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Hotel Hungaria, die um 1500 erbaute got. Stadtpfarrkirche, die älteste Kirche B.s, das Zollamt, die Lagerhäuser und der Elevator, ein großartiger Getreidespeicher. Bemerkenswert sind noch das alte (1844 erbaute) und das neue Rathaus, das Nationalmuseum mit dem enthüllten Aranydenkmal, die Synagoge und die 1872 von Wagner und Kallina erbaute neue Synagoge, das Nationaltheater, der von Karl VI. erbaute Invalidenpalast, die große Karlskaserne, das neue Post- und Telegraphenamt. Am Waitzener Boulevard steht die neue roman. Leopoldskirche und auf dem Josephsplatz das Standbild des Palatins Erzherzog Joseph. Im Bau ist ein großartiges Parlamentsgebäude am Rudolfsquai. Auch die neue 2½ km lange Andrássy-, früher Radialstraße enthält große prachtvolle Gebäude, wie das neue, von Ybl 1870-74 im ital. Renaissancestil erbaute Opernhaus (1270 Plätze), das Künstlerhaus, das Gebäude der Ungar. Staatsbahnen [* 2] u. a. Das Stadtwäldchen, in dem sich der große Teich befindet, und der Tiergarten mit Cirkus [* 3] sind beliebte Spaziergänge. Seit 1874 wurden 4861 Neubauten (183 Mill. Fl.) aufgeführt.
Verwaltung. Budapest [* 4] bildet eine Stadtgemeinde, an deren Spitze ein Oberbürgermeister, ein Bürgermeister mit dem Magistrat und die Repräsentanz (400 Mitglieder) stehen. Die Vollziehung der Beschlüsse der letztern besorgt der Magistrat, der aus einem der Bürgermeister, 2 Unterbürgermeistern und 8 Magistratsräten sowie einem Obernotär zusammengesetzt ist. Zum Zweck der Verwaltung ist die Stadt in 10 unter je einem Bezirksvorstande stehenden Bezirke eingeteilt:
1) die Festung [* 5] (Vár) mit Taban (Raizenstadt) und Christinenstadt;
2) die Wasserstadt (Viziváros) und Landstraße (Országut);
3) das Neustift und Altofen (das ehemalige Ofen und Altofen):
4) die innere Stadt (Belváros);
5) die Leopoldstadt (Lipótváros) mit der Margareteninsel;
6) die Theresienstadt (Terézvaros);
7) die Elisabethstadt (Erzsébetváros);
8) die Josephstadt (Józsefváros);
9) die Franzstadt (Ferenczváros);
10) der Steinbruch (Köbánya). An der Spitze des Polizeiwesens steht der Oberstadthauptmann. Vorzüglich sind das Feuerlöschwesen und die Beleuchtung. [* 6] Eine 1868 von dem engl. Ingenieur Lindley begonnene Wasserleitung [* 7] versieht die Stadt mit filtriertem Donauwasser; 2 in Felsen gehauene Behälter in Steinbruch werden von den gegenüber der Margareteninsel befindlichen Dampfmaschinen [* 8] gespeist. Ein zweites Wasserwerk am Schwabenberg liefert das Wasser für die Ofener Stadtteile; ein drittes wird im Sommer 1893 eröffnet.
Finanzen. Das Vermögen der Stadt wird auf 80 Mill. Fl. geschätzt. Die Schulden stiegen seit 1874 von 11,5 auf 18,6 Mill. Fl. Die Einnahmen betrugen 1874: 5,245, 1892: 9,450 Mill. Fl.
Behörden. Budapest ist der Sitz der ungar. Landesregierung, des ungar. Reichstags (Magnaten- und Abgeordnetenhaus), des Staatsrechnungshofs, der königl. Kurie (oberster Gerichtshof), der königl. Tafel, eines Handels- und Wechselgerichts, einer Oberstaatsanwaltschaft, zweier Gerichtshöfe erster Instanz, zweier Finanzdirektionen, einer Finanzprokuratur, eines Hauptzollamtes, einer Lottodirektion, Berghauptmannschaft, Post- und Telegraphendirektion,der Komitatsbehörden des Komnitats Pest-Pilis-Solt-Kis-Kun, eines Bischofs und eines weltlichen Generalinspektors für die lutherische, eines Bischofs für die reform. Kirche, einer israel.
Landeskanzlei, einer Centralkommission für die orthodoxen Israeliten, eines deutschen Generalkonsuls und der Konsuln der meisten andern Staaten. Von Militärbehörden haben in Budapest ihren Sitz eine Geniedirektion, ein Militär-(Garnison-)gericht erster Instanz, ein Platzkommando, das 4. Korpskommando, das Landwehr-Oberkommando, die Kommandos der 31. und 32. Truppendivision, der 61., 62., 63., 64. Infanterie-, der 4., 18. Kavallerie-, der 4. Artilleriebrigade und das 3. ungar. Gendarmeriekommando. Endlich bestehen 2 Garnisonspitäler, ein Artillerie-Zeug-, ein Monturdepot (Nr. 2), eine Filiale des Train-Zeugdepots und eine Remonten-Assentierungskommission (Nr. 1).
Schul-und Bildungswesen. Obenan steht die 1842 gestiftete Akademie der Wissenschaften. Ihr Zweck ist Pflege der magyar. Sprache [* 9] und der Wissenschaften mit Ausnahme der Theologie. Die Fonds (2,44 Mill. Fl.) wurden durch Privatbeiträge beschafft, wozu Graf Stephan Széchényi 1825 mit einer Spende von 60000 Fl. den Anfang machte. In ihrem Palast ist auch die von der Nation um 1,3 Mill. Fl. 1865 angekaufte Esterházy-Bildergalerie, nun Landes-Gemäldegalerie. Das Nationalmuseum wurde 1802 durch die Schenkungen des Grafen Franz Széchényi, Vater Stephan Széchényis, begründet und enthält eine große Bibliothek (400000 Bände und 63000 Handschriften), kriegs- und naturhistorische, archäologische, ethnographische Sammlungen, Antikenkabinett und Bildergalerie.
Die Universität wurde, nachdem die 1390 in Ofen errichtete eingegangen war, 1635 in Tyrnau gegründet, 1777 nach Ofen und 1783 nach Pest verlegt; sie wurde 1850 den österr. Hochschulen gleichgestellt, seit 1867 ganz magyarisiert und hat 219 Lehrer und (1891/92) 3223 Studierende; das Chemische [* 10] Laboratorium [* 11] wurde 1872 eröffnet, das neue Gebäude der Universitätsbibliothek (190000 Bände, 1000 Handschriften) 1875 bezogen. Das königl. Josephs-Polytechnikum (75 Lehrer, 708 Studierende) auf der linken Donauseite im neuen Polytechnischen Palais hat reiche Sammlungen, Laboratorien und eine Bibliothek (60000 Bände).
Die Militärakademie, Ludovica, in eigenem Gebäude, hat etwa 500 Zöglinge. Die Kisfaludy- und die Petösi-Gesellschaften befördern die schöne Litteratur, die Historische, Naturwissenschaftliche, Medizinische, Geographische, Geologische, Ethnographische, Pädagogische, Heraldische, Mathematische, Physikalische Gesellschaft halten gleich den drei Sektionen der Akademie der Wissenschaften in ihren Sitzungen öffentliche Vorlesungen und geben originale und übersetzte Werke und Zeitschriften heraus.
Ferner bestehen eine Geologische Landesanstalt, Handelsakademie mit Lehrkurs für orient. Sprachen, 5 Realschulen, 9 Gymnasien (3 Staats-, 2 katholische, 1 evangelisch-lutherisches, 1 reformiertes und 2 Privatgymnasien), 1 Rabbi-Seminar mit Gymnasial-Vorschule, 3 Seminarien für Bürger- und Volksschullehrer, 3 für Lehrerinnen, 1 für Erzieherinnen, 1 Seminar für Mittelschulprofessoren (Gymnasial- und Realschullehrer) mit gymnasialer Übungsschule, das Franz-Josephs-Internat, 1 Veterinärakademie, private Handels- und Gewerbeschulen, eine Landes-Musterzeichenschule, gewerbliche Mittelschule, Fachschulen für Eisenbahnbeamte und Post- und Telegraphenbeamte, staatliche Fachgewerbschulen für Holz- und andere Industrien, je 1 Infanterie-Kadetten- und Honvedkavallerieschule;
endlich 13 Kommunal-, 2 Vereins- und 2 Privat- Bürgerschulen, 79 Alltags- und 37 ¶
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Abend-Gemeinde-Elementarschulen, 21 konfessionelle Volksschulen und 32 Vereins- und Privat-Elementarschulen; außerdem giebt es noch 42 Bewahranstalten und Kindergärten, 2 Präparandien für Kindergärtnerinnen, 1 Landes-Blindenanstalt, 3 Taubstummeninstitute, 1 Idiotenanstalt, Rettungs- und Waisenhäuser; insgesamt 350 verschiedene Lehr- und Erziehungsanstalten. Die Kunst wird gefördert durch Theater [* 13] (4 ungarische: das neue Opernhaus, das Nationaltheater für Schauspiele, das Festungs- und das Volkstheater), 1 Musikakademie, deren Generaldirektor früher Franz Liszt war, 1 Musikkonservatorium, 1 Theater- und Opernschule, 1 Maler- und 1 Glasmalereischule, 1 Künstlerhaus mit ständiger Kunstausstellung, Kunstvereine, kunstgewerbliche Fachschule, technolog.
Gewerbemuseum, Meisterschule für Malerei. Andere Vereine und Institute sind der St. Stephansverein (1847) zur Herausgabe kath., wissenschaftlicher und populärer Werke; die Ungarische Historische Gesellschaft (1868); die Gesellschaften der Ärzte (1841) und der Naturforscher, die Geologische Gesellschaft, das Geologische Institut, die Geographische Gesellschaft, das Meteorologische Institut, der Statistische Landesrat, das Statistische Landesbureau mit Bibliothek (Direktor Jekelfalussy), das städtische Statistische Bureau (Direktor Körösi), das Landesarchiv, die Gesellschaft für bildende Künste (1861), der Landesrat für bildende Künste (1871), Landesrat für Hygieine, Landesschulrat; die Landeskommission zur Erforschung der Baudenkmäler; endlich zur Pflege der Geselligkeit und des Sports das Nationalkasino (vom Grafen Stephan Széchényi gegründet) mit dem Jockeyklub, die Klubs der Reichstagsabgeordneten, der Schriftsteller und der Journalisten, die Lloydgesellschaft aus angesehenen Geschäftsleuten, 14 Freimaurerlogen, 5 Rudervereine (jährlich eine große Regatta auf der Donau) u. a. Jährlich werden zwei Wettrennen auf dem neuen Rennplatz abgehalten, und früher fanden mehrere Volksfeste statt, vor allen das Stephansfest am 20. Aug., wo die Nationalreliquie, die Hand [* 14] Stephans des Heiligen in der Schloßkapelle ausgestellt wird. In Budapest erscheinen 295 Zeitschriften (240 ungarische, 26 deutsche), darunter 18 politische (5 deutsche) Tagesblätter.
Wohlthätigkeitsanstalten. Das Rochushospital in der Kerepeserstraße, die Landes-Irrenanstalt in Leopoldifeld, 2 km von Ofen (1860-68 errichtet), mit 1000 Betten, das Spital der Barmherzigen Brüder in Ofen, das Johannisspital, das neue Stephanie-Kinderspital, das neue Hauptstädtische Spital mit 720 Betten, die Spitäler der Gesellschaft zum Roten Kreuz [* 15] in Ofen, 2 Garnisonspitäler (Nr. 16 und 17), das neue israel. Spital und Bethesdakrankenhaus in Pest, eine Privatirrenanstalt, ein königl. Blindeninstitut, 2 Waisen-, 2 Armenhäuser, 1 Bürgerversorgungshaus, Honvédasyl, Rettungshäuser, Kindergärten, Klein-Kinderbewahranstalten sowie zahlreiche andere Vereine für Kranken-, Armenpflege und Wohlthätigkeit.
Industrie. hat über 350 Fabriken. Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte sowie Metallwaren (30 Fabriken, darunter: Ungarische Lampenfabrik mit 222, Schraubenfabrik 200 Arbeitern), Maschinen- und Wagenfabrik der Königl. Ungar. Staatsbahnen (1900 Arbeiter), die Schlicksche Eisengießerei [* 16] (1054 Arbeiter), Ungar. Maschinen- und Kesselausrüstungsfabrik, 4 Schiffswerften (947, 400, 140, 157 Arbeiter), Fabrikation von Feuerwehrgerätschaften, Waffen [* 17] (Waffenfabrik für Armeebedarf), Messerschmiedewaren, Kochgeschirren für die Armee, Drahtflecht- und Siebwaren, Musik- und wissenschaftlichen Instrumenten und Apparaten (12), Glas, [* 18] Porzellan, Majolika (26), Kautschukwaren, chem. Produkten (3 Fabriken, Flora mit 248, Spodium 120, Union 134 Arbeitern), ferner von Arzneimitteln, Mineralwasser, Sprengmaterialien, Tabak [* 19] (2 königl. Fabriken mit 2154 Arbeitern), Stearinkerzen, Seifen, Paraffin, [* 20] Öl, Knochenmehl, Cement.
Thonwaren [* 21] und Ziegeln (7 Brennereien, 2600 Arbeiter), Zündwaren, Weizenstärke, Spiritus [* 22] (5 Brennnereien, 700 Arbeiter), Champagner, Cognac, Hefe, [* 23] Liqueur, Rum (14 Fabriken), Matratzen, Bettdecken, Posamentierwaren, Wäsche, Kleidern, künstliche Blumen, Lederwaren (7 Fabriken, Machlupsche Fabriken 400, Schmitt 200 Arbeiter), Papier (10), Handschuhen, Möbeln, Parkett, Jalousien, Kautschukdecken, Pfeifen und Spielwaren; ferner bestehen 1 Petroleumraffinerie, 12 Dampfmühlen (3182 Arbeiter, 7 Mill. Ctr. Mahlfähigkeit), 3 Bierbrauereien (Anton Dreher, Erste Ungarische Aktienbrauerei, 385 Arbeiter), Gries-, Gerste- und Hirseschälfabrik (Aktiengesellschaft), 11 Fabriken der Textilindustrie (Wollwäscherei, 150 Arbeiter; Jutespinnerei 893, 3776 Spindeln, 224 mechan. Webstühle), [* 24] 3 Blaufärbereien und Kattundruckereien (Goldberger Kattundruckerei 402, Gerson Spitzer Kattundruckerei 269 Arbeiter), große typographische Anstalten und Buchdruckereien (Aktienbuchdruckerei 242, Staatsdruckerei 355, Athenäum 200, Pallas 197, Franklin 191, Kosmos u. a.). - Als größte Fabrik B.s besonders hervorzuheben ist die Firma Ganz & Co. mit zusammen 3300 Arbeitern (davon 2500 für Waggonbau, 800 für Mühlenbau, elektrische Anlagen und Gießerei). [* 25]
Handel. Der bedeutende Handel erstreckt sich besonders auf Getreide [* 26] (Umsatz 1892: 0,5 Mill. t), Schafwolle (8276 t), Wein (17586 t), Spiritus (9271 t), Ölsaat und Kleesamen, Hanf, Tabak, Pflaumen aus Bosnien [* 27] und Serbien, [* 28] Honig, Wachs, Fettwaren, Hornvieh (Auftrieb: [* 29] 324 262 Stück), Schweine [* 30] 621 981 Stück, Jahresumsatz 30-40 Mill. Fl.), Pferde [* 31] (32 744), Schafe [* 32] (416 51), Häute und Felle, Knoppern, Bettfedern, Pottasche, Brenn- und Nutzholz, Steinkohlen, Petroleum.
Zur Förderung des Handels und Geldwesens bestehen eine Handels- und Gewerbekammer, das Handelsmuseum (vom Staat subventioniert, 800 inländ. Aussteller, 14 Vertretungen im Orient, mit Informationsbureau), die Ungarische Handelsgesellschaft (1,2 Mill. Fl. Kapital) und die Waren- und Effektenbörse (Umsatz der erstern 7,7 Mill. Fl.). Unter den 17 größern Geldinstituten (Ende 1890: Aktienkapital 54,9 Mill. Fl., Reserven 35 Proz., davon Spareinlagen 160,6, Portefeuille 61,9, Hypothekenanleihen 266 Mill. Fl.) sind die Hauptanstalt der Österreich-Ungarischen Bank, die Ungarische Allgemeine Kreditbank (14 Mill. Fl. Aktienkapital), Ungarische Hypothekenbank (11,9 Mill. Fl.), Ungarische Eskomptebank (10 Mill. Fl.), Kommerzialbank (10 Mill.Fl.), Erste Vaterländische Sparkasse (Aktienkapital 4 Mill., Reserve 11 Mill. Fl.), Vereinigte Budapester Sparkasse (Einlagen [1890] 30,85 Mill. Fl.), Central-Landessparkasse, Ungarisches Bodenkreditinstitut (11,5 Mill. Fl. Reserve); die Erste Ungarische Allgemeine Assekuranz-Gesellschaft (Reserve 22,7 Mill. Fl.), Foncière (Aktienkapital und Reserve 6,2 Mill. Fl.) und die Franco-Hongroise (6,4 Mill. Fl.), deren Aktien von der Ersten ¶