714 dem Beginn der Fanariotenzeit (1716) wurde Bukarest
[* 2] ausschließlich Residenz der Walachei. 1789–91 war Bukarest von
den
Österreichern besetzt. Am wurde der FriedezuBukarest zwischen
Rußland und der
HohenPforte geschlossen, demzufolge
diese
TeileBessarabiens und der Moldau mit den Festungen Choczim,
Akjerman,
Bender, Ismail,Kilia, zusammen
etwa 45000 qkm an
Rußland abtrat, sodaß der Pruth bis zu seiner Mündung und von da an das linke Donauufer bis zur Mündung
in das
SchwarzeMeer die Grenze wurde. Nach dem Frieden von
Adrianopel 1829 hob sich die Stadt sehr und durch die 1859
(bez.
1862) erfolgteVereinigung der Walachei und Moldau zum Fürstentum
Rumänien
[* 3] ward Bukarest die Haupt- und Residenzstadt
des
Staates. Am wurde zu Bukarest der Friede zwischen
Serbien und
Bulgarien geschlossen.
Vgl. Licherdopol,Bucuresti (1889).
Darca de sema a administratici comuneiBucuresci (Jahresbericht der Stadtverwaltung).
Horde oder
InnereHorde, der Zweig der Kirgisen, der in den
Steppen des europ.-russ.
Gouvernements
Astrachan links der Wolga wohnt. Sein Gebiet umfaßt 77617 (nach Strelbitskij 92144) qkm, zerfällt in 7
Abteilungen
mit 85 Vorsteherschaften (staršinstva) und hat (1890) 46214 Kibitken mit 216850 E. (122868 männliche, 93982 weibliche).
Sie nomadisieren nur im
Sommer und bringen den Winter in Erdhütten oder Häusern zu. Beständige
Ansiedelungen
giebt es nur wenige, darunter der Hauptort Chanskaja Stawka (s. d.). Die Einwanderung
erfolgte 1801 unter Leitung des Chans Bukej (gest. 1815) von der
Kleinen Horde, der wegen Streitigkeiten um die Chanswürde
den Hauptstamm verließ. Die
Verwaltung, anfangs unter eigenen Chanen, kam 1847 an den Militärgouverneur
von Orenburg, 1876 an den Gouverneur von
Astrachan. –
deutsche
Station in Ostafrika, am Westufer des Victoria-Njansa, gegenüber der
Insel Bukerebe,
unter 31°55' östl. L. (von Greenwich) und 1°24' (nach Pater Schynse 1°20'30") südl.
Br., in fruchtbarer, stark bevölkerter Gegend, wurde Nov. 1890 von Dr.
Emin Pascha und Dr.
Stuhlmann gegründet.
(d. h. Buchenland), ein zum cisleithanischen
Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehöriges Herzogtum,
grenzt
im N. an Galizien, im
W. an Galizien,
Ungarn
[* 6] und Siebenbürgen und im
S. und O. an
Rußland
(Bessarabien)
und die Moldau, hat 10451 qkm und wird von den Karpaten in mehrern von
SW. nach
NO. niedriger werdenden parallelen
Ketten durchzogen,
die im Giumalen (Dsumalen) 1859 m erreichen. Eine wichtige
Verbindung zwischen der und Siebenbürgen ist
der Borgopaß (1200 m). Die
Gewässer des
Landes ergießen sich in das
SchwarzeMeer.
Die
Flüsse
[* 7] sind teilweise im
Sommer wasserarm, übersteigen hingegen im
Frühlinge und nach starken Regengüssen ihre Ufer
und richten dann arge Verheerungen an. Der Dnjestr bildet die nördl. Grenze gegen Galizien:
der Pruth durchfließt den
NO., die Goldkörner führende, daher
«Goldene" Bistritza den äußersten
Süden;
Das Land hat zwar ein rauhes, aber gesundes
Klima
[* 8] mit strengen Wintern. Doch
ist es im allgemeinen äußerst fruchtbar und besitzt schätzenswerte Reichtümer in den kräftigen, weit ausgedehnten Forsten,
die zum größern
Teile dem griech.-orient. Religionsfonds gehören, üppigen Getreidefluren und fetten
Wiesen, in dem blühenden
Bestände einer trefflichen Viehzucht- und einer allgemein verbreiteten
Bienenzucht.
[* 9]
Die Bevölkerung,
welche rasch wächst, betrug zur Zeit der Einverleibung in
Österreich
[* 10] (1775) 75000 E., 1810: 223136, 1837: 314057, 1851:
380826, 1869: 513404, 1880: 571671 (285329 männl., 286342 weibl.), 1890: 646591
(324469 männl., 322 122 weibl.) E.,
d. i. 62 auf 1 qkm,
d. i. eine Zunahme (1880–90) von 74920
Personen oder 13,1 Proz. Es
gab (1890) 128088 Häuser, 145639 Wohnparteien, 7
Städte, 336 Ortsgemeinden, 593 Ortschaften und 199 Gutsgebiete.
Die vorherrschende
Religion ist die griechisch-orientalische (1890: 69,71 Proz.) mit einem
Erzbischof in der Landeshauptstadt
Czernowitz
[* 11] (s. d.), der den Vorsitz im griech.-orient. Kirchenkongreß (24
geistliche, 24 weltliche Mitglieder) führt; 11,20 Proz. sind römisch-katholisch, 3,06 griechisch-uniert,
2,5 evangelisch und 12,80 Proz. Israeliten. Der Nationalität nach sind (1890) 41,77 Proz.
Ruthenen, 32,42 Rumänen, 20,78 Deutsche,
[* 12] 3,67
Polen, 0,01 Proz.
Czechen; außerdem giebt es Lippowaner
und Großrussen.
Von der
Bevölkerung
[* 13] hatten (1880) 2,54 Proz. höhere Schulbildung, 74,38
Proz. waren in der
Land- und Forstwirtschaft, 13,76 im
Bergbau,
[* 14]
Industrie und
Gewerbe, 5,31 im
Handel thätig. Auch die Kulturverhältnisse
haben sich im letzten Jahrhundert außerordentlich gehoben, und die Bewirtschaftung des namentlich im
Thale der
Suczawa, in der Ebene am Sereth und Pruth sehr fruchtbaren
Landes steht bereits vielfach auf höherer
Stufe als in
Galizien. 96,71 Proz. der Gesamtfläche des
Landes können zum produktiven
Boden gerechnet werden; hiervon entfallen wieder 43 Proz.
auf die Waldungen, 27,59 Proz. auf
Äcker, 12,68 auf Wiesen, 10,09 auf Hutweiden, 2,4 auf
Alpen
[* 15] und 0,78
Proz. auf Gärten.
Der Ackerbau, welcher am besten in den nordöstl. Gegenden, zwischen Dnjestr und Pruth, gedeiht, lieferte
jährlich im zehnjährigen Durchschnitte 1879–88: 247409 hl Weizen, 406974 hl Roggen, 479181 hI Gerste,
[* 16] 702248 hl Hafer,
[* 17] 1179555
hl
Mais, 41062 hl Hülsenfrüchte, 2000000 hl Kartoffeln, 2030000 Doppelcentner Heu, 200000 Doppelcentner
Flachs und Hanf. Die schlechte Ernte
[* 18] 1889 lieferte 133720 hl Weizen, 276540 hl Roggen,
¶
mehr
392000 hl Gerste, 416 390 hl Hafer, 940 610 hl Mais, 42 230 hl Hülsenfrüchte, 1 211000 Doppelcentner Heu, 46 300 Doppelcentner
Flachs und Hanf. Der Viehstand belief sich nach der Aufnahme von 1890 auf 50 823 Pferde,
[* 20] deren Zucht durch das Staatsgestüt
in Radautz gefördert wird, 242 408 Stück Rindvieh, 176 197 Schafe,
[* 21] 6787 Ziegen, 131 783 Schweine
[* 22] und 27 808 Bienenstöcke.
Der Bergbau lieferte (1889) 23 371 Doppelcentner Manganerze im Werte von 43 486 Fl. in dem Bergwerk Jakobeni des griech.-orient.
Religionsfonds (mit 220 Arbeitern). Die Bergwerke auf silberhaltigen Bleiglanz in Kirlibaba und auf Kupfer
[* 23] in Pozoritta sowie
auf Braunkohlen waren 1889 außer Betrieb. In der Bukowina wurden 1889 außerdem 10 955 Doppelcentner Stein- und 17 320 Doppelcentner
Sudsalz in der Staatssteinsalzsaline Kaczyka im Werte von 248 997 Fl. erzeugt. Die Einrichtung des Schulwesens ist das Verdienst
KaiserJosephs II., der deutsche Hauptschulen in Czernowitz und Suczawa und 30 Trivialvolksschulen errichten
ließ.
Die Lehrer kamen aus Siebenbürgen und mußten neben der rumän. Sprache
[* 24] auch der deutschen mächtig sein. Daß der Schulzwang,
den er einführte, später wieder aufgehoben wurde, hinderte die stetige Entwicklung der geistigen Kultur. Seit 1875 besitzt
Czernowitz eine Universität mit deutscher Unterrichtssprache, mit einer griech.-theol. Fakultät; ferner
bestehen im Lande drei Gymnasien, in Czernowitz, Radautz und Suczawa, eine Realschule, ein erzbischöfl.
Seminar, eine Staatsgewerbeschule, landwirtschaftliche Landesmittelschule, Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt und Hebammenschule
(sämtlich in Czernowitz) und (1890) 305 Volksschulen mit 40 466 Schülern (48,1 Proz. der schulpflichtigen Kinder gegen 17,6
1875). Von der männlichen Bevölkerung hatten 1890 24,55, von der weiblichen 16,90 Proz. Elementarbildung
gegen 15,78 bez. 9,21 Proz. 1880. Die gewerbliche Industrie ist erst im Entstehen; am ausgedehntesten ist noch die Branntweinbrennerei
mit 45 Brennereien und 4,49 Mill. Hektolitergraden Alkoholproduktion.
Die Zahl der unfallversicherungspflichtigen Betriebe betrug (1888) 772, darunter zumeist (629)
land- und forstwirtschaftliche Betriebe und Mahlmühlen. Der Handel, welcher sich großenteils in den Händen
der Israeliten und Armenier befindet, beschränkt sich hauptsächlich auf Rohprodukte, wie Getreide,
[* 25] Schlachtvieh, Holz,
[* 26] Rohhäute, Wolle und Pottasche. Von Wichtigkeit ist der Grenzverkehr nach der Moldau und Bessarabien und der Durchgangshandel.
Dem Verkehr dienen 3975 km Landstraßen, 351 km flößbare Flußstrecken und 304 km Eisenbahnen, 638 km
Telegraphenlinien mit 1274 km Drähten. In der Bukowina bestanden (1890) eine Sparkasse in Czernowitz mit 5,3 Mill. Fl. Einlagen, eine
Bodenkreditanstalt mit 800000 Fl. Aktienkapital und 1,14 Mill. Fl. Pfandbriefumlauf, Filialen der österreichisch-Ungarischen
Bank, der Galizischen Aktienhypothekenbank und Privataktiengesellschaften für Bierbrauerei,
[* 27] Dampfmühlen und Erdölgewinnung
mit zusammen 0,85 Mill. Fl. Kapital.
Verfassung und Verwaltung. Der Landtag besteht (nach der Landesordnung vom aus 31 Mitgliedern, nämlich aus dem
Erzbischofe, 10 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 5 Abgeordneten der Städte, 2 Abgeordneten der Handels- und Gewerbekammer
und 12 Abgeordneten der Landgemeinden, wozu seit 1875 noch der Rektor der Universität kommt. In das Abgeordnetenhaus
des allgemeinen österr. Reichsrats entsendet die Bukowina 9 Vertreter. Die obere Leitung der innern Administration des Landes ist
der Landesregierung in Czernowitz überwiesen,
die Gerichtsbarkeit untersteht dem Oberlandesgerichte in Lemberg,
[* 28] die Militärverwaltung
dem dortigen Korpskommando. Das Herzogtum zerfällt außer der Landeshauptstadt in 8 Bezirks Hauptmannschaften:
Das Wappen der Bukowina ist ein von Blau und Rot gespaltener Schild,
[* 29] in dessen Mitte ein vorwärts gekehrter schwarzer,
beim Halse abgerissener Büffelkopf zu sehen ist, den drei goldene Sterne in der Ordnung 1, 2 begleiten. Auf dem Schilde ist
eine Herzogskrone. (S. Tafel: Wappen
[* 30] der Österreichisch-Ungarischen Kronländer,
[* 19]
Fig. 16, beim ArtikelÖsterreichisch-Ungarische Monarchie.) Die Landesfärben sind Blau-Rot.
Geschichte. Die Bukowina, zur Römerzeit ein Teil der Provinz Dacien, war im Mittelalter das Herz der Ansiedelung. In der Bukowina liegen
die alte Hospodarenhauptstadt Suczawa, das Kloster Putna mit den Fürstengräbern und überhaupt die ansehnlichsten und ältesten
Klöster der Moldau. Die Bukowina kann nicht zu Siebenbürgen gehört haben und erst vom Woiwoden
Stephan V. 1482 erobert worden sein, wie österr. Geschichtsbücher behaupten, da sich schon 1412 ein in Lublin zwischen
Wladislaw Jagello von Polen und Sigmund von Ungarn abgeschlossener Vertrag vorfindet, welcher ein gemeinsames Vorgehen gegen
Alexander I. (1401-33) und eine Teilung gerade der Bukowina statuiert, die jedoch nicht zu stande kam. Im Russisch-Türkischen
Kriege 1769 von den Russen, 1774 von den Österreichern besetzt, wurde sie 1775 endgültig von der Pforte an Maria Theresia abgetreten
und 1786 als CzernowitzerKreis
[* 31] mit Galizien vereinigt, 1849 aber zum selbständigen Kronlande erhoben. -