mehr
Antoine Vérard, mit Vorliebe franz.
Bücher verlegten und dafür auch eine der heimischen
Schrift ähnelnde Typenart einführten
(Batardetype
, s.
Batarde). Zierliche, häufig auf
Pergament gedruckte
Bücher mit eleganter
Ausstattung, erbaulichen oder nationalen
Inhalts, werden in
Frankreich vom Ende des 15. Jahrh, an häufig. Neben
Paris
[* 2] gewann
Lyon,
[* 3] das mit
Deutschland
[* 4] enge
Verbindungen unterhielt, große Bedeutung als Büchermarkt. - Nach den
Niederlanden kam die Buchdruckerkunst, soviel sich ermitteln läßt,
über Köln;
[* 5]
Utrecht
[* 6] hat den ältesten datierten Druck (aus 1473 von Kettelaer und Leempt; etwas später druckte dort Joh.
Veldener).
Sonst sind Löwen, [* 7] Deventer und Brügge hervorzuheben. Hier druckte Colard Mansion seit 1476, welcher als Lehrmeister Will. Cartons (s. d.) gilt, durch den die Buchdruckerkunst nach England verpflanzt wurde (1477). Vielleicht aber haben beide in Köln gelernt und schreibt sich daher die Ähnlichkeit [* 8] ihrer Typen. Aus Haarlem, [* 9] wo Coster (s. d.) schon um 1423 gedruckt haben soll, giebt es erst von 1483 einen datierten Druck. Von den vielen (etwa 45) undatierten Bruchstücken kleiner holländ. Drucke (Donate u. dgl.), auf welche die Anhänger der holländ. Ansprüche so großen Wert legen, ist noch von keinem ein höheres Alter als aus dem Anfang der siebziger Jahre nachgewiesen. - In England blieb W. Caxton längere Zeit der einzige Drucker. Er druckte vorwiegend Bücher in engl. Sprache; [* 10]
liturgische Werke wurden mehrfach für engl. Diöcesen im Ausland gedruckt. - In Skandinavien war nur vorübergehend 1483 der Wanderdrucker Joh. Snell und 1494-96 eine andere Firma in Stockholm [* 11] thätig;
weitere Versuche unterblieben bis zur Mitte des 16. Jahrh. Der erste Buchdrucker Kopenhagens war Gottfr. von Ghemen 1490. - Auch in den slawischen Ländern tauchten Druckereien bald auf: Pilsen [* 12] erhielt 1475, Prag [* 13] 1478 die erste Presse; [* 14]
in Polen wurde das erste Buch 1491 zu Krakau [* 15] gedruckt;
in Rußland soll 1493 zu Tschernigow ein Buch in kirchenslaw.
Sprache mit cyrillischen Lettern erschienen sein, die ersten Bücher in russ. Sprache wurden jedoch im Auslande gedruckt. In der Türkei, [* 16] wo die Buchdruckerkunst nur verstohlen ausgeübt werden konnte, wurden von Juden Bücher gedruckt.
So hatte sich schon im 15. Jahrh., dank der deutschen Wanderlust, die Buchdruckerkunst fast über ganz Europa [* 17] verbreitet. Man kennt die Namen von etwa 1000 Druckern und Verlegern, und darf die Zahl der im 15. Jahrh, gedruckten Werke wohl auf 30000 ansetzen. Die Höhe der Auflagen betrug im Durchschnitt etwa 300.
Da die Aufgabe der Buchdruckerkunst die Vervielfältigung der Handschriften war, so war es selbstverständlich, daß die ersten Buchdrucker die Handschriften getreu nachahmten. Neben der erwähnten großen und fetten Missaleschrift, welche Gutenberg für den Druck der Donate und Bibeln anfertigte, bediente man sich einer andern Schrift für minder wichtige oder weniger gebrauchte Werke, einer kleinen halb-
got. Form, die der Alltagsschrift nahe stand. Mit dieser Texttype wurden zuerst die Ablaßbriefe von 1454/55 (s. Faksimile 1 und 2) gedruckt; bald darauf erscheint sie in Fust und Schöffers «Durandi Rationale» (1459, s. Faksimile 3) und (größer) in den «Constitutiones Clementis» (1460, s. Faksimile 4),
in Gutenbergs «Catholicon» (1460) und Mentels erster lat. Bibel [* 18] (etwa 1460, s. Faksimile 5).
Die Franzosen nannten diese Schrift Lettres de Somme, nach der damit gedruckten «Summa» des Thomas von Aquino. Andererseits hatten die Humanistenkreise die fränk. Minuskel des 10. bis
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Durandustype von Fust und Schöffer, aus Durande Nationale von 1459.]
12. Jahrh, wieder in Gebrauch genommen, und auch sie, welche in den Versalien die Buchstaben der röm. Inschriften und in den gemeinen Buchstaben runde Formen zeigt, wurde für den Typendruck frühzeitig nachgeahmt (s. Faksimile 6). Unsere lat. Druckschrift besitzt sie noch heute als Antiqua (s. d.). Mit ihr druckten Swevenheim und Ponnartz zu Subiaco
[* 1] ^[Abb.: Fig. 4. Clemens- oder Bibeltype von Fust und Schöffer, aus Sch. Verlagsanzeige von 1469 bis 1470.]
und Gering nebst Genossen zu Paris; in Deutschland ist ihr Gebrauch wahrscheinlich noch älter, doch drang er dort nicht so durch wie in Italien. [* 19] Zu deutschen und profanen Werken diente vorerst die
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Mentelsche Typen (Anfang der Bibel von 1460).]
lat. Texttype, später kam eine besondere Schrift got. Charakters auf, welche der damaligen Briefschrift sehr nahe stand. Sie wurde zuerst im «Garten [* 20] der Gesundheit» (1485 bei Pet. Schöffer) und
[* 1] ^[Abb.: Fig. 6. Aus Cicero de or. 1464 oder 1465. Subiaco.]
von dem Maler Rewich zu Mainz, [* 21] von dem auch vermutlich ihr Schnitt stammt, zum Druck von Breydenbachs «Die heyligen reysen gen Jherusalem zu dem heiligen Grab (1486) angewendet (s. Faksimile 7). Ihr sehr ähnlich ist die franz. Batarde oder ¶
mehr
Bastardschrift, welche gleichfalls in profanen Schriften gebraucht wurde, sowie die engl. Cartons. Doch emancipierten sich auch die Drucker von der einfachen
[* 22] ^[Abb. 7. Newichsche deutsche Typen.]
Nachahmung der Handschriften und führten die Druckschriften stilgerecht, namentlich mit Isolierung
[* 22] ^[Abb. 8. Schwabacher Typen von 1498.]
der einzelnen Buchstaben, durch. Aus der lat. Textschrift wurden alle regelmäßig runden und geradlinigen Buchstaben, aus der runden Schrift alle geschwungenen verbannt; so entstanden die gotische
[* 22] ^[Abb. 10. Älteste hebräische Druckschrift.]
und die Antiquaschrift in ihren reinen Formen. Aus der deutschen Schrift bildete sich noch im 15. Jahrh. eine Schrift heraus, welche gegenwärtig unter dem Namen Schwabacher bekannt und viel gebraucht ist (vgl. Faksimile 8 aus einem Drucke Albrecht Dürers von 1498). - Mit demselben Eifer, mit welchem die mannigfachen Handschriften in lat. und modernen Sprachen vervielfältigt wurden, ging man auch an den Abdruck der griech. Handschriften. Das erste griech.Werk, des Laskaris griech. Grammatik, druckte Dionisio Paravisino 1476 zu Mailand; [* 23] die treueste Nachahmung der griech. Handschriften mit ihrer Masse von Ligaturen lieferte Aldus Manutius in seinen zahlreichen Ausgaben griech. Autoren (s. Faksimile 9). Das erste gedruckte hebr. Werk erschien 1475 zu Reggio in Calabrien (s. Faksimile 10); eine in Soncino 1488 gedruckte hebr. Bibel zeigt bereits untergesetzte Vokale und Lesezeichen.
Für Musiknoten wurde zuerst der Raum leer gelassen, um sie mit der Feder einzuschreiben, später kamen sie als Holz- oder Metallschnitte vor (s. Musiknotendruck). Die Holz- oder Metallschnittillustration, die sich als Holzschnitt schon in Boners Fabelbuch (1461 gedruckt von Albr. Pfister) findet, war meist roh, auch wurde ein und derselbe Schnitt für verschiedene Darstellungen gebraucht, doch kamen auch gutgeschnittene Bilder vor. Initialen und Randverzierungen wurden anfangs mit der Hand [* 24] eingezeichnet. Die
[* 22] ^[Abb. 9. Aus einem griechischen Drucke des Albus Manutius.]
Bücher mußten nach dem Druck erst vom Rubrikator mit Überschriften, Kapitelzahlen und großen Anfangsbuchstaben versehen und unter Umständen vom Illuminator ausgemalt werden, oder sie wurden unausgemalt billiger verkauft, damit der Käufer sie selbst ausmalen lasse; daher findet man in den Wiegendrucken (Inkunabeln) häufig an Stelle der Initialen leere Räume. Bald suchten auch hier die Drucker die Arbeit zu vereinfachen und druckten in Holz [* 25] oder Metall geschnittene Initialen und Randleisten in ihre Bücher; schon das Psalterium von 1457 (s. oben) hat farbig eingedruckte ¶