dem Bolognesischen stammende Adelsfamilie. Aus ihr ging der
Papst
Gregor XIII. (s. d.) hervor. Ein Nachkomme desselben,
Gregor, erwarb 1700 das Fürstentum Piombino (s. d.) durch Vermählung
mit der Erbin Ippolita Ludovisi, deren
Namen er als zweiten dem seinigen hinzusetzte.
Da er keine männlichen Nachkommen hatte,
folgte ihm sein
BruderAntonio I. Buoncompagni-Ludovisi, dessen älterer Sohn Gaëtano die LinieBuoncompagni-Ludovisi
fortpflanzte, während der jüngere Sohn die Linie Buoncompagni-Ludovisi-Ottoboni begründete (1731). Das Haupt der letztern
ist zur Zeit Marco Buoncompagni-Ludovisi-Ottoboni,Herzog von Fiano, geb. der als ital. Senator in
Rom
[* 26] lebt. Das Haupt der zahlreichen Buoncompagni-Ludovisi, Fürsten von Piombino, ist zur Zeit Rodolfo, geb.
oder
Bonfiglio (spr. -filjo),Benedetto, ital.
Maler, der 1450-96 in
Perugia thätig war als erster namhafter
Künstler dieser Stadt und Vorgänger des
Perugino und
Pinturicchio.
Hervorzuheben sind die 1454 begonnenen legendarischen
Fresken im Rathaus zu
Perugia.
oder
Bononcini (spr. -tschihni), drei ital.
Musiker, deren Lebensdaten unsicher sind.
Giovanni Maria Buononcini, geb.
um 1640 zu Modena, gest. daselbst,
Schüler von Colonna, schrieb Instrumentalstücke, Solokantaten, Madrigale und
Kirchenmusik sowie ein theoretisches Werk: «Musico prattico»
(Bologna 1673; deutsch, Stuttg. 1701). Längeres Leben und
größeren Ruhm erreichten seine beiden
Söhne:
MarcAntonio Buononcini, geb. um 1660, gest. wurde
durch seinen
Vater und Colonna gebildet, wandte sich besonders der
Bühne zu und komponierte 1697 für
Wien seine
«Camilla»,
die
¶
mehr
745 als eine der berühmtesten Opern jener Zeit auf allen ital. Theatern Europas zur Aufführung kam. Mehrere ähnliche Werke
entstanden auf den Kunstreisen, die er mit seinem BruderGiovanni unternahm. Durch seine gediegene, auch im kunstvollen Kontrapunkt
gewandte Meisterschaft erwarb er sich überall einen hochgeachteten Namen. Sein BruderGiovanni Battista
Buononcini, geb. gegen 1668 zu Modena, veröffentlichte in Bologna seine ersten Instrumental- und Kirchenstücke, begab sich um 1691 mit
seinem Bruder nach Wien in kaiserl. Dienste,
[* 28] wahrscheinlich als Gambist, und begründete durch Opern seinen Ruf als dramat.
Komponist, z. B. «Serse», «TulloOstilio», «La Fede publica», teils für Wien, teils für ital. Bühnen komponiert. 1703–5 war Buononcini Hofkomponist
in Berlin
[* 29] und lieferte hier u. a. die Oper«Polifemo».
Dann lebte er teils in Wien, teils in Italien,
[* 30] Opern schreibend, z. B. «Endimione»
(1706),
«Mario fugitivo» (1708),
«Mucio Scevola» (1710). Um 1720 folgte er einer Einladung nach London, wo er in der Familie
Marlborough eine mächtige Stütze fand und durch seine seit 1720 komponierten Opern («Astarto», «Griselda»,
«Farnace», «Astianasse»
u. a.) sowie durch Kirchen-und Kammerkompositionen sogar mit Händel zu rivalisieren vermochte. 1731 erlitt sein Ansehen einen
vernichtenden Stoß durch die Entdeckung eines von ihm an Lotti begangenen Plagiats, indem er dessen fünfstimmiges Madrigal
«Inuna siepe ombrosa» als das seinige ausgab und aufführen
ließ. Später war in Paris, 1748 in Wien, wo er die Musik für die Festlichkeiten nach dem Aachener Frieden lieferte, ging dann
nach Venedig,
[* 31] wo er als Theaterkomponist gestorben sein soll. Er und sein Bruder gehören zu den größten ital. Komponisten
ihrer Zeit. Giovannis Hauptwerk ist der «Mario fugitivo» (handschriftlich auf vielen
Bibliotheken, Dresden, Wien u.s.w.). –