«Die Überlieferung.
Ihre Entstehung
und Entwickelung» (2 Bde., Lpz.
1889),
«Die Rekonstruktion der kirchlichen
Autorität» (ebd. 1892). - Der dritte Sohn,
Karl von Bunsen, geb. 1821, Legationsrat,
war seit 1853 Sekretär
[* 2] der preuß. Gesandtschaft in
Turin
[* 3] und
Florenz,
[* 4] seit 1869 im Haag,
[* 5] zog sich 1871 auf
seine Besitzung bei
Biebrich
[* 6] zurück und starb daselbst - Der vierte Sohn,
Georg von Bunsen, geb. zu
Rom,
[* 7] widmete sich zu
Berlin
[* 8] und
Bonn
[* 9] philol., geschichtlichen und geogr.
Studien und besuchte dann
Frankreich,
England und
Italien.
[* 10]
Seit Mai 1802 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, während der ersten drei Sessionen
als
Vertreter des Wahlkreises
Bonn-Rheinbach, später von
Lennep-Solingen und 1877-79 von
Elberfeld-Landkreis (Mettmann).
[* 11] 1867 ward
er vom
Kreise
[* 12]
Solingen
[* 13] in den Norddeutschen und 1871 in denDeutschenReichstag gewählt. Von 1876 bis 1885 vertrat
er den Wahlkreis Hirschberg-Schönau im
Reichstag; hier gehörte er der nationalliberalen, seit 1884 der deutschfreisinnigen
Partei an. Er lebt jetzt in
Berlin. - Der jüngste Sohn,
Theodor von Bunsen, geb. war der preuß. Expedition
nach
Japan
[* 14] als diplomat.
Attaché beigegeben, dann als Legationssekretär in Rio
[* 15] de Janeiro und
Stockholm
[* 16] und als erster Geschäftsträger des Norddeutschen
Bundes in
Peru
[* 17] thätig. Von 1875 bis 1876 war er deutscher Generalkonsul
in
Alexandria. Er vertrat 1877-81 das Fürstentum Waldeck
[* 18] im
DeutschenReichstag, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß,
und lebte später, mit publizistischen
Arbeiten beschäftigt, in
Heidelberg,
[* 19] wo er starb.
Rob. Wilh., Chemiker, geb. zu
Göttingen,
[* 20] widmete sich daselbst, in
Paris,
[* 21]
Berlin und
Wien
[* 22] geolog., chem. und physik.
Studien, habilitierte sich 1833 an der
Göttinger
Universität, wurde 1836 Professor der
Chemie am Polytechnischen
Institut zuCassel, 1838 außerord.
Professor an der
Universität zu
Marburg.
[* 23] Er wurde 1841 zum ord. Professor und zum Direktor des
ChemischenInstituts daselbst
befördert, 1851 an die
Universität zu
Breslau
[* 24] berufen, wo er den
Bau eines
ChemischenInstituts begann, und ging 1852 als Professor
der
Chemie nach
Heidelberg. 1889 zog er sich vom Lehramt zurück. hat die Wissenschaft durch viele neue
Untersuchungen und Entdeckungen bereichert.
Unter seinen chem. Untersuchungen sind besonders hervorzuheben die über die Doppelcyanüre,
über die Kakodylreihe, über die chem. Verwandtschaft, über das Schießpulver
[* 25] (mit Schischkow).
Auch verdankt man ihm die Entdeckung eines unfehlbaren Gegengiftes (des Eisenoxydhydrats) gegen die
arsenige Säure.
Der in chem. und physik. Laboratorien allgemein gebräuchliche
«Bunsenbrenner» (s. Gasheizungsvorrichtungen) ist seine Erfindung.
Auf einer Sommerreise nach
Island
[* 26] 1846 machte er eine Reihe von geolog.-chem. Untersuchungen, die wichtige Aufschlüsse
über die vulkanischen Erscheinungen gewähren.
In das Gebiet der Physik gehören die Erfindung eines galvanischen Elements und seine Untersuchungen
über das
specifische Gewicht, über das Gesetz der Gasabsorption, über den Einfluß des Drucks auf den Erstarrungspunkt
geschmolzener Materien, über die Verbrennungserscheinungen der
Gase,
[* 27] die Diffusion
[* 28] u. s. w.
Hieran
reihen sich noch die
Arbeiten
über die elektrolytische Gewinnung der
Alkali- und Erdmetalle und photochem. Untersuchungen. Bunsen stellte zum erstenmal das
Magnesium in größerer Menge dar und entdeckte 1860 das
Magnesiumlicht.
Eine Entdeckung von noch unberechenbarer Tragweite ist die der
Spektralanalyse,
[* 29] welche er 1860 mit seinem Freunde H. Kirchhoff
machte und worüber er mit letzterm die
Schriftveröffentlichte:«Chem.
[* 30]
Analyse durch Spektralbeobachtungen»
(Wien 1861).
Bei den
Versuchen in dieser
Richtung entdeckte er die
Alkalimetalle Rubidium und
Cäsium und lehrte dieselben isolieren.
Bunsen veröffentlichte: «Descriptio hygrometrorum» (Gött. 1830),
Panachure, die Eigentümlichkeit mancher
Blätter, nicht das normale gleichmäßige, wenn auch
verschieden getönte
Grün, sondern gelbe oder weiße Flecken,
Streifen oder Ränder zu zeigen.
Über dieUrsachen dieser Entfärbung des
Blattgrüns ist man noch ziemlich im Unklaren. Was die gelbbunten
Pflanzen betrifft, so läßt
das Mikroskop
[* 32] erkennen, daß an den entfärbten
Stellen gelbe statt grüner Farbkörperchen vorhanden, bei den weißbunten,
daß die Zellen überhaupt keine Farbstoffkörper enthalten.
Buntblätterige Gewächse mit lebhafter Zeichnung sind als Zierpflanzen sehr beliebt, sowohl in Gewächshäusern und Zimmern
(viele Dracaenen oder Cordylinen, Schiefblätter, Caladien, Croton u. a.) sowie auch als Gehölze
des freien
Landes
(AcerNegundoL. fol. var.,
Cornus masL. fol. var.,
Cornus sanguineaL. var, Spaethi) und krautartige
Pflanzen (Bandmais). Die
Japaner haben, wie es scheint,
schon seit undenklichen
Zeiten und mit Vorliebe buntblätterige
Pflanzen in den Gärten gezogen.
Aus diesen stammen z. B. zahlreiche bunte
Aucuba-Varietäten und bunte Formen von Evonymus japonicusThunb., die in den Gewächshäusern
unterhalten werden und in denen
Gelb oder
Weiß in verschiedenerWeise auf den
Blättern verteilt ist. Soweit
die Buntblätterigkeit nicht typisch ist, wie bei Bertolonia guttataHook. u.a., läßt sie sich mit wenigen Ausnahmen durch ungeschlechtliche
Vermehrung, also durch Pfropfen,
[* 33] Okulieren,
[* 34] durch
Teilung,
Stecklinge u. s. w., beständig erhalten, nur bei einer kleinen Zahl
von Gewächsen, z. B. bei dem Bandmais
(Zea japonica Hort.), ist sie auch bei allen aus Samen
[* 35] gezogenen
Pflanzen erblich.
Die Buntblätterigkeit wird häufig als ein krankhafter Zustand bezeichnet und als
Gründe werden angeführt: Solche Gewächse sind von schwächerm
Wuchse als die grünblätterigen
Arten, denen sie entstammen;
Stecklinge aus ganz entfärbten Zweigen lassen sich schwer dazu
bringen,
Wurzeln zu bilden, wie dies unter anderm der Fall bei den gelegentlich ganz weiß erscheinenden
Trieben des
AcernegundoL.;
Zweige buntblätteriger
Pflanzen von schwachem Wuchse
¶
mehr
entwickeln ein kräftigeres Wachstum, wenn sie auf verwandte grünblätterige Pflanzen gepfropft werden; bunte Pflanzen sind
leichter dem Erfrieren und ihre Blätter leichter dem Verbrennen durch heiße Sonnenstrahlen ausgesetzt als grünblätterige
u. s. w. Die Buntblätterigkeit überträgt sich auch zuweilen auf einzelne Teile grünblätteriger mit buntblätterigen Varietäten derselben
Gattung oder Art veredelter Gehölze in der Weise, daß einzelne sich unterhalb der Veredelungsstelle
entwickelnde neue Triebe Buntblätterigkeit zeigen. So sind besonders mehrere buntblätterige Formen von Abutilon- und Cornus-Varietäten erzielt
worden.
Wenn auch diese Erscheinungen auf einen gewissen krankhaften Zustand hinzudeuten scheinen, so tritt doch eine größere Schädigung
der Pflanze erst dann ein, wenn die Entfärbung, die dem Albinismus der Tiere vergleichbar ist, sich über
den größten Teil des Blattes ausgebreitet hat. Durch das Fehlen des Chlorophylls in ausgedehnten Partien der Blattfläche
wird die Assimilation des Kohlenstoffs, die stets von diesem Farbstoff abhängt, wesentlich verringert und infolgedessen die
normale Ernährung und auch das Wachstum beeinträchtigt.