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und Pest nebst Steinbruch (Köbánya) links der Donau und der im Flusse nördlich gelegenen Margareteninsel. Die rechte Uferseite zeigt im Vordergrund den Gerhards-(Blocks-)Berg (218 m) mit der Citadelle, deren Auflassung beschlossen ist, dann die Festung [* 2] mit dem königl. Schlosse oder der Burg (Király palota), unter Maria Theresia 1771 vollendet, mit Garten. [* 3] Im Hintergrunde reihen sich terrassenförmig höhere Berge mit dem schönen Auwinkel (s. unten) und anmutige Thäler.
An der der Stadt zugekehrten Seite der Berge wuchsen die bekannten Ofener Weine; die Weinstöcke sind jetzt durch die Reblaus [* 4] ganz vernichtet. Scheitel, Abhänge und Thäler der Berge sind mit Villen bedeckt; eine Zahnradbahn (3 km, Rigi-System) führt auf das Plateau des Schwabenbergs (476 m), benannt nach dem schwäb. Reichskontingent bei der Wiedereroberung Ofens 1686, mit Fernsicht auf die Donau, die Margareten- und Csepelinsel sowie auf Pest und Umgebung. Die Berge sind meist unbewaldet und mit Ausnahme der vorzüglichen Quelle [* 5] beim Saukopf, ohne Quellen und Bäche; am Fuße derselben, gegen die Donau zu, brechen heiße Quellen hervor. Die Gestaltung und Baumlosigkeit der Berge veranlaßt bei plötzlichem Regen oder Wolkenbruch eine Stauung des Wassers in der Mulde hinter der Festung (im sog. «Teufelsgraben»),
welche große Verheerungen anrichtet, wie wo viele Häuser einstürzten und gegen 200 Menschen ertranken. Jetzt ist dieser gefährliche «Teufelsgraben» geregelt und innerhalb des Weichbildes überwölbt.
[* 1] ^[Abb.]
Größe und Bevölkerung. [* 6] Das Weichbild der Stadt umfaßt 18 600 ha, hiervon kommen auf Ofen 6606, Altofen 3291, Pest 5130 und Steinbruch 3573 ha. Das verhältnismäßige Wachsen der Schwesterstädte zeigen folgende Ziffern: Ofen hatte 1836: 34 893, Pest 70 278 E.;
1857 hatte Ofen samt Altofen 55 240, 1870 Ofen allein 53 998 und Altofen 16 002, zusammen also 70000 E.;
Pest hatte 1857: 131 705, 1870: 200 476 E. Die Gesamtbevölkerung von Budapest [* 7] betrug 270 476 E., 1880: 360 550, mit der Garnison 370 767 E., 1890: 491 938, mit der Garnison 506 085 E., d.i. eine Zunahme (1869-80) von 90 074 E. oder 33,3 Proz., (1880-90) 135 318 E. oder 36,50 Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren (1890) 316 057 Römisch-, 2752 Griechisch-Katholische, 2218 Griechisch-Orientalische, 28 018 Evangelische augsburgischer Konfession, 37 895 Reformierte, 103 317 Israeliten (1869 nur 42000, also 145,9 Proz. Vermehrung);
der Muttersprache nach 328 781 Magyaren, 117 867 Deutsche, [* 8] 26 920 Slowaken und 13 103 andere (Kroaten, Serben, Rumänen, Russen, Griechen, Armenier, Zigeuner u. s. w.).
Die Zahl der Analphabeten betrug 1869: 26,75 und 1891: 16,2 Proz. Die Stadt hatte (1890) 12 277 bewohnte Häuser.
In Garnison (14 147 Mann) lagen (1893) das 1. und 2. Bataillon des 6. ungar. Infanterieregiments «Karl I. König von Rumänien», [* 9] 1., 2., 4. Bataillon des 23. ungar. Infanterieregiments «Ludwig Wilhelm I. Markgraf von Baden-Baden», [* 10] 1. Bataillon des 32. ungar. Infanterieregiments «Kaiserin und Königin Maria Theresia», 1.-3. Bataillon des 38. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Mollinary», 1. und 2. Bataillon des 52. Infanterieregiments «Erzherzog Friedrich», 1. und 3. Bataillon des ungar. Infanterieregiments «Reicher», 3. und 4. Bataillon des 86. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Szveteney», das 7. bosn.-hrzegowin. Infanteriebataillon, 16. ungar. Husarenregiment «Graf Üxküll Gyllenbrand», 4. ungar. Korpsartillerieregiment «Freiherr von Lenk», die 7. und 8. Batteriedivision, das 2. Bataillon des 6. ungar. Festungsartillerieregiments «Kollarz», 7. und 14. Pionierbataillon, die 4. Division des 2. Trainregiments und ein Marinedetachement.
Brücken, [* 11] Gebäude, Denkmäler. Die berühmte Kettenbrücke, eine der größten Europas (erbaut 1842-49 von dem engl. Ingenieur Tierney-Clark, ist 380 m lang und 12 m breit; der mittlere große Bogen [* 12] umspannt 190 m; die Ketten ruhen auf zwei etwa 50 m hohen Pfeilern. Ihre Fortsetzung ist der 180 m lange Tunnel [* 13] durch den Festungsberg (erbaut 1853-56). Außerdem verbinden die beiden Ufer die 1872-76 erbaute eiserne Margaretenbrücke bei der Margareteninsel (18 m über dem Strom, 17 m breit) und die neue Eisenbahnverbindungsbrücke im Gittersystem mit 4 Öffnungen. In Ofen ist das hervorragendste Bauwerk das königl. Schloß oder die Burg, 1849 zum Teil abgebrannt und jetzt mit großer Pracht hergestellt und erweitert, enthält 203 Zimmer und den Thronsaal, in dem der ungar. Reichsrat eröffnet und die ungar. Reichsinsignien, darunter die Krone des heil. Stephan, verwahrt werden.
Einen besonders schönen Anblick gewähren die neuen Gartenanlagen, die bis zur Donau hinunter reichen. In der Festung ist außer dem Schlosse die Matthiaskirche aus Matthias Corvinus' Zeit bemerkenswert, die stilgerecht (Spätgotik) erneuert wurde. Ferner sind zu erwähnen: das 20 m hohe Denkmal zu Ehren des 1849 bei der Verteidigung der Festung Ofen gefallenen Generals Hentzy (s. d.), das Arany-Denkmal (von Strobl), das Honved-Denkmal (von Zala), beide im Mai 1893 enthüllt;
das Stadthaus, die Garnisonkirche, das Obergymnasium, die Oberrealschule, das Garnisonspital.
In Altofen (dem altröm. Aquincum [s. d.] oder Acincum) sind Ruinen eines röm. Aquädukts, eines Amphitheaters (1880 entdeckt), röm. Bäder und andere Altertümer. Die Synagoge daselbst, früher die schönste und größte Ungarns, wird jetzt von der neuern in Pest übertroffen. Auf einer Donauinsel besitzt die kaiserl. königl. priv. Erste Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft eine große Schifsswerfte (3000 Arbeiter). Auf einem der Ofener Vorstadt nahe gelegenen Hügel erhebt sich das Grabdenkmal des mohammed. Heiligen Gül Baba (Rosenvater), das jährlich von Pilgern des Orients besucht wird.
Das linke Donau-Ufer (Pest) ist flach, hat aber im Hintergrunde den Stadtteil Steinbruch mit Weingärten. Der 1862-64 nach Stülers Plänen erbaute Palast der Ungarischen Akademie ziert den Franz-Josephsplatz, auf dem das Széchényi-Denkmal errichtet ist; ihm gegenüber steht das Deák-Monument, auf einem kleinen Seitenplatze die Eötvös-Statue, beide von Huszár; weiter abwärts wurde in der Nähe des Schwurplatzes (der neugekrönte König leistet hier den Eid) dem bedeutendsten ungar. Lyriker, A. Petösi, ein Denkmal errichtet. Vom Franz-Josephsplatz aus führt längs der Donau der prachtvolle Franz-Josephs-Quai, die beliebteste Promenade von Pest. An ihm die neue Börse, das 1859-65 im roman.-maur. Stil erbaute große Redoutengebäude mit großartigen Ball- und Konzertsälen, das Grand ¶
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Hotel Hungaria, die um 1500 erbaute got. Stadtpfarrkirche, die älteste Kirche B.s, das Zollamt, die Lagerhäuser und der Elevator, ein großartiger Getreidespeicher. Bemerkenswert sind noch das alte (1844 erbaute) und das neue Rathaus, das Nationalmuseum mit dem enthüllten Aranydenkmal, die Synagoge und die 1872 von Wagner und Kallina erbaute neue Synagoge, das Nationaltheater, der von Karl VI. erbaute Invalidenpalast, die große Karlskaserne, das neue Post- und Telegraphenamt. Am Waitzener Boulevard steht die neue roman. Leopoldskirche und auf dem Josephsplatz das Standbild des Palatins Erzherzog Joseph. Im Bau ist ein großartiges Parlamentsgebäude am Rudolfsquai. Auch die neue 2½ km lange Andrássy-, früher Radialstraße enthält große prachtvolle Gebäude, wie das neue, von Ybl 1870-74 im ital. Renaissancestil erbaute Opernhaus (1270 Plätze), das Künstlerhaus, das Gebäude der Ungar. Staatsbahnen [* 15] u. a. Das Stadtwäldchen, in dem sich der große Teich befindet, und der Tiergarten mit Cirkus [* 16] sind beliebte Spaziergänge. Seit 1874 wurden 4861 Neubauten (183 Mill. Fl.) aufgeführt.
Verwaltung. Budapest bildet eine Stadtgemeinde, an deren Spitze ein Oberbürgermeister, ein Bürgermeister mit dem Magistrat und die Repräsentanz (400 Mitglieder) stehen. Die Vollziehung der Beschlüsse der letztern besorgt der Magistrat, der aus einem der Bürgermeister, 2 Unterbürgermeistern und 8 Magistratsräten sowie einem Obernotär zusammengesetzt ist. Zum Zweck der Verwaltung ist die Stadt in 10 unter je einem Bezirksvorstande stehenden Bezirke eingeteilt:
1) die Festung (Vár) mit Taban (Raizenstadt) und Christinenstadt;
2) die Wasserstadt (Viziváros) und Landstraße (Országut);
3) das Neustift und Altofen (das ehemalige Ofen und Altofen):
4) die innere Stadt (Belváros);
5) die Leopoldstadt (Lipótváros) mit der Margareteninsel;
6) die Theresienstadt (Terézvaros);
7) die Elisabethstadt (Erzsébetváros);
8) die Josephstadt (Józsefváros);
9) die Franzstadt (Ferenczváros);
10) der Steinbruch (Köbánya). An der Spitze des Polizeiwesens steht der Oberstadthauptmann. Vorzüglich sind das Feuerlöschwesen und die Beleuchtung. [* 17] Eine 1868 von dem engl. Ingenieur Lindley begonnene Wasserleitung [* 18] versieht die Stadt mit filtriertem Donauwasser; 2 in Felsen gehauene Behälter in Steinbruch werden von den gegenüber der Margareteninsel befindlichen Dampfmaschinen [* 19] gespeist. Ein zweites Wasserwerk am Schwabenberg liefert das Wasser für die Ofener Stadtteile; ein drittes wird im Sommer 1893 eröffnet.
Finanzen. Das Vermögen der Stadt wird auf 80 Mill. Fl. geschätzt. Die Schulden stiegen seit 1874 von 11,5 auf 18,6 Mill. Fl. Die Einnahmen betrugen 1874: 5,245, 1892: 9,450 Mill. Fl.
Behörden. Budapest ist der Sitz der ungar. Landesregierung, des ungar. Reichstags (Magnaten- und Abgeordnetenhaus), des Staatsrechnungshofs, der königl. Kurie (oberster Gerichtshof), der königl. Tafel, eines Handels- und Wechselgerichts, einer Oberstaatsanwaltschaft, zweier Gerichtshöfe erster Instanz, zweier Finanzdirektionen, einer Finanzprokuratur, eines Hauptzollamtes, einer Lottodirektion, Berghauptmannschaft, Post- und Telegraphendirektion,der Komitatsbehörden des Komnitats Pest-Pilis-Solt-Kis-Kun, eines Bischofs und eines weltlichen Generalinspektors für die lutherische, eines Bischofs für die reform. Kirche, einer israel.
Landeskanzlei, einer Centralkommission für die orthodoxen Israeliten, eines deutschen Generalkonsuls und der Konsuln der meisten andern Staaten. Von Militärbehörden haben in Budapest ihren Sitz eine Geniedirektion, ein Militär-(Garnison-)gericht erster Instanz, ein Platzkommando, das 4. Korpskommando, das Landwehr-Oberkommando, die Kommandos der 31. und 32. Truppendivision, der 61., 62., 63., 64. Infanterie-, der 4., 18. Kavallerie-, der 4. Artilleriebrigade und das 3. ungar. Gendarmeriekommando. Endlich bestehen 2 Garnisonspitäler, ein Artillerie-Zeug-, ein Monturdepot (Nr. 2), eine Filiale des Train-Zeugdepots und eine Remonten-Assentierungskommission (Nr. 1).
Schul-und Bildungswesen. Obenan steht die 1842 gestiftete Akademie der Wissenschaften. Ihr Zweck ist Pflege der magyar. Sprache [* 20] und der Wissenschaften mit Ausnahme der Theologie. Die Fonds (2,44 Mill. Fl.) wurden durch Privatbeiträge beschafft, wozu Graf Stephan Széchényi 1825 mit einer Spende von 60000 Fl. den Anfang machte. In ihrem Palast ist auch die von der Nation um 1,3 Mill. Fl. 1865 angekaufte Esterházy-Bildergalerie, nun Landes-Gemäldegalerie. Das Nationalmuseum wurde 1802 durch die Schenkungen des Grafen Franz Széchényi, Vater Stephan Széchényis, begründet und enthält eine große Bibliothek (400000 Bände und 63000 Handschriften), kriegs- und naturhistorische, archäologische, ethnographische Sammlungen, Antikenkabinett und Bildergalerie.
Die Universität wurde, nachdem die 1390 in Ofen errichtete eingegangen war, 1635 in Tyrnau gegründet, 1777 nach Ofen und 1783 nach Pest verlegt; sie wurde 1850 den österr. Hochschulen gleichgestellt, seit 1867 ganz magyarisiert und hat 219 Lehrer und (1891/92) 3223 Studierende; das Chemische [* 21] Laboratorium [* 22] wurde 1872 eröffnet, das neue Gebäude der Universitätsbibliothek (190000 Bände, 1000 Handschriften) 1875 bezogen. Das königl. Josephs-Polytechnikum (75 Lehrer, 708 Studierende) auf der linken Donauseite im neuen Polytechnischen Palais hat reiche Sammlungen, Laboratorien und eine Bibliothek (60000 Bände).
Die Militärakademie, Ludovica, in eigenem Gebäude, hat etwa 500 Zöglinge. Die Kisfaludy- und die Petösi-Gesellschaften befördern die schöne Litteratur, die Historische, Naturwissenschaftliche, Medizinische, Geographische, Geologische, Ethnographische, Pädagogische, Heraldische, Mathematische, Physikalische Gesellschaft halten gleich den drei Sektionen der Akademie der Wissenschaften in ihren Sitzungen öffentliche Vorlesungen und geben originale und übersetzte Werke und Zeitschriften heraus.
Ferner bestehen eine Geologische Landesanstalt, Handelsakademie mit Lehrkurs für orient. Sprachen, 5 Realschulen, 9 Gymnasien (3 Staats-, 2 katholische, 1 evangelisch-lutherisches, 1 reformiertes und 2 Privatgymnasien), 1 Rabbi-Seminar mit Gymnasial-Vorschule, 3 Seminarien für Bürger- und Volksschullehrer, 3 für Lehrerinnen, 1 für Erzieherinnen, 1 Seminar für Mittelschulprofessoren (Gymnasial- und Realschullehrer) mit gymnasialer Übungsschule, das Franz-Josephs-Internat, 1 Veterinärakademie, private Handels- und Gewerbeschulen, eine Landes-Musterzeichenschule, gewerbliche Mittelschule, Fachschulen für Eisenbahnbeamte und Post- und Telegraphenbeamte, staatliche Fachgewerbschulen für Holz- und andere Industrien, je 1 Infanterie-Kadetten- und Honvedkavallerieschule;
endlich 13 Kommunal-, 2 Vereins- und 2 Privat- Bürgerschulen, 79 Alltags- und 37 ¶