karieren Postpapiere, erzeugen alle
Arten abgesetzte Liniaturen und eignen sich zum Liniieren der kompliziertesten Geschäftsbücher.
Neben der
Bekleidung mit verschiedenem Material verdient auch die sonstige
Ausstattung als ein wesentlicher
Teil des
Buches Beachtung.
Zu den
Farben- und Goldschnitten gesellt sich der
Präge-,
Gold- und
Farbendruck, der in der und den verwandten
Zweigen als Verzierungstechnik von Buchdecken, Mappen,
Albumsu. dgl. häufig angewendet wird. Die viel Erfahrung und Kenntnisse
erfordernde
Technik des Handvergoldens besteht im wesentlichen darin, daß auf einen
Stoff, der mit einem durch Wärme
[* 2] lösbaren
Bindemittel bestrichen ist, dünnes
Blattmetall mittels des
Goldmessers geschnitten, mit erhitzten Messinggravuren (Fileten
oder
Stempel), die mit einem, mit Handgriff versehenen Schriftkasten (Taf. II,
[* 1]
Fig.
9) zusammengestellt und -geschraubt sind, aufgepreßt und so zum Halten gebracht wird. Zum Erhitzen der Fileten und
Stempel
dient der Leim- und Vergoldeapparat
[* 1]
(Fig. 11). Der Druck muß sicher, energisch und schnell erfolgen,
und nur der richtig angewendete Wärmegrad und die sichere kräftige
Führung der Filete oder des Schriftkastens
wird einen reinen, glänzenden und vollkommenen
Golddruck erzeugen. Lange Linien oder Ornamente
[* 3] werden meist statt der Filete,
mit der Rolle (Taf. III,
[* 1]
Fig. 5) erzeugt, einem
Instrument, auf dessen Kreislinie ein fortlaufendes Ornament graviert ist
oder das aus Linienrollen besteht, die an einer
Stelle durchbrochen und in Gehrungen zugefeilt sind, um
gefällige Eckverbinduugen zu erzeugen.
Zum schnellen und sichern Vergolden haben
Bolle +
Jordan in
Berlin
[* 4] einen Kantenvergoldeapparat konstruiert, der sich vorzüglich
zum Vergolden gerader
Flächen, wie auch abgeschrägter Kanten eignet. Das Preßvergolden, also der
Maschinengolddruck, wird
besonders bei Massenherstellung von Buchdecken
u. dgl. sehr erfolgreich augewendet. Hier werden nicht
wie beim Handvergolden die Ornamente und
Schriften einzeln oder nach und nach aufgepreßt, sondern gleich vor dem Druck zu
einer ganzen Druckstäche vereinigt.
Infolge des kräftigen gleichmäßigen Druckes und der sicher regulierbaren Hitze bietet der Pressendruck weit weniger technische
Schwierigkeiten als der Handdruck, und seine quantitative Leistung ist gegenüber letzterm außerordentlich groß. Die früher
viel ausgeführten
Balancierpressen, als Vergolde-,Blinddruck- und Prägepressen, baut man heute mit Hebeleinrichtung (Taf.
II,
[* 1]
Fig. 16), wenn man nicht Dampfbetrieb wählt. Zu außerordentlich schweren Drucken, wie zum
Vergolden von
Buntpapieren, zum
Pressen von Leder,
Tapeten u. s. w., gebraucht man viel die hydraulischen,
von J.
Heim in Offenbach
[* 5] gebauten Prägepressen, die einen überaus starken Kraftaufwand ermöglichen.
Der Drucktiegel ist durch
Dampf
[* 6] oder
Gas heizbar eingerichtet. Um die
Decken von dem lose auf ihnen haftenden überschüssigen
Golde zu reinigen und um
Verlust und Verunreinigung dieses Materials zu verhindern, kommen die vergoldeten
Decken in die
Goldabkehrmaschine (Taf. I,
[* 1]
Fig. 10), welche in der Hauptsache aus
einem dicht schließenden Schrank
[* 7] besteht, in dessen Innern eine Bürstenwalze gelagert ist, die, in rotierende
Bewegung gesetzt,
das lockere
Gold
[* 8] abkehrt, welches durch ein Gitterwerk in einen verschlossenen Kasten fällt.
Zur Ausführung des in neuester Zeit zu hohen
Vollkommenheit
gelangten
Farbendruckes dienen ebenfalls die
vorerwähnten
Pressen. Seine
Technik ist vielfach dem Buchdruck entlehnt und die dazu benutzten Platten sind entweder gravierte
Messing- oder geätzte Zinkplatten. Die erstern sind sehr dauerhaft, die letztern bedeutend billiger. Die geringere Haltbarkeit
der Zinkplatten ist auch beimFarbendruck kein Hindernis, da die Narben des Kaliko mit einer blanken Messingplatte
erst niedergedrückt werden und eine glatte
Fläche keinen heißen Vordruck erfordert.
Jeder
Farbendruck verlangt einen scharfen, spiegelblanken Vordruck mit heißer
Presse,
[* 9] der wesentlich zum guten Gelingen beiträgt.
Auf dunklem
Grunde sind weiße oder sonst helle
Farben schwer oder nur unter Anwendung besonderer Maßregeln
zum
Decken zu bringen. In der Regel ist erst ein mit
Gold- oder Silberbronze eingestaubter Unterdruck nötig, der so eine helle,
vollständig den dunklen
Grund deckende
Fläche erzeugt, auf der dann die aufzudruckenden hellen
Farben sehr gut stehen. Die
Reihenfolge der Farbenplatten giebt meist der Graveur. Die Anwendung von
Deck- und Übergangstönen ist
wegen der starken Deckkraft der zähen
Farbe noch ziemlich beschränkt, und Übergangstöne sind am besten noch durch Anwendung
des
Irisdruckes (s. d.) zu erreichen.
In neuester Zeit ist für
Bucheinbände auch die Ledermosaik und der Lederschnitt (s. d.) wieder in
Aufnahme gekommen, auch dienen Schlösser (Schließen) und
Beschläge
(Ecken) oft aus edlem Metalle als
Verzierung des Buchdeckels, namentlich an
Sammetbänden (s.
Bucheinband).
Nach der Berufszählung von 1882 (neuere
Erhebungen liegen nicht vor) waren in
Deutschland
[* 10] für und Kartonnagenfabrikation 13213 Betriebe
vorhanden, in denen 42732
Personen (32023 männliche, 10709 weibliche) beschäftigt waren. Für 1892 werden etwa 15000 Betriebe
und gegen 60000
Arbeitskräfte anzunehmen sein.
I. Geschichtliches. Die mechan.
Vervielfältigung von Schriftzeichen ist alt, blieb aber bis zum
Ausgang des Mittelalters auf die Prägung der Münzen,
[* 16] Stempelung von
Thonwaren
[* 17]
u. dgl. beschränkt. Zwar
bedienten die alten Ägypter nach
Plinius’«Historianaturalis», 35, 11, 42 und nach Gräberfunden bei Herstellung gemusterter
Kattune sich unzweifelhaft des
Tafeldruckes oder der
Patronen, und in ähnlicher
Weise zubereitete Leinen- und Lederstoffe waren
im Mittelalter ganz gewöhnlich.
Daß aber die Griechen und
Römer
[* 18]
Texte oder
Bilder durch
Schablonen (Durchzeichnung)
oder
Patronen (Aufdruck) vervielfältigt hätten, ist aus
Plinius’«Historianaturalis», 35,2, 11, oder Petronius, §. 2 (vgl.
Plinius, 35, 10, 110), nicht zu schließen, nach
Plinius, 25, 2, 8, vielmehr abzuweisen, wie
¶
mehr
auch die pompejanischen Wandgemälde keine Spur der Verwendung von Schablonen zeigen. Auch die Kunstschreiber und Illuminatoren
(s. Briefmaler) des Mittelalters haben die Umrisse der Initialen u.s.w. in der Regel wohl nicht auf das Pergament oder Papier
aufgedruckt, sondern freihändig entworfen. Dagegen konnte das erwähnte Aufdrucken von Mustern auf Tapeten und
andere Stoffe zu einer gleichen Praxis bei Anfertigung von Bildern erbaulichen, belehrenden und unterhaltenden Inhalts führen.
Holz- und Metallschnitte sind erst aus dem Anfang des 15. Jahrh. nachweisbar. Der älteste
datierte Holzdruck ist von 1423; ein Bild mit der Zahl 1418 wird angezweifelt, doch darf man den ersten Gebrauch dieser
Drucke ohne Bedenken um mehrere Jahrzehnte früher ansetzen. Schnell wurden solche Tafeldrucke, die nachweislich selbst vom
Stein abgezogen wurden, ein sehr beliebtes Mittel der Verbreitung populärer Bilder und kurzer Texte. Aus den Brief- und Kartenmalern
wurden nunmehr zum Teil Briefdrucker und Formschneider.
Das weiche und billige Papier war hierbei dem Pergament bei weitem vorgezogen, ja fast ausschließlich
im Gebrauch. Kleinere und größere Blattreihen einheitlichen Inhalts ergaben die sog. Blockbücher (s. d.), welche den typographischen
Büchern bereits sehr ähnlich sind. Die ursprünglich nur auf einer Seite (anopisthographisch) abgezogenen Blätter pflegte
man in jenen Fällen auf den leeren Seiten zusammenzukleben, sodaß ihr Inhalt ohne Unterbrechung fortlief.
Aus der Mitte des 15. Jahrh. hat man bereits doppelseitige Tafeldrucke. Süd- und Westdeutschland sowie Holland scheinen die
Heimat und hauptsächliche Werkstätte der Holz- und Metallschnitte gewesen zu sein.
In diese Zeit, d. h. in das zweite Drittel des 15. Jahrh., fällt
die Erfindung und Ausbildung der Buchdruckerkunst. Die Entwickluug des Tafeldrucks hatte die Vorteile einer mechan. Vervielfältigung
der Bücker, zugleich aber auch die Mängel dieser Vervielfältigungsweise klar gelegt: nur für den einen geschnittenen Text
waren die Tafeln zu benutzen, Verbesserungen und Änderungen kaum anzubringen. Der wesentliche Schritt zum Gebrauch beweglicher
Typen, aus welchen die abzudruckende Platte sich zusammensetzen ließ und die von absolut gleicher
Höhe und dabei dauerhaft sein mußten, wenn sie eben jenen Vorteil gewähren sollten, war noch zu machen.
Diese geniale Idee faßte und brachte zur Ausführung Joh. Gutenberg (s. d.)
aus Mainz.
[* 20] Daß dabei die Praxis des Stempelschneidens und Münzens, welche es mehrfach mit gleichen Aufgaben
zu thun haben, anregend und anleitend wirkte, ist nicht unwahrscheinlich. Unter anderm läßt die Übereinstimmung mancher
technischer Ausdrücke (z. B. patrona, bez. patronus) darauf schließen. Auch der Gebrauch der Presse kann daher entlehnt sein,
indem man bei Holzschnitten durch längere Zeit nur des Reibers oder der Bürste sich bediente.
Obschon Gutenberg sich selbst nie als den Erfinder der Buchdruckerkunst nennt, wird er doch am
frühesten und durch längere Zeit ausschließlich von in- und ausländischen Autoren, auch solchen, die gut unterrichtet
sein konnten, als Erfinder bezeichnet: das älteste, freilich nur mittelbar überlieferte Zeugnis ist von 1458. Auch ist
ihm nicht allein mit Sicherheit der früheste Betrieb einer vollständigen Druckerei (in Mainz seit 1450),
sondern es sind ihm ebenso mit größter Wahrscheinlichkeit viel ältere Versuche im
Drucken (mindestens seit
1436 in Straßburg)
[* 21] zuzuschreiben. Mit letztern hängt auch vielleicht zusammen, was ein Procop Waldvogel
seit 1444 in Avignon, wie man seit 1890 weiß, in dieser Richtung ausübte. Es hat nicht an Versuchen gefehlt
und fehlt noch nicht daran, Gutenberg die Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst abzusprechen und sie teils seinen Gesellschaftern und
Schülern (Fust und Schöffer von Mainz, Mentel von Straßburg, Pfister von Bamberg),
[* 22] teils Fremden (Coster [s. d.] von Haarlem
[* 23] und Castaldi [s. d.] von Feltre) zuzuschreiben; die Forschungen der Neuzeit haben jedoch die Nichtigkeit
dieser Versuche zweifellos klargelegt.
Das erste größere, mit Missaletypen (s. Mönchsschrift) gedruckte Werk, von dem wir wissen, ist
die lat. 42zeilige Bibel, zu deren Herstellung sich Gutenberg mit Joh. Fust (s. d.)
von Mainz 1450 verband (s. Tafel: Buchdruckerkunst I). Diese Verbinduug endigte 1455 mit einem Prozeß,
welcher zu Fusts Gunsten entschieden wurde, in dessen Eigentum anscheinend das Druckgerät überging. Fust verband sich nun
mitPet. Schöffer (s. d.), einem frühern Schönschreiber, der bei Gutenberg
und Fust beschäftigt gewesen war und dem der Typenguß wichtige Verbesserungen zu verdanken hatte, zum eigenen
Betriebe einer Druckerei.
Beide ließen 1457 den Psalter lateinisch erscheinen, das erste Buch mit Druckort, Druckernamen und Erscheinungsjahr, in dem
überdies angegeben ist, daß es durch Druck und Lettern (adinventione artificiosa imprimendi ac characterizandi) hergestellt
sei. Ihre nächsten Drucke zeigen die der gewöhnlichen Schreibschrift nachgeahmte Texttype (je nach der Wichtigkeit
des Textes in verschiedener Größe), welche ähnlich in den Ablaßbriefen von 1454 und 1455 zuerst zur Anwendung gekommen
war.
Auch Gutenberg, welcher nach seiner Trennung von Fust sich mit dem Dr. Konr. Homery verbunden hatte,
druckte ein neues großes Werk, das «Catholicon» des Johannes von Janua, mit einer kleinen rundlichen
Texttype. Es erschien 1460 und hat am Schlusse die berühmte Unterschrift, welche mit schwungvollen Worten die neue Kunst und
die deutsche Nation als ihre Erfinderin preist und das Wesentliche der Erfindung in «mira
patronarum formarumque concordia proportione et modulo» findet.
Eine Kunst, zu deren Ausübung zahlreiche Hilfskräfte nötig waren, welche überdies durch die Unterschriften
des Psalteriums (1457 und 1459) und des «Catholicon» (1460) die Aufmerksamkeit aller Leser auf sich zog, konnte nicht Geheimnis
bleiben. Zwar waren die Arbeiter in den Druckereien zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet, aber man konnte sie doch nicht
hindern, fortzuwandern oder sich selbständig zu machen, zumal wenn ein Wechsel in der Leitung der Druckerei
eintrat. Es ist nachgewiesen, daß Mentel schon 1460 in Straßburg, Pfister 1461 zu Bamberg druckte, und die Erstürmung von
Mainz durch den GrafenAdolf von Nassau, bei welcher auch die Druckerei des Fust verbraunt sein soll, trug wesentlich zur Ausbreitung
der Kunst nach andern Städten bei. Die nächste deutsche Stadt, welche die neue Kuust aufnahm, war Köln,
[* 24] wo Ulrich Zell (s. d.) 1466 sein erstes datiertes Werk, anderes wahrscheinlich
schon früher druckte. Indes nur langsam rückte die in den ersten Decennien ihres Bestehens von der Heimaistätte Mainz
aus weiter vor: das Neue der Kunst, die großen Schwierigkeiten ihrer Ausübung, die bedeutenden Anforderungen,
welche technisch, kaufmännisch und vor allem
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