717 zogene, meistens zahme, zum
Teil abgerichtete
Vögel,
[* 2] die auch Lieder anderer nachflöten, in den
Handel, doch erst seit
neuester Zeit. In der Vogelstube sind sie gewöhnlich nicht friedlich, dagegen nach guter Eingewöhnung ausdauernd. Gezüchtet
sind sie bisher erst wenig.
Ihre Preise stehen doch, 20–60 M. für das Paar.Ernährung mit Nachtigallfutter.
Die bekanntesten
Arten sind:
ArabischerBülbül(Pycnonotus nigricans Vieill.)
von
Afrika,
[* 3] Rotsteiß-Bülbül(Pycnonotus haemorrhous Gmel.),
weißohrigerBülbül(Pycnonotus leucotisGould), Schopfbülbül(Pycnonotus jocosusL.), alle drei aus
Asien,
[* 4] der letztere
als der seltsamste mit spitzem Schopf, weißem
Gesicht
[* 5] und roten, beweglichen Wangenfedern.
in derAnatomieBulbus ocŭli, der
Augapfel, Bulbus aortae, die muskulöse Verdickung
des großen Rückengefäßes bei den Fischen da, wo dasselbe aus dem
Herzen tritt;
Bulbus urethrae, Harnröhrenzwiebel, Anschwellung
der Wandung der
Harnröhre beim
Austritt derselben aus der
Blase.
(grch.),
d. i.
Rat, Ratsversammlung, hieß bei den Griechen seit den homerischen
Zeiten ein
aus meist ältern Mitgliedern der Volksgemeinde bestehendes Kollegium, das in monarchischen und aristokratischen
Staaten dem
König oder den
Beamten der vollstreckenden Gewalt als beratende oder beschließende
Behörde zur Seite stand, in demokratischen
Staaten als
Ausschuß der souveränen Volksgemeinde die
Staatsverwaltung leitete. In
Athen
[* 6] war die Bule von
Solon eingesetzt als ein Kollegium von 400 Männern, welche, je 100 aus einer der alten vier ion.
Phylen (s. d.), aus den drei obersten Vermögensklassen vom
Volke auf ein Jahr gewählt wurden und nach
Ablauf
[* 7] ihrer Amtszeit
jederzeit wieder wählbar waren.
Durch
Kleisthenes, 509
v. Chr., wurde die Zahl der Mitglieder des
Rats auf 500 (je 50 auf eine der 10 neuen
Phylen) erhöht, die nun durchs Los (unter den Bewerbern), nicht durch
Wahl ergänzt wurden. Jede
Phyle führte den 10.
Teil
des Jahres den Vorsitz in dem Kollegium; die Mitglieder dieses Fünfziger-Ausschusses hießen Prytanen (s. d.).
Die
Beschränkung der passiven Wahlfähigkeit auf die drei obern Vermögensklassen wurde durch
Aristides
aufgehoben, sodaß von da an jeder im
Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindliche athenische
Bürger, der das 30. Lebensjahr
zurückgelegt hatte, sich um das
Amt eines Ratsmannes (Buleutes) bewerben konnte.
Die durchs Los Ernannten mußten sich vor dem
Antritt ihres
Amts der Dokimasie (s. d.) unterwerfen; wenn
einer dieselbe nicht bestand, so trat der zugleich mit ihm erlöste
Stellvertreter (Epilachon) an seine
Stelle. Das
Gleiche
geschah, wenn ein Buleut im Laufe seines Amtsjahres mit
Tode abging. Am Ende ihres Amtsjahres mußte die Bule als Ganzes dem
Volke Rechenschaft über ihre Amtsführung ablegen. Als 307
v. Chr. zu den bisher bestehenden 10
Phylen
zwei neue hinzugefügt worden waren, wurde auch die Zahl der Ratsmitglieder auf 600 erhöht, doch wurde sie in der röm.
Zeit wieder auf 500 herabgesetzt.
In denZeiten, wo in
Athen überhaupt den
Bürgern eine
Entschädigung in
Geld für ihre demStaate gewidmete
Thätigkeit gewährt wurde, erhielten die Buleuten einen
Sold von je einer
Drachme für jeden Sitzungstag. Zum Geschäftskreis
der Bule gehörte die Vorberatung aller vor die
Volksversammlung zu
bringenden Angelegenheiten und die Oberleitung und
Aufsicht
über die gesamte
Staatsverwaltung, insbesondere über
die Finanzen und gewisse
Teile des Kriegswesens (Reiterei und
Kriegsflotte).
Auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit hatte die Bule, indem sie Geldstrafen bis zur Höhe von 500
Drachmen verhängen konnte.
Die regelmäßigen Sitzungen der Bule fanden in dem an der Südseite der
Agora gelegenen
Buleuterion, außerordentliche Sitzungen
oft auch in andern
Lokalen (z. B. im Eleusinion oder auf der
Akropolis)
[* 8] statt. In
Sparta und einigen andern
griech.
Städten war für die Bule der dem röm. Senat entsprechende
NameGerusia üblich, deren Mitglieder
Geronten (s. d.) hießen.
(Bolgara), Hauptstadt des Wolga-Bulgarenreichs, s.
Bolgary. ^[= Dorf im Gouvernement Kasan, 27 km südwestlich von der Kreisstadt Spaßk und 6 km von der Wolga ...]
ursprünglich eine osteurop. Völkerschaft, gehörig zum Hunnenvolke, von welchem zahlreiche
Stämme in den
Steppen Südrußlands zurückgeblieben waren, höchst wahrscheinlich türk. Ursprungs. Ihr
Name wird während der
Völkerwanderung seit 482 öfters im Donaugebiet erwähnt. Ein geringer
Teil hatte sich den
Avaren in
Ungarn
[* 9] angeschlossen, die Mehrzahl blieb in
Bessarabien, von wo aus sie 559 an dem Zuge der pontischen Hunnen
gegen
Konstantinopel
[* 10] teilnahmen.
Unter
Kaiser Heraklios erhielt deren Anführer Kubrat als Bundesgenosse gegen die
Avaren den
Titel eines byzant.
Patriciers.
Dessen Sohn Asparuch oder Isperich benutzte die Einschließung
Konstantinopels von den
Arabern unter
KaiserKonstantin IV. Pogonatos
zu Einfällen nach
Mösien, welche um 680 zur Gründung des
Reichs derDonau-Bulgaren führten. (S.
Bulgarien,
[* 11] Geschichte.) Sie verloren dort bald ihre Nationalität und
Sprache
[* 12] und nahmen dafür die ihrer Unterworfenen an. Der
Teil der
Bulgaren, der im alten Stammlande zurückgeblieben war, zog später, durch die
Chasaren gedrängt, nach der obern Wolga und
Kama,
wo er, zum
Islam übertretend, das im Mittelalter berühmte
Reich der Wolga-Bulgaren gründete, von dem
die
Araber, die Glaubensgenossen der Bulgaren, gelegentlich Mitteilung machen.
Die Ruinen der von den
Arabern gepriesenen Stadt
Bulghar liegen bei dem Dorf
Bolgary unterhalb der Mündung des
Kama, an der
linken Seite der Wolga, und die Überreste der alten Wolga-Bulgaren dürften in den heutigen
Tschuwaschen
zu suchen sein, deren
Land der Mönch Joannes de Plano Carpino (1246) Großbulgarien nennt Die heutigen Bulgaren sind ein slaw.
Volksstamm, der nur den
Namen seiner ehemaligen Beherrscher türk. Herkunft trägt, diese selbst aber in sich aufgesogen
hat.
Sie können als eine
Abteilung des südl. Zweiges der slaw. Nation
angesehen werden.
IhreVerbreitung erstreckt sich auch heute noch über einen beträchtlichen Raum: vom
FlusseTimok an der serb.
Grenze und den Mündungen der Donau im N. bis Saloniki
[* 13] und den Grenzen
[* 14]
Albaniens im S., also das ganze alte
Mösien,
Thracien
und Macedonien; in Rumelien reichen bulgar.
Ansiedelungen fast bis an
Konstantinopel heran. Das
Christentum
fand erst nach langen Kämpfen Eingang und mit ihm erhielt das bulgar. Mischvolk im 9. Jahrh.
das Cyrillische
Alphabet. Der türk. Druck nötigte die Bulgaren vielfach zu
Auswanderungen; größere
Kolonien finden sich in
Rumänien,
Rußland, kleinere in Siebenbürgen und
¶
mehr
718 im Banat. Die Zahl der Bulgaren ist früher sehr überschätzt worden; sie dürfte nicht viel mehr als 4 Mill. insgesamt
betragen, von denen etwa 2326000 auf Bulgarien und Ostrumelien kommen. Der Rest verteilt sich auf die Türkei,
[* 16] Rußland, Rumänien
und Österreich.
[* 17] Der Religion nach gehört die Mehrzahl der Bulgaren der griech.-orthodoxen Kirche an, weiter
rechnet man unter ihnen 30000 Unierte, 50000 röm. Katholiken (meist um Philippopel und bei Temesvár), 5000 Protestanten und 300000
Mohammedaner.
Letztere wohnen insbesondere im Rhodopegebirge und tragen den Beinamen der Pomaken. Der Bulgare ist intelligent, mäßig, sparsam,
gastfreundlich; er besitzt Familienliebe und Sittlichkeit, ist aber mißtrauisch, habgierig und ränkesüchtig.
Die Frömmigkeit, wenigstens in den äußern Formen, ist allgemein verbreitet.
Vgl. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme
(Münch. 1837);
Schafarik, Slaw. Altertümer (deutsch von Mosig von Ährenfeld, 2 Bde., Lpz.
1843–44);