wurde. Seitdem das anerkannte Haupt der schweiz.
Kirche, trat Bullinger gegen
Bucers «Concordia» und
Luthers und J.
Brenz' Abendmahlslehre
auf. Friedfertig und maßvoll, verfaßte er
die ersteHelvetische oder zweite
Baseler Konfession (1536), verständigte sich 1549 mit
Calvin in
Bezug auf die Abendmahlslehre, über den
Züricher Konsensus, der die franz.- und die deutsch-schweiz.
Kirche vereinigte, und gab 1566 in der zweiten
Helvetischen Konfession ein
Bekenntnis, das lange maßgebend blieb. Bullinger starb Neben
zahlreichen eigenen
Schriften gab er 1543 die
Zwinglis heraus, für dessen Sache er als Pamphletist
(«Salz
[* 2] zum
Salat», 1532,
gegen den Luzerner Schriftsteller
Salat) und
Chronist eintrat.
Handschriftlich hinterließ er u. a. «Geschichte
der Eidgenossen, besonders der Tiguriner» ( 4 Bde.) und
«Reformationsgeschichte» (hg. von
Hottinger und Vögeli, 3 Bde., Zür.
1838-40). Auch schrieb Bullinger. «Ein schön spil von Lucretia und
Brutus»
(Bas. 1533; Straßb. 1550),
mit polit.und kirchlicher
Tendenz
(Neudruck durch
Bächtold in «denSchweiz.
[* 3] Schauspielen des 16. Jahrh.», I, Zur. 1890). Von sich selbst
erzählt er in dem handschriftlichen «Diarium». -
Vgl.
Pestalozzi, H. Bullinger, Leben und ausgewählte
Schriften (Elberf. 1858);
(spr. búlljönn) wird in England und Nordamerika
[* 4] das ungeprägte
Gold
[* 5] und
Silber genannt, welches
in Gestalt dicker
Stäbe oder
Barren (s. d.) einen Handelsgegenstand ausmacht und unter den Metallvorräten
der größern
Banken eine besondere Rolle spielt.
(Bullion committee; spr. búlljönn kommittih), die allgemein üblich gewordene Bezeichnung
des parlamentarischen
Komitees, das 1810 zur Untersuchung der engl. Valutaverhältnisse (s.
Bankrestriktion) niedergesetzt wurde und in seinemBerichte, dem sog.
Bullion Report (eigentlich Report
on the high price of gold bullion), die Grundsätze aufstellte, die später mehr und mehr für die engl.
Bankpolitik und bis zu einem gewissen
Grade auch für die Peelsche
Bankakte (s. d.) maßgebend geworden sind.
Das
Barrengold (bullion) war damals mit Rücksicht auf den frühern Münzpreis um ein Bedeutendes gegen
die uneinlöslichen
Banknoten gestiegen. Die Differenz des Wertes zwischen Papier und edlem Metall hatte während des
Französisch-Spanisch-PortugiesischenKrieges (1807-14) und der deutschen
Befreiungskriege ihren Höhepunkt erreicht. 1812 galten 100 Pfd. St. in
Noten durchschnittlich 75 Pfd.
St. 5 Sh. 3 Pence
in
Gold, 1813 nur 71 Pfd. St. 2 Sh., 1814 74 Pfd.
St. 17 Sh. 6 Pence.
Gleichwohl aber bestritten die Direktoren der
Bank, daß die
Noten entwertet seien; sie behaupteten, die
Noten könnten überhaupt
nicht an Wert verlieren, solange sie nur gegen unzweifelhaft solide, auf reellen
Geschäften beruhende Wechsel mit kurzer
Verfallzeit ausgegeben würden. Dem entgegen wies der Bullionausschuß nach, daß nicht das
Gold gestiegen, sondern
die
Noten wirklich gesunken seien, daß zu viele
Noten im
Umlauf seien und daß die
Ausgabe derselben durch die
Einstellung der
Einlösung ihre natürliche
Kontrolle verloren habe; man möge daher möglichst bald, nämlich in 2 Jahren, die
Barzahlung wieder aufnehmen.
Diese
Ansichten wurden von dem Bullionausschuß keineswegs zuerst, aber in einer eindrucksvollen, wissenschaftlichen
Form entwickelt, und der Bullionbericht erlangte daher als Programm einer streng soliden
Bankpolitik auch außerhalb Englands
großes Ansehen. Man bezeichnet auch wohl die
Anhänger dieser Politik, die vor allem die unbedingte Einlöslichkeit derBanknoten
sichern will, als
Bullionisten, im Gegensatz zu den Inflationisten (s. d.), die durch reichliche,
wenn auch weniger solide Umlaufsmittel die
Lage der Schuldner und der Produzenten verbessern zu können glauben.
Salz, ein früher als
Geheimmittel empfohlenes, in wässeriger Lösung einzunehmendes Salzgemisch, das aus
doppeltkohlensaurem und schwefelsaurem Natrium bestand;
jetzt erhält man in Droguenhandlungen unter obigem
Namen meist nur
das doppeltkohlensaure Natrium.
Run (spr. rönn),Nebenflüßchen des
Potomac, südwestlich von
Washington,
[* 7] bekannt durch die an ihm und 29. und geschlagenen,
für das
Bundesheer unglücklichen
Schlachten.
[* 8] -
Vgl. TheConfederate States
Army and the battle of Bull Run (Neuyork
[* 9] 1862).
August von, Staatsrechtslehrer, geb. 12. Aug. in
Riga,
[* 11] studierte in Dorpat
[* 12] und
Heidelberg
[* 13] die
Rechte, habilitierte sich 1853 in Dorpat und wurde 1856 außerord., 1858 ord. Professor des
Staats- und
Völkerrechts.
In Dorpat wirkte Bulmerincq für den geistigen und materiellen Fortschritt der Ostseeprovinzen, regte hier den ersten
landwirtschaftlichen
Kongreß und
die ersteGewerbeausstellung an und begründete 1863 die
«Baltische Wochenschrift für
Landwirtschaft, Gewerbfleiß und
Handel». 1875 siedelte Bulmerincq nach
Deutschland
[* 14] über und war 1877-87 als Berichterstatter der
Kommission
für Seekriegsrecht bei dem Genter
Institut für internationales
Recht thätig, 1887-88 dessen Präsident. Sein Rapport, der
eine
Darstellung und Kritik des Prisenrechts aller
Länder und ein allgemeines internationales Prisenrechtsreglement giebt,
erschien 1880 in Gent
[* 15] und erhielt 1887 die Schlußredaktion. 1876-81 lebte in
Wiesbaden,
[* 16] seit 1882 war
er Professor des
Staatsrechts und der Politik in
Heidelberg; er starb in
Stuttgart.
[* 17] Bulmerincq schrieb: «Das
Asylrecht in
seiner geschichtlichen
Entwicklung» (Dorp. 1853),
«De natura principiorum juris inter gentes positivi» (ebd. 1856),
«Das
Völkerrecht
oder das internationale
Recht» (als
Teil von Marquardsens «Handbuch des öffentlichen
Rechts», Freib. i. Br. 1884; auch gesondert
erschienen, 2. Ausg. 1889),
«Die Staatsstreitigkeiten und ihre
Entscheidung» (in Holtzendorffs «Handbuch des
Völkerrechts»,
Bd. 4, Hamb. 1889).
Alexander Friedr. Wilh. Ferd. von, mecklenb. Staatsminister,
geb. in
Ludwigslust, studierte seit 1847 in
Heidelberg,
Berlin
[* 18] und Rostock
[* 19] die
Rechte, beschäftigte sich später
mit
Landwirtschaft und bewirtschaftete seit 1857 väterliche
Güter. 1860 mit dem Lehngute Rodenwalde belehnt,
übernahm er für einige Jahre als
¶
mehr
Civilvorsitzender die Leitung der Ersatzkommission, wurde Amtsdeputierter des Amtes Wittenburg, später Landrat und Vorsitzender
des engern Ausschusses von Ritter- und Landschaft sowie Mitglied der Hauptdirektion des Ritterschaftlichen Kreditvereins der
Schuldentilgungskommission und der Fideikommißbehörde. 1886 wurde Bülow zum Minister des Innern und Ministerpräsidenten
im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin ernannt.
Babette von, geborene Eberty, als Schriftstellerin HansArnold, geb. zu Warmbrunn,
lebt in Engers.
Sie veröffentlichte schnell nacheinander 8 Novellenbände (bis 1891), die mehrfache Auflagen erzielten und
sich durch Frische der Darstellung sowie gute Beobachtung auszeichnen.
Für die Bühne schrieb sie die Schwänke «Geburtstagsfreuden»
(Bresl. 1884; 2. Aufl., Berl. 1885)
und «Zwei Friedfertige» (Berl. 1891),
Bernh. Ernst von, Staatsmann, Brudersohn des preuß. Staatsministers Heinrich von Bülow, geb. zu Cismar
in Holstein, studierte in Berlin, Göttingen
[* 21] und Kiel
[* 22] Rechtswissenschaft und trat 1839 in den dän. Staatsdienst, zunächst
als Hilfsarbeiter in der schlesw.-holst.-lauenb. Kanzlei, dann als Legationsrat in dem auswärtigen Ministerium. 1847 ging
er als Geschäftsträger bei den Hansestädten nach Hamburg.
[* 23] Nachdem Bülow im März 1848 den Staatsdienst verlassen hatte, wurde
er Ende 1849 wieder nach Kopenhagen
[* 24] berufen, um an den Friedensverhandlungen auf Grund des sog. gesamtstaatlichen Programms
teilzunehmen, und wurde 1852 zum Bundesgesandten für Holstein und Lauenburg
[* 25] ernannt. 1862 legte er diesen
Posten nieder und folgte der Berufung zum großherzoglich mecklenb.-strelitzschen Staatsminister. Als solcher nahm er an den
Verhandlungen zur Gründung des Norddeutschen Bundes hervorragenden Anteil, wurde 1868 von beiden Großherzögen von Mecklenburg
[* 26] zum Gesandten in Berlin und zum Vertreter der Großherzogtümer im Bundesrat ernannt. 1873 wurde Bülow zur
Leitung des AuswärtigenAmtes des DeutschenReichs als Staatssekretär mit dem Range eines Staatsministers berufen. Er starb zu
Frankfurt
[* 27] a. M.
Dietrich Adam Heinr., Freiherr von, Militärschriftsteller, Bruder des Generals Bülow von Dennewitz, geb. 1757 zu
Falkenberg in der Altmark, erhielt seine Ausbildung in der Ecole militaire zu Berlin, trat dann in die Kavallerie, nahm aber 1790 seinen
Abschied und beteiligte sich in demselben Jahre unter dem österr. General Schönfeld an der Bekämpfung
des Aufstandes in den Niederlanden. Hierauf ging er 1792 allein und 1795 mit einem seiner Brüder nach Amerika,
[* 28] wo er sein ganzes
Vermögen verlor.
Wieder in Berlin, schrieb er sein Hauptwerk: «Geist des neuen Kriegssystems» (Hamb. 1798; 3. Aufl.
1835),
das
großes Aufsehen machte. Später lebte er in London,
[* 29] wo er ins Schuldgefängnis kam, und in Paris,
[* 30] bis er 1804 ausgewiesen
wurde. Er kehrte dann nach Berlin zurück und veröffentlichte «Lehrsätze des neuern Kriegs» (Berl. 1805),
«Prinz Heinrich
von Preußen.
[* 31] Kritische Geschichte seiner Feldzüge» (2 Bde.,
ebd. 1805),
«NeueTaktik der Neuern, wie sie sein sollte» (2 Bde., Lpz.
1805). Auch gab er mit Berenhorst, Venturini, Voß und Retzow «Annalen des Kriegs» heraus. Sein mit beißender Satire geschriebenes
Buch «Der Feldzug von 1805» (2 Bde.,
Lpz. 1806) brachte ihn auf Reklamation des russ. Gesandten ins Gefängnis,
anfangs in der Hausvogtei zu Berlin, dann in Kolberg,
[* 32] von wo er 1807 nach Riga gebracht wurde. Hier soll er
im Elend noch in demselben Jahre gestorben sein. B.s Schriften hatten großen Einfluß auf die Entwicklung der Kriegswissenschaft.
-
Vgl. Dietrich von B.s militär. und vermischte Schriften, hg. von Karl Ed. von Bülow (Lpz. 1853).
Frederik Rubeck Henrik von, dän. General, geb. war 1848 beim Ausbruche des Krieges mit Deutschland
Oberst, ward 1849 General und schlug durch einen Ausfall aus der Festung
[* 33] Fredericia das schleswig-holstein. Belagerungsheer
unter GeneralBonin. Er starb
Friedr. Wilh., Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General, Brudervon Dietr.
Adam Heinr. von Bülow, geb. auf dem Familiengute
Falkenberg in der Altmark, trat in seinem 14. Jahre als Junker in das Regiment von Braun und machte den Bayrischen Erbfolgekrieg
mit. 1793 wurde er als Major zum militär. Begleiter des Prinzen Louis
Ferdinand von Preußen ernannt, in welcher Stellung er dem Kriege bis zum Frieden von Basel
[* 34] beiwohnte. Er ward dann 1795 zur ostpreuß.
Füsilierbrigade versetzt und erhielt 1797 ein Bataillon. Am Kriege von 1806 und 1807 nahm er unter L'Estocq teil, kämpfte
bei Thorn
[* 35] und Danzig,
[* 36] wurde bei Waltersdorf verwundet und zuletzt als Brigadier den Blücherschen
Truppen in Schwedisch-Pommern zugeteilt. Er wurde 1808 Generalmajor, 1809 Brigadier der pommerschen Infanterie unter Blücher,
dann der westpreußischen unter York, und als dessen Vertreter (1812) Gouverneur von Ost- und Westpreußen.
[* 37] Bei Beginn des Krieges 1813 zum
Generallieutenant ernannt, deckte er zunächst die Mark. An dem Treffen bei Möckern 5. April nahm nur seine Kavallerie teil, dagegen
stürmte er 2. MaiHalle
[* 38] und schützte durch den Sieg bei Luckau über Marschall Oudinot (4. Juni) das von den Franzosen bedrohte Berlin.
Nach dem Waffenstillstande (im Aug. 1813) ward sein Korps der Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden
[* 39] zugeteilt und dadurch anfangs zur Unthätigkeit gezwungen.
Gegen den Willen des Oberbefehlshabers schlug er 23. Aug. die Schlacht bei Großbeeren (s. d.), wo er Oudinot zum zweitenmal
besiegte, sowie gemeinsam mit Tauenzien 6. Sept. die bei Dennewitz (s. d.), wo er den Marschall Ney überwand.
Bülow rettete hierdurch Berlin und vernichtete zugleich einen beträchtlichen Teil der feindlichen Streitkräfte. Nachdem Bülow hierauf
eine Zeit lang mit der Belagerung Wittenbergs beschäftigt gewesen, nahm er auch an der Schlacht bei Leipzig
[* 40] rühmlichen Anteil.
Von Paunsdorf und Reudnitz her vordringend, war er mit seinen Truppen19. Okt. der erste an den ThorenLeipzigs.
Er besetzte hierauf Westfalen
[* 41] und befreite
¶