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(6 Bde., Petersb. 1836; deutsch von Brackel, Bd. 1-3, Riga [* 2] 1839-41); endlich «Erinnerungen» (Vospominanija", 6 Bde., Petersb. 1844-49; deutsch von Reinthal und Clemenz, 6 Bde., Jena [* 3] 1858-61).
(6 Bde., Petersb. 1836; deutsch von Brackel, Bd. 1-3, Riga [* 2] 1839-41); endlich «Erinnerungen» (Vospominanija", 6 Bde., Petersb. 1844-49; deutsch von Reinthal und Clemenz, 6 Bde., Jena [* 3] 1858-61).
Demetrius, griech. Staatsmann, geb. zu Hydra, zeichnete sich schon als Jüngling im griech. Befreiungskriege aus und gehörte 1831 zu denjenigen, die den Sturz Kapodistrias' herbeiführten, worauf er einige Zeit Marineminister war; jedoch trat er nach der Ankunft des Königs Otto aus dem Staatsdienst. Nach der Revolution von 1843 Mitglied des Senats, war er vom April 1847 bis März 1848 unter Kolettis, dann unter Tzavellas Marineminister, dann vom Okt. 1848 bis Jan. 1849 im Kabinett Kanaris Finanzminister.
Nach dem orient. Kriege vom Könige mit der Bildung eines Kabinetts betraut, übernahm er das Präsidium desselben und das Ministerium des Innern, stellte die Ordnung im Innern her, bewirkte die Aufhebung der Occupation des Landes, trat jedoch zurück. Seitdem war er im Senat der hervorragendste Führer der Opposition gegen die bayr. Dynastie und wurde Okt. 1862 beim Ausbruch der Revolution mit Rufos und Kanaris zum Mitglied der Regentschaft ausgerufen.
Als aber die Linke unter Grivas in der Nationalversammlung mit Zustimmung von Kanaris der Regentschaft ein Mißtrauensvotum erteilte und im Febr. 1863 einen Teil der Armee zur Empörung brachte, der sich bald das ganze übrige Heer anschloß, wurde Bulgaris mit Rufos zum Rücktritt veranlaßt. Der neue König Georg betraute ihn mit der Bildung eines Kabinetts; doch trat er wieder zurück. Seitdem war er noch fünfmal Ministerpräsident (1865, 1866, 1868, 1871, 1874); 1869 hatte er wegen seiner Unterstützung des kretischen Aufstandes abtreten müssen. Nach seinem letzten Sturze wurde von der neugewählten Kammer ein erfolgloser Prozeß gegen und sein Kabinett eingeleitet. Seitdem hielt er sich vom polit. Wirken fern und starb zu Athen. [* 4]
Eugenios, neugriech. Pädagog und Theolog, geb. 1716, war seit 1750 Lehrer in Janina, 1753-58 Leiter der Akademie auf dem Athos. Hier durch Intriguen der Türken vertrieben, wurde er Direktor der Patriarchatsschule in Konstantinopel. [* 5] Als er auch diese nach 2 Jahren verlassen mußte, wandte er sich nach Leipzig [* 6] und Berlin. [* 7] Durch Friedrich II. an Katharina II. von Rußland empfohlen, wurde er von dieser zum Erzbischof von Cherson gemacht. Er starb 1806 im Alexander-Newskij-Kloster. Bulgaris war ein universaler Geist und beherrschte die Bildung seiner Zeit. Seine Lehrbücher der Logik und Metaphysik haben seinem Volke geistiges Leben gegeben, seine theol. Werke werden noch jetzt gebraucht, seine Übersetzungen aus abendländ. Litteraturen machten diese den Griechen bekannt. Sein Stil galt bis zu Koraïs Zeit für musterhaft. -
Vgl. Gudas, Βίοι παράλληλοι etc., Bd. 2 (Athen 1874).
Eisenbahnen. Sämtliche Eisenbahnen im Fürstentum Bulgarien [* 8] sind Staatsbahnen [* 9] und stehen seit unter dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Sofia; die Länge betrug (Ende 1890) 494 km. Die Bahn von Rustschuk nach Varna (225 km) ist von einer engl. Aktiengesellschaft mit Zinsbürgschaften des türk. Staates gebaut und eröffnet. 1886 hat der bulgar. Staat das Eigentum gegen Zahlung von 44,5 Mill. Frs. Gold [* 10] erworben. Die Bahn von Caribrod über Sofia, Vakarel und Belova nach Saranbei (160 km in Bulgarien, 111 km in Ostrumelien) wurde als letzte Strecke der Durchgangslinie Konstantinopel-Wien (s. Orientbahnen) 28. Juni eröffnet. Die feierliche Eröffnung des internationalen Verkehrs erfolgte 1. (13.) Aug. 1888. Die Strecke Vakarel-Belova (53,61 km) ist von der Compagnie Vitalis erbaut und von der bulgar. Regierung gepachtet, während die in Ostrumelien belegene Strecke Belova-Saranbei (10,9 km) von der Betriebsgesellschaft der Orientalischen Eisenbahnen erworben ist. Im Mai 1890 wurde die Strecke Jamboli-Burgas (109 km) als Fortsetzung der türk. Zweigbahn Tirnova-Jamboli eröffnet.
Die Gesamteinnahme betrug (1890) 2 596 520 Frs. und zwar für Caribrod-Belova 1 409 259, Rustschuk-Varna 889 308 und Jamboli-Burgas 297 953 Frs. Doch reicht diese Roheinnahme ohne Abzug der Betriebsausgaben noch nicht zur Verzinsung des gesamten Anlagekapitals von 81,248 Mill. Frs. aus, wozu noch die jährliche Pacht von 139 500 Frs. für die Strecke Vakarel-Belova tritt. Von diesem Anlagekapital entfallen 18,4?i Mill. Frs. auf Caribrod-Vakarel, 52,777 Mill. Frs. auf Rustschuk-Varna und 10 Mill. Frs. auf Jamboli-Burgas. Werden die in Rumelien belegenen Strecken der Compagnie der Orientalischen Bahnen Belova-Hermanli (129 km) und Tirnova-Semenli-Jamboli (106 km) den Bulgarische Eisenbahnen hinzugerechnet, so beträgt die Länge aller 1891 im Betriebe befindlichen Bahnen 729 km. Nach den Beschlüssen der Sobranje ist in Südbulgarien (Rumelien) der Bau einer Bahn von Philippopel über Eski-Zagra, Jeni-Zagra und Slivno nach Jamboli (130 km) geplant.
Sprache [* 11] und Litteratur. Die bulgar. Sprache, ein Zweig der slaw. Sprachen, wird gesprochen im Fürstentum Bulgarien, in Ostrumelien, Macedonien und Thrazien (soweit es von Bulgaren bewohnt ist); die Sprachgrenze bildet im Norden [* 12] die Donau, im Westen ungefähr die polit. Grenze gegen das Königreich Serbien bis Vranja, von da der Schardagh und der aus dem See von Ochrida strömende Drin; im Süden eine Linie vom Südende des Sees von Ochrida über Kastoria nach Saloniki. [* 13]
Man unterscheidet zwei Hauptdialektgruppen: Ostbulgarisch und Westbulgarisch, deren ungefähre Begrenzung durch den Lauf des Isker bis Orchanié, von da durch eine Linie über Bakarel, Ichtiman, Banjsko, Nevrokop, Seres ans Ägäische Meer gegeben wird. In der Geschichte der bulgar. Sprache hat man drei Perioden anzunehmen: das Altbulgarische (s. Kirchenslawisch);
das Mittelbulgarische, schon in Handschriften des 12. Jahrh. nachweisbar;
daraus das heutige Neubulgarische, das die Deklination so gut wie ganz verloren hat und seine Casus mit Hilfe von Präpositionen bildet, wie die roman. Sprachen.
Das Neubulgarische wird mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben, jedoch herrscht das größte Schwanken in der Orthographie. Das beste Hilfsmittel zum Erlernen der heutigen Sprache ist Cankof, «Grammatik der bulgar. Sprache» (Wien [* 14] 1852; mit lat. Schrift und konsequenter Orthographie). Ein Wörterbuch gab heraus J. A. Bogoroff u. d. T.: «Frensko-blgarski i blgarsko-frenski rěčnik» («Bulgar.-franz. und franz.-bulgar. Wörterbuch», Wien 1869; sehr unvollkommen);
besser ist das russ.-bulgar. ¶
Wörterbuch von Duvernois (2 Bde., Moskau [* 16] 1885-89). - Die Litteratur des Neubulgarischen ist noch in den ersten Anfängen. Wichtig ist der große Schatz bulgar. Volkslieder und Märchen. Sammlungen veranstalteten namentlich: Bessonow, «Bolgarskija pěsni» (1855);
die Gebrüder Miladinow, «Bugarski narodni pěsni» (Agram [* 17] 1861; zum Teil übersetzt von G. Rosen in «Bulgar. Volksdichtungen», Lpz. 1879; vgl. auch dessen Buch «Die Balkan-Haiduken», Lpz. 1878);
Verković, «Narodne pesme makedonski Bugara» (Bd. 1, Belgr. 1860);
Čolakow, «Blgarski narodni sbornik», Märchen (ebd. 1872);
A. Dozon, «Chansons populaires bulgares» (mit franz. Übersetzung, Par. 1875);
Šapkarev, «Blgarski narodni prikaski», Märchen (Philippopel 1885);
ders., «Sbornik ot narodni umotvorenija (9 Hefte, Sofia 1891-94); Jastrebow, »Obyčaji i pěsni tureckich" (Petersb. 1886; 2. Aufl. 1889);
Iliev, «Sbornik ot narodni umotvorenija» (Tl. 1, Sofia 1889);
die von Verković u. d. T. «Le [* 18] Veda slave» (Bd. 1, Belgrad [* 19] 1874; Bd. 2, Petersb. 1881) herausgegebenen Lieder sind Fälschungen.
Reiches Material für die Volkslitteratur geben die Publikationen der Bulgarisch-Litterarischen Gesellschaft in Sofia «Periodičesko spisanie», 1. Folge, Braila 1870 fg.; 2. Folge, Sofia 1882 fg.) und der vom Ministerium der Volksaufklärung herausgegebene «Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižina» (9 Bde., Sofia 1889-93). -
Vgl. zur Bibliographie J. K. Jireček, Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1806-70 (Wien 1872).