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Innern wußte sich diese mehrere Jahre lang unabhängig zu erhalten, bis sie endlich nach Oraniens Ermordung mit Alexander Farnese von Parma, [* 2] Don Juans Nachfolger, kapitulierte Die Geistlichen, besonders die Jesuiten, boten hierauf alles auf, um den Protestantismus, der inzwischen tiefe Wurzeln geschlagen hatte, wieder auszurotten. Isabellas, der Tochter Philipps und Gemahlin Erzherzog Alberts, Regierung, der die treu gebliebenen südl. Provinzen übergeben wurden, forderte die Wiederherstellung geordneterer Verhältnisse, obgleich sie eine Unzahl Mönchsorden hervorrief und einem unwürdigen Bestechungssystem nicht zu steuern vermochte.
Viel litt die Stadt in den Kriegen Spaniens mit Ludwig XIV. (Beschießung 1695 unter Villeroy) und Österreichs mit Ludwig XV. (Belagerung und Einnahme 1746 unter dem Marschall von Sachsen), [* 3] noch mehr aber durch den beständigen Gegensatz zu dem österr. Regierungssystem (Enthauptung des Zunftsyndikus Aneessens 1719), bis endlich nach dem Aachener Frieden Maria Theresias milderes Regiment eintrat. Brüssel [* 4] erhielt in diesem Zeitraume viele wichtige Anstalten und Bauten und segnet das Andenken des Generalgouverneurs Karl von Lothringen, dem man noch 1848 ein Denkmal errichtete.
Mit Joseph Ⅱ. trat wieder eine schwere Zeit, bekannt unter dem Namen Brabanter Revolution (1789), ein. Kaum war nach kurzer Unabhängigkeit (1790) die österr. Herrschaft wieder eingesetzt, so fiel infolge der Schlacht von Jemappes Belgien [* 5] den Franzosen anheim, und Dumouriez hielt 1792 (14. Nov.) seinen Einzug in Brüssel, das den Österreichern seit Beginn des Krieges als Hauptsammelplatz und den franz. Emigranten als Zufluchtsort gedient hatte. Der Sieg der Österreicher bei Neerwinden (März 1793) vertrieb die Franzosen aus der Stadt, und des Kaisers Franz Bruder, Erzherzog Karl, bezog aufs neue den Palast der Generalstatthalterschaft.
Selbst Kaiser Franz Ⅱ. erschien und beschwor feierlich die sog. Joyeuse Entrée oder Brabanter Verfassung. Einige Monate später brachte jedoch der Sieg Jourdans bei Fleurus aufs neue die Franzosen nach Brüssel das zur Hauptstadt des Dyle-Departements herabsank und auch unter Napoleons Schutz, der es mehrmals besuchte, nicht wieder den alten Glanz zu erreichen vermochte. Durch die Verbündeten im Febr. 1814 von franz. Herrschaft befreit, ward es 1815 (21. Sept.) mit ganz Belgien dem neugeschaffenen Königreich der Niederlande [* 6] einverleibt. Abwechselnd mit dem Haag [* 7] war Brüssel nunmehr Sitz der Generalstaaten und des königl. Hoflagers. Trotz des bedeutenden Aufschwungs, den die materielle Wohlfahrt der Stadt nahm, brach doch nach der Französischen Julirevolution die lange genährte Gärung gegen Holland zuerst zu Brüssel in offenen Aufstand aus, und es wurde die denkwürdige viertägige Schlacht zwischen holländ. Militär und den Blusenmännern des Bürgerstandes geschlagen.
Der glückliche Ausgang dieser Empörung entschädigte Brüssel mit dem Titel und Range der Hauptstadt des unabhängigen Königreichs Belgien. Am zog der neue Souverän, Prinz Leopold von Sachsen-Coburg, in ein. Ohne erwähnenswerte Störungen ging auch der Sturm von 1848 über Brüssel hinweg, ebenso die übrigen polit. Erschütterungen, die seit jener Zeit die Nachbarstaaten zu bestehen hatten, und 1890 wurde hier unter glänzenden Festlichkeiten das ^[] 60jährige Jubiläum der belg. Unabhängigkeit gefeiert. 1890 tagte in Brüssel der Antisklavereikongreß (s. Sklaverei), 1891 der zweite internationale Arbeiterkongreß, 1892-93 die internationale Münzkonferenz. -
Vgl. Henne und Wauters, Histoire de Bruxelles (3 Bde., Brüss. 1845);
Hymans, Bruxelles. A travers les âges (2 Bde., ebd. 1885);
Guide de l'étranger dans Bruxelles et ses environs (15. Aufl., ebd. 1890);
Bruxelles-Guide (10. Aufl., ebd. 1891).