auf den Ostsee-Inseln). In
Deutschland
[* 2] liebt sie bereits mehr die frischen Gebirgshänge als die Ebenen. Sie eignet sich namentlich
für den
Hochwald-, weniger für
Mittel- und Niederwaldbetrieb. Für letztern ist sie wegen der geringen Ausschlagfähigkeit
der
Stöcke und des langsamen Wuchses der
Äusschläge wenig tauglich, als Oberholz im Mittelwalde beschattet
sie mit ihrer dichten
Krone das
Unterholz zu stark. Der Buchenhochwald wird fast immer im
Femelschlagbetrieb (s. d.) bewirtschaftet.
Reiche Samenjahre (s. d.) sind indessen ziemlich selten, im mittlern
Deutschland treten sie nicht häufiger als alle 8 - 10 Jahre
auf. Obgleich die
Wurzeln der Buche ziemlich flach verlaufen, ist sie doch sturmfester als z. B.
die
Fichte.
[* 3]
Feinden und Gefahren ist die Buche weniger ausgesetzt als die
Nadelhölzer,
[* 4] doch nicht frei davon. Vielfach leidet sie durch
Spätfröste.
Überhälter (s. d.) erkranken gewöhnlich durch Rindenbrand (s. d.).
Die jungen
Pflanzen werden durch Blattfraß verschiedener
Rüsselkäfer
[* 5] beschädigt, namentlich aber in den Saatschulen oft
durch einenPilz,
[* 6]
Phytophthora omnivora
de Bary, zerstört
(Buchenkeimlingskrankheit). Buchenverjüngungen,
nämlich die
Bestände der jüngsten
Altersklasse, werden durch
Fraß der Mäuse, die am untern Stammteil die Rinde abschälen,
häufig stark beschädigt, ganz besonders geschieht dies durch die Feldmaus (Arvicola arvalis Pall.).
Im spätern
Alter tritt nicht selten der Buchenkrebs auf, eine dieStämme verändernde
Krankheit, die meist
durch einen parasitischen
Pilz, Nectria ditissima R. Hart.,
in äußerlich ähnlicher
Weise auch durch Einwirkungen des Frostes oder durch die zweier Läuse, Lachnus exsiccator R. Hart.
und Chermes fagi R. Hart.,
hervorgerufen wird. In Norddeutschland werden oft ganze Waldstrecken durch die Raupe des Rotschwanzes
(Dasychira pudibundaL.) entlaubt, indessen ohne besonders nachteilige Folgen. Im Holz
[* 7] alter Buche, namentlich in alten
Ästen, tritt der sog. Zunderschwamm auf (Polyporus fomentarius Fr.), er veranlaßt eine
Weißfäule.
Eine sehr beliebte
Varietät der gemeinen Buche ist die rotblätterige
Blutbuche
(Fagus purpurea), ferner finden sich noch
Varietäten
mit fiederlappigen, schmal- und spitzlappigen und anders gestalteten
Blättern
(Fagus incisa, asplenifolia,
cristata u. s. w.). Von den vier amerik. Buchenarten wird in Gärten bei uns nur
FagusferrugineaAit. angebaut; sie zeichnet
sich durch große
Blätter und röteres Holz aus.
Die
Weißbuche oder der Hornbaum (s. d.) gehört nicht zur Gattung
Fagus, sondern zu
Carpinus.
Die forstlich technische Speciallitteratur über Buche ist ziemlich reich, davon zu nennen: Grebe, Der
Buchen-Hochwaldbetrieb
(Eisenach
[* 8] 1856);
Knorr,
Studien über die Buchenwirtschaft (Nordhausen
[* 9] 1863);
Bucheln oder
Buchnüsse sind die
Früchte der gemeinen Rotbuche, die spitzdreikantig und mit einer glatten,
braunen, lederartigen Schale versehen sind. Sie besitzen frisch einen süßen, nußartigen
Geschmack und man kann, obschon
sie
ein flüchtiges, narkotisch-giftiges Princip (Fagin), wenn auch nur in sehr geringer Menge, enthalten sollen, eine ziemliche
Menge genießen. Man braucht die Bucheckern zur
Mästung des Viehs, vorzüglich der Schweine;
[* 12] doch soll der
Speck davon weich, schwammig
und nicht haltbar werden, was aber durch damit verbundene
Eichel- oder Erbsenmast gehoben wird.
Auch alles Federvieh, besonders die
Truthühner, frißt gequetschte Bucheckern gern und wird davon schnell fett. Das aus den Bucheckern kalt
gepreßte, gutgeklärte, reine Öl
(Bucheckernöl) ist wohlschmeckend und läßt sich gut an
Speisen verwenden, da es sich
lange hält, ohne ranzig zu werden. Das unreinere Öl wird zumBrennen und in
Gewerben verbraucht. Die
nach dem Auspressen übriggebliebenen
Ölkuchen geben ein gutes Mastfutter. Manche Fabriken, in denen Kakaomasse bereitet
wird, fälschen mit Bucheckern, da sie hierbei dem Kakao erst sein Fett, das sie als
Kakaobutter besonders verwerten, entziehen und
dann durch das Öl der Bucheckern wieder ersetzen können.
(hierzu die
Tafel: Bucheinbände) nennt man die innere
Verbindung der einzelnen
Teile und die äußere Hülle
eines
Buches (s. d. undBuchbinderei).
Soll zwar dessen
Inhalt stets die Hauptsache sein, so hat man doch
schon früh, seinem Werte entsprechend, der Hülle reichen künstlerischen Schmuck gegeben, der namentlich bei veralteten,
aber prächtig gebundenen
Büchern höher geschätzt wird als der
Inhalt. Museen wie auch Private
(Bibliophilen) kaufen und
sammeln diese
Bücher um ihrerEinbände willen.
Die noch erhaltenen
Einbände aus alter Zeit zeigen die Anwendung höchster Kunstübung. Bei Buchdeckeln aus der Karolingerzeit,
z. B. dem zu den deutschen Reichskleinodien gehörenden
EvangeliariumKarls d. Gr., sind die hölzernen
Decken mit Metallplatten
von
Gold
[* 15] und
Silber belegt und diese mit getriebener
Arbeit, mit
Edelstein und Email verziert.Andere aus
dem 10. und 11. Jahrh. haben geschnitzte Elfenbeintafeln mit figürlichen Reliefs. Da die
Bücher im Mittelalter gelegt und nicht wie heute auf die schmale Seite gestellt und in die Repositorien eingeschoben
wurden, so konnten sie zur größern Festigung bronzene
Ecken und Mittelstücke erhalten, die zu weiterer Verzierung mit Laub,
[* 1]
Figuren und Knöpfen versehen wurden.
Das den
Überzug der Holzdecken bildende Leder wurde seinerzeit figürlich wie ornamental verziert, und zwar in leichtem Relief
durch Schneiden, Heben und Punzieren, was im nassen Zustande des Leders ausgeführt wurde. (S. Lederschnitt.) Als sich nach
Erfindung der
Buchdruckerkunst die
Bücher unverhältnismäßig vervielfachten, ornamentierte man in
Gold,
Farbe oder auch ohne eine Färbung (Blindpressung) durch
Pressen mit größern
Stanzen, in welche die Verzierung vertieft hineingeschnitten
war. Im 16. Jahrh. wurde das Flachornament am meisten als Deckenverzierung angewendet, auch
die Ledermosaik (s. d.) sehr gepflegt. Mit seltenem Kunstverständnis verzierte
der um die Buchdruckervergoldekunst äußerst verdiente
Italiener Thomaso Maioli Einbanddecken vorzugsweise
durch
Band- und Cartouchenmuster in Blindpressung, die von Goldlinien eingefaßt und mit goldenen
Blättern¶
mehr
und Ranken durchflochten waren. Jean Grolier de Servin, ein Franzose, schuf farbenprächtige Ledermosaikarbeiten. Anfangs Maiolis
Arbeiten nachahmend, verwendete er bald hellere Farben, legte die Band- und Cartouchenornamente farbig aus und umzog sie mit
Goldlinien zur Begrenzung der Farben. In Deutschland verschaffte sich im 16. Jahrh. vorzugsweise die Rahmenform für Deckenverzierung,
in Golddruck und Blindpressung ausgeführt, Geltung. Die Vergoldung stand nicht auf der Höhe der ital.
und franz. Kunstleistungen, doch zeigt oft die Behandlung der Formen an Blatt- und Blütenornamenten große künstlerische
Gewandtheit. Im 17. Jahrh. führte Le
[* 17] Gascon (1640 - 55) Bucheinband von hohem künstlerischem
Wert und großer Schönheit aus, vorwiegend mit dem Bandornament als Grundlage.
Durch den Dreißigjährigen Krieg, der in Deutschland das Kunsthandwerk zerstörte, geriet auch die Buchbinderkunst in Verfall,
und die spätern Bucheinband des 18. Jahrh. zeigen die Merkmale des Rokoko- und Barockstils. Die dekorative Kunst wie die Kunst überhaupt
sank, und charakterloses Allerlei trat als Zierat an die Stelle früherer Kunstleistungen. In den letzten
Jahrzehnten des 19. Jahrh. hat sich durch das allgemeine Erwachen der Kunstindustrie überhaupt
auch die Vergoldekunst und Buchdeckenverzierung wieder zu bedeutender Höhe emporgeschwungen, eine selbständige, neuzeitliche
Stilart oder Verzierungsweise hat sich jedoch nicht herausgebildet. Sehr beliebt sind in unserer Zeit die Bucheinband nach
Grolierschen Vorbildern geworden, welche die Anwendung von Gold-, Schwarz-, Blinddruck und Ledermosaik gestatten und in feinfühlig
stilisierten Blumen, schmuckvollem Rankenwerk und Arabesken, Schildereien die reichste Abwechselung zulassen. -
Vgl. Fritzsche,
Moderne Bucheinband (Lpz. 1878).
Maul, Deutsche
[* 18] Bucheinband der Neuzeit. Eine Sammlung ausgeführter Arbeiten hg. unter Mitwirkung von Hans Friedel
(ebd. 1888): Lempertz, Bilderhefte zur Geschichte des Bücherhandels (13 Jahrg., Köln
[* 19] 1853 - 65): Le Roux de Lincy, Recherches
sur Jean Grolier (Par. 1866);
Libri, Monuments inédits de l'ornement des livres (Lond. 1862);
Julien (Pseudonym für Bachelin),
Album de reliures artistiques et historiques des 16e - 19e siècles (Par. 1869):
MariusMichel, La reliure française depuis l'invention de l'imprimerie jusqu'à la fin du 18e siècle (ebd. 1880);
ders.,
La reliure française commerciale et industrielle (ebd. 1881);
Zähnsdorf, The art of bookbinding (Lond. 1880);
O. Uzanne,
La reliure moderne artistique et fantaisiste (Par. 1887);
Bickel, Büchereinbände des 15. bis 18. Jahrh. (42
Taf. mit Text, Lpz. 1892).