Bungener - Bunsen (Christian Karl Josias, Freiherr von)
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war dann Professor an der Kiewer
Universität, 1859 deren Rektor, darauf Leiter der Kiewer Filiale der Reichsbank. 1881 wurde
er zum Finanzminister ernannt. Durch
Erhöhung der Schutzzölle hob er die russ.
Industrie, so namentlich die Zuckerindustrie,
welche, durch
Ausfuhrprämien unterstützt, bedeutende
Ausdehnung
[* 2] gewann. Das Abgabensystem suchte er gerechter zu gestalten
und hob die
Kopfsteuer auf. 1885 begründete er die staatliche Adelsbank, 1886 die staatliche
Bauer-Landbank.
Ferner machte sich Bunge verdient durch ein Gesetz zum Schutz minderjähriger
Arbeiter und ähnlicher
Anordnungen, wie durch die
Einsetzung von Fabrikinspektoren.
Als er in ganz
Rußland Elevatoren mit
Ausgabe von Warrantscheinen einrichten wollte, gelang
es seinen Gegnern ihn zu stürzen (Anfang 1887). Doch wurde Bunge zum Präsidenten des Ministerkomitees
ernannt, auch ist er Mitglied der
PetersburgerAkademie der Wissenschaften. Seine Hauptwerke in russ.
Sprache
[* 3] sind: «Theorie
des Kredits» (1852),
Laurence Louis Felix, reform. Theolog, geb. zu
Marseille,
[* 4] aus deutscher Familie, studierte seit 1832 in Genf,
[* 5] wurde 1843 daselbst Direktor des Gymnasiums,
aber 1848 durch die neue radikale Regierung von diesem Posten enthoben. Seitdem wirkte er bis zu seinem, in Genf
erfolgten
Tod schriftstellerisch durch eine Reihe von Werken, die in der Form des
Romans dem Zwecke der Verteidigung und Verherrlichung
des
Protestantismus dienen und durchÜbersetzungen in deutscher, engl., holländ. und dän.
Sprache weit verbreitet sind: «Un sermon sous Louis XIV» (Genf
1844; deutsch: «König und Prediger», Bern
[* 6] 1856),
«Rome et le vrai» (ebd. 1873). Außerdem veröffentlichte
Bungener, der auch ein hervorragender Kanzelredner war, zahlreiche Predigten, Flug- und Gelegenheitsschriften über
religiöse Fragen.
August,
Komponist, geb. zu
Mülheim,
[* 8] studierte auf dem Konservatorium in Köln
[* 9] und
Berlin
[* 10] und lenkte
die weitere
Aufmerksamkeit durch ein Klavierquartett auf sich, das den vom
«Florentiner Quartett»
[* 11] ausgesetzten
Preis gewann. hat seitdem Chorwerke und Instrumentalkompositionen größern
Stils veröffentlicht. Zu nennen sind besonders
eine komische
Oper «Die
Studenten von
Salamanca» (1884 in
Leipzig
[* 12] aufgeführt) und das dramat. Festspiel «Hutten
und
Sickingen»
(Op. 40, Berl. 1888). Unter seinen zahlreichen Liederheften sind die ältern
«Meerlieder» und die neuen «Lieder
einer Königin» hervorzuheben. Bungert lebt abwechselnd in Pegli bei Genua
[* 13] und in
Berlin.
L.,Zackenschote, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen
[* 14] (s. d.), besteht
aus ansehnlichen einjährigen oder ausdauernden Kräutern mit hohen weitverzweigten
Stengeln und großen
lebhaft gelb gefärbten zu
Trauben vereinigten
Blüten. Die wenigen
Arten sind im östl. Europa
[* 15] und
Asien
[* 16] heimisch. Die eine,
Bunias orientalisL., mit kurzgeschnäbelten, ungeflügelten, warzigen Schötchen, in
Deutschland
[* 17] verwildert, ist eine gute
Futterpflanze.
Ihre fleischig-saftigen
Stengel
[* 18] und
Blattstiele werden in
Rußland als Gemüse undSalat gegessen.
VonBunias erucagoL. im südöstl. Europa waren früher das Kraut und die
Früchte offizinell; außerdem werden
Wurzeln und
Blätter in
Griechenland
[* 19] gegessen.
ChristianKarl Josias,
Freiherr von, Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Corbach im Waldeckischen, widmete
sich seit 1806 zu
Marburg
[* 22] theol. und 1809-13 zu Göttingen
[* 23] unter Heyne philol.
Studien. Nachdem er an letzterm Orte 1811 bereits
eine Lehrerstelle am Gymnasium erhalten und eine Preisschrift
«De jure hereditario Atheniensium» (Gött. 1813) veröffentlicht,
nahm er, um nicht in westfäl. Dienste
[* 24] zu treten, 1813 seine Entlassung und ging, um seine Kenntnis der german.
Sprachen zu erweitern, zuerst nach
Holland, dann nach Kopenhagen,
[* 25] wo
Finn Magnussen sein
Lehrer im Isländischen
wurde.
Die letzten
Monate des J. 1815 verbrachte er in
Berlin, um
Niebuhr kennen zu lernen. Hierauf wendete er sich 1816 nach
Paris,
[* 26] wo er unter
Sylvestre de Sacy das
Persische und
Arabische studierte, und ging dann nach
Rom,
[* 27] wo er sich 1817 mit einer Engländerin,
FrancesWaddington, verheiratete.
Niebuhr erwirkte 1818 B.s Ernennung zum Gesandtschaftssekretär. Für
seine spätere bedeutende
Stellung wurde der Aufenthalt des Königs von
Preußen
[* 28] in
Rom 1822 entscheidend, der B.s freimütige
Äußerungen über die preuß.
Agende und die Gesangbuchsangelegenheit gut aufnahm und ihn zum Legationsrat ernannte.
Als
Niebuhr 1824
Rom verließ, wurde Bunsen zum Geschäftsträger und 1827 zum Ministerresidenten ernannt und
mit den Unterhandlungen über die gemischten
Ehen beauftragt. Das Vertrauen des Königs wußte er 1827 bei einem Aufenthalt
in
Berlin ganz zu gewinnen und trotz abweichender polit.
Ansichten bis zuletzt zu bewahren. Damals knüpfte sich auch sein
auf lebendigster geistiger Interessengemeinschaft beruhendes Freundschaftsverhältnis mit dem spätern
König
Friedrich Wilhelm IV. an.
Die in engem Verkehr mit
Niebuhr zu
Rom verlebten Jahre hatte Bunsen zur tiefern
Begründung seiner Forschungen über die
Philosophie
der
Sprache und
Religion vom weltgeschichtlichen Standpunkte benutzt, insbesondere einesteils zum
Studium der
PlatonischenPhilosophie
und der
Staatsverfassungen des
Altertums, andernteils zu biblischen, kirchengeschichtlichen und liturgischen
Untersuchungen. Mühsame
Arbeiten unternahm er auch für die umfassende
«Beschreibung der Stadt
Rom» (mit Platner u. a., 3 Bde.,
Stuttg. 1830-43); ihm gehören in dem genannten Werke viele der topogr. Mitteilungen über das
alte
Rom und alle Untersuchungen über
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die ältere Geschichte des christl. Rom an. Aus den letztern ging auch das treffliche Werk «Die Basiliken des
christl. Rom» (Münch. 1843) hervor. Die erste Anwesenheit Champollions in Rom 1826 bildete eine neue Epoche in B.s Altertumsstudien.
Er ward nicht nur eifriger Zuhörer des franz. Gelehrten, sondern munterte auch Lepsius
zu hieroglyphischen Studien auf. Für das Archäologische Institut, das in Rom im Winter 1829 gegründet wurde, blieb Bunsen während
seines ganzen, bis 1838 dauernden Aufenthalts in Rom als dessen Generalsekretär ununterbrochen thätig.
Als er 1835 das Hospital nebst Wohnhaus
[* 30] für deutsche Künstler und Gelehrte (Casa Tarpea) gründete, erbaute er daselbst
zugleich neben seiner Wohnung auf dem Kapitol einen Versammlungssaal für das Archäologische Institut. Der Belebung des evang.
Gemeindegottesdienstes widmete er sowohl praktisch in der Gesandtschaftskapelle zu Rom als litterarisch durch den «Versuch
eines allgemeinen evang. Gesang- und Gebetbuchs» (Hamb. 1833; später u. d. T.
«Allgemeines evang. Gesang- und Gebetbuch», ebd. 1846 neu erschienen; 2. Aufl. 1871)
rege Teilnahme.
Seit 1827 war B.s amtliches Leben bewegter geworden. So hatte er für die europ. Gesandtenkonferenz
in Rom zur Ordnung der Angelegenheiten des Kirchenstaates den als «Memorandum
del Maggio 1832» bekannten Reformentwurf ausgearbeitet und das Breve über die gemischten Ehen vom erwirkt, das
freilich den Keim zu weitern Differenzen in sich trug, wie die Kölner
[* 31] Wirren zeigten. Eine wenig glückliche That war namentlich
der geheime Vertrag, den er 1834 mit dem Erzbischof Spiegel
[* 32] von Köln über eine mildere Ausführung des Breves abschloß. Bunsen unternahm
nach der Verhaftung des Erzbischofs Droste, der Spiegels Nachfolger war, 1837 den Versuch, den Papst zu
einer versöhnlichen Ausgleichung zu bringen.
Was er dafür that, fand weder den Beifall der Kurie noch seiner Regierung. Im April 1838 wurde er abberufen und erhielt
einen Reiseurlaub nach England. Nach Ablauf
[* 33] desselben ging er im Nov. 1839 als preuß. Gesandter nach
Bern.
Von dort ward er von Friedrich Wilhelm IV. 1841 nach Berlin berufen, und zum Zweck der Errichtung eines evangelischen engl.-preuß.
Gesamtbistums in Jerusalem
[* 34] mit einer außerordentlichen Mission nach England beauftragt. Bald darauf erfolgte seine Ernennung
zum preuß. Gesandten in England.
In B.s amtlicher Stellung blieb 1848-52 seine Thätigkeit besonders auf die Verteidigung der RechteDeutschlands
[* 35] und der Herzogtümer gegen Dänemark
[* 36] gerichtet. 1818 veröffentlichte er das «Memoir on the constitutional
rights of the Duchies of Schleswig
[* 37] and Holstein, presented to Viscount Palmerston 8th April 1848.». Während der ersten Monate
des J. 1849 führte er als BevollmächtigterPreußens
[* 38] und der Centralgewalt die Waffenstillstandsverhandlungen
mit geringem Erfolge; erfolgreicher war seine Einwirkung auf den König in der Deutschen Frage im Jan. 1849. 1850 protestierte
er gegen das LondonerProtokoll, nachdem er vergebens versucht hatte, die Abfassung desselben zu verhindern.
Doch mußte er den LondonerVertrag unterzeichnen. Seine Bemühungen, beim Ausbruch der orient.
Wirren Preußen zur Parteinahme gegen Rußland zu vermögen, hatten zur Folge, daß er im Juni 1854 die erbetene Abberufung
erhielt. Bunsen ließ sich zu Charlottenberg bei Heidelberg
[* 39] nieder. Nachdem er 1857 auf besondere Einladung des
Königs der Versammlung
der EvangelischenAllianz zu Berlin beigewohnt hatte, erfolgte seine Berufung in das preuß. Herrenhaus und
seine Erhebung in den Freiherrenstand. Körperliche Leiden
[* 40] nötigten ihn, zwei Winter zu Cannes zuzubringen. Im Frühjahr 1860 siedelte
er nach Bonn
[* 41] über, wo er jedoch schon starb.
Ungemein vielseitig war neben seiner politischen immer seine wissenschaftliche Thätigkeit gewesen. In dem Werke «Die
Verfassung der Kirche der Zukunft» (Hamb. 1845) entwickelte er zuerst den freiern Standpunkt, der
ihn mehr und mehr von seinen frühern religiösen Gesinnungsgenossen trennte. Aus kirchengeschichtlichen Studien gingen hervor:
«Ignatius von Antiochien und seine Zeit» (Hamb. 1847) und «Die
drei echten und die vier unechten Briefe des Ignatius von Antiochien» (ebd. 1847). Noch weiter griff die
Untersuchung «Hippolytus und seine Zeit» (englisch, 4 Bde.,
Lond. 1851; deutsch, 2 Bde., Lpz.
1852-53),
der anstatt einer zweiten Auflage das umfangreiche Werk «Christianity and mankind» (7 Bde.,
Lond. 1855) folgte. Die wachsende Intoleranz der auf evang. wie
kath. Seite die Herrschaft anstrebenden Kreise
[* 42] veranlaßte die Schrift «Die Zeichen der Zeit» (2 Bdchn.,
Lpz. 1855; 3. Aufl. 1856),
die das größte Aufsehen erregte. Nachdem Bunsen hierauf das Werk: «Gott
in der Geschichte, oder der Fortschritt des Glaubens an eine sittliche Weltordnung» (3 Bde., Lpz.
1857-58) veröffentlicht hatte, begann er die Bearbeitung des auf neun Bände berechneten «Vollständigen
Bibelwerks für die Gemeinde», das er als die Hauptaufgabe seines Lebens betrachtete, von dem er jedoch nur das
Erscheinen des ersten, zweiten und fünften Bandes erlebte. Das großartige Werk ist von Holtzmann und Kamphausen in B.s Geiste
und mit Benutzung seiner hinterlassenen Vorarbeiten zu Ende geführt worden (9 Bde.,
Lpz. 1858-70). (S. Bibel,
[* 43] Bd. 2, S. 961 a.)
Als Frucht von B.s ägypt. Studien erschien «ÄgyptensStelle in der Weltgeschichte» (5 Bde., Gotha
[* 44] 1845-56).
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Vgl. Baehring, B.s Bibelwerk nach seiner Bedeutung für die Gegenwart beleuchtet (Lpz. 1861; 2. Aufl.
1870). -
Eine eingehende Schilderung von B.s Leben bietet die von seiner Witwe verfaßte Biographie: A memoir of
Baron Bunsen (2 Bde., Lond.
1867; 2. Aufl. 1869), die in der von Nippold bearbeiteten deutschen Ausgabe: ChristianKarl Josias Freiherr von Bunsen. Aus seinen
Briefen und nach eigener Anschauung geschildert von seiner Witwe (3 Bde., Lpz. 1868-71),
noch durch viele Mitteilungen aus seinem Nachlasse bereichert wurde;
eine gedrängte Biographie gab Bachring:
Bunsen, Lebensbild eines deutsch-christl. Staatsmannes (ebd. 1892).
Sehr inhaltsreich istL. von Rankes Veröffentlichung: Aus
dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen (ebd. 1873; 2. Aufl. 1874). Am dem hundertjährigen
Geburtstage B.s, wurde ihm in seinem Geburtsort Corbach ein Denkmal errichtet.
Vgl. Hare, Life and
letters of FrancesBaroness Bunsen (2 Bde., Lond.
1879; deutsch von Hans Tharau, 6. Aufl., Gotha 1890).
Der älteste der fünf Söhne B.s, Heinrich von Bunsen, geb. 1818, in England erzogen, war Pfarrer zu Donnington
Rectory bei Wolverhampton und starb - Der zweite Sohn, Ernst von Bunsen, geb.
1819, preuß. Hauptmann a. D. und
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