blühenden
Kolonien Hipponium, Medma, Rhegium, Lokri, Kroton u. a. gegründet hatten. 272
v. Chr. kamen die Bruttier in die
Gewalt der
Römer.
[* 2] Im zweiten
Punischen Kriege verbanden sie sich mit den Karthagern, verloren aber nach deren
Niederlage ihre
Unabhängigkeit, indem sie zu Staatssklaven (Bruttani servi) erklärt wurden und den Dienst der Liktoren,
Gerichtsdiener u. s. w. verrichten mußten.
d. i. unrein, ein dem
Italienischen entlehnter
Ausdruck, wird vorzüglich in Zusammensetzungen gebraucht, z. B.
Bruttogewicht,d.
i. das Gewicht der Ware mit
Inbegriff der Umhüllung (Emballage), meist abgekürzt in ^[img] oder ^[img].
Bruttoeinnahme, im Gegensatz zur Nettoeinnahme, heißt diejenige Einnahme, von der noch die Unkosten
u. s. w. hinwegzunehmen sind, um zur reinen Einnahme zu gelangen. Ebenso spricht man von
einer Bruttosteuer, von einem Bruttoerträge, und im Seewesen von einer Bruttofracht als dem Erwerb eines Schiffs einschließlich
der Ausrüstungskosten u. s. w. In
Beziehung auf das Gewicht von Waren ist der ebenfalls italienische, besonders in
Österreich
[* 3] und Süddeutschland übliche
NameSporco mit Brutto gleichbedeutend. (S.
Netto.)
Decimus
Junius, ein Teilnehmer an der Verschwörung gegen
Cäsar, geb. um 84
v. Chr., hatte sich in den gallischen
wie in den bürgerlichen
Kriegen ausgezeichnet und war als bevorzugter Liebling
Cäsars von diesem mit Gunst und Ehren überhäuft
worden. Trotzdem übernahm er in der Verschwörung die Rolle, den zögernden
Cäsar zu überreden, in
den Senat zu geben. Nach
CäsarsTode verteidigte er das cisalpinische
Gallien gegen
Antonius, ward aber von seinem
Heere verlassen
und auf
Antonius'
Befehl durch einen
Gallier getötet. In
Ciceros«Epistolae ad famiiares» ist einTeil des
Briefwechsels zwischen und
Cicero enthalten. 56
v. Chr., als er bei Gelegenheit des Veneterkrieges am Ocean weilte, entdeckte
er die Scilly-Inseln.
LuciusJunius, in der röm. Sagengeschichte der Sohn des
MarcusJunius und der Tochter des ältern
Tarquinius.
Da das Wort brutus, das in der ältern lat.Sprache
[* 4] «ernsthaft» bedeutete, nach dem spätern Sprachgebrauch
den
Begriff «schwerfällig», «geistesarm»
angenommen hatte, so entstand gegen Ende der Republik die Sage,L.Junius hätte sein Leben vor den Verfolgungen des Königs
Tarquinius Superbus, der alle
Glieder
[* 5] dieser Familie wegen ihrer
Ansprüche auf den
Thron
[* 6] zu vertilgen suchte, nur dadurch retten
können, daß er sich blödsinnig stellte, und deshalb hätte er den
Beinamen Brutus bekommen.
Aus
Anlaß einer in
Rom
[* 7] ausgebrochenen
Pest begleitete er die
Söhne desTarquinius zu dem Orakel nach Delphi. Auf die Frage der
Königssöhne, wer nach des
VatersTode in
Rom herrschen würde, antwortete die Priesterin: Wer zuerst die
Mutter küßt. Die
Söhne desTarquinius beschlossen, das Los entscheiden zu lassen. Brutus dagegen warf sich zu
Boden und berührte
mit seinen Lippen die
Mutter Erde. Nach dem
Tode der Lucretia (s. d.) setzte Brutus die Entthronung des Königs,
der sich im Lager
[* 8] außerhalb der Stadt befand, und dieVerbannung der königl. Familie durch. An
Stelle
des Königs sollten fortan zwei Konsuln auf ein Jahr die höchste Gewalt ausüben; und
Tarquinius Collatinus wurden (509
v. Chr.)
die ersten Konsuln.
Als
Tarquinius Superbus von
Tarquinii aus eine Verschwörung in
Rom anstiftete, in welche außer andern
vornehmen
Jünglingen
auch die beidenSöhne des Brutus verwickelt wurden, verurteilte Brutus seine eigenen
Söhne gleich den andern
Verschworenen zum
Tode und wohnte der
Vollstreckung des
Urteils selbst bei. Nunmehr zog
Tarquinius mit einem von den
StädtenVeji und
Tarquinii gestellten
Heere gegen
Rom. Brutus führte die Reiterei dem Feinde entgegen, ihm gegenüber befehligte
Aruns, des
Tarquinius Sohn. Während des
Gefechts, das für die
Römer siegreich endete, durchbohrten sich beide Führer gegenseitig mit
ihren Lanzen (509
v. Chr.).
Aufs feierlichste ward Brutus bestattet und später errichtete die Republik auf dem
Kapitol sein
Bild
von
Erz, in der Mitte der sieben Könige. Auf röm. Münzen
[* 9] ist derKopf des Brutus oft abgebildet.
MarcusJunius, der bekannteste unter den Mördern
Cäsars, stammte aus einem plebejischen Geschlecht, war 85 oder 79
v. Chr.
geboren und ein Sohn des
MarcusJunius und der Stiefschwester des
CatoUticensis, Servilia, die in engen
Beziehungen zu
Cäsar
stand.
Schon im
Altertum ward Brutus von vielen für einen natürlichen Sohn des
Cäsar gehalten. Zur zweiten
Gemahlin nahm er Porcia, die Tochter von
CatoUticensis. Brutus war anfangs ein Gegner des Pompejus, der seinen
Vater bei dem
Aufstand
des Lepidus getötet hatte, schloß sich ihm später an, trat aber nach der unglücklichen
Schlacht bei Pharsalus 48
v. Chr.
auf die Seite
Cäsars, der ihm für das J. 46 die
Verwaltung des cisalpinischen
Gallien, für 44 die städtische
Prätur übertrug,
nach deren
Verwaltung er Macedonien als
Provinz erhalten sollte.
Dennoch ward ein Haupt der Verschwörung gegen
Cäsar, für die ihn
Cassius (s. d.) gewann. Aber alsCäsar
ermordet war, gelang es und seinen Mitverschworenen nicht, das
Volk mit sich fortzureißen.
Antonius, dessen gleichzeitige
Ermordung Brutus verhindert hatte, wußte durch das Vorlesen des
TestamentsCäsars das
Volk zur Wut und
Rache gegen die
Mörder desselben
zu reizen. Brutus ging hierauf nach
Athen
[* 10] und setzte sich in den
Besitz der
Provinz Macedonien, sowie fast der
ganzen dort und in den angrenzenden Landschaften befindlichen Truppenmacht. Er überwältigte 43
v. Chr. Gajus
Antonius, den
Bruder des Triumvirs, und nahm ihn gefangen.
Dann ging er nach
Asien,
[* 11] wo er sich mit dem siegreichen
Cassius vereinigte, mit dem zusammen er vom Senat die
Obergewalt über alle Statthalterschaften im
Osten verliehen erhalten hatte. In
Rom erlangten jedoch die
TriumvirnAntonius,
Octavian und Lepidus bald die Oberhand. Sämtliche Verschworene wurden verurteilt und ein
Heer gegen und
Cassius ausgerüstet.
Letztere zogen über den
Hellespont und sammelten ihr
Heer, 19
Legionen und 20000 Reiter stark, in den Ebenen
von Philippi in Macedonien, wo die
TriumvirnAntonius und Octavian mit ihren
Legionen im Herbst des J. 42
v. Chr. erschienen.
In einer ersten
Schlacht siegte Brutus über das
Heer des Octavian;
Cassius aber ward von
Antonius geschlagen und tötete, den
Sieg
des Brutus nicht kennend, sich selbst. Etwa 20
Tage später ward Brutus durch den Ungestüm seines
Heers zu einer
zweiten
Schlacht genötigt, in der er völlig unterlag.
Da er seine Sache verloren sah, stürzte er sich in sein Schwert. Von
Brutus' Reden und
Schriften sind nur wenige Bruchstücke noch vorhanden; dagegen ist sein Briefwechsel mit
Cicero in
zwei
Büchern erhalten. Die Echtheit der
Briefe ist bezweifelt worden, aber mit Unrecht. Einzig der
Brief an Octavian ist gefälscht.
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