für gründlichere wissenschaftliche
Bildung der Geistlichen, für
Reform der Mönchsorden und Klöster durch allgemeine Einführung
der Regel
Benedikts von
Nursia sowie für Gründung und Ausschmückung von
Kirchen. Er starb 11. Okt. 905. Man schrieb ihm Kommentare
über die fünf
Bücher Mosis und einige
Lebensbeschreibungen von
Heiligen zu. Sein Leben beschrieb Ruotger
in der «Vita Brunonis», die von Pertz in den «MonumentaGermaniaehistorica», Bd. 4 (Hannov.
1839; auch besonders abgedruckt in der Ausg. der «Scriptoresrerum Germanic.», ebd. 1841) hg. und von Jasmund («Die Geschichtschreiber
der deutschen Vorzeit», Bd. 30, 2. Aufl.,
neu bearbeitet von
Wattenbach, Lpz. 1890) ins Deutsche
[* 2] übersetzt ward. –
Vgl.
Meyer,
DeBrunone I. archiepiscopoColoniensi (Berl. 1867);
Pfeiffer, Histor.-kritische Beiträge zur Geschichte
Brun's I. (Köln
[* 3] 1870);
Die Zeugen der Wahrheit,
hg. von Piper (Bd. 2, Lpz. 1874).
1) Bruno von Köln, geb. um 1040 zu Köln, stammte aus einem edeln Geschlechte,
wurde in
Frankreich erzogen und übernahm später die Leitung der Reimser Domschule Das sittenlose Leben der dortigen Geistlichen
bewog ihn, seine kirchlichen Würden niederzulegen und sich mit sechs Freunden in den
Bergen
[* 4] der Gegend von
Grenoble
[* 5] 1084 als
Einsiedler niederzulassen. Aus dieser
Ansiedelung, der Bruno als Regel die verschärfte Ordnung der
Benediktiner
gab, entstand der
Orden
[* 6] der Kartäuser (s. d.). Papst
Urban II., früher ein
Schüler B.s, berief ihn 1089 zu sich. Bruno erhielt 1094 die
Erlaubnis, eine zweite Kartause bei della
Torre in
Calabrien zu gründen, der er bis zu seinem
Tode 1101 vorstand, die aber
nachher bald verfiel. Bruno wurde 1?28 (Anmerkung des Editors: unleserlich; andere
Quellen nennen das Jahr 1514 )
unter die
Heiligen versetzt
(Tag6. Okt.). Von den ihm beigelegten
Schriften (Par. 1524 und Köln 1611) werden nur die beiden Kommentare
über die Psalmen und die
Briefe des
Paulus sowie einige
Briefe für echt gehalten. –
2) Bruno, aus dem altangesehenen Geschlecht der Herren von Soleria in Piemont, geb.
um 1040, war Kanonikus an der
Kathedrale zu
Asti, disputierte 1077 auf der
Synode zu
Rom
[* 7] gegen
Berengar, ward 1077 Kardinal
und
Bischof von Segni, trat jedoch 1104 als Mönch in das
Kloster Monte
Cassino, deren
Abt er 1107 ward. Auf Bitten der Einwohner
Segnis kehrte Bruno später wieder in sein
Bistum zurück und starb dort Papst
Lucius III. sprach
ihn 1183 heilig;
Tag18. Juli. Bruno gehört zu den gelehrtesten Exegeten seiner Zeit, wenn er auch von der damals allgemeinen Vorliebe
zur
Allegorie nicht frei war. Seine
Schriften sind gesammelt hg. von Marchesi (2 Bde., Vened.
1562) und von Bruno
Bruni (2 Bde.,
Rom 1789–91).
3) Bruno oderBrun
(Bruns),
Apostel der
Preußen,
[* 8] geb. um 970, stammte aus dem Hause der
Grafen von Querfurt,
ward in der Domschule zu
Magdeburg
[* 9] gebildet und um 989 Domherr zu St.
Moritz bei
Magdeburg. 996 zog er im Gefolge
Ottos III.
nach
Rom, ward hier von dem schwärmerischen
Geiste weltflüchtiger
Ascese ergriffen, verließ den
Hof
[* 10] und
schloß sich dem heil.
Romuald, dem Begründer der Kamaldulenser, an. Bruno ließ sich zum Erzbischof der
Heiden weihen und ging 1004 nach
Polen, darauf nach
Ungarn,
[* 11] wo er das Leben Adalderts von
Prag
[* 12] beschrieb, und bekehrte 1007 die
Petschenegen. Nach
Polen zurückgekehrt,
zog er, als derHerzogBoleslaw ihm kriegerische Unterstützung versagte, mit 18 Gefährten in das
Land derPreußen, doch wurden sie alle erschlagen. Später wurde Bruno heilig gesprochen.
Tag15. Okt. –
Vgl. Giesebrecht in
den
«NeuenPreuß. Provinzialblättern» (1859);
Heine, Der heilige Bruno von Querfurt (Querf. 1877).
vonMagdeburg, Geschichtschreiber, hielt sich erst am
Hofe Werners von
Magdeburg, seit 1078 beim
Bischof von Merseburg
[* 13]
auf und schrieb zur
Rechtfertigung der
Wahl des Gegenkönigs
Hermannvon Salm und Luxemburg
[* 14] einen
«Liberde bello Saxonico» gegen
Heinrich IV.; eine Parteischrift, die ihm anscheinend das
Amt eines königl. Kanzlers als Belohnung
eintrug. Sie ist wegen der darin eingewebten
Urkunden von Wichtigkeit und wurde von Pertz in die «Scriptoresrerum Germanicarum», Bd. 5 (Hannov.
1843) aufgenommen und von
Wattenbach (in den «Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit», 2. Aufl.,
Berl. 1880) ins Deutsche übersetzt.
Giordano, ital.
Philosoph, geb. 1548 zu
Nola, trat 1563 in den
Dominikanerorden, wurde aber
bald wegen seiner Zweifel am Dogma verdächtig, mußte fliehen und gab 1576 das Klosterleben auf. Von da an führte er ein
unstetes Leben fast in ganz Europa,
[* 15] teils
weil er verdächtigt und verfolgt wurde, teils wie es scheint, aus innerer Ruhelosigkeit.
Er ging nach Genf,
[* 16] überLyon
[* 17] nach
Toulouse
[* 18] und
Paris,
[* 19] wo er eine sehr erfolgreiche Wirksamkeit begann, die jedoch
daran scheiterte, daß er die
Messe nicht besuchen wollte. Er begab sich 1583 nach
London,
[* 20] wo er einige seiner wichtigsten
Werke herausgab, hielt sich 1585 in
Parisauf und ging 1586 nach
Marburg.
[* 21]
Als ihm hier das Halten von Vorlesungen untersagt wurde, begab er sich nach Wittenberg,
[* 22] wo er 1586–88
Vorlesungen und bei seinem Weggang eine feurige Lobrede auf
Luther hielt. Während der folgenden Jahre finden wir ihn in
Prag,
Helmstedt,
Frankfurt
[* 23] a. M. und Zürich.
[* 24] 1592 wurde er durch den venet. Adligen Mocenigo nach
Venedig
[* 25] gerufen, um
ihn in den magischen Künsten zu unterrichten.
Bald jedoch zeigte ihn Mocenigo,
weil er sich von ihm betrogen glaubte, der
Inquisition an; Bruno wurde nach
Rom ausgeliefert und erlitt nach siebenjähriger Gefangenschaft, in der er standhaft einen
Widerruf
verweigerte, den
Feuertod auf dem
Campo di Fiore in
Rom, Auf demselben Platze wurde unter
großen Feierlichkeiten sein
Denkmal enthüllt. Zu seinen bedeutendsten
Schriften gehören
«Dellacausa, principio et uno» (Vened.
1584; übersetzt von Lasson in Kirchmanns
«PhilosophischerBibliothek», Berl. 1873),
«Detriplici minimo» (Frankf. 1591); außerdem schrieb Bruno einige Werke über die
LullischeGedächtniskunst und andere mystischen, satir. und astron.
Inhalts, ferner einige Gedichte und ein burleskes
Lustspiel«Il Candelajo» (1582). Die Originalausgaben seiner
Schriften sind sämtlich sehr selten; die italienischen haben
Wagner mit
einer biogr. Einleitung (2 Bde., Lpz.
1830) und de Lagarde (2 Bde., Götting.
1888) herausgegeben; die lateinischen zum
Teil Gfrörer (Bd. 1
u. 2, Stuttg. 1834–36), und neuerdings
Fiorentino,
«BruniNolani opera latine conscripta» (Bd. 1
u. 2, Neap. 1880
u. 1886) und Tocco, «Le
[* 26] opere latine diGiordanoBruno» (Flor.
1889); letzterer
¶
veröffentlichte noch «Leopere inedite diGiordanoBruno» (ebd. 1891). Die Philosophie B.s wurzelt in der Kopernikanischen Lehre,
[* 31] die er nicht durch Forschungen, sondern spekulativ begründete und zu einem ganzen philos. System erweiterte, das oft geradezu
divinatorisch spätern kosmologischen Errungenschaften vorgriff. Er erklärte das Universum für unendlich, dem Raum und
der Zeit nach; unzählige Welten schweben in demselben, sich gegenseitig je nach ihrer Verwandtschaft anziehend oder fliehend
und so ein System bildend.
Das Universum aber ist Gott, es ist vollendet und kann sich als Ganzes nicht ändern; alle Veränderung ist in ihm. Die Entwicklung
gehört nur den einzelnen Dingen an, und alle Gegensätze lösen sich in der Harmonie des Ganzen. So wie
aber Gott die Ursache aller Dinge und aller Entwicklung ist, so ist er auch ihr Endzweck, der kein anderer ist als die Verwirklichung
der unendlichen Formen und Gestalten, deren Möglichkeit in Gott liegt. Die Natur ist so die Selbstentfaltung
Gottes, der natura naturans, in der der Möglichkeit nach alles und auf einmal enthalten ist, was in der sichtbaren Welt (der
natura naturata) in zeitlicher Entwicklung erscheint.
Seine Lehre war ziemlich unbeachtet geblieben, bis Fr. H. Jacobi in den «Briefen über die Lehre des Spinoza», durch die Auszüge,
die er daselbst aus B.s Arbeiten gab, und nach ihm Schelling in dem «Bruno» benannten Gespräch
über die Weltseele die Aufmerksamkeit auf ihn lenkten. –