und Ranken durchflochten waren.
Jean Grolier de Servin, ein
Franzose, schuf farbenprächtige Ledermosaikarbeiten. Anfangs Maiolis
Arbeiten nachahmend, verwendete er bald hellere
Farben, legte die
Band- und Cartouchenornamente farbig aus und umzog sie mit
Goldlinien zur
Begrenzung der
Farben. In
Deutschland
[* 2] verschaffte sich im 16. Jahrh. vorzugsweise die Rahmenform für Deckenverzierung,
in
Golddruck und Blindpressung ausgeführt, Geltung. Die Vergoldung stand nicht auf der Höhe der ital.
und franz. Kunstleistungen, doch zeigt oft die Behandlung der Formen an
Blatt- und Blütenornamenten große künstlerische
Gewandtheit. Im 17. Jahrh. führte Le
[* 3] Gascon (1640 - 55) Bucheinband von hohem künstlerischem
Wert und großer Schönheit aus, vorwiegend mit dem Bandornament als Grundlage.
Durch den Dreißigjährigen
Krieg, der in
Deutschland das Kunsthandwerk zerstörte, geriet auch die Buchbinderkunst in
Verfall,
und die spätern Bucheinband des 18. Jahrh. zeigen die
Merkmale des Rokoko- und Barockstils. Die dekorative Kunst wie die Kunst überhaupt
sank, und charakterloses Allerlei trat als Zierat an die
Stelle früherer Kunstleistungen.
In den letzten
Jahrzehnten des 19. Jahrh. hat sich durch das allgemeine Erwachen der Kunstindustrie überhaupt
auch die Vergoldekunst und Buchdeckenverzierung wieder zu bedeutender Höhe emporgeschwungen, eine selbständige, neuzeitliche
Stilart oder Verzierungsweise hat sich jedoch nicht herausgebildet. Sehr beliebt sind in unserer Zeit die Bucheinband nach
Grolierschen Vorbildern geworden, welche die Anwendung von
Gold-,
Schwarz-, Blinddruck und Ledermosaik gestatten und in feinfühlig
stilisierten
Blumen, schmuckvollem Rankenwerk und
Arabesken, Schildereien die reichste Abwechselung zulassen. -
Vgl. Fritzsche,
Moderne Bucheinband (Lpz. 1878).
Maul, Deutsche
[* 4] Bucheinband der Neuzeit. Eine Sammlung ausgeführter
Arbeiten hg. unter Mitwirkung von
Hans Friedel
(ebd. 1888): Lempertz, Bilderhefte zur Geschichte des Bücherhandels (13 Jahrg., Köln
[* 5] 1853 - 65): Le
Roux de Lincy,
Recherches
sur
Jean Grolier (Par. 1866);
Libri, Monuments inédits de l'ornement des livres (Lond. 1862);
Julien
(Pseudonym für Bachelin),
Album de reliures artistiques et historiques des 16e - 19e siècles (Par. 1869):
MariusMichel, La reliure française depuis l'invention de l'imprimerie jusqu'à la fin du 18e siècle (ebd. 1880);
ders.,
La reliure française commerciale et industrielle (ebd. 1881);
Zähnsdorf, The art of bookbinding (Lond. 1880);
O. Uzanne,
La reliure moderne artistique et fantaisiste (Par. 1887);
Bickel, Büchereinbände des 15. bis 18. Jahrh. (42
Taf. mit
Text, Lpz. 1892).
Franz,
Philolog, geb. zu Rheinberg am Niederrhein, studierte in
Bonn
[* 9]
Philologie, war seit 1856 als
Gymnasiallehrer und
Docent in
Bonn thätig, ward 1858 außerord. und 1862 ord. Professor der klassischen
Philologie und Direktor des philol. Seminars zu Freiburg
[* 10] i. Br., 1866 zu Greifswald,
[* 11] 1870 zuBonn. Man hat von ihm
Ausgaben des Frontinus
«De aquis urbis
Romae» (Lpz. 1858),
einen «Grundriß
der lat. Deklination» (ebd. 1866; neue Ausg. von Windekilde,
Bonn 1879; franz.
Übersetzung mit
BiographieB.s vonL.Havet, Par. 1876),
eine Erklärung der umbrischen Sprachdenkmäler («Umbrica»,
Bonn 1883),
sowie des
«Rechtes von Gortyn» (mit
Zitelmann, Frankf. 1885) und zahlreiche Programme und
Abhandlungen
über italische Dialekte. Auch wird das «Rhein. Museum» seit 1876 von ihm
(in Gemeinschaft mit O. Ribbeck) redigiert.
1)
Amtsbezirk im bad.
Kreis
[* 13] Mosbach, hat (1890) 27121 (13315 männl., 13806 weibl.) E., darunter 1382
Evangelische und 465 Israeliten,
und 50 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des
Amtsbezirks an der Morre und der
Nebenlinie Seckach-Walldürn der
Bad.
[* 14]
^[Abb:Buchenspinner] nennt man zwei verschiedene
Arten von Nachtschmetterlingen.
Die eine, auch Rotschwanz oder
Kopfhänger
(Dasychira pudibundaL.) genannt, ist ein kleiner
Spinner mit graubraunen Vorderflügeln
und weißen
Streifen und ^[fehlendes d ergänzt]
¶
mehr
Binden, hellern Hinterflügeln. Die Staupe ist dicht behaart, schwefelgelb, trägt hinter dem Halse drei steife Borstenpinsel
auf schwarzen Spiegeln und einen langen, roten Haarpinsel auf dem hintersten Ringe. Sie hat zuweilen arge Verheerungen in Buchenwäldern
(1868 auf Rügen) angerichtet. ‒ Der weit größere Gabel-Buchenspinner (StauropusfagiL., s. umstehende
[* 20]
Figur),
der bräunliche, mit Zickzacklinien gezierte Flügel trägt und in manchen Jahren nicht selten ist, zeichnet sich durch die
sonderbare Gestalt und Haltung der Raupe aus.
Die vordern, echten Füße derselben sind ähnlich den derSpinnen
[* 21] lang und werden bei aufgerichtetem Körper vorgestreckt;
das Hinterende ist breit, schildförmig, mit zwei stabförmigen Anhängen versehen, und wird ebenfalls
senkrecht in die Höhe gerichtet. Die Raupe, welche im August auf Eichen, Buchen, Haseln, Erlen, Birken und Linden lebt, ist bissig
und fällt andere Raupen, selbst ihresgleichen, mit Wut an, sodaß man sie nur allein in einem Behälter aufzüchten kann.